25./26.01.2004 - Letzte Aktualisierung: 26.01.2004 | EM 2004 / Nationalmannschaft |
Update #3 | Aktualisierung vom 26.01... |
Zunächst wurde die Unfairness der Franzosen jedoch nicht belohnt. Stephans Ersatzmann Pascal Hens brachte mit einem Doppelschlag zum 9:8 (22.) und 10:8 (22.) Deutschland mit zwei Toren in Führung, Markus Baur baute diesen Vorsprung per Siebenmeter sogar auf 11:8 (23.) aus. Doch die Mannschaft von Heiner Brand konnte den Drei-Tore-Vorsprung nicht halten und musste sich mit einer 14:13-Führung zur Pause begnügen.
Im zweiten Durchgang musste Deutschland dann nicht nur den Franzosen sondern auch den portugiesischen Schiedsrichtern Goulao / Macau trotzen. Nachdem Deutschland über 17:15 (35.) und 19:17 (40.) die Partie bis Mitte der zweiten Halbzeit (21:20, 44.) kontrollierte, spielten die Portugiesen plötzlich Schicksal, verhängten diverse umstrittene Zeitstrafen gegen Deutschland und entschieden ansonsten auch unverständlich. Prompt drehte Frankreich die Partie und ging mit 22:21 (48.) und 23:22 (50.) in Führung.
Doch die DHB-Equipe zeigte Moral, ließ sich durch die Fehlentscheidungen und üble Fouls (Schlag von Anquetil an Baurs Kopf) nicht verunsichern und ging über 24:23 (52.) mit 27:24 (54.) in Führung. Bis zur 58. Minute konnte Deutschland den Drei-Tore-Vorsprung beim 29:26 halten, dann erhielten innerhalb einer Minute Zerbe und Petersen eine Zwei-Minuten-Strafe. Frankreich nutzte die doppelte Überzahl und die gefälligen Entscheidungen der Schiedsrichter und glich 19 Sekunden vor Schluss zum 29:29 aus.
Bundestrainer Heiner Brand grollte nach dem Spiel: "Das war unverständtliche Zeitstrafen. Wenn man solche Maßstäbe anlegt, dann hätten die Franzosen 30 Zeitstrafen und wir 10 erhalten müssen, um die Relationen mal klar zu machen. In Unterzahl war es dann für uns natürlich schwer. Ich fühle mich um den Sieg betrogen. Als Normaldenkender kann ich für diese Entscheidungen keine Erklärung finden."
Henning Fritz spielte in den ersten 50 Minuten und konnte 13 Bälle parieren, darunter einen Siebenmeter gegen Karabatic, den besten Schützen der Franzosen mit 10/5 Toren. Klaus-Dieter Petersen spielte wie gewohnt einen starken Mittelblock zusammen mit Volker Zerbe. Christian Zeitz spielte elf Minuten und konnte zwei Tore erzielen.
Nach dem Abschluss der Vorrunde nehmen die Deutschen den gegen die Franzosen gewonnenen Punkt heute mit in die Hauptrunde nach Ljubljana, wo sie morgen zum Auftakt auf die Tschechei treffen. Da Serbien & Montenegro erwartungsgemäß gegen Polen gewann, startet Frankreich mit drei und Serbien mit zwei Punkten in Ljubljana.
Den Groll über die Umstände der kuriosen Punkteteilung sollten Mannschaftskapitän Markus Baur und seine Mitspieler indes schnellstens ablegen. Auch wenn's nicht leicht fällt. Denn außer den Franzosen waren sich gestern in der Hall Bonifica alle Beteiligten einig: Das portugiesische Schiedsrichtergespann Goulao/Macauo hatte ein schlimmes Spiel mit der DHB-Auswahl getrieben. Auf der einen Seite, der französischen, drückten die Unparteiischen bei Foulspielen beide Augen zu. Auf der anderen pfiffen sie dagegen Dinge, die gar nicht geschehen waren. Zweimal, in der 18. Minute bei einem brutalen Foul von Guillaume Gille gegen Daniel Stephan, und in der 48. nach einem Schlag ins Gesicht von Gregory Anquetil gegen Marcus Baur, wäre die Rote Karte die einzige richtige Entscheidung gewesen. Die hitzige Schlussphase mit dem unglücklichen Ende für Deutschland wäre gar nicht erst zu Stande gekommen.
Über weite Strecken bestimmte die deutsche Mannschaft das Spiel. Henning Fritz knüpfte im Tor zwar nicht an die letzten Leistungen an, war aber ein guter Rückhalt der starken 6:0-Deckung mit dem Mittelblock Petersen/Zerbe. Im Angriff überragte Christian Schwarzer mit sieben Treffern, nach der Verletzung von Daniel Stephan schloss der Hamburger Pascal Hens die Lücke mit sechs Toren. So zogen die Deutschen ihr Spiel konsequent durch. Die Drei-Tore-Führung kurz vor dem Ende war verdient.
Trotz der skandalösen Schiedsrichterleistungen bleibt dem Team von Heiner Brand der Vorwurf nicht erspart, in den letzten Sekunden Nerven gezeigt zu haben. Klar, durch die lächerliche Zeitstrafe gegen Volker Zerbe und die harte gegen Klaus-Dieter Petersen wegen Fußberührung des Balles, war das Team auf vier Feldspieler reduziert. Beteiligt waren aber Flüchtigkeitsfehler, die die Franzosen zur Aufholjagd nutzten. Den Schlusspunkt zum 29:29 setzte sechs Sekunden vor dem Abpfiff Frankreichs Bester, Nikola Karabatic, mit einem Siebenmeter gegen Schlussmann Christian Ramota.
"Wir haben gut gespielt und einen Punkt gewonnen. Danke schön." Das offizielle Fazit fasste Bundestrainer Heiner Brand bei der Pressekonferenz in dürren Worten ab. Er sagte in anderer Runde aber auch: "Ich habe schon vieles erlebt, aber so etwas noch nicht. Ich fühle mich betrogen." Der Gummersbacher hatte sich im Griff, die Verärgerung war ihm dennoch deutlich anzumerken.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2004)
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