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19.04.2005 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Hat der Handball ein Schiedsrichterproblem?

Viel Kritik nach dem Final Four - Zeitz-Hinausstellung schlägt weiter Wellen

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2005:

Kiel - Es ist eine bitterböse Floskel, die Handball-Unparteiischen wie ein Vereinswappen auf den Trikots pappt. Wer ein Spiel gewinnt, so heißt es, wissen nur der liebe Gott und die Schiedsrichter.
Die Pokalendrunde in der Hamburger Color Line Arena lieferte neuen Zündstoff. Befeuert sowohl von den Pfiffen in beiden Halbfinals wie ganz krass im Endspiel (siehe Spielbericht) zwischen Pokalsieger SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel, das der amtierende Meister glücklich aber verdient mit 33:31 Toren für sich entschied.

Hat der deutsche Handball ein Schiedsrichterproblem? Das Final-Four-Fazit schmeichelt den Schiris nicht. Mit anderen Unparteiischen hätte Göppingen den Finaleinzug geschafft, meckerte Trainer Velimir Petkovic nach der 30:31-Semifinal-Niederlage gegen Kiel (siehe Spielbericht) mit Hagen Becker und Axel Hack aus Halberstadt. Nordhorner Spielern schwoll der Kamm nach diversen unverständlichen Entscheidungen von Jutta Ehrmann/Susanne Künzig. Höhepunkt: Der Siebenmeter zu Gunsten der SG Flensburg nach einem Pfiff aus der Nordhorner Fan-Kurve. "Wenn eine Torchance durch einen Pfiff aus dem Fan-Block verhindert wird, gibt es Siebenmeter. Das schreibt die Regel vor", rechtfertigte Susanne Künzig. Auslegungssache.

Bundesweites Echo fand gar die rote Karte gegen Christian Zeitz nach einem Foul an Blazenko Lackovic. Rainer und Bernd Methe, das Zwillingsgespann aus Vellmar, krönte seine recht einseitige Regelauslegung zu Gunsten der SG in der ersten Halbzeit mit dem Rauswurf des torgefährlichsten Kieler Rückraumschützen. Eine Fehlentscheidung, wie neben Bundestrainer Heiner Brand auch eine überwiegende Mehrheit von Handball-Fachleuten feststellte.

Spielentscheidend war sie dazu. Christian Zeitz hatte sich zuvor in glänzender Spiel- und Torlaune gezeigt. "Sein Unterarmwurf unter die Latte war allein das Eintrittsgeld wert", schwärmte Trainer Noka Serdarusic, "wegen solcher Sachen kommen die Leute doch in die Halle." Auch bezog Kiels Trainer deutlich Position für seinen Schützling. Er sprach von einer Kampagne, die gegen Zeitz laufe (siehe auch Extrabericht). "Das bricht mir das Herz. Christian ist ein feiner Junge und ein fairer Spieler. Manchmal vielleicht etwas ungestüm. Aber er ist jung." Der 23-jährige Nationalspieler erlebte die letzten 40 Spielminuten hilflos und mit leerem Blick auf der Tribüne. "Das hätte man auch anders entscheiden können", sagte er. "Ich war früh an meinem Gegenspieler dran, aber das war kein böses Foul."

Noka Serdarusic kündigte derweil an, den Schutzmantel um seinen Spieler legen zu wollen, "um weiteren Schaden zu verhindern. Wie das in der Praxis aussehen wird? "Christian soll möglichst wenig in der Abwehr spielen, außerdem arbeiten wir daran, noch besseren Handball zu spielen." Der Unterstützung des Teams, so Serdarusic, könne sich Zeitz ohnehin sicher sein. "Die lieben ihn alle."

Vor den Unparteiischen müsse er nicht in Schutz genommen werden, verteidigte Schiri-Sprecher Lars Geipel (Steuden) gestern seine Zunft. "Es gibt definitiv keine Kampagne gegen Zeitz." Er kenne seine Kollegen und wisse, dass jeder einzelne nach bestem Wissen entscheide. "Dabei ist es nicht immer einfach, weil wir innerhalb von zehntel Sekunden reagieren müssen." Kritik, so Geipel, werde aber nicht einfach abgetan. "Wir analysieren die Spiele per Videos und bemühen uns, Fehler abzustellen." Diese Aufarbeitung gelte auch für das Final Four.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2005)


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