Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2006:

Bei dieser EM ist alles anders. Die DHB-Verantwortlichen haben sich der Psychologie geöffnet und luden Peter Boltersdorf ins Trainingslager nach Steinbach ein. Der Aachener Psychologe ist Coach und Experte für die Anwendung einer neuen, bahnbrechenden Methode zur Erstellung von Persönlichkeitsanalysen. Diese diente auch als Grundlage für die Zimmerbelegungen. Frei nach dem Motto: Gleich und gleich gesellt sich gern. Beste Erfahrungen haben damit bereits Fußball-Profiklubs wie der 1. FC Köln und Mainz 05 gemacht.

Boltersdorf arbeitet nach den Methoden des amerikanischen Professors Steven Reiss, der ein so genanntes Persönlichkeits-Diagramm entwickelt hat. Dabei mussten die Spieler 128 Aussagen zu bestimmten Lebensbereichen und Gewohnheiten machen. Diese sollten auf einer Skala von plus drei bis minus drei getroffen werden. Zum Beispiel anhand von Aussagen wie: "Ich liebe Partys."

Die Auswertung gibt Aufschluss über Kritik- und Teamfähigkeit jedes Einzelnen, legt die Stressfähigkeit offen und zeigt auf, ob jemand in der Lage ist, eine Führungsrolle zu übernehmen. Gut auch für den Trainer: Durch das Erkennen der Persönlichkeitsstruktur soll ein besserer Zugang zu den Spielern möglich werden, außerdem ebnet es den Weg für die individuelle Ansprache. Heiner Brand hatte seine Skepsis schnell abgelegt. Er sei ohne großes Vorwissen an die neue Methode herangegangen, sagt der Bundestrainer. "Die Ergebnisse haben mich voll überzeugt."

Die neu zusammengestellten Pärchen der Nationalmannschaft: Henning Fritz/Michael Hegemann, Sebastian Preiß/Carsten Lichtlein, Oliver Roggisch/Christian Sprenger, Andrej Klimowets/Michael Kraus, Dominik Klein/Florian Kehrmann, Pascal Hens/Frank von Behren, Johannes Bitter/Torsten Jansen; bisherige Einzelzimmer: Christian Zeitz, Volker Michel.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2006)