23./24.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 24.11.2007 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Vorbericht ergänzt... |
Das Team der Füchse Berlin.
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Füchse |
Doch die Aufstiegs-Euphorie ist inzwischen der Tabellen-Ernüchterung gewichen. Zwar schaffte es Geschäftsführer Bob Hanning, dereinst als Aufbau-Helfer auch in der Elbmetropole Hamburg erfolgreich, gleich für die Premieren-Saison mit 2,6 Millionen Euro einen durchaus erstklassigen Etat für einen Aufsteiger auf die Beine zu stellen. Aber es gab ja auch viel zu tun. Zunächst musste natürlich der Kader des erfahrenen Trainers Jörn-Uwe Lommel dem gehobenen Niveau der ersten Liga angepasst werden. Sechs Spieler verließen den Verein, sieben Athleten wechselten an die Spree. Und die Namen einiger dieser Neuzugänge ließen bereits vermuten, dass man in Berlin in der Zukunft mehr vor hat, als ewig um den Klassenerhalt mitzuspielen.
Der erste Ägypter in der Bundesliga: Abwehrspezialist
Hany El Fakharany.
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Nach langwieriger Knieverletzung wieder fit:
Linkshänder Mark Bult.
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Der norwegische Spielmacher Kjetil Strand kam azs
Aalborg nach Berlin.
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Linksaußen Konrad Wilczynski überzeugt vor allem vom
Siebenmeterpunkt.
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Für die Statistiker sei erwähnt: Das Spiel am Samstag ist der zwölfte Pflichtspielvergleich zwischen dem THW Kiel und den einstigen Reinickendorfer Füchsen seit Beginn der eingleisigen Bundesliga. Siebenmal siegten die Zebras, dreimal die Füchse. Bei allen drei Berliner Siegen mit von der Partie: Noka Serdarusic. Doch als der Kieler Erfolgstrainer 1984 seine Spielerkarriere beendete, hatte Reinickendorf gegen den THW nichts mehr zu melden, ehe man sich 1986 mit nur sechs Pluspunkten aus der Bundesliga verabschiedete.
Die Schiedsrichter der Partie am Samstag sind Andreas und Marcus Pritschow (Stuttgart).
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch:
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Als am 16. Juli der Flug 6558 in Berlin landete, sich die Tür zum Gate wenig später öffnete und ein 1,97 Meter großer Mann in Sportklamotten sein weniges Gepäck in Richtung Ausgang schob, atmeten Füchse Trainer Jörn-Uwe Lommel und Mannschaftsbetreuer Detlef Klavehn erleichtert auf: Hany El Fakharany war nach wochenlangem Hickhack um Wechselmodalitäten und Visum endlich in seiner neuen Heimat angekommen, endlich konnten die Füchse ihren spektakulärsten Neuzugang der Öffentlichkeit präsentieren. Und so war das Begrüßungsgeschenk für El Fakharany auch gleich sein neues Trikot mit der Nummer 18 - die wartenden Fotografen sollten den ersten Ägypter der TOYOTA Handball-Bundesliga gleich im Vereins-Jersey ablichten, schließlich war das Ringen um den 173-maligen Nationalspieler ein hartes Stück Arbeit. Vor allem für den Handball-Weltenbummler Lommel, der nach den Stationen TV Niederwürzbach, TUSEM Essen und Nettelstedt, sowie einem kurzen Gastspiel in der Schweiz die ägyptische Nationalmannschaft betreute - und so hervorragende Beziehungen zum Spieler und zum nicht ganz einfach zu händelnden ägyptischen Nationalverband hatte. Denn der ägyptische Verband lässt seine Nationalspieler nur äußerst ungern ins Ausland wechseln - weshalb El Fakharany nach Hussein Zaky (Ciudad Real) auch erst der zweite Spitzenspieler Ägyptens ist, dem ein Transfer nach Europa nicht versagt wurde. "Das war die schwierigste Verpflichtung, die ich je in meiner Laufbahn gemacht habe", atmete auch Füchse-Manager Bob Hanning auf, als El Fakharany endlich das Trikot der Berliner überstreifte.
Ein schwieriger, aber auch ungemein wichtiger Transfer für die Hauptstädter, denn El Fakharany ist das neue Herzstück der Berliner Defensive. Empfohlen hat er sich nicht nur unter dem damaligen Nationaltrainer Lommel beim Gewinn der Afrika-Meisterschaft 2004, sondern auch als jeweils bester Defensivspieler seines Teams bei den Weltmeisterschaften 2005 und 2007. El Fakharany ist ein Held in seinem handballverrückten Heimatland, was den Abschied von Al Ahly, einem der beiden großen ägyptischen Vereine, nicht unbedingt leichter machte.
Doch nun ist er angekommen in Berlin, wurde als exotischster Neuzugang der Liga von Beginn an einer der Berliner Publikumslieblinge, lernte sofort Deutsch und sorgte dafür, dass man den Aufsteiger Füchse Berlin im arabisch-sprachigen Raum nun häufiger zu sehen bekommt. Der TV-Sender Al Jazeera zeigt zwar nicht alle, aber viele Spiele der Hauptstädter live. So können auch die Fans in der Heimat erleben, wie sich El Fakharany für sein neues Team in die Abwehrarbeit kniet, wie er es in Ägypten gelernt hat. Hart und kompromisslos - der 29-Jährige stopft die Löcher, die seine teilweise unerfahrenen Nebenleute aufreißen lassen. Dafür lässt er sich dann auch häufiger als seine Mannschaftskollegen für zwei Minuten auf die Bank schicken. Der erste Ägypter der Bundesliga ist gleich angekommen, in den Top-Ten der Spieler mit den meisten Zeitstrafen - Aufsehen erregt El Fakharany eben nicht nur neben der Platte...
(Von living sports, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2007:
Bob Hanning hieß der Jüngling, der die tief schlummernde Berliner Handball-Gemeinde 2005 wach küsste. "Wir investieren 100 Prozent unser Kraft in den Klassenerhalt", sagte der ehemalige Assistent von Bundestrainer Heiner Brand und ausgewiesene TV-Experte im Sommer. Obwohl in einer 3,5-Millionen-Metropole beheimatet, kann der Füchse-Manager lediglich aus einem Etat mit 2,6 Millionen Euro schöpfen. Prominentester Neuzugang war der ägyptische Nationalspieler Hany El Fakharany.
Mit dem Heimerfolg gegen TuSEM Essen verschaffte sich die Mannschaft von Trainer Jörn-Uwe Lommel Luft im Abstiegskampf. Mit viel Ruhe und Geduld will der Tabellen-14. das Intermezzo beim Champions League-Sieger angehen. Bis auf den an der Hand verletzten Toni Kern hat Lommel alle Spieler an Bord.
Zu den Stützen gehört neben El Fakharany und dem Ex-Flensburger Kjetil Strand der litauische Abwehrchef Andrius Stelmokas, seit drei Tagen Vater von Zwillingen. Mit ihrem besten Torschützen Konrad Wilczynski (92 Tore) verfügen die "Füchse" zudem über das, was dem THW momentan auch gut zu Gesicht stehen würde: ein Siebenmeter-Experte. Gegen Essen traf der österreichische Linksaußen achtmal von der Strafwurflinie und schraubte seine Quote mit 53 verwandelten Siebenmetern bei 59 Versuchen auf beachtliche 89,9 Prozent.
Als Computer-Systemtechniker ist THW-Torwart Mattias Andersson gut mit Zahlen vertraut. Derartige Rechenspiele sind aber nicht sein Ding. "Ich gucke mir die Statistiken der Gegner nicht an", sagt der Schwede. Und auch die verheerende Quote des THW, der in den vergangenen vier Pflichtspielen 13 Strafwürfe vergab, beunruhigt ihn nicht. "Das ist eine Momentaufnahme und wird sich wieder bessern." Seine Leistung beim Champions-League-Sieg über Constanta dürfte vor dem Fernseher vor allem seinen zukünftigen Trainer, Michael Roth beim TV Großwallstadt, verzückt haben. Erstmals seit über einem Jahr stand Andersson während der gesamten 60 Minuten zwischen den Pfosten und erwischte mit 23 Paraden einen glänzenden Abend. "Es ist immer toll, wenn man ein gutes Spiel macht und die Mannschaft auch noch gewinnt. Egal, ob nach einer Woche oder einem Jahr."
Gedanken an seinen neuen Arbeitgeber verschwendet der 39-fache Nationalspieler nicht. Erst im neuen Jahr will er sich mit dem Umzug nach Unterfranken beschäftigen. "Bis dahin ist der THW Kiel das Wichtigste für mich. Wir haben drei Titel zu gewinnen, und ich möchte mich möglichst mit allen auf dem Rathausplatz von den Kieler Fans verabschieden."
(von Frank Molter, aus den Kieler Nachrichten vom 24.11.2007)
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