03./04.10.2007 - Letzte Aktualisierung: 04.10.2007 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Toller Einstand für Ales Pajovic: Zehn Treffer erzielte der Blitz-Transfer von Ciudad Real. |
Stefan Lövgren verwandelt gegen Goran Stojanovic. |
Börge Lund zieht ab. |
Drehte nach der Pause auf: Kim Andersson. |
Marcus Ahlm trifft vom Kreis. |
Jubelnde Kieler Fans: Auswärtssieg! |
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir haben Montag Vormittag erstmals mit Ales Pajovic trainiert - eigentlich kein wirkliches Training, aber wir haben besprochen, was er tatkisch zu tun hat, wie wir Abwehr spielen - die 6:0. Dann haben wir noch eine Viertelstunde 5:1 geübt. Im Angriff haben wir nur fünf verschiedene Sachen trainiert, aber das sind die Sachen, die man überall auf der Welt taktisch spielt und deswegen war ich zuversichtlich, dass er uns helfen kann.
Noka Serdarusic. Pajovic ist ein Weltklassespieler gewesen, als ich ihn vor fünf oder sechs Jahren zu mir holen wollte. Aber bei Ciudad Real ist er nur einer von 20, er spielt kaum. Seit zwei, drei Jahren hat er nicht mehr im Angriff gespielt. Es ist aber bekannt, dass er sehr gut Abwehr spielen kann. Ich habe ihn in unserer schwierigen Verletzungssituation als Aushilfe geholt. Im Kopf hatte ich schon einiges abgehakt, aber vielleicht kann er uns so helfen, dass wir noch im Rennen bleiben können.
Gegenüber den KN:
Nach dem Spiel in Montpellier hatte ich im Kopf Einiges abgehakt. Mit Ales Pajovic bleiben wir zumindest im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Wenn man sieht, dass Ciudad so einen Spieler auf der Tribüne sitzen hat, weiß man, wie stark die Spanier sind.
Der Knackpunkt war, als wir kurz vor Ende der ersten Halbzeit vier Tore in Rückstand gerieten. Danach waren wir nie mehr so dicht dran, dass wir Kiel unter Druck setzen konnten.
Alfred Gislason.
Die letzten fünf Minuten der ersten Halbzeit waren ein sehr schwerer Schlag für uns. Ich denke trotzdem, dass meine Mannschaft sehr gut gespielt hat. Aber es reicht nicht nur aus, dass Ilic einen super Tag hat. Auch andere müssen einen außergewöhnlichen Tag erwischen, damit wir eine gute Chance haben - so nicht.
Ilic hat seinen Job als Schütze super gemacht. Die Mannschaft hat auch gut für ihn gearbeitet, aber diesen Druck aus dem Rückraum brauchen wir auch auf anderen Positionen, um Kiel zu schlagen.Gegenüber den KN:
Kiel hat verdient gewonnen. Ich hatte gehofft, dass Pajovic mehr Zeit braucht. Trotzdem mache ich meiner Mannschaft ein Kompliment. Es hätten nur mehr Spieler einen Tag wie Momir Ilic haben müssen.
Die Vorzeichen waren nicht gut, aber ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben. Pajovic ist ein Glücksgriff.
Es war ein Spiel der Halblinken. Wir haben jetzt im Oktober nicht viel Zeit zum Lamentieren.
Ales ist nicht irgendein Spieler. Er ist mehr als gut. Wir sollten immer neue Spieler für ein Spiel verpflichten, auch Tobias Karlsson war bei seinem ersten Auftritt sehr gut.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so viele Bälle von Ales bekomme. Es war ein hartes Spiel. So hatten wir es erwartet.
Ales Pajovic ist ein "slowenisches Kampfschwein" oder "Lundströms größerer Bruder". Er gibt dem Trainer und dem Verein das Vertrauen zurück, passt in die Mannschaft, ist ein Mann mit Charakter.
Der ganze Tag war sehr aufregend und schön - bis auf das Ergebnis. Der THW hat verdient gewonnen, war souverän.
Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2007:
Ähnlich wie bei Andrei Xepkin in der vergangenen Saison war dem THW am Sonntag mit dem Slowenen Ales Pajovic ein Blitztransfer geglückt, der sich als absoluter Glücksgriff erweisen sollte. Zwei Trainingseinheiten, zwei Tage, "vielleicht fünf von 50 Spielzügen" (THW-Trainer Noka Serdarusic) - Pajovic eroberte dennoch das Parkett der nicht ausverkauften Kölnarena im Sturm, traf zehnmal, und irgendwie hatte man das Gefühl, dass genau er es war, der die Stimmung im mau feiernden Rund am Rhein kippen ließ. Das Ganze entwickelte sich so, dass sich der THW und der VfL bis zum 11:11 (21.) neutralisierten und der 28-jährige Pajovic immer genau dann aus dem Rückraum traf, wenn es wichtig war. Dominik Klein übernahm zunächst den offensiven Abwehr-Part, konnte allerdings auch nicht die Kreise des starken Serben Momir Ilic stoppen, dem in fünf Minuten allein vier Treffer zum 10:9 (17.) gelangen.
Der THW auf der anderen Seite spielte zwar schnörkel-, jedoch nicht ideenlos, beweglich, jedoch nie vorhersehbar. Börge Lund stand für Stefan Lövgren in der Abwehr auf dem Feld, Pajovic schuftete im Mittelblock, und von Minute zu Minute mutete das Spiel der "Zebras" an wie ein Verschmelzungsprozess, wie ein lang anhaltender Moment, in dem der vermeintliche Fremdkörper mit dem kollektiven Ganzen diffundierte. Am Anfang stand dabei Pajovic' Wurfgewalt aus dem Rückraum, die vor der Pause schon zu sieben Treffern führte. Im weiteren Verlauf kamen Übersicht, Anspiele an den Kreis, geblockte Bälle und sogar ein verwandelter Siebenmeter unter dem warmen Applaus aus der Kieler Fankurve hinzu. Kein Wunder, dass der Familienvater nach dem Schlusspfiff strahlte wie ein erleichterter Schwiegersohn, der soeben in die Familie aufgenommen worden war.
Dennoch, Gummersbach - mit numerisch überlegenen, stimmlich dafür blassen Fans im Rücken - wehrte sich und gab die Partie dennoch in wenigen Minuten vor und nach der Pause vollständig aus der Hand. Lund und Lövgren, Lövgren und Pajovic, Pajovic und Lund - das Repertoire des THW blieb im Rückraum begrenzt, aber wirkungsvoll. Der immer wieder an den Kreis auflösende und parallel stoßende mannschaftsdienliche Vid Kavticnik brachte die VfL-Deckung zudem zusehends in Bedrängnis.
VfL-Trainer Alfred Gislason versuchte sein Glück im Mittelblock mit Ilic, Sverre Andreas Jakobsson, mit Kenneth Klev. Doch besonders die rechte Seite mit dem farblosen Ex-Kieler Roman Pungartnik blieb die Schwachstelle. Als Pajovic mehr in das Blickfeld der Gummersbacher Defensive rückte, traf Linkshänder Kim Andersson. Als sich Pajovic nicht mehr reihenweise gute Wurfchancen boten und auch drei oder vier Fehlwürfe seiner Quote zusetzten, entpuppte sich der Slowene als filigraner "Anspieler" auf Andersson (25:30, 50.) und Marcus Ahlm (29:33, 59.). In Erinnerung wird vermutlich sein Treffer zum 19:25 (40.) bleiben, eine leidenschaftliche und irgendwie gleichzeitig runde und eckige Flugshow mit einem von Kim Andersson bereit "gestellten" und mit einer Hand zum Wurf vollendeten Ball, der den VfL nach zwei frechen Kavticnik-Treffern und einem aus Tempo geborenen Lund-Tor endgültig demoralisierte.
Die 5:1-Deckung mit dem Ex-Kieler Adrian Wagner an der Spitze, in der Gislason beim 27:31 (54.) vermutlich das einzig verbliebene Erfolgsrezept wähnte, brachte keine Wende mehr, Wagners an den Pfosten katapultierter Ball nach Tempogegenstoß (58.) und Ahlms 29:33 (59.) stellten das klar, woran keiner in der Halle zweifelte: "Ales Pajovic hat uns geholfen, das Spiel zu gewinnen." Damit hatte Noka Serdarusic alles gesagt, bevor er zum Flieger nach Hamburg und seine Mannschaft allein zum Bus trabten. Der Taktik-Crash-Kurs für Ales Pajovic ("Das ist wie ein Traum") geht erst heute weiter. Und Horror? Gibt's nur im Film.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2007)
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