22./23.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaften |
Update #1 | Stimmen und KN-Bericht zu Dänemark - Norwegen ergänzt... |
So brauchte auch Laszlo Nagy nach seiner Energieleistung gegen Norwegen den Trainingsanzug nicht abstreifen, ebenso blieben Gergö und Tamas Invacsik sowie Ivo Diaz zunächst draußen. Kreisläufer Gyula Gal hingegen durfte einmal mehr wirbeln und nutzte dies nach Belieben. Den Angolanern war die Müdigkeit durch die letzten beiden Spiele deutlich anzumerken, vor allem die Rückraumschützen, die gegen Norwegen und Dänemark zumindest in der ersten Hälfte für einiges Aufsehen gesorgt hatten, fanden einfach nicht mehr den Zug zum Tor oder in Ungarns Abwehr mit Torhüter Fazekas dahinter ihren Meister.
So zog Ungarn ungefährdet schnell auf 7:3 davon, beging dabei nicht den Fehler der Dänen am Vortag, Angola wieder heran kommen zu lassen. Bis auf acht Tore zogen die Magyaren zwischenzeitlich bereits davon, ehe Angolas Hauttorschütze Sergio Lopes die Lücken in der nicht mit vollem Einsatz zur Sache gehende ungarichen Abwehr zu fünf Toren innerhalb von sechs Minuten nutzen konnte. Da auch Pedro Neto zweimal in dieser Zeit erfolgreich abschließen konnte, Ungarn hingegen nur zweimal traf, verkürzte Angola den Rückstand bis zur Pausensirene gar auf vier Treffer. Mit einem respektablen 15:19 ging der Vierte der Afrika-Meisterschaft in die Halbzeit, während Ungarn sich für spätere Aufgaben schonen wollte und konnte.
Offenbar hatte das knappe Halbzeitergebnis den Angolanern enormes Selbstbewusstsein eingehaucht, erstmals konnten sie in den ersten Minuten nach der Pause zu Toren kommen - und waren urplötzlich beim 21:22 (36.) wieder dran. Gal vom Kreis, ein gehaltener Siebenmeter von Tatai sowie drei ungarische Treffer in Unterzahl, Ilyes hatte seine zweite Zeitstrafe abzusitzen, rückten die Verhältnisse beim 26:21 für Ungarn zunächst wieder zurecht. Es schien, als ob Ungarn tatsächlich nur soviel in das Spiel investieren wollte, wie zu einem Sieg nötig schien. So verkürzte Angola erneut auf 24:26 (43) und 25:27 durch den erneut überragenden Sergio Lopes - die Zuschauer witterten eine Überraschung und begannen, sich mit der Anfeuerung für Angola für das späteren Duell um den Hauptrundeneinzug zwischen Norwegen und Dänemark einzustimmen.
Doch zu einer Sensation wollte es Ungarn nicht kommen lassen, zog zwischenzeitlich das Tempo wieder an und auf vier Tore davon. Sieben Minuten vor Schluss gelang es Lopes per Tempogegenstoß, den 29:31-Anschluss herzustellen. Jetzt reichte es Ungarns Coach, er nahm eine Auszeit und forderte ein wenig mehr Engagement seiner Mannen ein. Diese kassierten gar noch das 30:31, nun wollten die Zuschauer in der Ostseehalle die Sensation herbei schreien. Abgeklärt sorgten Tombor, Gal und Kornel Nagy dann für die endgültige Entscheidung. Mit einem riesigen Applaus verabschiedete das Publikum das sympathische Team aus Angola, feierte mit Standing Ovations den Angolaner Sergio Lopes als Spieler des Spiels, während sich die Magyaren mit einem "Danke Kiel!"-Schild aus der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins verabschiedeten.
(Christian Robohm)
Gänsehautstimmung zum Gruppenfinale in Kiel: Rund 7000 Skandinavier verwandelten die Ostseehalle in ein Tollhaus, rot-weißes Krepppapier verwandelte das Feld in ein buntes Sammelsurium, während sich die Fans beider Lager stimmgewaltig in Szene setzten. Ein würdiger Rahmen für das Foto-Finish der Gruppe E.
Von Beginn an war richtig viel Druck in der Partie, beiden Teams der unbedingte Wille zum Erfolg anzumerken. Das deutsche Schiedsrichtergespann Lemme/Ullrich versuchte, die Emotionen auf beiden Seiten in Schach zu halten - frühe Zeitstrafen sollten die Gemüter beruhigen. Während auf dänischer Seite Boesen und Boldsen die ersten Tore erzielten, trug sich Andre Jörgensen auf norwegischer Seite mit wuchtigen Würfen gleich dreimal in die Scorer-Liste ein. Nach seinem 5:4 (11.) schlichen sich im norwegischen Angriffsspiel aber technische Fehler, außerdem hatten diese mit der äußerst aggressiven und sicheren dänischen Abwehr zu kämpfen, in der sich Joachim Boldsen Höchstnoten verdiente. Als Kasper Hvidt auch einige schöne Paraden zeigen konnte, lief sieben Minuten lang nicht mehr viel bei Norwegen zusammen. Kein Treffer, dafür aber Gegentore durch Boldsen, Lars Jörgensen, Sören Stryger und Boesens Gewaltwurf - Dänemark führte nach einem erneuten Jörgensen-Torerfolg urplötzlich mit 9:5 (17.). Der glücklose Steinar Ege machte daraufhin Platz für Ole Erevik, doch großer Erfolg war dieser Maßnahme zunächst auch nicht beschieden. Dänemark hielt seinen Vier-Tore-Vorsprung, auch weil sie im Angriff variantenreicher agierten und in der Abwehr kein Spiel über Außen und wenig Tore aus der zweiten Welle zuließen. Nachdem Michael Knudsen mit dem Rücken zum Tor stehend das 13:9 erzielte (26.), schlichen sich aber leichte Fehler in die dänische Offensive ein. Abspiele kamen nicht mehr so genau, außerdem stellte sich die norwegische Defensive auf die Rückraumgeschosse der Dänen ein. Die Folge: Binnen einer Minute verkürzten die Norweger auf 11:13 (28.), hielten den Zwei-Tore-Rückstand bis zur Pause, da Johnny Jensen kurz vor der Sirene mit einem trickreich abgeschlossenen Tempogegenstoß zum 13:15 erfolgreich war.
Den besseren Start nach der Pause hatten ganz eindeutig die Norweger. Erevik zeigte zwei tolle Paraden, Lund glich nach 33 Minuten zum 15:15 aus. Er war es auch, der seine Farben mit einem wahren Hüftgeschoss in Führung brachte. Bei den Norwegern lief nun alles, Dänemark fiel in ein tiefes Loch. Erst, nachdem Löke per Doppelpack jeweils nach Abprallern das 18:15 für Norwegen erzielt hatte, gelang es Boese mit einem Wurf, in dem viel Frust herrschte, das erste dänische Tor der zweiten Hälfte zu erzielen. Da zeigte die Hallenuhr bereits 38 Minuten an, acht Minuten war es den Dänen nicht gelungen, Erevik und die norwegische Abwehr zu bezwingen. Dafür taten es die Rot-Weißen nun in drei Minuten gleich dreimal: Nach Boesens Treffer glichen Knudsen und Christiansen nach zwei Henriksen-Paraden per schnellem Gegenstoß zum 18:18 aus. Nach Hansens und Jörgensens 20:18 für Norwegen wurde es übersichtlich: Lemme/Ullrich schickten Knudsen und Löke zur Abkühlung der Gemüter auf die Bank, kurz darauf musste Lund folgen. Kaum waren Löke und Knudsen wieder auf der Platte, erwischte es Lund, Hansen und Jensen. Zehn Sekunden spielte Dänemark in dreifacher Überzahl, über eine Minute in doppelter. Boesen per Siebenmeter und Boldsen per Tempogegenstoß brachten die Dänen wieder in Führung, ehe Kjelling, erst jetzt auf die Platte geschickt, noch in Unterzahl ausgleichen konnte. 22:22 und noch zehn Minuten waren zu spielen. Die Dramatik nahm nun endgültig ihren Lauf.
Fehler auf beiden Seiten, Tore auf beiden Seiten. Mit dem 25:25 nach 56 Minuten wäre Norwegen in die Hauptrunde eingezogen, dann kamen die wichtigen Minuten des Peter Henriksen: Erst hielt der dänische Keeper einen Jörgensen-Knaller fest, schickte Anders Oechsler auf den Weg zum 26:25 (57.), ehe Jörgensens nächster Gewaltwurf von Henriksen krachend an die Latte gelenkt wurde. Sören Stryger machte mit dem 27:25 alles klar, der Rest ging im Jubel der dänischen Fans unter. Die dänischen Ersatzspieler stürmten auf die Platte, eine riesige Jubeltraube in Rot-Weiß tobte über das Ostseehallen-Parkett, während Norwegen nach einem großen Kampf traurig die Fahnen einrollte - Dänemark und Ungarn sind in der Hauptrunde, Norwegen fehlten zum großen Wurf ganze vier Minuten. Ein traurig-schönes Ende dreier toller WM-Tage in der ausverkauften Ostseehalle.
(Christian Robohm)
Auch Norwegen wäre heute ein verdienter Sieger gewesen. Beide Mannschaften hätten es verdient gehabt, die Hauptrunde zu erreichen. Kleinigkeiten haben den Unterschied ausgemacht. Ein Punkt für uns war Anders Oechsler, der seine vier Tore in der zweiten Halbzeit geworfen hat. Als wir 15:18 im Rückstand waren, hat uns das tolle Publikum noch einmal wieder auf die Beine gestellt.
Siege in der Ostseehalle sind immer schön, aber dieser war der schönste. Wir werden aus diesem Spiel viel Rückenwind mit in die nächste Runde nehmen.
Wir haben gehofft, dass die Norweger irgendwann müde werden und sind ohne Ende gelaufen. Irgendwann ging das Konzept auf. Wir gehen zwar ohne Punkt in die Hauptrunde. Aber wir sind lieber Jäger als die Gejagten.
Das war ein unheimlich intensives Spiel, das die ganze Zeit in die eine oder in die andere Richtung kippte. Nach dem 18:15 haben wir den Faden verloren. Warum, das weiß ich leider auch nicht. Wir sind alle sehr enttäuscht.
Ich möchte mich bei diesem unglaublichen Publikum bedanken. Wir sollten unsere Länderspiele immer in der Ostseehalle austragen. Anfang der zweiten Halbzeit fehlte uns die nötige Aggressivität, die wir vor der Pause hatten. Aber wir haben zum Glück rechtzeitig unseren Rhythmus gefunden.
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2007:
Ob Hallensprecher Rolf Körting bei der Vorstellung der norwegischen Nationalspieler tatsächlich Namen verlas oder das Rezept für einen gedeckten Apfelkuchen verlas - es wird sein Geheimnis bleiben. Mehr als 5000 Dänen sorgten mit einem gellenden Pfeifkonzert für einen dichten Klangteppich, der Namen wie Johnny Jensen oder Steinar Ege glatt verschluckte. Auf den Tribünen hatten die Dänen klare Vorteile, doch auf dem Feld waren die Norweger in einem hitzigen Spiel bis zum Ende gleichwertig. Cool blieben lediglich die deutschen Schiedsrichter Frank Lemme und Bernd Ullrich.
Sechs Spieler der SG Flensburg-Handewitt mischten gestern mit, aber daran dachte keiner. Als Jan Lauritzen nach einem Schlag in das Gesicht seines Vereinskollegen Joachim Boldsen für zwei Minuten das Feld räumen musste, konnten sich die Dänen in Überzahl erstmals auf zwei Tore absetzen. Auch, weil Torhüter Kasper Hvidt sein Gegenüber Steinar Ege klar in den Schatten stellte. Der Ex-Kieler wurde nach 20 Minuten für Ole Erevik ausgewechselt, doch dem 26-Jährigen erging es zunächst nicht viel besser. Das Polster, auf dem die Schützlinge von Ulrik Wilbek saßen, wurde bis zur Pause aber nicht dicker. Als Johnny Jensen mit einem Rückhandwurf in der letzten Sekunde traf, stand es 15:13 für die Dänen, die wie Schlafwandler aus der Kabine kamen. Neun Minuten blieben sie ohne Tor. Erevik hielt, als würde es für jede Parade einen Tag Sonderurlaub geben. Lund traf mit einem unglaublichen Unterarmwurf und alle Abpraller landeten bei Frank Löke - 18:15 für Norwegen.
Aber es blieb eine Zwischenstation. Um das dänische Bollwerk zu knacken, fehlten die richtigen Mittel. Lediglich der lange Andre Jörgensen war in der Lage, die rot-weiße Mauer zu knacken. Auf Dauer zu wenig. Angefeuert von ihren Fans kippten die besser besetzten Dänen die Partie, als gleich drei Norweger auf der Strafbank brummen mussten (50./20:20). Als der überragende Anders Oechsler in der Schlussminute zum 27:25 traf, brach die Geräuschkulisse über den Spielern zusammen. Während völlig ausgepumpte Norweger auf den Hallenboden sanken, ließen die Dänen sich feiern.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2007)
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