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18.06.2007 EM 2008

Linnell führt Schweden in Beletage des Handballs zurück

Die EM 2008 findet in Norwegen statt.
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Von Dr. Oliver Schulz:

Nach fast dreijähriger Abwesenheit von internationalen Turnieren wird Schweden an der EM 2008 im Nachbarland Norwegen teilnehmen. Nach dem überlegenen 36:25 in Karlskrona vor einer Woche verloren die Schützlinge von Erfolgstrainer Ingemar Linnell das Rückspiel in Constanta am Sonntag morgen trotz bedrohlichen Rückstands nur mit 34:33 (18:16). Neben dem überragenden neunfachen Torschützen Robert Arrhenius trug Hamburgs Torhüter Per Sandström mit einigen entscheidenden Paraden nach der Pause massiv zum schwedischen Triumph bei.
Dem schwedischen Tross um Ingemar Linnell und Co-Trainer Ola Lindgren waren heiße Tage in Constanta vorhergesagt worden. Das Zentrum der südöstlichen Region Dobrogea hat sich nicht nur zur bedeutendsten Seehafenstadt des Landes entwickelt. Längst ist Constanta auch Handball-Hochburg und stellt den alten und neuen Meister HCM Constanta.

Nicht nur, dass das Thermometer dort 31 Grad zeigte: Der frühere rumänische Nationalrechtsaußen Marius Vargalui, seit mehreren Jahren in Schweden ansässig und in Diensten von Aufsteiger HK Malmö, hatte den Schweden in der proppevollen Sala Sporturilor eine kleine Hölle in Aussicht gestellt. Nicht nur die Hoffnungen des aktuellen Nationalrechtsaußen Laurentiu Toma ruhten nach dem niederschmetternden 25:36 von Karlskrona auf der Unterstützung der frenetischen Zuschauer, um die "Tricolori" vielleicht doch noch zu einer Überraschung zu peitschen. In der Sala Sporturilor, die ihre Tore bei einem Eintrittspreis von fünf Lei bereits um 9 Uhr geöffnet hatte, wurden auch jugendliche Schüler aus der Region erwartet, die freien Zutritt erhielten.

Rasnita unter Druck - Absagen auf beiden Seiten

Nach der deutlichen Niederlage im Hinspiel war in Rumänien zudem gar die Trainerfrage um Coach Lucian Rasnita entbrannt. So wurden bereits täglich neue potentielle Nachfolger für den Übungsleiter genannt, der auch Meister HCM Constanta trainiert.

Zudem war Rasnita gezwungen, seinen Kreisläufer Marius Novanc kurzfristig zu ersetzen. Der Spieler von Pokalsieger Steaua Bukarest hatte sich eine Fissur im Fuß zugezogen und trug, zu einer dreiwöchigen Pause verdonnert, im Mannschaftshotel einen Gips. Da zudem der zweite Mann am Kreis, Gheorghe Irimescu vom Challenge Cup Sieger UCM Resita, eine Absage erteilt hatte, stand Rasnita plötzlich nur noch 2,10 m Riese Marian Cozma von MKB Veszprem zur Verfügung. Unter der Woche wurde daher Andrei Savenco von CSM Medgidia nachnominiert.

Auf schwedischer Seite mußte Linnell auf die Routniers Svensson und Gentzel verzichten. Svensson war bereits zum Hinspiel auf Grund seines leicht erkrankten Sohnes Max bei der Familie in Barcelona geblieben. Der andere Veteran, Nordhorns Ausnahmekeeper Peter Gentzel, hatte zwar im Hinspiel für den verhinderten Svensson sein Comeback zwischen den Pfosten gegeben, gönnte sich aber im Rückspiel Urlaub mit der Familie. Linnell berief daraufhin Hamburgs Per Sandström als Komplement für den im Hinspiel überragenden Flensburger Dan Beutler. Zudem stand Koldings Fredrik Ohlander als dritte Alternative bereit.

Zwischenspurt bringt Polster doch noch in Gefahr

Beim Stand von 11:9 riss bei den Skandinaviern aber in Abwehr und Angriff gleichermaßen der Faden. Rumänien nahm Kim Andersson und Ljubomir Vranjes in Manndeckung und netzte mit bissigem Angriffsspiel innerhalb von sieben Minuten sieben Treffer in Folge ein. Nach Sanias spektakulärem Treffer zum 15:9 keimte im rumänischen Lager und auf der Tribüne Hoffnung auf die Sensation auf. Das Internetportal "Prosport.ro" ging bereits davon aus, der Gegner sei groggy.

Nach 25 Minuten war der komfortable Vorsprung aus dem Hinspiel beim Stand von 18:9 bereits bedenklich zusammengeschmolzen. Dem Heimteam fehlten jetzt nur noch drei Tore, um Rasnitas Abschätzung wahr werden zu lassen. Dieser hatte vor dem Match eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent für ein Weiterkommen seiner Mannen formuliert.

Doch das von den Rängen herbeigeschriene "Wunder vom Schwarzen Meer" blieb aus. Stattdessen schwächten sich die Südosteuropäer nach Anderssons Siebenmeter zum 18:10 durch unnötige Aktionen mit zwei Zeitstrafen hintereinander, und das schwedische Spiel nahm wieder Fahrt auf. Linnell hatte in der Phase großen Drucks Sandström ins Tor beordert, der prompt seine Klasse aufblitzen ließ.

Paradoxerweise gelang Schweden - angeführt von Pettersson und Andersson - nun eine Kopie der starken rumänischen Phase: innerhalb von nur sieben Minuten glückten ihnen selbst sieben Tore in Serie. Dadurch verwandelten sie das klare 18:9 bis zum Pausenpfiff des ungarischen Schiedsrichtergespanns in ein unbedenkliches 18:16.

Rumänien führt nach der Pause

Nach Wiederanwurf führte Rumänien zumeist mit vier Toren. Schweden bekam jedoch durch aufmerksames Verhalten im Angriff und eine kompakte Abwehrleistung Oberwasser und die Partie besser unter Kontrolle. Per Sandström stellte erneut seine Klasse unter Beweis und Aragons Kreisläufer Robert Arrhenius wuchs über sich hinaus. Am Ende sollte der frühere Nordhorner mit neun Toren bester Schütze des Vormittags sein.

Daher gelang den Gästen schließlich der Ausgleich zum 31:31. Nach dem 32:32 durch Boquist fingen sie sich jedoch rasch hintereinander zwei Zeitstrafen ein. In doppelter Überzahl sicherte sich Rumänien den knappen 34:33 Sieg. Das schwedische Team war am langersehnten Ziel und gönnte sich nach dem wohlverdienten Mittagessen einen Ausflug an den Strand.

Alle hätten heute Verantwortung übernommen. Die doppelte Manndeckung der Rumänen habe Arrhenius Freiraum für Tore ermöglicht, analysierte Ingemar Linnell kurz nach der Schlußsirene. Entscheidende Bedeutung maß der erleichterte Trainer auch den beiden Hinausstellungen beim Stand von 18:9 zu. In dieser Phase habe man unter hartem Druck gestanden, danach aber die Möglichkeit erhalten, den Gesamtvorsprung wieder zu vergrößern.

Ersehnte Rückkehr auf internationales Parkett

Die letzte Teilnahme Schwedens an einem internationalen Turnier datiert vom Februar 2005. Damals schlug das Tre Kronor Team bei der WM in Tunesien Slowenien im Spiel um Platz 11 mit 32:29. Die EM in der Schweiz 2006 verpaßte die Mannschaft äußerst knapp, da sie in den Playoffs mit einem einzigen Törchen an Polen scheiterte. Auch die WM 2007 in Deutschland fand zum großen Kummer des skandinavischen Landes ohne blau-gelbe Beteiligung statt. Nach einer Niederlage mit drei Toren in den Playoffs gegen Island blieben die Tore des begehrten "Wohnzimmers" Ostseehalle für Schweden verschlossen.

Mit dem 69:59 Sieg gegen Rumänien neigt sich also eine fast dreijährige Zwangspause ihrem Ende zu. Wie von vielen erwartet, kann Linnell nun fest für den Zeitraum vom 17. bis 27. Januar 2008 planen. Dann geht die Reise gen Westen zur EM ins Nachbarland Norwegen. Spielorte sind Drammen, Stavanger, Bergen, Trondheim und Lillehammer. Die Auslosung findet am 22. Juni statt.

Co-Trainer Lindgren, einst einer der weltbesten Abwehrrecken, wagte bereits einen Blick nach vorn. In dieser Truppe stecke Potential. Es bestehe die Chance auf eine Medaille und auf die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Peking, äußerte er, selbst dreifacher olympischer Silbermedaillen-Gewinner, gegenüber "TV4".

(Von Dr. Oliver Schulz)

17.06.07, So., 11.00: Rumänien - Schweden: 34:33 (18:16)

Rumänien:
Stanescu (10 Paraden), Laufceag (2/1 Paraden); Sania (5), Iacob (5/3), Jurca (4), Mazilu (4), Toma (4), Timofte (3), Nicolae (3), Cozma (3), Ghionea (2), Savenco (1), Stavrositu
Schweden:
Beutler (7 Paraden), Sandström (10 Paraden); Arrhenius (9), Pettersson (5), Andersson (5/4), Källman (4), Boquist (3), Linders (2), Lundström (2), Doder (1), Larholm (1), Vranjes (1), Meijer, Jernemyr
Schiedsrichter:
Herczeg/Südi (HUN)
Siebenmeter:
Rumänien: 3/3 ;
Schweden: 4/5 (Laufceag hält Lundström)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:2, 2:3 (5.), 3:3, 5:5, 6:5, 7:5 (10.), 7:6, 8:6, 9:7, 10:7 (15.), 10:8, 12:8, 12:9, 15:9 (20.), 18:9 (25.), 18:10, 18:16;
2. Hz.: 19:16, 19:17, 20:17, 20:18 (35.), 21:18, 21:19, 23:19, 23:20, 24:20, 24:21 (40.), 24:22, 27:22, 27:24 (45.), 28:24, 29:24, 29:25, 29:26, 30:26 (50.), 30:27, 30:28, 30:29, 31:29, 31:30, 31:31 (53.), 32:31, 32:32 (55.), 33:32, 34:32, 34:33.
Zuschauer:
2000 (Sala Sporturilor, Constanta (ROM))


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