04.10.2007 | Mannschaft / Medien |
Vielleicht war das der Grund für diese enorme Spielfreude am gestrigen Mittwoch in Köln, die Pajovic, der in der Startaufstellung stand, an den Tag legte und zu zehn Toren nutzte. Etwa, als er beim Treffer zum 25:19 den Ball beim erweiterten Gegenstoß mit einer Hand aufnahm und nach einem flachen Sprung direkt weiter ins Tor beförderte. Sogar Anspiele an den Kreis, wie beim 32:28, als er gekonnt den Ball zu Marcus Ahlm durchsteckte, wollten ihm gelingen. Auch in der Abwehr stand er seinen Mann. Zwar lief noch nicht alles rund im Zusammenspiel mit seinen neuen Mannschaftskollegen, aber die Blitzverpflichtung machte sich bereits im ersten Einsatz bezahlt. Auch die riesige Kölnarena flößte Pajovic keinen Respekt ein. Immerhin gewann er hier vor knapp einem Jahr mit Ciudad Real die Vereins-EM. Trotzdem bekannte er, nervös gewesen zu sein.
Nach dem Spiel war Pajovic der gefragteste Mann auf dem Spielfeld. Heerscharen von Reportern bedrängten den wuchtigen Spieler, um einen O-Ton zu erlangen. Da er noch kein Deutsch spricht, sagte er auf englisch, dass er eigentlich für die Abwehr geholt worden sei. "Als Aushilfe. Dann gab der Trainer mir heute die Chance im Angriff und ich habe sie genutzt." Besonders in der ersten Halbzeit, als Gummersbach überhaupt kein Mittel gegen den Slowenen fand. Die zahlreichen Kieler Fans in der Kölnarena feierten jedenfalls den gelungenen Einstand mit stehendem Applaus und skandierten in Anbetracht der Rückennummer 8, die früher der Norweger Frode Hagen trug, "Hej- Frode - Hej", wenn Pajovic einnetzte. Zur Findung eines Spitznamens war die Zeit noch zu kurz.
Bis zu seiner Heimpremiere in der Ostseehalle müssen die Kieler Fans aber nun bis zum 14. Oktober warten, denn im Champions League Gruppenspiel gegen Schwedens Meister Hammarby IF am kommenden Sonntag darf Pajovic in Absprache mit Ciudad Real nicht eingesetzt werden.
"Es ist müßig darüber zu spekulieren, wie es ohne Pajovic gelaufen wäre", sagte Uwe Schwenker hernach, der mit der Verpflichtung einmal mehr ein goldenes Händchen bewies. Binnen 24 Stunden hatte er den Transfer über die Bühne geschaukelt und sprach dabei von einer "Art Leihgeschäft". Denn eigentlich ist Pajovic für Ciudad Real derzeit nicht spielberechtigt. Neun Ausländer gestattet das Reglement in der Liga Asobal, zehn hat der spanische Meister im Kader, sodass einer zum Zuschauen verurteilt ist. Es traf Pajovic.
Ob es nun eine Verpflichtung oder eine Ausleihe ist, wollte Schwenker nicht im Detail erklären. "Das ist etwas kompliziert", sagte der THW-Manager und beschrieb lieber, wie er Pajovic an die Förde lotsen konnte. Vid Kavticnik hatte mit seinem Landsmann am Tag nach Karabatics Verletzung Kontakt aufgenommen, kurz darauf sprach Noka Serdarusic mit dem knapp zwei Meter großen und 111 Kilogramm schweren Hünen. Schwenker hatte fast gleichzeitig mit Talant Dushebajew verhandelt. "Wir waren uns innerhalb von zehn Sekunden einig", lässt Schwenker erahnen, wie gut die Kontakte sind. Während Pajovic bereits auf dem Weg nach Kiel war, wurden die Formalitäten geklärt, es dauerte allerdings noch bis Dienstagabend, ehe die Freigabe des spanischen Verbandes in Papierform eintrudelte. In der Zwischenzeit konnte Noka Serdarusic nur Taktisches mit dem Neuzugang einstudieren. "Und vielleicht fünf von 50 Spielzügen". Mit Erfolg, wie sich zeigte. Und so zollten denn auch alle Seiten dem THW-Manager großen Respekt zu der Art und Weise, wie der neuerliche Transfer-Coup über die Bühne gegangen ist. Schwenkers zufriedenes Lächeln sprach gestern Abend jedenfalls Bände.
(Von Olaf Nolden, © 2007 www.handball-world.com)
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