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30.01.2007 WM 2007 / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Vorhang auf zum großen Klassiker

Krimis mit Spanien sind unvergessen

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2007:

Köln - Der WM-Titelgewinn führt für Ausrichter Deutschland nur über den Königsweg. Im Viertelfinale treffen die Brand-Männer heute (17.30 Uhr, ARD) in der Kölnarena auf den noch amtierenden Weltmeister Spanien. Gelingt der Sprung ins Halbfinale, heißt der Gegner am Donnerstag Olympiasieger Kroatien oder Europameister Frankreich.
Dass die Deutschen die komplette Weltelite vorgesetzt bekommen, ist für den Bundestrainer kein Grund zur Besorgnis. Vom ersten Eindruck her sei die Konstellation sicherlich nicht einfach, brummte Heiner Brand gestern Morgen in Kaiserau gut gelaunt in das Mikrofon. "Diese beiden Spiele sind die von Vielen angedachten Halbfinal-Paarungen, aber die vermeintlich Schwächeren haben sich eben diese Ausgangsposition erkämpft."

Deutschland gegen Spanien spielt als echter Klassiker auf der europäischen Handball-Bühne. "Die Sportgeschichte will es wohl so, dass es erneut zu diesem Duell kommt", mutmaßt Nationalmannschafts-Rückkehrer Christian Schwarzer vor dem 50. Jubiläumsspiel. Die bisherige Bilanz ist komplett ausgeglichen: 22 Siege stehen 22 Niederlagen gegenüber, außerdem gab es fünf Unentschieden.

Unvergessen bleiben die Olympia-Krimis. So, als Stefan Kretzschmar im Viertelfinale von Sydney 2000 mit einem Tempogegenstoß nur die Latte traf und die Iberer Sekunden später den 27:26-Siegtreffer erzielten. Oder das Siebenmeterstechen 2004 in Athen: Es war die Geburtsstunde von Henning Fritz als Handball-Weltstar.

1998 kassierten die Deutschen bei der EM in Südtirol eine 22:29 Halbfinal-Niederlage, im EM-Viertelfinale 2000 von Kroatien gab es das 25:27, bei der WM 2001 in Frankreich folgte das Vorrunden-22:31. Die Niederlagenserie bei Großturnieren beendete die DHB-Auswahl dann 2002 im schwedischen Västeras mit dem 19:18-EM-Sieg. Das letzte Aufeinandertreffen bei einem Großturnier ging 2006 bei der Europameisterschaft 2006 in Basel mit einem friedlichen 31:31 aus.

Michael Kraus erlebte die meisten dieser Handball-Thriller vor dem Fernseher. "Da habe ich mit Gänsehaut-Gefühl auf dem Sofa gesessen und den Jungs zugeschaut, kaum zu glauben, dass ich jetzt selbst mitmischen darf", sagte der 23-jährige Göppinger, der nach Markus Baurs Wadenzerrung am Sonnabend gegen Frankreich ins kalte Wasser geworfen wurde und voll überzeugte. Baur hofft, dass er heute schon wieder dabei sein kann: "Bei den Alltagsbewegungen spüre ich keine Schmerzen mehr."

Die kennt Dominik Klein ohnehin nicht: "Ich bin jung, da braucht man noch keine Voltaren-Tabletten." Der Kieler Linksaußen wäre im Ernstfall auch für einen Einsatz auf der Mittelposition gewappnet: "Heiner Brand hat schon mal angerufen und mich vorgewarnt."

Christian Schwarzer, der heute sein 308. Länderspiel absolviert, kennt die Spanier wie kein Zweiter. Jetzt sehnt er vor allem das Wiedersehen mit David Barrufet herbei, dem Torwart-Giganten vom FC Barcelona. Von 1999 bis 2001 waren sie Mannschaftskollegen bei "Barca", 2000 gewannen beide das Champions-League-Finale gegen den THW. "Als feststand, dass wir auf Spanien treffen, hat David mich sofort angerufen", erzählte der 37-jährige Lemgoer. Was los sei? Bei WM-Beginn habe er ihn, Schwarzer, noch als TV-Kommentator gesehen, hätte Barrufet gefragt, und jetzt sähe er ihn wieder auf der Platte. Schwarzer: "Ich habe ihm von meinem Comeback erzählt, und er hat sich sehr gefreut."

Oleg Velyky muss die WM dagegen endgültig abhaken. Gestern war Meldeschluss für den 16er-Kader. Ein letzter Fitnesstest sorgte für Gewissheit, dass die Fußsohlen-Verletzung des Ausnahme-Handballers nicht mehr rechtzeitig ausheilt. "Das Risiko wäre zu groß gewesen", erklärte er mit trauriger Stimme, "es ist besser, einem Gesunden die Chance zu geben." Vorbei Schwarzers Hoffnung ("Mit Oleg werden wir noch kreativer"). Heiner Brand entschied sich für Michael Haaß, ebenfalls ein Mittelmann. Für den Kronauer muss Torhüter Carsten Lichtlein in den sauren Apfel beißen: der Lemgoer ist beim heutigen Klassiker nur Tribünen-Gast.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2007)


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