22./23.01.2004 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2004 | EM 2004 / Nationalmannschaft |
Update #3 | Aktualisierung vom 23.01... |
Im zweiten Durchgang schien dann fast ein Debakel für die DHB-Equipe zu drohen. Nach 39 Minuten lag man mit 13:18 hinten, nach 45 Minuten gar mit 15:22. Christian Zeitz, der in der 35. Minute für wenige Minuten für den verunsicherten Florian Kehrmann kam, konnte in der kurzen Zeit keine Akzente setzen. Als Ramota für den anfangs starken Fritz ins deutsche Tor kam, ging noch einmal ein Ruck durch das Team von Heiner Brand. Innerhalb von drei Minuten verkürzte man von 21:27 (56.) auf 25:27 (59.), doch die Aufholjagd kam zu spät.
Sicherlich haben wir uns den Start ganz anders vorgestellt. Die Serben und Montenegriner standen in der Abwehr einfach besser, waren konsequenter. Dadurch konnten sie leichte Tore machen. Wir haben vorne wie hinten unser Spiel nicht gefunden. Bis zum letzten Ball hatten wir zwar noch die Chance, das Spiel zu drehen. Jetzt müssen wir die nächsten beiden Spiele gewinnen und etwas Glück haben. Der Medaillen-Traum ist noch nicht zu Ende. Aber erstmal müssen wir weiterkommen.
Gelingt der DHB-Auswahl heute Abend (20.30 Uhr, live im DSF) gegen die starken Polen kein Sieg, könnte das sportliche Fiasko am Sonntag im Spiel gegen Frankreich perfekt werden. Bob Hanning, Trainer des Handball-Bundesligisten HSV Hamburg, ist als Co-Kommentator beim deutschen EM-Sender DSF tätig. Aus dem Trainingslager von Serbien und Montenegro erreichte ihn, noch in Hamburg weilend, der Hilferuf: Unser Harz ist alle, bitte bringe welches mit. Bittsteller war Branko Kokir, Hannings ehemaliger Spieler aus Willstätter Zeiten. Bob Hanning erledigte den Job wunschgemäß. Es waren vorerst die letzten Freundlichkeiten, die zwischen an der EM beteiligten Deutschen und Serben ausgetauscht wurden. Vor 2500 Zuschauern in der "Hall Bonifika" konnten auch der Hamburger Torsten Jansen (8 Tore) sowie die Lemgoer Daniel Stephan (5/1) und Florian Kehrmann (5) als beste deutsche Werfer die bittere Pleite in dem Prestigeduell nicht verhindern.
354 Tage nach dem verlorenen WM-Finale gegen Kroatien (31:34 n.V.) fand die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) kein Rezept gegen die offensive Deckung der Serben und geriet mit 1:3 (7.) in Rückstand. Besonders Rückkehrer Volker Zerbe (Lemgo) und der Hamburger Pascal Hens konnten keine Akzente setzen. Nicht zuletzt dem sicheren Kieler Henning Fritz im Tor sowie Kretzschmar-Vertreter Jansen war es zu verdanken, dass die Deutschen dennoch Anschluss hielten und in der 19. Minute durch den Hamburger erstmals in Führung gingen (7:6). Henning Fritz war erstaunt: "Eigentlich haben wir so begonnen wie wir uns das vorgestellt hatten. Sehr kompakt, ich bin auch ganz gut ins Spiel gekommen. Doch dann haben wir keinen Druck aus dem Rückraum gemacht. Und mit so vielen Fehlern kann man bei einer EM bestimmt kein Spiel gewinnen." Wortkarg blieb der THWer Christian Zeitz: "Dazu fällt mir eigentlich gar nichts ein. Ich bin enttäuscht über die Niederlage und traurig, dass ich so wenig Spielanteile hatte."
Auch die Auftaktphase der zweiten Halbzeit verschlief das DHB-Team komplett, ließ in der Deckung nach und lief einem 14:20-Rückstand nach 42 Minuten hinterher. Beim Stand von 21:27 war vier Minuten vor Spielende praktisch alles entschieden, auch wenn die Deutschen den Rückstand in den Schlussminuten noch einmal verkürzten.
Heiner Brand hatte zuvor angesichts der Verletztenmisere und der mäßigen Vorbereitungsphase bereits vor der "Hammergruppe D" gewarnt. "Es ist die schwerste bei dieser EM. Wir müssen vor allen Gegnern Respekt haben. Keine Mannschaft hat einen Freifahrtschein für die Hauptrunde", betonte der 51 Jahre alte Weltmeister von 1978. Sein Fazit lautete: "Die entscheidenden Probleme lagen im Angriff. Wir haben zu viele Bälle weggegeben."
Für Außenspieler Kehrmann ist der misslungene Auftakt dann auch kein Grund zu resignieren. "Erst nach der Vorrunde wissen wir, wo wir wirklich stehen", meinte der Weltklasse-Rechtsaußen. Kehrmann hatte fünf Minuten vor dem Ende auch noch eine schmerzhafte Begegnung mit dem "vorbestraften" Serben-Coach Veselin Vujovic. "Der hat mir in die Beine getreten, als ich am Boden lag. Ich hoffe, dass man das auf dem Video sehen kann. Unglaublich!"
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2004)
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