Nikola Karabatic hat sich im
CL-Auswärtsspiel in Montpellier
das Schultereckgelenk der linken Schulter verletzt. Schwere und Ausmaß
der Verletzung können erst nach einer Kernspintomographie, die am Montag
vorgenommen werden soll, genau bestimmt werden.
Im schlimmsten Fall droht dem französischen Nationalspieler eine
sechs-monatige Pause.
Uwe Schwenker sagte nach der deprimierenden Nachricht:
"Sieg hin oder her, das ist nun völlig egal. Wir wären lieber mit einer Niederlage
und dafür komplett gesund nach Hause gefahren."
Aus Sport1.de vom 30.09.2007:
Kiel unter Schock: Sorgen um "Neo"
München/Montpellier - Zunächst schien alles ganz harmlos.
Nikola Karabatic ging in der 35. Minute vom Feld
im Palais des Sports Rene Bougnol in Montpellier, hielt sich die linke Schulter und schimpfte.
Erst als der Superstar des THW Kiel mit Co-Trainer
Klaus-Dieter Petersen in die Kabine stapfte,
verzogen sich die Mienen auf der Kieler Bank.
Erst recht, als Karabatic danach mit einem dicken
Eisbeutel auf der Schulter wieder auf der Bank Platz nahm. An eine
Rückkehr aufs Feld war nicht mehr zu denken.
Die erste Untersuchung lässt Böses befürchten: Verletzung am Schultereckgelenk.
Wie schlimm, soll eine Kernspintomografie am Montag zeigen.
Sechs Monate Pause?
"
Nikola fällt Wochen, wenn nicht sogar Monate aus.
Der Sieg ist völlig unwichtig", sagte ein entsetzter Manager
Uwe Schwenker am Sonntagmorgen vor der Rückkehr nach
Deutschland im Gespräch mit
Sport1.de.
Er weiß: Im schlimmsten Fall wird der MVP der vergangenen Saison ein halbes
Jahr nicht zur Verfügung stehen!
Nicht nur die Titelchancen des THW in allen drei Wettbewerben würden aufgrund
der anhaltenden Verletzungsprobleme auf ein Minimum sinken.
Karabatic würde die Europameisterschaft 2008 in Norwegen
verpassen und damit die Chance zur Titelverteidigung mit Frankreich.
Drei Verletzte
Dass der THW 34:32 (20:12) gewann und mit dem Start nach Maß
in die
Champions-League-Gruppenphase
eine mehr als acht Jahre lange Siegesserie von Montpellier daheim in Europapokalspielen
beendete, geriet damit zur Nebensache. "Das ist uninteressant", sagte
Schwenker.
Die Verletzungsserie bei den Schleswig-Holsteinern scheint einfach nicht abzureißen.
Seit Jahren müssen die Stars den hohen Belastungen in Verein und Nationalteams Tribut zollen.
Vergangene Saison fielen zeitweise fünf Leistungsträger auf Kieler Seite aus. Jetzt
sind es schon wieder drei:
Christian Zeitz (Hüfte, noch zwei Wochen),
Filip Jicha (Knie, drei bis vier Monate) und nun
Karabatic.
Kritik an Spielweise der Franzosen
"Für uns stand schon vor der Reise im Mittelpunkt, ohne Verletzungen zurückzukehren",
sagt
Schwenker. "Daraus wird leider nichts."
Ein Seitenhieb gegen die Franzosen, die für ihre "knüppelharte und teilweise brutale Spielweise"
(
Schwenker) daheim bekannt sind.
"Nicht umsonst hat Montpellier diese Siegesserie zu Hause gehabt", sagt
Schwenker.
Und THW-Coach
Noka Serdarusic kritisierte:
"Die wollten mit Gewalt unser Spiel zerstören. So lange Handball gespielt wurde,
hat ja jeder gesehen, was los war."
Schiedsrichter sehen nichts
Er selbst habe die Szene, bei der sich
Karabatic verletzte, nicht gesehen.
Offenbar touchierte der tunesische Nationalspieler Issam Tej
Karabatic bei einem Wurf am rechten Bein, so dass
der 1,96 Meter große Franzose in der Luft das Gleichgewicht verlor.
Nach seinem Wurf landete er unglücklich auf der Schulter. "Jeder weiß,
dass es die Art von Issam Tej ist, schmutzig zu spielen", sagte Kiels Rückraumspieler
Viktor Szilagyi.
"
Nikola hat aber geschimpft wie ein Rohrspatz. Er
sagt, er wurde an den Füßen gefoult", erzählt
Schwenker.
Auch die nicht immer sicheren Schiedsrichter Darko Repensek/Janko Pozeznik (Slowenien)
pfiffen nicht.
Lövgren als Vertreter
Kiel stehen nun schwere Wochen bevor. Mittwoch wird das Mammutprogramm in der Bundesliga
in der Kölnarena beim VfL Gummersbach fortgesetzt.
Wer dann auf der Königsposition im linken Rückraum spielen wird, ist offen:
Mit
Jicha und
Karabatic fehlen dem THW zwei Weltstars.
Als Ersatz kommen
Szilagyi, der nach langer Verletzungspause (Knie)
aber keine 60 Minuten spielen kann, und Oldie
Stefan Lövgren in Frage.
Keine Alternative auf dem Markt
Schwenker macht sich darüber noch keine Gedanken. Er hofft, dass die Untersuchung bei
Karabatic am Montag nicht die schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
Noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden, steht derzeit nicht zur Diskussion.
"Der Markt gibt absolut nichts her", sagt
Schwenker.
"Es gibt keinen Spieler, der uns helfen würde."
Die beiden Besten hat er ohnehin im Kader. Aber verletzt.
Montpellier, seine alte Heimat, war für Karabatic diesmal keine Reise wert.
(Von Michael Schwartz, © 2007 Sport1.de)
Inzwischen hat sich auch
Nikola
Karabatic selbst auf seiner Homepage zu Wort gemeldet.