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18.10.2004 Interview

Noka Serdarusic im Zebra-News-Interview: "Stefan Lövgren ist das Herzstück des THW Kiel"

Aus dem THW Kiel-Newsletter:

Noka Serdarusic:
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Der THW hat sich in der Spitzengruppe der Bundesliga festgesetzt. Auch der Start in die Pokalwettbewerbe ist überaus erfolgreich gelungen. Nach dem souveränen Champions-League-Auftakt stellte sich Trainer Noka Serdarusic den Fragen der ZEBRA-Redaktion, analysierte den bisherigen Saisonverlauf und wagte einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben.
Zebra:
Noka, mit 12:4-Punkten aus den ersten acht Spielen befindet sich Deine Mannschaft auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Damit kann man zufrieden sein, oder?
Noka Serdarusic:
Mit den bisherigen Leistungen bin ich im Großen und Ganzen auch zufrieden. Dies war vor dem Saisonstart so nicht unbedingt zu erwarten, denn schließlich standen den drei Abgängen nur zwei Neuverpflichtungen, Henrik Lundström und Frode Hagen, gegenüber. Dadurch ist der THW nicht unbedingt stärker geworden. Hinzu kommt, dass wir mit Roman Pungartnik einen Langzeitverletzten in unseren Reihen haben, Stefan Lövgren an einer chronischen Adduktorenzerrung leidet und "Pitti" Petersen momentan auch nur als "Standby-Spieler" zur Verfügung steht. Bei so einer dünnen Personaldecke frage ich mich oft, ob das reichen wird. Das bedrückt mich, denn eigentlich ist das zu wenig.

Wenn ich auf unsere bisherigen Spiele mit den entsprechenden Gegner zurückblicke, hätten wir uns vor dem Beginn der neuen Serie über 12:4-Punkte gefreut. Aber wir haben zwei Minuspunkte zuviel auf dem Konto. Die Niederlage in Göppingen war - wie natürlich jede Niederlage - völlig unnötig. Wir hatten dort viel Pech, hätten aber gewinnen oder zumindest einen Punkt holen müssen. Solche Spiele gibt es nun einmal immer wieder. Der Gegner erwischt einen Tag, an dem alles klappt. Die eigene Mannschaft erlaubt sich dann gerade im Überzahlspiel entscheidende Fehler und kassiert obendrein unnötige und unberechtigte Zeitstrafen. So eine Niederlage bleibt dann auch lange in den Köpfen der Mannschaft hängen.

Zebra:
Im DHB-Pokal ist der THW immer noch auf dem Weg zum Final Four und in der Champions League wurde der schwedische Meister aus Sävehof förmlich aus der Halle gefegt. Wie ist das bisherige Abschneiden in den Pokalwettbewerben zu bewerten?
Noka Serdarusic:
Über die Pokalwettbewerbe läßt sich zum jetzigen Zeitpunkt wenig sagen. Im DHB-Pokal wartet mit Emsdetten sicherlich eine lösbare Aufgabe auf uns, so dass wir das Achtelfinale erreichen sollten. Die Champions League hat gerade erst angefangen. Ich hatte von meiner Mannschaft erwartet, dass sie in Island gewinnt. Das soll nicht überheblich klingen, aber wir wollen unbedingt als Gruppenerster die nächste Runde erreichen. Da müssen solche Spiele einfach gewonnen werden. Ebenso sind Heimsiege in den Gruppenspielen Pflicht. Dabei mache ich mir aber Riesengedanken um die Gesundheit von Stefan Lövgren, der gegen die Schweden schon nach wenigen Minuten ausgeschieden ist. Bisher hat es ja gereicht bzw. Stefan hat sich "durchgebissen". Ich stelle mir aber sehr oft die Frage, was wir ohne Stefan machen.
Zebra:
Du hast die beiden Neuverpflichtungen schon kurz erwähnt. Werden die Neuzugänge Henrik Lundström und Frode Hagen den Erwartungen gerecht?
Noka Serdarusic:
Alle Neuzugänge brauchen normalerweise Zeit. Henrik Lundström hatte in der Vorbereitung leider leichte Verletzungsprobleme. Es steckt noch mehr in ihm drin, als er bisher gezeigt hat. Das kommt aber mit der Zeit. Da bin ich mir ganz sicher. Mit ihm bin ich zufrieden. Und auch Frode Hagen erfüllt die in ihn gesetzten Erwartungen. Von Anfang an hat er sehr gut gespielt. Er schöpft seine Möglichkeiten voll aus und ist ein Kämpfertyp mit einem unbändigen Willen. Solche Spieler mit dieser Einstellung braucht jeder Verein, der ganz oben mitspielen will.
Zebra:
Mit Kim Andersson steht bereits ein Neuzugang für die kommende Saison fest. Nun gab Kim Andersson mit IK Sävehof seine Visitenkarte in der Ostseehalle ab. Warum hat sich der THW die Dienste des jungen Schweden gesichert und wie bewertest Du seine Leistung im Champions-League-Spiel gegen den THW?
Noka Serdarusic:
Kim Andersson war vor etwas über zwei Jahren in Europa bzw. auf der Welt ein großes Talent auf der halbrechten Position. Jeder Verein, wirklich jeder, wollte ihn unter Vertrag nehmen. Ich denke, dass es für seine Weiterentwicklung besser gewesen wäre, wenn er schon früher zum THW gekommen wäre - und nicht erst 2005. Das Potenzial von Kim ist zweifelsfrei vorhanden, aber wir werden sehr viel mit ihm arbeiten müssen. In seiner momentanen Verfassung wird er Christian Zeitz nicht aus der Startformation verdrängen können. Aber die vorhandene Wurf- und Sprungkraft ist sicherlich ausbaufähig. Außerdem passen die Bewegungsabläufe und die gesamte Koordination gut zur Körpergröße von fast 2 Metern. Man merkt hier die technisch orientierte Ausbildung der schwedischen Handballschule. Sein erstes "Heimspiel" in der Ostseehalle war sicherlich von einer gewissen Nervosität geprägt. Aber sein Aggressivverhalten im Angriff muss unbedingt verbessert werden, um eine wesentlich größere Torgefährlichkeit auszustrahlen.
Zebra:
Die harten "englischen Wochen" sind sehr kräftezehrend und stellen eine große Belastung für die Spieler dar. Wird diese Terminhatz - verbunden mit dem kleinen Kader des THW - für Probleme sorgen?
Noka Serdarusic:
Eines ist doch klar: Wir sind einfach schlechter bestückt als beispielsweise Gummersbach oder Flensburg. Diese Vereine haben mit der Vielzahl von Rückraumspielern einen besseren und größeren Kader - und damit wesentlich mehr Möglichkeiten, um mögliche Ausfälle kompensieren zu können. Deshalb sehe ich alles verhalten. Wenn Verletzungen unseren Kader dezimieren, bekommen wir große Probleme. Jetzt ist schon festzustellen, wie verunsichert die Mannschaft durch die Verletzung von Stefan Lövgren auftritt. Stefan ist das Herzstück des THW! Ohne Stefan läuft es eben nicht - die Nervosität bei seinen Mannschaftskameraden setzt sofort ein.
Zebra:
In solchen Phasen braucht der THW dann ganz besonderes die Unterstützung von den Rängen...
Noka Serdarusic:
Sicher! Die Halle muss aber in allen Spielen von der ersten bis zur letzten Minute "kochen". Wir erleben das bei unseren Auswärtsbegegnungen oft genug, wie frenetische Zuschauer auf das Spiel einwirken können. Schiedsrichter und Gastmannschaft werden so stark unter Druck gesetzt, dass so ein Publikum mindestens für zwei bis drei Tore gut ist. Das ist doch der ganz entscheidende Grund dafür, dass es einige Mannschaften gibt, die total heimstark und auswärts relativ ungefährlich sind. Solche Teams werden nur von ihren Fans getragen. Die Zuschauer müssen genauso "heiß" wie die Mannschaft sein und ihr Team nach vorne treiben. Und wir wollen immer gewinnen!
Zebra:
Ist wieder mit einer besonders starken Rückrunde des THW zu rechnen?
Noka Serdarusic:
Wenn wir von weiteren Verletzungssorgen verschont bleiben, erwarte ich das. Wir haben wie in den Jahren zuvor gut trainiert und hart gearbeitet. Das straffe Trainingsprogramm wird dafür sorgen, dass wir auch noch im letzten Spiel der Saison 120% geben können. Dies erreichen wir durch eine enorme Disziplin und durch eine gut abgestimmte Mischung aus Regeneration und hartem Training. Bei uns gibt es kein Weinen. Nichts sagen und alles geben - das sind die Prinzipien, um volle Leistung für seinen Club zu bringen.
Zebra:
Was erwartest Du von der Saison? Wie groß sind die Chancen auf die Meisterschaft?
Noka Serdarusic:
Ich bin nur Trainer und nicht Hellseher - ich wage keine Prognose. Für mich steht nach den ersten Spieltagen fest, dass es bis zum Schluß spannend bleiben wird. Die Entscheidung um den Titel wird an den letzten beiden Spieltagen fallen. Der THW bleibt an den eigentlichen Favoriten dran und keiner wird uns enteilen.
Zebra:
Der THW stellt für das Länderspiel Deutschland gegen Schweden in Kiel sehr viele Spieler ab. Ein Problem?
Noka Serdarusic:
Da mache ich mir nicht so viele Gedanken. Größere Reisestrapazen bleiben unseren Spielern ja erspart. Zudem werden unsere angeschlagenen Schweden Stefan Lövgren und Johan Pettersson nicht an diesem Spiel teilnehmen bzw. nicht so große Spielanteile haben. Meine Jungs haben nach dem Sävehof-Spiel frei. Die Nationalteams werden am Tag vor dem Länderspiel nur ein leichtes Training mit Regeneration und Taktik absolvieren. So haben die Nationalspieler quasi zwei Tage Ruhe. Außerdem hat Uwe Schwenker das Spiel so organisiert, dass es ein lockeres und leichtes Spiel wird.
Zebra:
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei den anstehenden Aufgaben.
(Das Gespräch führte Björn Goos, aus dem THW Kiel-Newsletter)


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