28./29. 11.2004 - Letzte Aktualisierung: 29.11.2004 | Vereins-EM |
Update #2 | Spielbericht der KN |
Christian Zeitz überzeugte nur in der ersten Halbzeit |
Erneut füllte sich die Quichote Arena in Ciudad nur langsam. Allerdings erlebten die ca. 3000 Zuschauer in der ersten Halbzeit das bisher beste Spiel der Vereins-EM, in dem der THW den besseren Start erwischt. Zahlreiche Paraden von Henning Fritz ermöglichten zahlreiche Tempogegenstöße, die unter anderem zur 6:3-Führung nach neun Minuten beitrugen. Zudem erwischte auch der Kieler Rückraum erneut einen Sahne-Tag, vor allem der in den letzen Spielen überragende Frode Hagen sowie der auf konstant gutem Niveau spielende Christian Zeitz ließen Skof im Celje-Tor verzweifeln. Dieser musste dann nach 12 Minuten auch die Platte für Lorger verlassen, der gleich einen von Pettersson geworfenen Siebenmeter halten konnte und den THW-Angriff zunehmend verunsicherte.
Außerdem kam nun auch noch Pech hinzu, gleich viermal standen Pfosten und Latte einem Kieler Torerfolg im Wege. Innerhalb von vier Minuten konnte Celje deshalb die komfortable THW-Drei-Tore-Führung durch Treffer von Rutenka, mit 6/1 Toren erfolgreichster Werfer im Team des Champions League-Siegers in Hälfte eins, Kokcharov und Kozamara auf 9:9 (18.) ausgleichen. Nun entwickelte sich ein immer abwechslungsreicheres Spiel, nur vier Minuten später musste der THW in die zweite Celje-Führung des Spiels einwilligen: Eine Überzahlsituation, Sebastian Preiß musste für zwei Minuten auf die Bank, nutzen Rutenka und erneut Kozomara zum 12:11 für den slowenischen Meister. Nun drehten Frode Hagen und Linksaußen Adrian Wagner richtig auf, binnen vier Minuten drehten die beiden mit insgesamt fünf Toren das Resultat auf 16:13, ehe Rutenka und Kokcharov verkürzen konnten und Christian Zeitz den Halbzeitstand von 17:15 für den THW erzielte.
Die zweite Halbzeit begann für den THW mit einigen Schreckminuten. Zwar konnte Pettersson per Tempogegenstoß auf 18:15 erhöhen, dann verstärkte Celje jedoch den Druck und ging bis zur 36. Minute seinerseits mit 20:18 in Führung. Vor allem die Kieler Abwehr sah zu diesem Zeitpunkt gegen den wurfgewaltigen Rückraum Celjes nicht gut aus, im Angriff versagten vor dem nun immer stärker haltenden Lorger die Nerven. Trotzdem steckten die Zebras icht auf verkürzten erneut, glichen durch einenvon Wagner verwandelten Siebenmeter sogar zum 22:22 aus (42.), ehe sich der Kräfteverschleiß beim THW deutlich bemerkbar machte. Fünf Minuten ohne Kieler Tor folgten, sogar ein Siebenmeter (Wagner scheiterte an Skof) brachte nicht den gewünschten Erfolg. Bis auf 26:22 zog Celje in dieser Phase davon, doch mit eisernem Willen, einem treffsicheren Pettersson, und einem dreimal in vier Minuten treffenden Sebastian Preiß kämpften sich die Zebras noch einmal auf 27:28 (54.) heran.
Als Marcus Ahlm
mit seinem einzigen Treffer der Partie wenig später sogar der Ausgleich gelang, konnte
man beim THW wieder auf den ersten Titel der Saison hoffen. Doch Zorman und Kokcharov mit
einem artistischen Tor konterten für Celje, Johan verkürzte
noch einmal. Als Christian Zeitz dreißig Sekunden vor dem
Ende einen Ball abfing und Pettersson bediente, lag
der Ausgleich in der Luft. Doch Lorger hielt den Tempogegenstoß, Celje Pivovarna Lasko
feierte den Sieg bei der Vereins-EM. Der THW konnte nach einer starken Leistung
im Finale erhobenen Hauptes und mit einer 15000 Euro-Prämie für
den zweiten Platz die Rückreise nach Deutschland antreten, wo am Mittwoch bereits
die TSG Friesenheim im DHB-Pokal Achtelfinale wartet.
Das Finale war von der ersten Minute an sehr ausgeglichen. Wir hatten in der ersten Halbzeit mehr von Spiel. In der zweiten Halbzeit hatten wir die Chance uns abzusetzen. Dies ist uns aber nicht gelungen, weil wir Fehler gemacht haben, Celje gut in der Deckung stand und mit Lorger einen guten Torwart hatte. Heute hat die glücklichere Mannschaft gewonnen. Wenn der letzte Ball von Johan reingegangen wäre, wäre das Spiel wieder offen gewesen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2004:
"Ich bin sehr enttäuscht und einfach nur leer", rang Kreisläufer Sebastian Preiß nach Worten, "wenn man im Finale eines solchen Wettbewerbes steht, will man auch gewinnen." Im benachbarten Kabinengang wurde es dagegen laut. Nach dem Champions-League-Triumph über Flensburg feierten Celjes Spieler auch den zweiten Endspiel-Erfolg über einen Bundesligisten ausgelassen. Ungekrönter König in der spanischen Provinzhauptstadt war Siarhei Rutenka. Der 23-jährige Rückraumspieler unterstrich auch gegen den THW seine Extraklasse. Hatte er Ciudads Weltklasse-Torhüter Arpad Sterbik im Halbfinale am Sonnabend zwölf Mal bezwungen, so musste Henning Friz den Ball gestern zehn Mal aus dem Tornetz sammeln. In beiden Spielen sei es sehr hart und eng zugegangen, sagte Rutenka. "Aber jetzt lassen wir die Sau raus. Schließlich haben wir gezeigt, dass wir nach dem Sieg in der Champions League wirklich die Besten sind." Völlig zu Recht wurde der Slowene bei der Siegerehrung zum besten Turnierspieler gekürt, Henning Friz freute sich über die Ehrung zum besten Torhüter.
Die Zebras waren am Sonnabend träge ins Zwei-Tage-Turnier gestartet. Erst das Trainer-Donnerwetter von Noka Serdarusic in der Halbzeitpause half, um gegen Außenseiter BM Valladolid am "Tag der offenen Tore" mit 37:35 auf die Siegerstraße einzubiegen. Gestern präsentierten sich die Kieler von Beginn an entschlossen und konzentriert. Auf die offensive und höchst aggressive Deckungsreihe der Slowenen antwortete der THW mit Laufarbeit und beherzten Würfen aus dem Rückraum. Frode Hagen traf fünf Mal zumeist aus Nahdistanz, Christian Zeitz genau so oft - hart, aber herzlich. Weil auch die Flügelzange in der Besetzung Adrian Wagner/Johan Pettersson bissig zupackte und Henning Fritz ein guter Rückhalt war, hatten die Kieler alles im Griff.
Das änderte sich im zweiten Abschnitt. Zwar legten die Zebras zunächst einen Drei-Tore-Vorsprung hin, doch dann war es wie abgeschnitten. Zwischen der 35. und 50. Minute regierte Kampf und Krampf die THW-Angriffsbemühungen. "Wir wollten, aber es ging nicht", stöhnte Frode Hagen. Der Norweger hatte sein Pulver genau so verschossen wie Zeitz, auch Martin Boquist kam nicht mehr in Tritt. Kiels Rückraum wurde von Celjes kompromissloser Abwehr an die Kette gelegt.
Als Natek in der 51. Minute zum 28:24 einwarf, schien die Vorentscheidung gefallen. Doch drei Tore des jetzt für Marcus Ahlm in den Angriff beorderten Sebastian Preiß waren ein letzter Weckruf: Beim 28:28 schien wieder alles möglich. Celje zog erneut zwei Tore weg, Johan Pettersson brachte Kiel mit Tempo auf 29:30 heran und hatte zehn Sekunden vor Schluss bei einem weiteren Gegenstoß den Ausgleich in der Hand. Aber der Schwede scheiterte, weil Kokscharow ihm fast unbemerkt mit der Hand ins Gesicht schlug. "Er hat mich voll erwischt", sagte Pettersson und guckte wie jemand, dem gerade ein Ziegelstein auf den entzündeten großen Zeh geplumpst ist. Niederlagen schmerzen.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 29.11.2004)
(28./29. 11.2004) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |