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12.01.2005 WM 2005 / Medien / Handball international

Stefan Lövgren - der geborene Führungsspieler

Von Dr. Oliver Schulz:

Stefan Lövgren, Kapitän der schwedischen Nationalmannschaft
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Kurz vor der WM in Tunesien porträtiert "Aftonbladet"-Redakteur Johan Flinck den Kapitän des THW Kiel und der schwedischen Nationalmannschaft, Stefan Lövgren, ausführlich.
Gehörte er einst zu den jüngsten im blau-gelben Dress, zählt Stefan Lövgren mittlerweile zu den alten Hasen. Schon immer hatte er jedoch eine Rolle inne: die des Verantwortung tragenden Führungsspielers. In der Art wie Lövgren rede, spiele und überhaupt auftrete zeige sich eine seltene, ganz natürliche Autorität, ist sich "Aftonbladet" sicher. Tendenzen in diese Richtung habe es schon zu Schulzeiten gegeben, vermutet die Zeitung. Es gefalle ihm, Dinge ins Laufen zu bringen, drückt es der Kieler selbst aus. Offenbar fühlt sich Lövet in dieser Rolle wohl und wächst durch sie. Wenn beschlossene Dinge, die er ins Rollen gebracht habe, Erfolg zeigten, mache ihn dies besonders zufrieden.

Frühe Führungsrolle unter den Veteranen
Nachdem der große Per Carlen 1996 die Handballschuhe an den Nagel gehängt hatte, brauchte die Nationalmannschaft einen Nachfolger für den scheidenden Kapitän. Mehrere der ganz großen Ikonen, heute längst durch die Bank als Trainer in Amt und Würden, hatte Bengt Johansson damals zur Auswahl - allesamt ohne den geringsten Zweifel große Führungspersonen. Es war im Team zwar üblich, daß die Spieler den neuen Kapitän bestimmten, diesmal jedoch handelte "Bengan" seinem demokratischen Stil zuwider: er allein berief Lövgren zum Nachfolger, auch wenn der Auserwählte selbst damals so seine Zweifel an der Stabilität dieser Entscheidung hatte. Johansson wollte damit offenbar vermeiden, daß sich die Voten der Spieler in etwa gleichmäßig auf die Erfahrenen aufteilten, ohne eine klare Entscheidung ans Licht zu fördern.

Führungspersönlichkeit auch bei schwedischer Neuordnung
Gerade im Vorfeld der WM, in einer Zeit des Umbruchs des schwedischen Handballs, in der ein neuer Trainer, neue Spieler und ein neues System zu integrieren seien, führe die vielköpfige Diskussion um Spielzüge im Training leicht zu Unsicherheit. Da brauche es immer mal wieder einen, der mit einem "so wird's gemacht und damit basta" die Richtung vorgibt. Und dieser eine heiße oft Lövgren. Dabei hat der Kieler das Wohl der Mannschaft im Auge. Bange davor, einen zu großen Raum innerhalb des Teams einzunehmen, ist ihm nicht: er spüre das entweder selbst oder hoffe auf Rückmeldung aus dem Umfeld.
Stefan Lövgren: Konstante Größe in der Zeit des Umbruchs
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Natürlich sei die Ära mit den anderen alten Recken eine ganz besondere gewesen, jetzt aber habe eine neue Zeitrechnung begonnen. Eine Epoche, in der Zeiträume nur mit sich allein stark abgenommen hätten und sich die Spieler viel näher kämen als früher. Grund dafür seien permanente Gespräche oder auch Gruppenarbeiten, durch die der Einzelne ungemein viele neue Impulse von den Kollegen erhalte. Die Jungspunde brächten viele eigene Ansichten mit, trauten sich in ihrer Unvoreingenommenheit etwas zu und seien vielleicht egoistischer als damals seine Generation, dies aber in einem positiven Sinne. Auf solche Individualisten habe man schließlich gewartet. Diese könnten durchaus etwas Positives anstoßen, und die Älteren einiges von ihnen lernen, stellt Lövet gegenüber "Aftonbladet" fest.

Im Vergleich zu den letzten Turnieren, deren Teilnahme für Lövgren in Wettrennen gegen die Zeit ausarteten, und in denen er als entscheidender Faktor im Mannschaftsgefüge empfunden wurde, sieht ihn sein neuer Trainer Linnell nicht länger in dieser Schlüsselrolle. Der große Unterschied bestehe jetzt darin, daß - bedingt durch die ganzen Neuerungen im Team - noch niemand wisse, wo in naher Zukunft die entscheidenden Faktoren liegen.

Trainer und Mitspieler der Nationalmannschaft über Stefan Lövgren
Einem Chef leiste man Folge, weil man es müsse, einer Führungspersönlichkeit hingegen, weil man es selbst wolle. Als der Kapitän schlechthin bekomme Lövgren sie alle unter einen Hut, befindet Johan Pettersson.

Lövgren sei von Natur aus eine Führungspersönlichkeit. Einer, dem es leicht falle, andere zu gewinnen, erkennt Staffan Olsson an.

Der Name Lövgren stehe für Respekt. Seine Spielfreude und der Einsatzwille stecke andere an. Auch heute würde er wohl uneingeschränkt zum Kapitän gewählt werden, äußert Ljubomir Vranjes, sein Kollege auf der Mitte.

Der neue Trainer Ingemar Linnell schließlich ist voll des Lobes über seinen Kapitän: im Spiel und im Training übernehme dieser gleichermaßen Verantwortung, sei ein Vorbild hinsichtlich Motivation und absoluter Leistungsbereitschaft.

Zukunftspläne
Ob er - wie die beiden Kieler Ikonen der alten Garde - Wislander und Olsson - noch mit 40 Lenzen Handball spielen werde, wisse Lövgren angesichts der hohen Belastungen nicht. Er glaube aber, daß in Zukunft nicht allzu viele Spieler noch bis weit in den Dreißigern auf höchstem Niveau aktiv sein werden.

Der Kieler Kapitän, der im Alter von sieben Jahren bei BTK Skepplanda das Handballspielen erlernte, bevor er 1989 zu Redbergslid wechselte, hat seit seinem Debüt 1993 in 241 Länderspielen 1023 Tore geworfen. Sein Vertrag an der Förde läuft zwar 2006 aus, er sieht sein Karriereende bei den Zebras aber noch längst nicht gekommen. Lövgren hofft, an der Förde noch ein bis zwei Jahre dranhängen zu können. Über die Perspektive, dann - wie viele seiner alten Weggefährten - eventuell ins Trainergeschäft einzusteigen, habe er noch nie nachgedacht.

(Von Dr. Oliver Schulz)


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