29.01.2007 | WM 2007 / Nationalmannschaft |
Henning Fritz und Michael Kraus waren die "Helden" beim überraschenden Triumph gegen Frankreich. Der THW-Torhüter steigerte sich in eine famose Galaform, erinnerte an seine Glanzzeiten und stopfte die wenigen Löcher, die Deutschlands überragende Abwehr um Defensiv-Chef Oliver Roggisch noch zuließ. Im Angriff spielte sich der Göppinger Michael Kraus ins Rampenlicht. Der 23-Jährige sprang für Kapitän Markus Baur in die Bresche, der schon nach drei Minuten vom Parkett humpelte. Der Lemgoer Mittelmann hatte Glück im Unglück, ein befürchteter Muskelfaserriss, der das WM-Aus bedeutet hätte, erwies sich gestern "nur" als Zerrung in der rechten Wadenmuskulatur. "Läuft der Heilungsprozess sehr gut, bin ich schon im Viertelfinale wieder dabei", sagte Baur, "im Normalfall komme ich zum Halbfinale zurück."
Heiner Brand hat die Möglichkeit, zwei neue Spieler für die K.o.-Runde in seinen 16er-Kader zu berufen. Ob er davon Gebrauch machen wird, ließ der Bundestrainer gestern noch offen. Ein Kandidat ist Oleg Velyky, der wegen einer Sehnenverletzung unter dem Fuß bisher nur WM-Tourist war. Heute Vormittag soll ein letzter Test entscheiden, ob der gebürtige Ukrainer doch noch auf den WM-Zug springen wird. Sollte es klappen, muss ein anderer weichen. Er habe mit Roggisch, Schwarzer, Preiß und Klimowets insgesamt vier Kreisläufer im Kader, sagte Brand gestern. Einen dieser Spieler dürfte es erwischen, vermutlich Andrej Klimowets, der gestern gegen Island nach seinem Muskelfaserriss zwar erstmals zu einem Kurzeinsatz kam, aber wie ein Fremdkörper im Team wirkte.
Gegen die Nordländer genügte der deutschen Mannschaft gestern in der mit 12 000 Fans erneut ausverkauften Westfalenhalle ein guter Start mit einer ordentlichen Defensivleistung. Der Zwischenspurt führte vom 4:4 (11.) bis zum 13:7 in der 23. Minute und war schon eine Vorentscheidung. Anschließend mühten sich beide Teams - das Viertelfinale vor Augen - den Fans trotz angezogener Handbremse ein ansehnliches Spiel zu bieten. Der Hamburger Pascal Hens war mit sechs Toren bester deutscher Torschütze, Linksaußen Dominik Klein trug sich fünfmal in die Liste ein. Erholen, ausschlafen, abschalten, lautet der Plan des THW-Spielers vor dem Viertelfinale, in dem es zur Olympia-Revanche von Athen kommt. 2004 hatte sich Henning Fritz in einem legendären Siebenmeter-Drama seinen Namen mit Weltgeltung gemacht und der deutschen Mannschaft den Weg ins Halbfinale geebnet. Dort will auch Dominik Klein hin: "Jetzt sind wir in der K.o.-Runde, das legt weitere Emotionen bei uns frei. Alles kann passieren."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.01.2007)
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