18.06.2007 | EM 2008 |
Die EM 2008 findet in Norwegen statt. |
Nicht nur, dass das Thermometer dort 31 Grad zeigte: Der frühere rumänische Nationalrechtsaußen Marius Vargalui, seit mehreren Jahren in Schweden ansässig und in Diensten von Aufsteiger HK Malmö, hatte den Schweden in der proppevollen Sala Sporturilor eine kleine Hölle in Aussicht gestellt. Nicht nur die Hoffnungen des aktuellen Nationalrechtsaußen Laurentiu Toma ruhten nach dem niederschmetternden 25:36 von Karlskrona auf der Unterstützung der frenetischen Zuschauer, um die "Tricolori" vielleicht doch noch zu einer Überraschung zu peitschen. In der Sala Sporturilor, die ihre Tore bei einem Eintrittspreis von fünf Lei bereits um 9 Uhr geöffnet hatte, wurden auch jugendliche Schüler aus der Region erwartet, die freien Zutritt erhielten.
Zudem war Rasnita gezwungen, seinen Kreisläufer Marius Novanc kurzfristig zu ersetzen. Der Spieler von Pokalsieger Steaua Bukarest hatte sich eine Fissur im Fuß zugezogen und trug, zu einer dreiwöchigen Pause verdonnert, im Mannschaftshotel einen Gips. Da zudem der zweite Mann am Kreis, Gheorghe Irimescu vom Challenge Cup Sieger UCM Resita, eine Absage erteilt hatte, stand Rasnita plötzlich nur noch 2,10 m Riese Marian Cozma von MKB Veszprem zur Verfügung. Unter der Woche wurde daher Andrei Savenco von CSM Medgidia nachnominiert.
Auf schwedischer Seite mußte Linnell auf die Routniers Svensson und Gentzel verzichten. Svensson war bereits zum Hinspiel auf Grund seines leicht erkrankten Sohnes Max bei der Familie in Barcelona geblieben. Der andere Veteran, Nordhorns Ausnahmekeeper Peter Gentzel, hatte zwar im Hinspiel für den verhinderten Svensson sein Comeback zwischen den Pfosten gegeben, gönnte sich aber im Rückspiel Urlaub mit der Familie. Linnell berief daraufhin Hamburgs Per Sandström als Komplement für den im Hinspiel überragenden Flensburger Dan Beutler. Zudem stand Koldings Fredrik Ohlander als dritte Alternative bereit.
Nach 25 Minuten war der komfortable Vorsprung aus dem Hinspiel beim Stand von 18:9 bereits bedenklich zusammengeschmolzen. Dem Heimteam fehlten jetzt nur noch drei Tore, um Rasnitas Abschätzung wahr werden zu lassen. Dieser hatte vor dem Match eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent für ein Weiterkommen seiner Mannen formuliert.
Doch das von den Rängen herbeigeschriene "Wunder vom Schwarzen Meer" blieb aus. Stattdessen schwächten sich die Südosteuropäer nach Anderssons Siebenmeter zum 18:10 durch unnötige Aktionen mit zwei Zeitstrafen hintereinander, und das schwedische Spiel nahm wieder Fahrt auf. Linnell hatte in der Phase großen Drucks Sandström ins Tor beordert, der prompt seine Klasse aufblitzen ließ.
Paradoxerweise gelang Schweden - angeführt von Pettersson und Andersson - nun eine Kopie der starken rumänischen Phase: innerhalb von nur sieben Minuten glückten ihnen selbst sieben Tore in Serie. Dadurch verwandelten sie das klare 18:9 bis zum Pausenpfiff des ungarischen Schiedsrichtergespanns in ein unbedenkliches 18:16.
Daher gelang den Gästen schließlich der Ausgleich zum 31:31. Nach dem 32:32 durch Boquist fingen sie sich jedoch rasch hintereinander zwei Zeitstrafen ein. In doppelter Überzahl sicherte sich Rumänien den knappen 34:33 Sieg. Das schwedische Team war am langersehnten Ziel und gönnte sich nach dem wohlverdienten Mittagessen einen Ausflug an den Strand.
Alle hätten heute Verantwortung übernommen. Die doppelte Manndeckung der Rumänen habe Arrhenius Freiraum für Tore ermöglicht, analysierte Ingemar Linnell kurz nach der Schlußsirene. Entscheidende Bedeutung maß der erleichterte Trainer auch den beiden Hinausstellungen beim Stand von 18:9 zu. In dieser Phase habe man unter hartem Druck gestanden, danach aber die Möglichkeit erhalten, den Gesamtvorsprung wieder zu vergrößern.
Mit dem 69:59 Sieg gegen Rumänien neigt sich also eine fast dreijährige Zwangspause ihrem Ende zu. Wie von vielen erwartet, kann Linnell nun fest für den Zeitraum vom 17. bis 27. Januar 2008 planen. Dann geht die Reise gen Westen zur EM ins Nachbarland Norwegen. Spielorte sind Drammen, Stavanger, Bergen, Trondheim und Lillehammer. Die Auslosung findet am 22. Juni statt.
Co-Trainer Lindgren, einst einer der weltbesten Abwehrrecken, wagte bereits einen Blick nach vorn. In dieser Truppe stecke Potential. Es bestehe die Chance auf eine Medaille und auf die Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Peking, äußerte er, selbst dreifacher olympischer Silbermedaillen-Gewinner, gegenüber "TV4".
(Von Dr. Oliver Schulz)
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