05.10.2005 | Mannschaft |
Uwe Brandenburg: Seit 25 Jahren in Diensten des THW. |
Leistungssport ist dem gebürtigen Braunschweiger nicht fremd. Uwe Brandenburg war einmal deutscher Jugendmeister im Zehnkampf. Europaweit gehörte der Vater von zwei Söhnen seinerzeit zu den drei besten Nachwuchsathleten. Zehn bis zwölf Trainingseinheiten gehörten zum Alltag des Sportphysiotherapeuten, der unter anderem zwei Meter hoch und sieben Meter weit springen konnte. Wegen einer Verletzung musste Uwe Brandenburg einen Trainingswinter streichen, einen weiteren raubte ihm die Bundeswehr, die ihn nicht in die Sportförderkompanie nach Mainz schickte. Stattdessen funkte der heutige Geschäftsführer der Sport-Reha Kiel in Lütjenburg. Für Uwe Brandenburg der endgültige Haken hinter seine Karriere als Leistungssportler. "Zwei Winter ohne die nötigen Trainingsvoraussetzungen - das konnte ich nicht mehr aufholen."
Der Kontakt zum Leistungssport ist geblieben - als Physiotherapeut des THW Kiel hat er seinen Anteil an acht deutschen Meisterschaften, drei DHB-Pokalsiegen und drei Erfolgen im EHF-Cup. Seine eigenen Qualitäten als Handballer hielten sich in engen Grenzen. "In der Abwehr habe ich großen Schrecken verbreitet. Aber vorne konnte meine Sprungkraft andere Defizite nicht ausgleichen."
Als Therapeut ist Uwe Brandenburg allerdings eine feste Größe in einer Handballszene, die sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt hat. "Früher konnte ein talentierter Leichtathlet beim Training des THW Kiel locker mithalten. Das wäre heute nicht mehr möglich." Die Handballer der Gegenwart, so Brandenburg, seien nicht nur durchschnittlich zehn Zentimeter größer und das Spiel fairer geworden. "Der Sport ist viel athletischer und schneller geworden, die Athleten sind viel körperbewusster. Typen wie Klaus-Dieter Petersen, die mit gebrochenen Fingern und geprellten Hüften spielten, werden seltener. Einer wie Pitti, der über eine extreme Schmerzresistenz verfügt, hat uns die Arbeit nicht leichter gemacht", weiß Brandenburg. "Der kam oft zu spät zu mir." Jahrhunderthandballer Magnus Wislander war ein weiteres Beispiel.
Bei bis zu 70 Pflichtspielen im Jahr für die Nationalspieler ist seiner Meinung nach die Belastungsgrenze für den Athleten erreicht. Luft gebe es nur im Training, das den Handballer spezifischer auf den harten Kontaktsport vorbereiten soll. "Sie müssen sich von den Füßen bis zu den Schultern unter Kontrolle haben."
Rund 65 Tage im Jahr ist Brandenburg mit dem THW unterwegs. "Das geht nur, wenn die Familie das mitträgt", spendet "Casey" seiner Frau Eva ein Sonderlob. Die einstige Mittelstrecklerin der Jugend- und Junioren-Nationalmannschaft, Eva Steffen (Büdelsdorf), weiß wie es ist, für den Sport zu leben.
Uwe Brandenburg ist beim THW Kiel inzwischen mehr als ein "Physio". Seine Engelsgeduld und seine ruhige Art haben aus ihm längst auch einen Masseur gemacht, der sich um die Seelen der Zebras kümmert.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005)
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