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26./27.10.2004 - Letzte Aktualisierung: 27.10.2004 Bundesliga

THW fegt Spitzenreiter Hamburg aus der Ostseehalle

Zebras in allen Belangen überlegen - Verhältnisse im Norden zurecht gerückt

Bundesliga, 9. Spieltag: 26.10.2004, Di., 19.15: THW Kiel - HSV Hamburg: 34:22 (18:9)
Update #4 KN-Spielbericht ergänzt...

Martin Boquist setzt sich sprunggewaltig in Szene.
Klicken Sie zum Vergrößern! Martin Boquist setzt sich sprunggewaltig in Szene.
Der THW Kiel hat am Dienstag Abend dem bis dahin ungeschlagenen Spitzenreiter HSV Hamburg seine erste Niederlage zugefügt. Es war eine Handballdemonstration, mit der die Zebras beim 34:22 (18:9)-Sieg den HSV wieder zurück an die Elbe schickten und die Verhältnisse im Norden zurecht rückten. Damit bleiben die Teams an der Tabellenspitze weiter eng zusammen. Bester Schütze beim THW war Johan Pettersson mit neun Toren.
In den ersten Minuten bestimmte Hektik auf beiden Seiten die Partie, dann setzte sich der THW von 3:4 auf 7:4 (13.) und 14:8 (24.) ab, wobei Johan Pettersson bis dahin alleine sieben Mal traf. Der HSV leistete sich viel zu viele Ballverluste (bis zur Pause 13) gegen einen sehr konzentrierten THW, der aus einer sicheren 6:0-Deckung heraus jeden Fehler der Hanseaten eiskalt bestrafte. Und das ohne Kapitän Lövgren, der geschont und von Martin Boquist gut ersetzt wurde. Zur Krönung der starken Leistung der ersten 30 Minuten traf Christian Zeitz, der ansonsten Probleme mit seinem aggressiven Konterpart Matthias Flohr hatte, direkt mit einem zart geworfenen Freiwurf in letzter Sekunde zum 18:9-Halbzeitstand.

Nachdem die Zebras ihre Führung in der 37. Minute sogar auf 23:10 erhöht hatten, ließen sie es lockerer angehen, doch auf weniger als zehn Tore konnte der THW nicht verkürzen (13:23; 15:25). Nachdem die Zebras noch einmal auf 29:15 (48.) erhöhten, skandierte das Publikum "Oh wie ist das schön". Beim Stand von 29:17 konnte es sich THW-Trainer Noka Serdarusic dann auch erlauben, die mit Doppelspielrecht ausgestattenen Altenholzer Dennis Klockmann (Tor) und Christoph Schindler (RL) zu bringen. Nach dem 34:22 strahlte der nicht eingesetzte Kapitän Stefan Lövgren: "Das haben sie perfekt gemacht!"

Aus kiel4kiel.de:

THW demontiert Tabellenführer aus Hamburg

Mit einer Demontage für den Tabellenführer HSV Hamburg endete das mit Spannung erwartete Gipfel- Treffen der Handball-Bundesliga: ein entfesselt aufspielender THW Kiel schickte die Mannschaft von Bob "Napoleon" Hanning mit hängenden Köpfen auf die kurze Heimreise. Angeführt von einem bärenstarken Martin Boquist zerlegten die Zebras beim 34:22 (18:9) ihre Beute bereits in der ersten Halbzeit. "Man kann kaum besser spielen, als wir es in den ersten 30 Minuten getan haben", versuchte ein gelöster Noka Serdarusic ein Spiel zu analysieren, wie es die begeisterten Kieler Fans schon lange nicht mehr gesehen haben.

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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Hier geht's zu den Fotos vom Spiel gegen Hamburg.

Stimmen zum Spiel:

HSV-Trainer Bob Hanning:
Ein verdienter Sieg für den THW. Wir haben unser Ziel nicht geschafft. In der ersten Halbzeit haben wir 12 und mit der Zweiten zusammen insgesamt 18 technische Fehler in diesem Spiel gemacht, dafür brauchen wir normalerweise drei ganze Spiele. Früh haben wir die Bindung zum Spiel verloren und unser System aufgegeben. Uns wurde sehr guter Handball geboten, bei der keine Mannschaft hätte heute etwas entgegensetzen können.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft und freue mich über den Sieg. In den ersten 30 Minuten hätten wir kaum besser spielen können. Wir haben das taktische Spiel der Hamburger unterbunden. Henning Fritz hat sehr gut gehalten. Nach ca. 10 Minuten in der ersten Halbzeit hat sich die Lage für uns entspannt. Es ist sehr wichtig, dass wir auch so eine Leistung ohne Stefan Lövgren bringen können. Martin Boquist hat das Spiel sehr gut geleitet, das war sein bestes Spiel im THW-Trikot. Doch Stefan ist die Nummer eins.
HSV-Manager Dierk Schmäschke:
So ein Spiel sollte man sehr schnell abhaken und auf das Nächste blicken. Wir hatten uns mehr vorgenommen.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Das war ein super Spiel und natürlich auch ein super Publikum. Dennis Klockmann und Christoph Schindler bekamen die Möglichkeit Selbstbewußtsein zu tanken. Wir haben eine sehr charakterstarke Mannschaft.

9. Spieltag: 26.10.04, Di., 19.10: THW Kiel - HSV Hamburg: 34:22 (18:9)

Logo THW Kiel:
Andersson (n.e.), Klockmann (53.-60., 1 Parade), Fritz (1.-53., 11 Paraden); Preiß (4), Pettersson (9/1), Lundström (3), Hagen (4), Petersen, Lövgren, Wagner (1), Ahlm (3), Schindler, Boquist (5), Zeitz (5); Trainer: Serdarusic
Logo HSV Hamburg:
Stojanovic (1.-48., 7 Paraden), Reider (48.-60., 3 Paraden); Opderbeck (1), Jansen (2/1), Schult, Flohr, Knorr, Rauh (4/1), B. Gille (5), G. Gille (4), Karbowski, Siniak (3), Belaustegui (3), Trainer: Hanning
Schiedsrichter:
Andler (Remseck)/ Andler (Stuttgart)
Zeitstrafen:
THW: 1 (Ahlm (2.));
Hamburg: 2 (Jansen (41.), G. Gille)
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Zeitz verworfen (38.));
Hamburg: 4/2 (Fritz gehalten gegen Rauh (34.), Flohr wirft am Tor vorbei)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (1.), 1:1 (2.), 2:1 (2.), 2:2 (3.), 3:2 (4.), 3:3 (6.), 3:4 (8.), 4:4 (9.), 7:4 (12.), 7:5 (13.), 9:5 (16.), 9:6 (16.), 10:6 (17.), 10:7 (19.), 13:7 (23.), 13:8 (24.), 17:8 (29.), 17:9 (30.), 18:9;
2. Hz.: 19:9 (31.), 22:9 (36.), 22:10 (37.), 23:10 (38.), 23:13 (40.), 24:13 (41.), 24:14 (42.), 25:14 (44.), 25:15 (45.), 29:15 (49.), 29:17 (51.), 30:17 (53.), 30:18 (53.), 32:18 (55.), 32:19 (55.), 32:20 (56.), 33:20 (57.), 33:21 (58.), 34:21 (59.), 34:22
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.10.2004:

THW-Orkan fegte den Spitzenreiter vom Feld

Entfesselte Zebras demütigten HSV - Ostseehalle stand nach 34:22-Triumph Kopf
Sebastian Preiß kraftvoll bei der Arbeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sebastian Preiß kraftvoll bei der Arbeit.
Was für ein Handball-Abend in der Ostseehalle! Mit einer grandiosen ersten Halbzeit legte der THW Kiel den Grundstein für einen 34:22 (18:9)-Sieg über den bis dato ungeschlagenen Tabellenführer HSV Hamburg. "Einfach geil" schwärmte Sebastian Preiß, der wie seine Mitspieler bis in die Haarspitzen motiviert war. "Heute hat alles geklappt." Die Hamburger bekamen vor 10 250 begeisterten Zuschauern gegen einen THW ohne den verletzten Stefan Lövgren kein Bein auf die Erde. Überragender Kieler in einem bärenstarken Kollektiv war der neunfache Torschütze Johan Pettersson.

Kiel - Mit breiter Brust war der Bundesliga- Tabellenführer nach Kiel gekommen, die Handball-Festung Ostseehalle sollte fallen. Doch der so sehr erhoffte Triumph verwandelte sich in eine einzige Demütigung. Der THW zerlegte den HSV Hamburg in 60 berauschenden Minuten in all seine Einzelteile. 34:22 (18:9) hieß es am Ende einer einseitigen Partie. Dennoch bleiben die Hanseaten Spitzenreiter, die Moral des Teams von Trainer Bob Hanning sauste gestern Abend allerdings ganz tief in den Keller.

Die Kieler Ostseehalle feierte ihre Helden schon 15 Minuten vor dem Schlusspfiff. "Oh, wie ist das schön", füllte der alte Gassenhauer die Halle. Bereits zur Halbzeit standen alle Zeichen auf Sieg. Die beste Abwehr der Welt (Trainer Hanning über seinen eigenen Block) stürzte von einer Verlegenheit in die andere und schlich deprimiert mit einer 9:18-Hypothek in die Kabine. "Schlecht, einfach nur schlecht", stöhnte der Ex-Kieler Knorr, "mehr bleibt nicht zu sagen."

Die richtigen Worte fand Noka Serdarusic: In den ersten 30 Minuten habe man besser nicht spielen können, strahlte der THW-Coach. "Wir haben fast alles richtig gemacht." Und: Seit gestern Abend sind die Kieler um die Erfahrung reicher, dass eine Handball-Gala auch ohne Spielmacher Stefan Lövgren steigen kann. 60 Minuten saß Kiels Regisseur mit einer Adduktoren-Verletzung auf der Bank. Anfangs mit jeder Phase seines Körpers am Spielgeschehen beteiligt, entspannte sich Kiels "Löwe" mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr. Dieser THW brauchte seinen Kapitän gestern nicht. Martin Boquist war nicht nur Lückenbüßer, sondern Dirigent, Stratege und Torschütze. Gemeinsam mit Frode Hagen und Christian Zeitz setzte der zuletzt umstrittene Schwede die Trainervorstellungen glänzend um. Glückwünsche wehrte der 27-Jährige bescheiden ab: "Wir haben alle super gespielt, für mich war das nur ein gutes Spiel."

Der alles überragende Mann auf dem Parkett aber war Johan Pettersson. Alles was Kiels blonder Rechtsaußen in die Hand nahm, wurde zu Gold. Er habe immer sehr viel Respekt vor Goran Stojanovic gehabt, sagte Pettersson, "heute aber ging es wie von selbst." Der HSV-Torhüter nannte Pettersson Auftritt mit Drehern und Kontern aus dem Lehrbuch kurz und treffend "einfach Weltklasse." Pech für den HSV, dass der oft über sich hinauswachsende Stojanovic selbst meilenweit von dieser Einstufung entfernt blieb. Vielleicht hätte Tomas Svensson etwas richten können, doch Stojanovic' Mitstreiter saß verletzt auf der Tribüne.

"Das war nicht der echte HSV, wir können es besser", schnappte nach Spielschluss auch HSV-Star Bertrand Gille mit leeren Augen nach Sauerstoff. "Gegen diese Kieler war heute kein Kraut gewachsen." Tatsächlich wurde schon nach wenigen Minuten deutlich, dass die Zebras den Sieg mehr wollten als die Gäste. Konzentriert und hoch motiviert kämpften sie um jeden Ball, außerdem setzten sie die eigene Taktik unbeirrt um. Hamburgs knorriges Abwehrsystem, den Gegner ununterbrochen beim Aufbau zu stören, löste sich im Nichts auf. Die Zebras knackten den Block über die Außen und flochten vor dem eigenen Tor ein Abwehrnetz, in dem sich die HSV Angreifer hoffnungslos verfingen: Grundlage für Tempogegenstöße und eine zweite Welle, die dem HSV die Luft zum Atmen nahm.

"Heute hätte hier jede Mannschaft verloren", strahlte Adrian Wagner, der Ex-Hamburger. "Wichtig war für uns, dass wir auch ohne unseren Kopf so überzeugen konnten." Schon während des Spiels bediente sich Noka Serdarusic einer gut funktionierenden Rotation mit Spielanteilen für alle Akteure, am Ende ließ er sogar seine beiden Altenholzer Dennis Klockmann und Christian Schindler am Handball-Fest teilhaben. Die Cracks saßen derweil total entspannt auf der Auswechselbank und genossen eine großartige Ostseehallen-Atmosphäre. "Das beste Spiel seit Jahren", sagte Johan Pettersson, "sowas bleibt ganz lange im Kopf."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.10.2004)


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