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21.-23.10.2007 - Letzte Aktualisierung: 23.10.2007 Champions Trophy

Champions Trophy: THW holt den Cup mit Glanzleistung gegen Celje

Stefan Lövgren zum Spieler des Turniers gewählt

Champions Trophy, Finale: 21.10.2007, So., 15.30: THW Kiel - RK Celje Pivovarna Lasko: 38:34 (23:17)
Update #4 Weitere KN-Berichte, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Der THW Kiel holte in Celje den großen "Pott"!
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Der THW Kiel hat seine Titelsammlung komplettieren können! Mit nur sieben eingesetzten Feldspielern besiegten die Zebras am Sonntag im Finale der Champions Trophy den slowenischen Gastgeber RK Celje Pivovarna Lasko souverän mit 38:34 (23:17). Bester Torschütze war erneut der im Rückraum aufgebotene Linkshänder Vid Kavticnik mit 10/1 Treffern, Stefan Lövgren traf neun-, Börge Lund achtmal.
Wie beim 31:30-Sieg am Vorabend gegen den HSV Hamburg bot Noka Serdarusic wieder Vid Kavticnik im rechten Rückraum auf, auf Rechtsaußen durfte diesmal Henrik Lundström ran, während Stefan Lövgren, der später zum "Spieler des Turniers" gewählt wurde, wieder auf der Mitte Regie führte. Viktor Szilagyi wurde hingegen nach den kräfteraubenden 60 Minuten vom Vortag geschont.

Und die Kieler begannen erneut spielfreudig im Angriff, Klein sowie Kavticnik und Lövgren aus dem Rückraum erzielten die ersten Treffer. Celje hielt zunächst in Form von einer einzigen Person gegen: Mittelmann David Spiler wuchtete seine ersten drei Würfe ins Netz, die 5:1-Abwehr mit dem vorgezogenen Vid Kavticnik, der die Kreise des wurfgewaltigen Halblinhen Mirsad Terzic erfolgreich zu stören wusste, fand sich noch nicht zurecht. Nach der erneuten Führung durch Lövgren traf Spiler jedoch nur den Pfosten, Lundström und Klein erhöhten per Gegenstoß auf 6:3 (7.).

Den mitgereisten Kieler Fans musste nach dem Seitenwechsel  nicht mehr bange sein.
Den mitgereisten Kieler Fans musste nach dem Seitenwechsel nicht mehr bange sein.
Dieser knappe Vorsprung hatte zunächst Bestand, weil sich bislang beide Angriffsreihen auf ihre Rückraumshooter verlassen konnten. Besonders der am Vortag überragende Keeper Gorazd Skof bekam konnte sich gar nicht auszeichnen und hatte sogar Pech, als ein Wurf von Lövgren vom Pfosten abprallte und dann von seinem Bein ins Tor trudelte. Entnervt ließ sich Skof auswechseln, mit Aljosa Rezar kam Celje nun besser ins Spiel: Nach Paraden gegen Lund und Kavticnik verkürzte Gajic per Konter auf 8:9. Als wenig später zunächst Marcus Ahlm und nur wenig später Börge Lund bereits zum zweiten Mal auf die Strafbank mussten, schafften die Gastgeber unter der frenetischen Anfeuerung der Fans beim 12:12 (15.) den ersten Ausgleich nach dem 3:3 - der überragende Edvard Kokcharov zeigte sich für Celjes Treffer 9 bis 12 allein verantwortlich. Kurz zuvor sorgte ein böser Zusammenprall zwischen Dominik Klein mit Torhüter Rezar und Spielmacher Spiler bei einem Gegenstoßversuch der Kieler für kurzzeitig besorgte Mienen auf den Trainerbänken, doch alle Beteiligten konnten nach kurzer Behandlungspause weiterspielen.

Als Vid Kavticnik dann einen Rückraumwurf neben das Tor setzte, war die erste Führung für den slowenischen Meister drin. Doch Stefan Lövgren schaffte einen Steal, lief den Konter selbst und schaffte so das wichtige 13:12. In den nächsten Minuten war das Spiel von Hektik, technischen Fouls und Torhüterparaden auf beiden Seiten geprägt, lediglich Kozlina konnte sich zum 13:13 in die Torschützenliste eintragen.

Dann aber legte der THW noch einmal einen Zwischenspurt ein: Der starke Börge Lund ließ sich auch nicht von zwei vorherigen Fehlwürfen verunsichern, sein schöner Unterarmwurf bedeutete das 14:13, Lövgren und Kavticnik im Nachwurf nach einem vergebenen Siebenmeter erhöhten auf 16:13 - eine Drei-Tore-Führung, die auch drei Minuten vor Schluss noch Bestand hatte. Diese letzten drei Minuten aber klappte dann bei den Gastgebern zum Entsetzen des Publikums gar nichts mehr: Während Celje das bereits zehnte technische Foul beging und selbst der zuvor sichere Kokcharov nun im sich langsam steigernden Thierry Omeyer seinen Meister fand, kamen die Kieler zu fünf Treffern in Folge. Zweimal Dominik Klein, der bislang gut abgedeckte Marcus Ahlm nach Anspiel des überragenden Ideengebers Lövgren, ein weiterer Rückraumkracher von Vid Kavticnik und gar ein Tor von Henrik Lundström auf der Rechtsaußen-Position ließen den THW von 18:16 auf 23:16 enteilen, ehe Kokcharov mit seinem achten Treffer den Halbzeitstand herstellte.

Die Hoffnung des Publikums und der slowenischen Mannschaft, den Rückstand noch wettzumachen, war aber noch gegeben, hatte der kleine Kieler Kader doch erst am Vortag der Personalnot in der Schlussphase beinahe noch Tribut zollen müssen. Mit einer Sonderbewachung für Lövgren versuchtn die Gastgeber, den im ersten Durchgang sechsmal erfolgreichen Kopf der Mannschaft aus dem Spiel zu nehmen. Und in der Tat: Anfangs der zweiten Halbzeit häuften sich die technischen Fehler beim THW, Celje kam aber nur leicht heran. Beim Stand von 20:25 aus Sicht der Slowenen hatte der junge Vasja Furlan die Chance, weiter zu verkürzen, doch Thierry Omeyer hielt und steigerte sich langsam zur Weltklasseform. Weitere Paraden gegen Stojanovic und Gajic ließ der Franzose folgen, Lundström, Lövgren und Lund sorgten auf der anderen Seite für das 28:20 und die Vorentscheidung. Und die Omeyer-Show ging weiter, erneut scheiterten Furlan und der ansonsten bei Gegenstößen immens sichere Kokcharov am Kieler Keeper, während Kavticnik mit zwei weiteren Rückraumtreffern das 31:22 besorgte.

Die Zebras haben sich die Goldmedaillen redlich verdient.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Zebras haben sich die Goldmedaillen redlich verdient.
Das Spiel war endgültig gelaufen, das merkte sowohl Celje als auch das Publikum, das sein Team zwar noch immer laut, aber längst nicht mehr so euphorisch wie zu Beginn anfeuerte. Immer wenn die Slowenen wieder einen Funken Hoffnung auf Ergebniskosmetik hatten, verriegelte Thierry Omeyer seinen Kasten. Immer wenn sie dachten, sie hätten das Kieler Angriffsspiel im Griff, traf Börge Lund mit einem Rückraumhammer gegen Goradz Skof. So betrug der Vorsprung auch nach 54 Minuten noch neun Treffer, der THW führte nach dem zehnten Kavticnik-Tor mit 38:29.

Die letzten sechs Minuten gegen teilweise nur vier Zebras verschonten Celje immerhin davor, erstmals in eigener Halle vierzig Gegentore zu kassieren. So sah das Spiel zumindest auf dem Papier letztlich nicht so einseitig aus, wie es war: Mit einer sensationell starken Leistung kann sich der THW nun erstmals "Vereins-Europameister" nennen! Die klare Dominanz der Kieler an diesem Wochenende spiegelte sich am Ende auch noch bei den Spielerehrungen wider: Vid Kavticnik wurde mit 21 Treffern bester Torschütze, Thierry Omeyer wurde zum besten Torhüter, Stefan Lövgren zum besten Spieler der Champions Trophy gewählt!

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Ich möchte jetzt nicht über die Taktik des Spiels reden. Ich weiß nicht, wann wir so ein großes Turnier gespielt haben. Zuletzt 2004 in Ciudad haben wir im Finale gegen Celje verloren. Ich freue mich das wir hier in Celje das Finale gewonnen haben.
Celjes Trainer Kasim Kamenica:
Ich glaube, im ersten Abschnitt haben die Kieler "atomisch" gespielt. Sie haben bereits in der letzten Saison viele Titel geholt. Meine Mannschaft glaubte, wir seien gleichwertig mit Kiel, aber das stimmt nicht. Unsere Abwehr stand nicht so gut und der THW hat daraus seine Vorteile gezogen. Es war eine Dominanz der Kieler Spieler.
Celjes Mittelmann David Spiler:
Glückwunsch an den THW. Sie haben wieder gezeigt, dass sie die beste Mannschaft der Welt sind. Enttäuscht war ich von unserer Abwehr. Aber es ist keine Schande, gegen den THW zu verlieren, auch wenn wir zu Hause gespielt haben.
THW-Linksaußen Dominik Klein:
Wir haben schon im ersten Spiel von Celje gesehen, wie lautstark diese Halle ist. Da war dann schon eine Vorfreude zu spüren. Und dass wir dann auch noch in diesem Hexenkessel gewonnen haben, ist um so erfreulicher.

Champions Trophy, Finale: 21.10.07, So., 15.30: THW Kiel - RK Celje Pivovarna Lasko (SLO): 38:34 (23:17)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 17/1 Paraden), M.Andersson (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Lund (8), Lundström (3), Kavticnik (10/1), Anic, Lövgren (9), Ahlm (3), Szilagyi (n.e.), Klein (5); Trainer: Serdarusic
Logo RK Celje Pivovarna Lasko (SLO Flagge SLO):
Skof (1.-10., 38.-60., 7 Paraden), Rezar (10.-38., 8/1 Paraden); Sulic (2), Gregorc, Gajic (5/2), Spiler (4), Trivundza, Kozlina (5), Furlan (1), Gorensek (2), Stojanovic (2), Terzic (1), Kokcharov (10/6), Kos (2); Trainer: Kamenica
Schiedsrichter:
Chernega / Poladenko (RUS)
Zeitstrafen:
THW: 5 (2x Lund (4.,15.), Ahlm (14.), Lövgren (55.), Lundström (56.));
Celje: 1 (Terzic (20.))
Siebenmeter:
THW: 2/1 (Rezar hält Kavticnik (23., Nachwurf verwandelt));
Celje: 10/8 (Kokcharov an den Pfosten (40.), Omeyer hält Gajic (53.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 3:1 (3.), 3:3, 6:3 (7.), 6:4, 7:4, 7:5, 8:5, 8:6, 9:6, 9:8 (12.), 10:8, 10:9, 11:9, 11:10, 12:10, 12:12, 13:12, 13:13 (19.), 16:13, 16:14, 17:14, 17:15, 18:15, 18:16 (27.), 23:16, 23:17;
2. Hz.: 23:18, 24:18, 24:19, 25:19, 25:20, 28:20 (38.), 28:21, 30:21, 30:22, 31:22, 31:24 (43.), 32:24, 32:25, 34:25 (48.), 34:26, 35:26, 35:28. 37:28, 37:29, 38:29 (54.), 38:34.
Zuschauer:
4500 (Dvorana-Halle, Celje (SLO))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:

Mit letztem Aufgebot zum letzten fehlenden Titel

THW Kiel bei "Champions Trophy" auch von Gastgeber Celje nicht zu stoppen
Celje - Vereins-Europameister war der THW Kiel noch nie. Jetzt besitzt der Titel-Hamster auch diese Trophäe. Mit 38:34 (23:17) besiegte der Handballmeister gestern Nachmittag RK Celje, den Gastgeber der "Champions Trophy". Ein furioses Finale und eine stimmungsvolle Siegerehrung vor 4500 Zuschauern in der schmucken Zlatorog-Arena trösteten am Ende über viele Baustellen dieses fragwürdigen Turniers hinweg.

Als die "Zebras" zur Siegerehrung schlichen, sahen sie aus wie eine ganze Mannschaft. Doch Ales Pajovic, Nikola Karabatic und Viktor Szilagyi, der nach dem Halbfinal-Sieg gegen HSV Hamburg (31:30) tags zuvor völlig ermattet war, schauten im Finale nur zu. THW-Trainer Noka Serdarusic hatte aus dem letzten Häuflein THW-Spieler eine Aufstellung gebastelt, die auch in der bewegten Geschichte dieser Mannschaft Seltenheitswert haben dürfte. Der unglaubliche Vid Kavticnik, letzter gesunder Linkshänder im Kader, spielte im Rückraum. Und Rechtshänder Henrik Lundström durfte sich als Rechtsaußen versuchen. Ein Platz, auf der gewöhnlich mit der linken Hand geworfen wird. Als Börge Lund nach zwei Zeitstrafen (14.) frühzeitig am Rande einer Roten Karte wandelte, wurde das Eis noch dünner. Egal. Motiviert bis in die Haarspitzen, führte der überragende Stefan Lövgren mit seinen wenigen Kollegen die Hausherren vor, die ihnen vor drei Jahren im Finale (30:29) noch den Titel bei der "Champions Trophy" weggeschnappt hatten.

Obwohl das slowenische Publikum einen Geräuschpegel entwickelte, der den "Zebras" noch Stunden nach dem Abpfiff in den Ohren dröhnte, blieben sie eiskalt. Bis zum 13:13 (17.) hielten die Gastgeber, die im Halbfinale leichtes Spiel mit dem SC Magdeburg gehabt hatten, mit. Doch ein hitziges Auswärtsspiel in der berüchtigten Heimstätte von RK Celje, das ist das Umfeld, das eine Mannschaft wie der deutsche Rekordmeister braucht, um seine Extraklasse abrufen zu können. Als nach der Pause auch noch Torhüter Thierry Omeyer zu seiner normalen Superform fand, ließ der Champions-League-Sieger, der teilweise mit neun Toren führte, nichts mehr anbrennen.

Eine Schrecksekunde hatte Dominik Klein (15.) zu überstehen, der mit hoher Geschwindigkeit in Celje-Torhüter Aljosa Rezar knallte, der ungestüm seinen Torkreis verlassen hatte. Der Weltmeister, der gestern seinen sechsten Titel in dieser Saison gewann, schüttelte sich kurz. Durchatmen bei den Kielern, die bei dieser Vereins-EM nur eines nicht wollten - einen weiteren Verletzten.

Klein hatte tags zuvor mit dem schönsten Tor des Turniers das Derby gegen den HSV entschieden. 28:22 führten die "Zebras", als er ein Lövgren-Zuspiel fünf Zentimeter über dem Boden aufsammelte und mit einem herrlichen Heber auch Johannes Bitter überwand. Es war das 29:22 in der 48. Minute. Es war das letzte Feldtor des THW, der ausgebrannt ins Ziel kroch. "Die letzten zehn Minuten haben sich wie eine Stunde angefühlt", meinte ein nach Luft schnappender Kavticnik, dem noch zwei Siebenmeter-Tore gelingen sollten. Die Hamburger, die sich erst sehr spät dafür interessierten, dieses Derby zu gewinnen, verpassten in der letzten Sekunde den Ausgleich, als Hans Lindberg einen Siebenmeter an die Latte hämmerte. So war das Glück mit den Tüchtigen, die sich nach dem Finalsieg mit einer "La Ola" bei den 30 mitgereisten Fans bedankten, den gewaltigen Goldpokal in die Kabine schleppten, um dort mit Dosenbier anzustoßen, das Pajovic besorgt hatte.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:

Splitter aus Celje

  • Ehrungen - Der THW Kiel gewann nicht nur den Goldpokal und damit den fünften Titel in dieser Saison. Die Kieler sammelten in Celje auch alle weiteren Auszeichnungen ab. Kapitän Stefan Lövgren wurde zum besten Spieler gewählt, Thierry Omeyer zum besten Torhüter. Erfolgreichster Werfer in seiner slowenischen Heimat war mit 20 Toren Vid Kavticnik.

  • Preisgeld - 70 000 Euro wurden an die vier Mannschaften verteilt. Der THW Kiel sahnte als Sieger die Hälfte ab. Celje gewann 20 000 Euro, der HSV Hamburg 10 000 Euro und dem SC Magdeburg blieben 5000 Euro.

  • Historie - Nach dem SC Magdeburg, der die Vereins-EM zweimal gewinnen konnte, trug sich mit dem THW Kiel die zweite deutsche Mannschaft in die Siegerliste ein. Acht der zwölf Turniere gewannen mit dem FC Barcelona (5), Ciudad Real (2) und Portland San Antonio spanische Klubs, die sich erstmals nicht qualifizieren konnten.

  • Minus - Anlässlich seines 60-jährigen Vereinsjubiläums hatte RK Celje sich als Ausrichter beworben und die rund 400 000 Euro teure Organisation mit einem sechsstelligen Minus bezahlt. Der Gastgeber kam nicht nur für Preisgeld, Transfers und Unterbringung der anderen Teams auf. Der Champions-Leaguer-Sieger 2004 leistete sich auch einen kirmesähnlichen Rummel rund um die Halle, der bei den Slowenen auf genauso wenig Gegenliebe stieß wie die hohen Kartenpreise (bis 65 Euro).

    (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)

     

    Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:

    KN-Kommentar zur Vereins-EM: Überflüssig

    Vereins-Europameisterschaft - ein klangvoller Titel für einen Wettbewerb, dessen Sinn fragwürdig ist. Die Slowenen präsentierten sich als liebevolle Organisatoren, an den Eckdaten konnten aber auch sie nichts ändern: Den drei deutschen Mannschaften bescherte das vergangene Wochenende in erster Linie eine weitere strapaziöse Reise und zwei Spiele innerhalb von 30 Stunden. Gänzlich grotesk wurde es, als Magdeburg und Hamburg vor leeren Rängen um einen dritten Platz ringen mussten. Der sportliche Wert lässt sich selbst in einer Handballstadt wie Celje offensichtlich nur schwer vermitteln.

    Im vorigen Jahr blieb der VfL Gummersbach als Gastgeber auf einem Minus von 100 000 Euro sitzen. Diesmal wird Celje Rote Zahlen in ähnlicher Größenordnung schreiben. Gelohnt hat es sich nur für die Europäische Handball-Föderation (EHF), die als Veranstalter dieser "Champions Trophy" vom Ausrichter und dem Fernsehsender Eurosport eine angeblich sechsstellige Summe kassierte. Doch auch die Funktionäre müssen sich endlich der Sinn-Frage stellen. Mittlerweile ist es Alltag geworden, dass gerade am Ende eines Turniers völlig ausgepumpte Spieler vor laufenden Kameras nur noch schlechten Sport bieten können. Und den will irgendwann keiner mehr sehen. Im völlig überfüllten Terminkalender, der den Handballern allein in den kommenden neun Monaten neben dem Liga-Alltag eine Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in Peking bescheren wird, muss der Rotstift angesetzt werden. Die Vereins-EM zu streichen wäre ein guter Anfang.

    (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)

     

    Aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2007:

    Präsident Lian lobt: THW bewundernswert

    Prämien-Anteil für die Spieler - EHF begrüßt Schwalb-Vorschlag
    Celje - Tor Lian, Präsident der Europäischen Handball-Föderation (EHF), hat ein positives Fazit der Vereins-Europameisterschaft gezogen. "Die Organisation war hoch professionell, und mit dem THW Kiel haben wir einen würdigen Champion gefunden. Es ist bewundernswert, was diese stark reduzierte Mannschaft und ihr Trainer leisten", lobte der Norweger.

    Der angesprochene Trainer, Noka Serdarusic, will sich nun dafür einsetzen, dass seine strapazierten Spieler an der Siegprämie in Höhe von 35 000 Euro partizipieren. "Ich denke, dass ein Teil in die Mannschaftskasse fließen sollte", sagte Serdarusic, der über den Kraftakt seines Teams nicht alleine staunte. "Wir haben in der Kabine gesessen und immer wieder mit dem Kopf geschüttelt", erzählte Linksaußen Dominik Klein, "aber das ist ein Teil des Charakters, den diese Mannschaft ausmacht."

    EHF-Generalsekretär Michael Wiederer begrüßte gestern in der Diskussion um den engen Terminkalender die Forderung von Bundesliga-Trainer Martin Schwalb nach einer Spielergewerkschaft. "Die Mitbestimmung liegt uns am Herzen", sagte Wiederer gestern, "aber man muss uns nicht unter Druck setzen." Zuletzt habe es auf dem EHF-Kongress in Rom einen Antrag für ein Spielerforum gegeben. "Leider ist ein entsprechender Vorstoß abgelehnt worden, weil eine Satzungsänderung notwendig geworden wäre, wofür aber knapp die Zweidrittel-Mehrheit fehlte. Schon für die Sitzung im Dezember in Paris wird erneut ein Antrag vorbereitet", erklärte Wiederer. Auch die Gründung der Group Club Handball (G 14), die die Interessen der Vereine und Spieler vertreten soll, vor einem Jahr ist für den EHF-Generalsekretär eine sinnvolle Sache: "Die Clubs sind ein wichtiger Bestandteil. Für den 19. November ist ein erneuter Dialog geplant."

    Schwalb, Trainer des HSV Hamburg, hatte am Sonnabend in Celje den internationalen Verbänden EHF und IHF wegen der hohen Terminbelastung der Spieler eine "Verharrungsmentalität" vorgeworfen. Jeder warte auf den ersten Schritt des anderen, ohne dabei etwas von seinen Pfründen abgeben zu wollen. Diesen Vorwurf ließ Wiederer nicht gelten. "Bei allem Verständnis, Herr Schwalb spielt mit Hamburg das erste Mal Champions League und urteilt über sehr komplexe Zusammenhänge", kritisierte Wiederer.

    (aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2007)


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