21.-23.10.2007 - Letzte Aktualisierung: 23.10.2007 | Champions Trophy |
Update #4 | Weitere KN-Berichte, Fotos, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Der THW Kiel holte in Celje den großen "Pott"!
©
G.Wieberneit |
Und die Kieler begannen erneut spielfreudig im Angriff, Klein sowie Kavticnik und Lövgren aus dem Rückraum erzielten die ersten Treffer. Celje hielt zunächst in Form von einer einzigen Person gegen: Mittelmann David Spiler wuchtete seine ersten drei Würfe ins Netz, die 5:1-Abwehr mit dem vorgezogenen Vid Kavticnik, der die Kreise des wurfgewaltigen Halblinhen Mirsad Terzic erfolgreich zu stören wusste, fand sich noch nicht zurecht. Nach der erneuten Führung durch Lövgren traf Spiler jedoch nur den Pfosten, Lundström und Klein erhöhten per Gegenstoß auf 6:3 (7.).
Den mitgereisten Kieler Fans musste nach dem Seitenwechsel
nicht mehr bange sein.
©
G.Wieberneit |
Als Vid Kavticnik dann einen Rückraumwurf neben das Tor setzte, war die erste Führung für den slowenischen Meister drin. Doch Stefan Lövgren schaffte einen Steal, lief den Konter selbst und schaffte so das wichtige 13:12. In den nächsten Minuten war das Spiel von Hektik, technischen Fouls und Torhüterparaden auf beiden Seiten geprägt, lediglich Kozlina konnte sich zum 13:13 in die Torschützenliste eintragen.
Dann aber legte der THW noch einmal einen Zwischenspurt ein: Der starke Börge Lund ließ sich auch nicht von zwei vorherigen Fehlwürfen verunsichern, sein schöner Unterarmwurf bedeutete das 14:13, Lövgren und Kavticnik im Nachwurf nach einem vergebenen Siebenmeter erhöhten auf 16:13 - eine Drei-Tore-Führung, die auch drei Minuten vor Schluss noch Bestand hatte. Diese letzten drei Minuten aber klappte dann bei den Gastgebern zum Entsetzen des Publikums gar nichts mehr: Während Celje das bereits zehnte technische Foul beging und selbst der zuvor sichere Kokcharov nun im sich langsam steigernden Thierry Omeyer seinen Meister fand, kamen die Kieler zu fünf Treffern in Folge. Zweimal Dominik Klein, der bislang gut abgedeckte Marcus Ahlm nach Anspiel des überragenden Ideengebers Lövgren, ein weiterer Rückraumkracher von Vid Kavticnik und gar ein Tor von Henrik Lundström auf der Rechtsaußen-Position ließen den THW von 18:16 auf 23:16 enteilen, ehe Kokcharov mit seinem achten Treffer den Halbzeitstand herstellte.
Die Hoffnung des Publikums und der slowenischen Mannschaft, den Rückstand noch wettzumachen, war aber noch gegeben, hatte der kleine Kieler Kader doch erst am Vortag der Personalnot in der Schlussphase beinahe noch Tribut zollen müssen. Mit einer Sonderbewachung für Lövgren versuchtn die Gastgeber, den im ersten Durchgang sechsmal erfolgreichen Kopf der Mannschaft aus dem Spiel zu nehmen. Und in der Tat: Anfangs der zweiten Halbzeit häuften sich die technischen Fehler beim THW, Celje kam aber nur leicht heran. Beim Stand von 20:25 aus Sicht der Slowenen hatte der junge Vasja Furlan die Chance, weiter zu verkürzen, doch Thierry Omeyer hielt und steigerte sich langsam zur Weltklasseform. Weitere Paraden gegen Stojanovic und Gajic ließ der Franzose folgen, Lundström, Lövgren und Lund sorgten auf der anderen Seite für das 28:20 und die Vorentscheidung. Und die Omeyer-Show ging weiter, erneut scheiterten Furlan und der ansonsten bei Gegenstößen immens sichere Kokcharov am Kieler Keeper, während Kavticnik mit zwei weiteren Rückraumtreffern das 31:22 besorgte.
Die Zebras haben sich die Goldmedaillen redlich
verdient.
©
G.Wieberneit |
Die letzten sechs Minuten gegen teilweise nur vier Zebras verschonten Celje immerhin davor, erstmals in eigener Halle vierzig Gegentore zu kassieren. So sah das Spiel zumindest auf dem Papier letztlich nicht so einseitig aus, wie es war: Mit einer sensationell starken Leistung kann sich der THW nun erstmals "Vereins-Europameister" nennen! Die klare Dominanz der Kieler an diesem Wochenende spiegelte sich am Ende auch noch bei den Spielerehrungen wider: Vid Kavticnik wurde mit 21 Treffern bester Torschütze, Thierry Omeyer wurde zum besten Torhüter, Stefan Lövgren zum besten Spieler der Champions Trophy gewählt!
(Sascha Krokowski)
Ich möchte jetzt nicht über die Taktik des Spiels reden. Ich weiß nicht, wann wir so ein großes Turnier gespielt haben. Zuletzt 2004 in Ciudad haben wir im Finale gegen Celje verloren. Ich freue mich das wir hier in Celje das Finale gewonnen haben.
Ich glaube, im ersten Abschnitt haben die Kieler "atomisch" gespielt. Sie haben bereits in der letzten Saison viele Titel geholt. Meine Mannschaft glaubte, wir seien gleichwertig mit Kiel, aber das stimmt nicht. Unsere Abwehr stand nicht so gut und der THW hat daraus seine Vorteile gezogen. Es war eine Dominanz der Kieler Spieler.
Glückwunsch an den THW. Sie haben wieder gezeigt, dass sie die beste Mannschaft der Welt sind. Enttäuscht war ich von unserer Abwehr. Aber es ist keine Schande, gegen den THW zu verlieren, auch wenn wir zu Hause gespielt haben.
Wir haben schon im ersten Spiel von Celje gesehen, wie lautstark diese Halle ist. Da war dann schon eine Vorfreude zu spüren. Und dass wir dann auch noch in diesem Hexenkessel gewonnen haben, ist um so erfreulicher.
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:
Als die "Zebras" zur Siegerehrung schlichen, sahen sie aus wie eine ganze Mannschaft. Doch Ales Pajovic, Nikola Karabatic und Viktor Szilagyi, der nach dem Halbfinal-Sieg gegen HSV Hamburg (31:30) tags zuvor völlig ermattet war, schauten im Finale nur zu. THW-Trainer Noka Serdarusic hatte aus dem letzten Häuflein THW-Spieler eine Aufstellung gebastelt, die auch in der bewegten Geschichte dieser Mannschaft Seltenheitswert haben dürfte. Der unglaubliche Vid Kavticnik, letzter gesunder Linkshänder im Kader, spielte im Rückraum. Und Rechtshänder Henrik Lundström durfte sich als Rechtsaußen versuchen. Ein Platz, auf der gewöhnlich mit der linken Hand geworfen wird. Als Börge Lund nach zwei Zeitstrafen (14.) frühzeitig am Rande einer Roten Karte wandelte, wurde das Eis noch dünner. Egal. Motiviert bis in die Haarspitzen, führte der überragende Stefan Lövgren mit seinen wenigen Kollegen die Hausherren vor, die ihnen vor drei Jahren im Finale (30:29) noch den Titel bei der "Champions Trophy" weggeschnappt hatten.
Obwohl das slowenische Publikum einen Geräuschpegel entwickelte, der den "Zebras" noch Stunden nach dem Abpfiff in den Ohren dröhnte, blieben sie eiskalt. Bis zum 13:13 (17.) hielten die Gastgeber, die im Halbfinale leichtes Spiel mit dem SC Magdeburg gehabt hatten, mit. Doch ein hitziges Auswärtsspiel in der berüchtigten Heimstätte von RK Celje, das ist das Umfeld, das eine Mannschaft wie der deutsche Rekordmeister braucht, um seine Extraklasse abrufen zu können. Als nach der Pause auch noch Torhüter Thierry Omeyer zu seiner normalen Superform fand, ließ der Champions-League-Sieger, der teilweise mit neun Toren führte, nichts mehr anbrennen.
Eine Schrecksekunde hatte Dominik Klein (15.) zu überstehen, der mit hoher Geschwindigkeit in Celje-Torhüter Aljosa Rezar knallte, der ungestüm seinen Torkreis verlassen hatte. Der Weltmeister, der gestern seinen sechsten Titel in dieser Saison gewann, schüttelte sich kurz. Durchatmen bei den Kielern, die bei dieser Vereins-EM nur eines nicht wollten - einen weiteren Verletzten.
Klein hatte tags zuvor mit dem schönsten Tor des Turniers das Derby gegen den HSV entschieden. 28:22 führten die "Zebras", als er ein Lövgren-Zuspiel fünf Zentimeter über dem Boden aufsammelte und mit einem herrlichen Heber auch Johannes Bitter überwand. Es war das 29:22 in der 48. Minute. Es war das letzte Feldtor des THW, der ausgebrannt ins Ziel kroch. "Die letzten zehn Minuten haben sich wie eine Stunde angefühlt", meinte ein nach Luft schnappender Kavticnik, dem noch zwei Siebenmeter-Tore gelingen sollten. Die Hamburger, die sich erst sehr spät dafür interessierten, dieses Derby zu gewinnen, verpassten in der letzten Sekunde den Ausgleich, als Hans Lindberg einen Siebenmeter an die Latte hämmerte. So war das Glück mit den Tüchtigen, die sich nach dem Finalsieg mit einer "La Ola" bei den 30 mitgereisten Fans bedankten, den gewaltigen Goldpokal in die Kabine schleppten, um dort mit Dosenbier anzustoßen, das Pajovic besorgt hatte.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007:
Im vorigen Jahr blieb der VfL Gummersbach als Gastgeber auf einem Minus von 100 000 Euro sitzen. Diesmal wird Celje Rote Zahlen in ähnlicher Größenordnung schreiben. Gelohnt hat es sich nur für die Europäische Handball-Föderation (EHF), die als Veranstalter dieser "Champions Trophy" vom Ausrichter und dem Fernsehsender Eurosport eine angeblich sechsstellige Summe kassierte. Doch auch die Funktionäre müssen sich endlich der Sinn-Frage stellen. Mittlerweile ist es Alltag geworden, dass gerade am Ende eines Turniers völlig ausgepumpte Spieler vor laufenden Kameras nur noch schlechten Sport bieten können. Und den will irgendwann keiner mehr sehen. Im völlig überfüllten Terminkalender, der den Handballern allein in den kommenden neun Monaten neben dem Liga-Alltag eine Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in Peking bescheren wird, muss der Rotstift angesetzt werden. Die Vereins-EM zu streichen wäre ein guter Anfang.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2007)
Aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2007:
Der angesprochene Trainer, Noka Serdarusic, will sich nun dafür einsetzen, dass seine strapazierten Spieler an der Siegprämie in Höhe von 35 000 Euro partizipieren. "Ich denke, dass ein Teil in die Mannschaftskasse fließen sollte", sagte Serdarusic, der über den Kraftakt seines Teams nicht alleine staunte. "Wir haben in der Kabine gesessen und immer wieder mit dem Kopf geschüttelt", erzählte Linksaußen Dominik Klein, "aber das ist ein Teil des Charakters, den diese Mannschaft ausmacht."
EHF-Generalsekretär Michael Wiederer begrüßte gestern in der Diskussion um den engen Terminkalender die Forderung von Bundesliga-Trainer Martin Schwalb nach einer Spielergewerkschaft. "Die Mitbestimmung liegt uns am Herzen", sagte Wiederer gestern, "aber man muss uns nicht unter Druck setzen." Zuletzt habe es auf dem EHF-Kongress in Rom einen Antrag für ein Spielerforum gegeben. "Leider ist ein entsprechender Vorstoß abgelehnt worden, weil eine Satzungsänderung notwendig geworden wäre, wofür aber knapp die Zweidrittel-Mehrheit fehlte. Schon für die Sitzung im Dezember in Paris wird erneut ein Antrag vorbereitet", erklärte Wiederer. Auch die Gründung der Group Club Handball (G 14), die die Interessen der Vereine und Spieler vertreten soll, vor einem Jahr ist für den EHF-Generalsekretär eine sinnvolle Sache: "Die Clubs sind ein wichtiger Bestandteil. Für den 19. November ist ein erneuter Dialog geplant."
Schwalb, Trainer des HSV Hamburg, hatte am Sonnabend in Celje den internationalen Verbänden EHF und IHF wegen der hohen Terminbelastung der Spieler eine "Verharrungsmentalität" vorgeworfen. Jeder warte auf den ersten Schritt des anderen, ohne dabei etwas von seinen Pfründen abgeben zu wollen. Diesen Vorwurf ließ Wiederer nicht gelten. "Bei allem Verständnis, Herr Schwalb spielt mit Hamburg das erste Mal Champions League und urteilt über sehr komplexe Zusammenhänge", kritisierte Wiederer.
(aus den Kieler Nachrichten vom 23.10.2007)
(21.-23.10.2007) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |