02.11.2004 | Mannschaft / Champions League |
Lediglich Frode Hagen wehrte sich als einziger Feldspieler gegen eine Pleite, deren Höhe den Kielern noch schmeichelte. "Heute ging nicht nur eine Sache schief, sondern viele." Nach einem solchen Spiel, so der Norweger, müsse sich jeder Gedanken machen. Offensichtlich eingelullt durch den hohen Sieg im Hinspiel (36:22) und geblendet vom Festtag gegen den HSV Hamburg nahmen die Zebras den schwedischen Meister auf die leichte Schulter. "Unterbewusst war es wohl so", räumte Johan Pettersson ein. "Wir waren alle tot und hatten Zementfüße. Jede Bewegung war zu langsam." Beim THW-Rechtsaußen, der seine Karriere einst bei dem Göteborger Vorort-Klub begann, war die Halbwertzeit seines Leistungsvermögens besonders drastisch. Am Dienstag spielte er mit HSV-Keeper Goran Stojanovic Katz und Maus, am Sonntag warf er kein einziges Tor. "Ich kann mich nicht erinnern, wann mir das mal passiert ist." Von absichtlichen Geschenken an die Landsleute wollten Pettersson und Co nichts wissen. Schließlich wurde die Partie in der Heimat live übertragen, da wollte jeder der sechs schwedischen THW-Nationalspieler glänzen. "Da ging es um viel Prestige", glaubte auch Teamkollege Adrian Wagner nicht an Bruderhilfe. "Sävehof hat verdient gewonnen, weil sie mit dem Herzen gekämpft haben und wir nicht."
Eine Geisterkulisse von lediglich 3500 Zuschauern im gigantischen Scandinavium, dazu ein lebloser THW - ein graues Bild, das die Verletzungen von Christian Zeitz und Lövgren abrundet. Während Zeitz erneut auf seine lädierte rechte Hand knallte, knickte Lövgren um, als die Einlage im Schuh verrutschte. Zuvor hatte der 33-Jährige gegen den Willen von Dr. Detlev Brandecker 50 Minuten Handball gespielt und ebenfalls einen ganz schwachen Tag erwischt. "Er soll sich über Kurzeinsätze wieder reinfinden", hat der THW-Mannschaftsarzt für einen voll einsatzfähigen Lövgren das Spiel gegen den SC Magdeburg am 23. November im Kopf. Für Lövgren ("Ich kann spielen") und THW-Trainer Noka Serdarusic ("Für mich ist er gesund") eher ein frommer Wunsch, als ein medizinischer Ratschlag.
Frust beim THW Kiel, neues Selbstbewusstsein bei Sävehof. "Jetzt ist nichts mehr unmöglich", schließt Kim Andersson, der in der nächsten Saison nach Kiel wechselt, auch einen Gruppensieg der Schweden nicht aus. Ein Gedanke, der den Zebras eine Gänsehaut beschert.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.11.2004)
(02.11.2004) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |