Aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2007:
Seit zehn Tagen bin ich nun Mitglied der ungarischen Nationalmannschaft.
Eine witzige Zeit, in der ich mittlerweile ein halber Ungar geworden bin.
Auch wenn ich die Sprache leider nicht verstehe. Ich habe mich wirklich
bemüht, einige Wörter wie "Guten Appetit" zu lernen. Vergeblich. Die
Sprache ist zu komplex. Anfangs haben Hauke (Hauke Mommsen,
Mannschaftsarzt der SG Flensburg, Anm. der Red.) und ich schon eine
gewisse Skepsis gespürt. Schließlich haben die Ungarn bereits einen
Masseur und einen Diplom-Physiotherapeuten im Team. Aber es ist ihnen
schnell klar geworden, dass wir ihnen die Jobs nicht streitig machen
und nach Ungarn ziehen wollen. Acht Hände schaffen eben mehr als vier.
Während der Vorrunde hat die Mannschaft in Kiel gewohnt. Wir haben
ein Hotelzimmer zum Behandlungsraum umgebaut. Ein Tisch und einen
Sessel raus, fünf Liegen rein. Und dann ging es los.
Nach den Spielen haben wir teilweise bis 2.30 Uhr morgens gearbeitet.
Zu Spitzenzeiten waren 22 Leute im Raum. Fröhlich war es immer. Da Lars
(
Lars Krogh Jeppesen, dänischer Nationalspieler
des THW Kiel, Anm. der Red.) verletzt fehlt, haben die Ungarn bisher noch
nicht gegen "meine" Kieler gespielt. Ich musste also keine Hemmungen haben,
mit ihnen zu feiern. Gestern bin ich ihnen mit Hauke nach Mannheim gefolgt.
Starke Schneefälle und ein Stau haben daraus einen Acht-Stunden-Trip gemacht.
An der Hoteltür hat mich gleich Nenad Puljezevic, ihr Torwart, empfangen,
dem ich in den letzten Tagen offensichtlich gefehlt habe. Er hat mich mit
den Worten "ich habe Dich vermisst" begrüßt.
Ich bin guter Dinge, dass wir ihm helfen können. Zuletzt hat er wegen
starker Schmerzen nicht spielen können. Die Ungarn brauchen ihn aber,
um das Viertelfinale erreichen zu können. Ich bleibe bis Montag und hoffe,
dass der Kontakt zu dieser sympathischen Mannschaft auch nach dem Turnier
erhalten bleibt.
(Von Uwe Brandenburg, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2007)