30.07.2005 | Vorbereitung |
"Die Probleme halten sich aber in Grenzen. In den letzten Jahren hatten wir viel mehr mit akuten Verletzungen zu tun", meint Brandenburg, der 50 Tage im Jahr mit dem THW durch Europa reist. "Es macht einfach Spaß. Bisher gab es nur eine Handvoll Spieler, die hier nicht reingepasst haben", meint der ehemalige deutsche Jugendmeister im Zehnkampf, den die rasante Entwicklung des Handballs auch aus beruflicher Sicht interessiert. "Früher konnte ein talentierter Leichtathlet beim THW-Training locker mithalten. Das wäre heute unmöglich."
Mit mehr als 70 Pflichtspielen für die Nationalspieler im Jahr sieht der Vater von zwei Söhnen die Belastungsgrenze erreicht. Da fehle sogar die Zeit, um kleinere Blessuren auszuheilen. Luft gebe es nur noch im Training, das die Spieler immer spezifischer auf den harten Kontaktsport vorbereiten sollte. "Sie müssen sich von den Füßen bis zu den Schultern unter Kontrolle haben." Lobende Worte findet er da für das Konditions- und Koordinationstraining von Klaus-Dieter Petersen. "Er ist eine hervorragende Ergänzung zu Cheftrainer Noka Serdarusic."
Brandenburg selbst sprang zwar einst zwei Meter hoch und sieben Meter weit, mehr als ein Hobby-Handballer war er aber nicht. "In der Abwehr habe ich großen Schrecken verbreitet, aber vorne konnte meine Sprungkraft andere Defizite nicht ausgleichen." Unvergessen ist ihm sein erster Einsatz geblieben, als er in der Ostseehalle auf die Platte eilte, weil Klaus Elwardt regungslos am Boden lag. "Ich habe alles versucht, aber er rührte sich nicht", erinnert sich Brandenburg. 7000 Zuschauer, ein regungsloser Spieler und ein hilfloser "Physio-Terrorist", wie Serdarusic zu sagen pflegt. Zutaten für eine Ohnmacht. "Dann sah ich, dass Klaus mich anblinzelte - der hatte nur eine Show abgezogen."
Sein schlimmstes Erlebnis bislang? Da muss der Geschäftsführer der Sport-Reha Kiel nicht lange überlegen. November 2001, als Johan Pettersson in der Kölnarena bewusstlos zusammenbrach und seine Zunge verschluckte. Brandenburg selbst konnte nicht helfen. Er massierte zu dieser Zeit in Kiel Steinar Ege und hörte hilflos am Radio mit, wie der Schwede mit dem Tode rang. Auch nach der Silberhochzeit denkt "Casey", wie ihn alle nennen, nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen. Nur etwas kürzer treten, das würde er schon gerne. Irgendwann.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.07.2005)
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