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13.11.2007 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Nokas Nachfolger - nur Spaß?

Zu Besuch in Schweden bei Staffan Olsson, für den es kaum etwas Besseres gibt als den THW Kiel

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.11.2007:

Uttran/Schweden - Der Weg dorthin, wo Staffan Olsson, der "alte Schwede" des THW Kiel, heute ist, ist ein Weg in die Vergangenheit und Zukunft zugleich. Ein Weg ins Södermanland außerhalb Stockholms, hinein in den Wald, wo es angenehm nach Holz duftet am See Kvarnsjön und ganz bestimmt ein Bengel wie Michel aus Lönneberga irgendwo seine Streiche ausheckt.
In Jeans und Kapuzenpulli wartet der 43-Jährige vor dem Haus, das er 2003 für seine Frau Marie, die Kinder Hanna und Henrik und sich baute, als seine Zeit als Profi-Handballer nach 13 Jahren, davon sieben beim THW, endete. Ein gelbes Holzhaus mit weißen Fenstern und einem prächtigen Balkon, eine halbe Autostunde von Stockholm entfernt. Mit einer Küche, in der sich wunderbar schwedische Feste feiern lassen. Stilvoll skandinavisch wärmt die Einrichtung ("Das machen Marie und ich zusammen") die Seele. Im Flur stehen Olssons weiße Old-School-Sneakers, in denen er schon beim Champions-League-Finale in Kiel herrlich rockig aussah.

Im Haus läuft der Hammarbyer Trainer barfuß, am großen hölzernen Wohnzimmertisch gibt's Kaffee aus blauen Tassen. Zurücklehnen, durchatmen und gleich das spannendste Thema zuerst. Was er denn eigentlich zu den Worten von THW-Trainer Noka Serdarusic sage, der im "Aftonbladet" über seinen Nachfolger beim THW spekulierte ("Er ist der Einzige, der meinen Job machen kann")? Olsson lacht und zieht dabei ein langes "nej" durch den Raum. "Noka macht doch vielleicht noch zehn Jahre in Kiel. Seinen Humor verstehen eben nicht alle." Gleich noch ein Lachen hinterher. "Es macht mir hier ehrlich Spaß. Aber ich habe gelernt, nie ,nie' zu sagen. Und es gibt kaum etwas Besseres als den THW. Dort herrscht aber auch ein anderer Druck als hier."

Schwer sei es besonders für die heute 17-jährige Hanna und den 13-jährigen Henrik gewesen, als die Familie Olsson "nach sieben schönen Jahren in der zweiten Heimat Kiel" nach Schweden zurückkehrte. "Die Kinder hatten nie in Schweden gewohnt. Wir sind extra in die Nähe der Großeltern gezogen, um es ihnen leicht zu machen", sagt Olsson. Marie arbeitet wieder als Krankenschwester. Und frühestens in eineinhalb Jahren, wenn Henrik von der "Grundschule" auf das Gymnasium wechselt, will Olsson über einen erneuten Umbruch nachdenken, der ihm sichtlich schwer fiele: "Stockholm ist eine der schönsten Städte Europas, hier ist immer etwas los."

Trotzdem sei es nach der Rückkehr besonders im ersten Jahr "komisch" gewesen. "Ich war halb deutsch geworden, habe deutsch gedacht. Hier in Schweden sind mir plötzlich viele komische Kleinigkeiten aufgefallen. Ich habe Kiel und die Bundesliga sehr vermisst." Heute ist das anders. Hanna und Henrik spielen Handball, Hanna reitet, Henrik spielt Gitarre, Staffan "versucht zu golfen" ("Das habe ich in Kiel nie gemacht"), Freundeskreise sind etabliert, Familiennähe schafft Wärme. Selbst die Stockholmer, die den 1,99-m-Mann mit der Mähne auf der Straße natürlich erkennen, lassen ihn in Ruhe.

In der Anfangszeit arbeitete Olsson neben seinem Trainerjob bei Hammarby IF noch halbtags an einem Handball-Gymnasium.

"Zwei Berufe, das war zu viel", sagt er heute. Der Kontakt nach Kiel riss nie ab. Regelmäßige Kurzurlaube, Telefonate mit Noka Serdarusic. "Er gibt mir Ratschläge. Ich sehe ihn als Mentor. Wenn ich in Kiel bin, besuche ich ihn", sagt Olsson, der vor fünf Wochen bei der Rückkehr als Trainer in die Ostseehalle ein ungewohntes Gefühl empfand: "Ich dachte, ich sei vorbereitet."

Nach 13 Jahren als Profi ist er lockerer geworden. "Weißt Du, ich wollte niemals Trainer werden, und jetzt macht es mir ziemlich viel Spaß." Seine Zukunft liegt also auf der Trainerbank. Aber wo? In Schweden? Als Nationaltrainer? In der Bundesliga? In Kiel? Vielleicht wird er irgendwann Trainer des THW, in drei oder vier Jahren. Dann steht der 43-Jährige vor seinem Haus (und seinem deutschen Auto) und winkt zum Abschied. Was bedeuten wohl seine Worte? "Bis bald!"

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 13.11.2007)


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