03.06.2005 | Mannschaft |
Als Rivalen oder Kontrahenten um die Kreisläufer-Position habe ich "Pitti" übrigens nie gesehen. Wir waren immer ein Team. Größtenteils hat er in der Abwehr gespielt. In der Jugend hatte er dagegen vorne seine Stärken. Erst in seiner Gummersbacher Zeit entwickelte er sich zu einem richtigen Abwehr-Ass und geriet in eine Schublade. Wieso, weshalb, warum, weiß ich bis heute nicht. Ich finde, er hat auch im Angriff seine Vorzüge.
Außerdem ist "Pitti" für mich der Prototyp eines Teamplayers. Einer, der für die Mannschaft unheimlich wichtig ist. Obwohl er jahrelang Kapitän war, musste er dabei nie im Vordergrund stehen. Er hat immer ganz solide, gute Arbeit abgeliefert. Doch nicht nur das hat ihn ausgezeichnet. "Pitti" hatte wesentlichen Anteil an unserer ganz besonderen Leistungsgemeinschaft im Nationalteam. Nicht umsonst war er unser Freizeitwart. So war er mitverantwortlich, dass bei den Aufenthalten bei der Nationalmannschaft irgendwann die Gesellschaftsspielidee aufkam. Mit sechs Mann haben wir jahrelang die Siedler von Catan gespielt - und "Pitti" war mittendrin.
Außerdem ist er unsere absolute Party-Rakete. Wenn's erlaubt war und es was zu feiern gab, war er immer vorne weg und kaum zu bremsen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er in diesen Tagen bei den Kieler Meisterfeierlichkeiten aus dem Ruder läuft.
Unser erstes großes Turnier haben wir zusammen 1993 bei der WM in Schweden gespielt, wo wir mit Platz sechs eine beachtliche Platzierung erreichten. Als es nach dem verlorenen Platzierungsspiel gegen Spanien darum ging, einen würdigen Abschluss hinzubekommen, halfen uns "Pittis" Eltern bei der Organisation von Getränken. Ich weiß nicht, wie viele Dosen Bier wir in der Kabine hatten. In jedem Fall ging's plötzlich mit dem Dosenschießen los. Dabei haut man ein Loch in den Boden und dann schießt die Suppe in zwei, drei Sekunden oben raus. "Pitti" ist in dieser Technik einer der besten der Welt.
Nach dem verlorenen Olympiafinale in Athen war die Stimmung anfangs sehr gedrückt. Obwohl wir tolle Einladungen aufs Klubschiff AIDA und ins Deutsche Haus hatten, sind wir lieber zu einem kleinen Italiener gegangen. Da die Ehefrauen und Partnerinnen dabei waren, wollten wir den letzten Abend unbedingt als Mannschaft genießen. Das hätte bei unseren beiden anderen Alternativen vermutlich nicht so gut funktioniert. Den Italiener hatten wir durch Zufall beim Vorolympischen Turnier 2003 kennen gelernt. Wie sich herausstellte, hatte der Pizzabäcker einst in Lemgo gelebt und gearbeitet. Also nisteten wir uns bei ihm ein und hatten eine wirklich tolle Feier, an der natürlich auch "Pitti" wieder maßgeblich beteiligt war. Zusammen mit Mark Dragunski hatte er einen Abschiedssong gedichtet, bei dem einige Besonderheiten aus unserer Karriere einflossen. Das war toll gemacht. Zu fortgeschrittener Stunde war dieses Liedchen ein echter Bringer.
Schade, dass ich bei "Pittis" Abschiedsspiel in der Ostseehalle nicht dabei sein kann. Das wird garantiert wieder eine ganz tolle Party. Im Moment bin ich nämlich schon mit dem TBV auf Mallorca. Das hatten wir schon vor einem halben Jahr gebucht, als der Termin für "Pittis" Abschiedsspiel noch nicht feststand. Außerdem genießt auch bei mir immer die Mannschaft Vorrang.
Im Übrigen bleibt "Pitti" dem Handball-Geschäft ja erhalten. Ich denke, dass er einen guten Übergang geschafft hat und finde es ganz wichtig, dass endlich mal ein Spieler, der jahrelang auf höchstem Niveau gespielt hat, seine Erfahrungen an den Jugendbereich weitergibt. Irgendwie steckte ohnehin immer ein kleiner Trainer in ihm.
Er hat sich häufig Notizen gemacht. Ich bin sicher, dass "Pitti" mal ein wirklich guter Trainer wird und wünsche ihm hierfür viel Glück.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.06.2005)
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