Aus Sport1:
Kiel - Er ist der teuerste Transfer der Vereins-Geschichte. Einen sechsstelligen Betrag hat
der THW Kiel in
Thierry Omeyer investiert.
Als Europameister und Allstar der EM 2006 wechselt der 29-Jährige für vier Jahre vom
französischen Meister HB Montpellier zu den Schleswig-Holsteinern.
Dabei lief
Omeyers Vertrag in Montpellier noch bis 2009. Dort war der Schlussmann ein Garant
für Titel und Erfolge. Je viermal wurde Montpellier Meister und Pokalsieger. Der Höhepunkt
war der Gewinn der Champions League 2003.
Starkes Trio mit Fritz und Andersson
Beim zwölfmaligen deutschen Meister wird er große Konkurrenz haben und gemeinsam mit
Henning Fritz und
Mattias Andersson das beste Torhüter-Trio der Bundesliga bilden.
Sport1.de sprach mit dem verheirateten Familienvater über seine Beweggründe für den Wechsel,
die Konkurrenzsituation und die Ziele mit dem THW.
- Sport1:
-
Herr Omeyer, Sie hatten in Montpellier einen Vertrag bis 2009. Warum haben Sie sich
für einen Wechsel nach Kiel entschieden?
- Thierry Omeyer:
-
Ich wollte in die Bundesliga. Das ist die beste Liga der Welt. Und Kiel ist
ein großartiger Verein mit einem tollen Team. Da fiel mir die Entscheidung leicht.
- Sport1:
-
Seit wann gab es Kontakt zum THW?
- Thierry Omeyer:
-
Vor zwei Monaten hat der THW mit meinem Berater Bhakti Ong gesprochen und sich nach
meiner Vertragslaufzeit erkundigt. Vor drei Wochen dann hat Kiel entschieden, mich aus dem
Vertrag herauskaufen zu wollen. Ich musste mich zwischen Kiel und Montpellier entscheiden.
Nun gehe ich zu einem der besten Klubs der Welt.
- Sport1:
-
Haben Sie auch mit Nikola Karabatic gesprochen?
- Thierry Omeyer:
-
Natürlich. Er hat mir von Kiel vorgeschwärmt, hat mir erzählt, was für ein toller
Verein das sei. Immer ist die Halle vor, da ist immer Stimmung. Ich will helfen, dass Kiel
endlich auch die Champions League gewinnt.
- Sport1:
-
Fällt es ihnen nicht schwer, Montpellier zu verlassen?
- Thierry Omeyer:
-
Natürlich. Ich habe sechs Jahre hier gespielt und tolle Erfolge gefeiert. Trainer,
Mitspieler, Präsident, die Fans - sie alle werden mir fehlen. Aber ich bin jetzt 29. Ich
denke, das ist ein guter Moment für einen Wechsel. In Kiel kann ich mich weiterentwickeln.
- Sport1:
-
Kiel soll eine hohe Ablösesumme gezahlt haben. Belastet Sie das?
- Thierry Omeyer:
-
Nein. Ich werde immer alles geben. Das war in Montpellier schon so. Druck ist immer
da.
- Sport1:
-
Aber ein harter Konkurrenzkampf erwartet Sie.
Fritz und
Andersson werden sich nicht
kampflos auf die Bank setzen.
- Thierry Omeyer:
-
Es wird einen Konkurrenzkampf geben, keine Frage.
Fritz und
Andersson sind
hervorragende Torhüter. Aber ich wechsle nach Kiel, um zu spielen. Ich will zeigen, was ich
kann. Der Trainer wird entscheiden. Ich denke, der Konkurrenzkampf ist gut für das Team und
jeden einzelnen Spieler.
- Sport1:
-
Derzeit findet in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Frankreich spielt
da gut mit.
- Thierry Omeyer:
-
Ja, nach einem schwachen Start werden wir immer stärker. Und Zinedine Zidane spielt
ein super Turnier.
- Sport1:
-
Bald ist die Handball-WM in Deutschland. Ist da Frankreich ähnlich stark zu erwarten?
- Thierry Omeyer:
-
Wir wollen dorthin, wo auch die Fußballer sind: ins Halbfinale. Wir sind amtierender
Europameister und gehören damit automatisch zu den Favoriten. Unser Ziel wird eine Medaille
sein.
- Sport1:
-
Es könnte ein spannendes Jahr für Sie werden. Bundesliga, Champions League und WM.
Was werden Sie nach Kiel mitbringen?
- Thierry Omeyer:
-
Eine Mentalität, nie aufzugeben. Ein Spiel dauert 60 Minuten, und im Europapokal ist
auch bei einer deftigen Niederlage im Hinspiel nie Schluss. Das haben wir mit Montpellier
immer wieder gezeigt.
- Sport1:
-
Ist Kiel stark genug, um am Thron von Ciudad Real zu rütteln?
- Thierry Omeyer:
-
Ja, ich denke schon. Der THW hat sehr gute Spieler wie
Lövgren,
Karabatic oder
Andersson. Das ist ein junges Team mit Hunger auf Erfolg. Wir können auch Ciudad Real
schlagen. Das ist schwer, aber nicht unmöglich.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2006 Sport1)