08.01.2007 | WM 2007/Nationalmannschaft |
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt. |
Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab der flinke Linkshänder, der auch als Rechtsaußen eine gute Figur abgab, bei der WM 1974 in DDR. Der Gastgeber gewann Silber und der junge Schmidt kam nur gegen die USA zu einem Kurzeinsatz. "Ich war unser Kofferträger", meint der Computer-Freak, der einst den Tempohandball erfand. Halten und sofort Ingolf Wiegert oder Hartmut Krüger auf die Reise schicken - Schmidt legte mit diesem Spiel den Grundstein dafür, dass der SCM in den Jahren von 1973 bis 1989 kein Heimspiel in der Hermann-Gieseler-Halle verlor.
"Handball ist mein Leben", sagt Schmidt, der mit seiner zweiten Frau Michaela ("Miky") in Leipzig lebt und als regionaler Marketingleiter für die Postbank-Finanzierungsberatung arbeitet. Dem Multitalent, das ohne spezielles Training 1,80 Meter hoch und 6,22 Meter weit sprang, blieben nur zwei Träume versagt: "Ich bin nie Weltmeister geworden und hätte gerne einmal in Spanien gespielt."
Letzteres verhinderte der Fall der Mauer, der für den Spanien-Fan zu spät kam. 1988 war der FC Barcelona bereit, für ihn und Frank-Michael Wahl eine Ablöse von 1,5 Millionen DM zu bezahlen. Die DDR-Funktionäre lehnten ab. Ein Jahr später brach das System zusammen und Schmidt, der bis dato für lediglich 800 Ost-Mark im Monat spielte ("Geld war nicht wichtig, wir konnten sowieso nichts kaufen") verlängerte beim Zweiligisten VfL Hameln seine Karriere, der dem 276-fachen Nationalspieler auch den Einstieg in seinen heutigen Beruf ermöglichte.
"Als Diplom-Sportlehrer, der kein zweites Fach unterrichten konnte, hatte ich damals schlechte Karten", meint Schmidt, der dem SCM auch heute noch als Torwarttrainer verbunden ist und die erfolgreichen Handball-Damen des Zweitligisten SC Markranstädt ("Piranhas") betreut.
Zuletzt übte er erfolgreich mit der isländischen Nationalmannschaft, die sich im Juni in Magdeburg auf die WM-Playoffs gegen Schweden vorbereitete. "Da kam ich mit dem alten Trainingsanzug in die Halle, den ich bei meinem Aufenthalt als Torhütertrainer 1989 in Island geschenkt bekommen hatte", sagt Schmidt und schmunzelt. "Der passte mir sogar noch."
Schmidt hat zwei Söhne, die nicht in seine Fußspuren treten werden. Der Jüngere, Benjamin (21), spielte zwar erfolgreich in der Jugend des SC Leipzig, entschied sich dann aber für ein Psychologie-Studium. "Er war richtig gut im Tor", lobt der berühmte Vater. "Heute ist er ein großer Hip-Hop-Fan und zerkratzt meine alten Schallplatten. Aber Hauptsache, es geht ihm gut."
(Von Wolf Paarmann, Aus den Kieler Nachrichten vom 08.01.2007)
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