Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2004:

Sebastian Preiß

Ohne Praxis, so Brand, könne er keinen Spieler nominieren. Gut möglich, dass Preiß am Sonntag in der Champions League gegen den französischen Spitzenklub US Creteil (15 Uhr, Ostseehalle) eine Chance bekommt. Das Heimspiel gegen den Bundesliga-Primus HSV Hamburg (Dienstag, 19.15 Uhr, live im DSF) wird er wohl auf der Bank erleben. "Das ist eine schwierige Situation für mich", bekennt Preiß. "Ich bin jung, ehrgeizig und will noch viel erreichen."

Der gebürtige Ansbacher sucht die Antwort auf die Frage, ob er im langen Schatten von Ahlm den Eingang zur Nationalmannschaft verpasst. "Mein Lebenstraum ist, einmal bei Olympischen Spielen dabei sein." Die nächsten Spiele sind 2008 in Peking, doch das Comeback beim Länderspiel gegen Schweden am Dienstag hat Lust auf mehr geweckt. "Ich will so schnell wie möglich dazu gehören." Im Zusammenspiel mit Klub-Kameraden Christian Zeitz warf Preiß vier Tore und stach den Rivalen Jens Tiedtke (Wallau) aus. "Das hat Spaß gemacht." Die Sterne stehen derzeit günstig, schließlich sind die Alternativen am Kreis nach dem Rücktritt des Lemgoers Christian Schwarzer überschaubar. Möglich, dass der TBV Lemgo auch die Antwort auf seine Frage hat. Spekuliert wird, dass der Deutsche Meister des Jahres 2003 ihm ein langfristiges Angebot vorgelegt hat. Preiß, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, wollte dies weder bestätigen noch dementieren. "Ich mache mir meine Gedanken. Wenn ich damit zufrieden bin, 60 Minuten auf der Bank zu sitzen, bin ich bei einem Klub wie dem THW falsch aufgehoben."

Geht es nach seinem Trainer Noka Serdarusic, dann ist ein Rentenvertrag in Kiel die richtige Lösung. "Von mir aus kann er hier zehn Jahre bleiben. Ich kann ihn super gebrauchen." Preiß hätte zuletzt einen Schritt nach vorne gemacht und wäre im Angriff schon "sehr nahe" an Ahlm dran. "In der Abwehr fehlt ihm noch die Cleverness."

Für Noka Serdarusic ist aber klar, dass es keine Bonus-Minuten geben wird. "Ich arbeite für den THW und nicht für Heiner Brand." Gerade in den wichtigen Spielen müsse er auf Ahlm setzen. "Der ist eine Nummer größer und klar ist auch, dass in Kiel nur der Sieg zählt. Auch für die Zuschauer." Vor drei Jahren kam Preiß vom Zweitligisten HG Erlangen (Serdarusic: "Die hatten Regionalliga-Niveau") und mauserte sich zu einem wichtigen Baustein in den Plänen des THW-Trainers. "Ich will Meister werden und die Champions League gewinnen. Dafür brauche ich aber 15 gute Leute." Einer davon soll Sebastian Preiß sein. Vorausgesetzt, er kann so lange warten.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2004)