THW-Logo
27.01.2004 EM 2004 / Nationalmannschaften

Kieler Nachrichten: DHB-Team helfen nur drei Siege weiter

Tschechien erster Gegner in der EM-Hauptrunde

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2004:

Ljubljana - Umzugstag. Nacheinander schieben sich schwerfällige Busse vor das Eingangsportal des Hotels "Riviera" in Portoroz, der Sammelunterkunft aller in Koper beteiligten Mannschaften der Vorrundengruppe D. Es heißt, Abschied nehmen von der Adriaküste. Die Handball-Europameisterschaft tritt in ihre entscheidende Phase.
Neues Ziel ist Ljubljana. Die zentral gelegene Hauptstadt Sloweniens ist neben dem nördlichen Celje zweiter Hauptrunden-Ort. Zwölf Mannschaften sind noch im Rennen, sechs in jeder Stadt. Die in der Vorrunde gegen mitqualifizierte Teams gewonnenen Punkte ziehen mit um. Die Franzosen fahren - gut gelaunt - als Erste davon, gefolgt von Serbien & Montenegro und den skeptisch dreinblickenden Deutschen. Die Reihenfolge entspricht exakt dem Tabellenstand. Das Team von Bundestrainer Heiner Brand steigt als Vorrunden-Dritter mit nur einem Pluspunkt in die zweite EM-Woche ein.

Aus eigener Kraft sind die Halbfinals am kommenden Sonnabend nicht mehr zu erreichen, nur ein Ausrutscher der Franzosen (3 Punkte) oder Serben (2) brächte Deutschland noch aufs Treppchen. Den Rest muss das DHB-Team selbst erledigen. Soll heißen: Gegen Tschechien (heute, 18.30 Uhr), Slowenien (morgen, 20.30 Uhr) und Ungarn (Donnerstag ,18.30 Uhr, alle Spiele live im DSF) helfen nur Siege weiter.

Gestern verspürten die meisten Spieler nach dem von den portugiesischen Schiedsrichtern Goulao/Macau verwehrten Sieg gegen Frankreich zwar noch Wut im Bauch, aber Trotz gewinnt langsam die Oberhand. "Wir wissen um unsere Stärke", sagte Mannschaftskapitän Markus Bauer, bevor er in den Bus verschwand, "uns wird hier so leicht niemand mehr schlagen."

Die guten Vorstellungen seines Teams gegen Polen und Frankreich nötigten auch dem Bundestrainer Respekt ab. "Meine Mannschaft hat auf einem Niveau gespielt, das ich ihr eigentlich bei diesem Turnier so nicht zugetraut hätte", bekannte Brand. Die Szenen beim 29:29 gegen Frankreich beschäftigten den Bundestrainer auch gestern noch. Er habe sich in der Nacht die Bilder angesehen und bestätigt bekommen, dass beispielsweise die entscheidende Hinausstellung gegen Volker Zerbe nicht nachvollziehbar gewesen sei. "Das war eine normale Abwehrhaltung. Wenn ich dann 60 Minuten Didier Dinart sehe, dann wäre jede Minute eine Zeitstrafe fällig gewesen."

Von dem am Tag zuvor geäußerten Betrugsvorwurf wich er auch gestern nicht ab. "Ich kann nicht sagen, dass sich etwas relativiert hat. Aber wir gehen moralisch gestärkt aus dem Spiel."

Neues Spiel, neues Glück? Heute geht es gegen Tschechien, jene Mannschaft, die Island durch ein einziges mehr geworfenes Tor die Tür zur Hauptrunde versperrte. Bekanntester Mann im gegnerischen Team ist Jan Filip, der torgefährliche Rechtsaußen vom Bundesligisten HSG Nordhorn. Gute Kunde für die deutschen Fans: Daniel Stephan ist heute wieder dabei. Der Lemgoer war durch einen hinterhältigen Faustschlag vom beim HSV spielenden Franzosen Guillaume Gille an der Schläfe getroffen worden. Er erlitt eine leichte Gehirnerschütterung und wurde aus dem Spiel genommen. Gestern fühlte er sich besser. Sein großer Wunsch vor den letzten EM-Tagen: "Vielleicht sehen wir die Franzosen noch einmal wieder." Möglich wäre es. Frühestens aber im Finale.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2004)


(27.01.2004) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite