Von Dr. Oliver Schulz:
Drei Tage nachdem der THW in Silkeborg mit
Lars Krogh Jeppesens und
Nikolaj Jacobsens
neuem Verein BSV die Klingen kreuzte, präsentiert sich
beim "Unser Norden Cup 2007" mit AaB Aalborg ein weiteres ambitioniertes
Team aus der boomenden Tele2 Liga in der Ostseehalle. Der
frühere Klub von
Börge Lund
belegte hinter dem zweiten Turnierteilnehmer Arhus GF in der letzten
Grundserie Rang sechs. Nachdem den Nordjütländern die Aufsehen
erregende Verpflichtung Joachim Boldsens gelang, soll
der "Traktor" die ambitionierte Truppe in der Tabelle weiter nach oben ziehen.
Während der THW Kiel mit
Pelle Linders und
Lars Krogh Jeppesen gleich zwei Akteure
Richtung Dänemark abgab, verlor Rivale Flensburg seinen
Spielmacher Joachim Boldsen an das nördliche Nachbarland.
Der 163-fache Nationalspieler wurde trotz seines
Dreijahresvertrags mit Aalborg angeblich von Ademar Leon
umworben. Als zentrale Figur soll um ihn herum eine
schlagkräftige Mannschaft aufgebaut werden, die sich unter den
Spitzenteams der Liga wiederfinden soll.
Schlechte Kieler Erinnerungen an Jörgensen
Vor fast genau einem Jahr traf der THW in seiner Vorbereitungsphase
schon einmal auf die Aalborger: Im Halbfinale des "Spar Nord Cups" mussten
sich die Rot-Weißen dem späteren Turniersieger Kiel nach einem
Kampf auf Biegen und Brechen mit 31:34 geschlagen geben
(siehe
Spielbericht). Einzig den
schlaksigen Halblinken Andre Marius Jörgensen bekam das Team um
Stefan Lövgren damals nicht in den Griff.
Am Ende der Partie hatte der 93-fache norwegische Nationalspieler
ganze 14 Mal ins Schwarze getroffen. Hinter dem früheren Magdeburger
Arnor Atlason und dem Neu-Lemgoer Lasse Boesen wurde er zum
drittbesten Mann der Liga auf der Königsposition gewählt.
Schwedische Flügelzange vom Feinsten - Riesenpech für Wremer
Fast im Doppelpack mit Joachim Boldsen ging Aalborg der Torschützenkönig
der schwedischen Elitserien ins Netz. Der 24-jährige Rasmus Wremer
erzielte in 30 Partien nicht weniger als 241 Treffer, was dem
dreimaligen Nationalspieler wie erwartet den Titel des besten
Linksaußens der Liga bescherte. Sportdirektor Jan Larsen
sieht den Schweden als einen wichtigen Baustein an, mit dessen
Hilfe sich AaB in der dänischen Spitzengruppe etablieren möchte.
Nur elf Tage nach der Unterzeichnung seines Zweijahresvertrags
schied Wremer im Meisterschafts-Viertelfinale seines alten
Vereins IFK Skövde mit einem Kreuzbandriss aus. Vermutlich
wird er seinen Torhunger nicht vor Februar 2008 im Ligabetrieb
unter Beweis stellen können. Traurige Duplizität der Ereignisse
also: kurz nach seiner Vertragsverlängerung hatte sich
Rechtsaußen Marco Botin (22) zum zweiten Mal hintereinander
das Kreuzband gerissen, diesmal im anderen Knie. Die Mannschaft
ist an längerfristige Krankenakten leider fast gewöhnt, da
sich in früheren Zeiten bereits Kristian Gjessing und Daniel
Svensson schwerwiegende Verletzungen zugezogen hatten.
Schon bald nach der Verpflichtung Wremers stellte sich heraus,
dass mit Jan Lennartsson (25) ein weiterer Schwede die andere
Außenposition bekleiden wird. Der Mathematik-Doktorand
stößt nach sieben Jahren bei Sävehof für zwei Spielzeiten
zu den Aalborgern. Der Konterspezialist mußte einen Einsatz
im blau-gelben Nationaltrikot zuletzt aufgrund eines
Fingerbruchs absagen. Das nächste Länderspiel wird das 50.
des wieselflinken Rechtsaußens sein.
Slowene Kozomara ersetzt Melsungens Klitgaard
Auf der Suche nach einem Kreisläufer für den nach Melsungen
abgewanderten Thomas Klitgaard wurde Jan Larsen beim
spanischen Erstliga-Absteiger Teka Cantabria Santander
fündig: Goran Kozomara (26), seines Zeichens 47-facher
slowenischer Nationalspieler mit Vergangenheit in
Celje, soll dem Team mit seiner starken Physis,
Offensivstärke und internationalen Erfahrung weiterhelfen.
In den kommenden Jahren soll er mit Nachwuchsmann
Henrik Toft Hansen (20) ein gefährliches Duo am Kreis bilden.
Neuer Hauptsponsor gefunden
Fast im selben Atemzug mit Kozomara konnte sich Larsen Ende
Juni über einen neuen Hauptsponsor freuen. Das in der
Strombranche tätige Unternehmen "Nordjysk Elhandel" soll
AaB in den kommenden beiden Spielzeiten auf seiner Entwicklung
begleiten. Man spricht vom bisher umfänglichsten Sponsorat
für die Handball-Abteilung überhaupt.
Mehrere Vertragsverlängerungen
Während Kjetil Strand (nach Berlin) und Rechtsaußen Jesper
Jensen den Verein nach nur einer Saison wieder verlassen
haben, verlängerten mehrere Akteure ihre Verträge:
Mitte April erhielt Mikkel Dons Schriver einen
Zweijahreskontrakt in Aalborg. Das 19-jährige Talent auf Halblinks
ist der erste Spieler, der vom aufstrebenden AaB-College zur
Erstligamannschaft stößt. Dort gab er vor kurzem erst
sein Debüt und soll zukünftig vorwiegend in der Defensive zum Einsatz kommen.
Aus Viborg konnte Ende Mai Torhüter John Boye vorläufig für
eine Spielzeit verpflichtet werden. In seiner Vita stehen
zwei Länderspiele. Der 24-jährige spielte in Viborg bereits
mit Sören Rasmussen zusammen. Auch in Aalborg sollen die beiden
ein sich gut ergänzendes Gespann zwischen den Pfosten
bilden. Zuvor hatten die Nordjütländer das Tauziehen um
Ole Erevik gegen Magdeburg verloren.
Mitte Juni entschied sich der Halblinke Daniel Svensson (25),
seine Karriere drei Jahre lang im Aalborger Trikot fortzusetzen.
Ulrik Wilbek berief den früheren Kopenhagener bislang
vier Mal in die Nationalmannschaft. Auf der anderen
Seite gab AaB jüngst den schnellen Nachwuchs-Linksaußen
Nicolai Holland Larsen (20) an den Aufsteiger Mors-Thy Handbold ab.
In den letzten Tagen schließlich wurde Aalborg - wie auch andere
angebliche Interessenten - mit dem dänischen Halbrechten Rune
Ohm in Verbindung gebracht. Dieser sitzt mit unsicherer
Zukunft in Altea zwischen Baum und Borke.
Hoffen auf Meisterschaftsendrunde
Die qualitativ deutlich verstärkte und optimistische
Truppe aus erfahrenen Nationalspielern und hungrigen
Talenten traf sich am 25. Juli zum ersten Training in
der Gigantium Arena. Einzig Neuzugang Rasmus Wremer
war nach seinem Kreuzbandriss zum Zuschauen verurteilt,
seine Genesung verlaufe allerdings nach Plan. Nach
einer Reihe von Tests soll in Kürze die Struktur seines
Aufbautrainings festgelegt werden.
Routinier Rasmus N. Haagensen, der zum drittbesten Halbrechten
der Liga gewählt wurde, machte sich Hoffnungen, in der anstehenden
Saison die Endrunde zu erreichen. Dabei war er sich wohl
bewusst, dass acht Mannschaften um die vier Startplätze kämpfen
würden. Daniel Svensson, der das gleiche Ziel ausgab, vertraut
dabei insbesondere auf eine starke Abwehr.
Im ersten Vorbereitungsspiel zur neuen Spielzeit schlug AaB drei
Tage nach Trainingsbeginn Skjern mit zwei Toren. Gleich zu
Saisonbeginn warten in der Liga einige dicke Brocken,
was Jan Larsen auf volle Zuschauerränge hoffen läßt.
(von Dr. Oliver Schulz)