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08.05.2008 Europakokal

Drei Fragen an Uwe Schwenker, Thorsten Storm und Bernd Rigterink

Gleich drei Bundesligisten stehen am kommenden Wochenende in den Europacup-Finals und wollen in den jeweiligen Rückspielen den Triumph des vergangenen Jahres wiederholen, als alle drei Europapokale in deutsche Vereinsvitrinen wanderten. Die Aussichten sind unterschiedlich: Während der THW Kiel in der Champions League mit einem 29:27-Erfolg aus Ciudad Real zurückkehrte, müssen die Rhein-Neckar Löwen daheim gegen den ungarischen Vertreter aus Veszprem einen Fünf-Tore-Rückstand wettmachen. Im EHF-Cup reist die HSG Nordhorn mit einem Vier-Tore-Polster nach Kopenhagen. Arnulf Beckmann sprach mit den Managern der drei Klubs.
Frage:
Wie schätzen Sie die Chancen Ihres Teams ein, den Pokal zu gewinnen zu können?
Uwe Schwenker:
Mit verhaltenem Optimismus kann ich nur sagen: Wir haben glänzende Perspektiven, den Titel in der Champions League zu verteidigen. Dennoch erfordert das Match am Sonntag allerhöchste Konzentration. Der Sieg in Ciudad ist nämlich zugleich auch ein sehr gefährliches Ergebnis. Die Erwartungshaltung ist groß, die Jungs haben das Gefühl, schon eine Hand am Pott zu haben. Ciudad Real ist eine Weltklassemannschaft, die auch in der Lage ist, in Kiel zu gewinnen.
Thorsten Storm:
Wenn die Ungarn uns daheim mit fünf Treffern besiegen können, dann können wir das umgekehrt auch. Schließlich spielen wir ja nicht gegen Kiel. Ich sehe die Chancen nach wie vor 50:50. Wichtig wird sein, dass wir vor 13.000 Zuschauern in der SAP-Arena einen guten Start erwischen. Die Halle war übrigens in weniger als drei Tagen restlos ausverkauft.
Bernd Rigterink:
Wir haben es im Hinspiel Minuten vor Schluss versäumt, uns eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, als wir bereits mit sechs Toren führten. Dennoch glaube ich, dass ein Vorsprung von vier Treffern durchaus ein schönes Polster ist. Vor der Atmosphäre in der engen und kleinen Halle in Kopenhagen hat die Mannschaft keine Angst. Sie hat schon andernorts bewiesen, dass sie mit hitziger Stimmung gut zurecht kommt. Alle sind heiß auf den ersten Titel, deshalb bin ich fest davon überzeugt, ein Ergebnis zu erreichen, dass uns zum EHF-Cup-Sieger macht.
Frage:
Was könnte ein Erfolg für Ihren Klub und für Ihre künftige Arbeit bedeuten?
Uwe Schwenker:
In erster Linie müsste ein solcher Erfolg höher bewertet werden als der Titelgewinn im vergangenen Jahr. Damals sind wir ohne Druck und mit einem Rumpfkader Sieger geworden - diesmal gehörten wir zum engsten Favoritenkreis. Ein neuerlicher Erfolg wäre das größte Kompliment für alle, die daran mitgearbeitet haben. Wir haben nicht alles beherrscht, aber wir haben uns alles erarbeitet.
Thorsten Storm:
Wenn wir in der Liga Vierter werden und dazu den Europacup gewinnen, dann war das die beste Saison der Löwen überhaupt. Der erste Titel ist sicher immer der Schönste, und deshalb bedeutet er auch viel. Für alle, die dabei mitgeholfen haben, ist es eine schöne Belohnung, für die Region und für unsere Fans eine Wahnsinns-Geschichte. Unsere Arbeit wird aber ungeachtet des Ausgangs weitergehen wie gehabt. Wir haben unseren Plan, und die Zuschauerentwicklung in dieser Saison zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.
Bernd Rigterink:
Wer gesehen hat, welche Euphorie die Finalteilnahme in Nordhorn und in der gesamten Grafschaft ausgelöst hat, der kann ermessen, welchen Stellenwert ein Europacup-Triumph für die Leute hier hätte. Für unsere Kleinstadt in der Provinz und für unsere Fans könnte ein solcher Erfolg viel zu einem neuen Selbstverständnis beitragen. Als Manager der HSG erhoffe ich mir künftig eine erhöhte Medienaufmerksamkeit und damit verbunden neue Partner, die mit frischem Geld das Arbeiten mit der Mannschaft ein wenig leichter machen. Wir könnten den Kader dann entsprechend der gewachsenen Ansprüche verstärken.
Frage:
Wie wichtig wären die Europacup-Triumphe der anderen beiden Teams?
Uwe Schwenker:
Ich gönne es allen deutschen Teams, den Europacup zu gewinnen. Das ist gut für die Liga und für den Handball hierzulande. Es ist aber auch so bereits ein großartiger Nachweis der Klasse, wenn gleich drei deutsche Teams in die Finals einziehen.
Thorsten Storm:
Der THW Kiel ist gegenwärtig die beste Mannschaft und hätte es verdient, wieder alle drei Titel zu gewinnen. Uwe Schwenker und Noka Serdarusic machen einen Riesenjob. Die Kieler werden auch im kommenden Jahr eine dominierende Rolle spielen. Für die HSG Nordhorn würde mich der Titelgewinn deshalb freuen, weil der Klub mit wenigen Mitteln eine Riesensaison spielt und schon jetzt viel erreicht hat.
Bernd Rigterink:
Ich mache da keine Unterschiede. Ein Kieler Triumph in der Champions League wäre nicht nur ein weiterer Beleg für die Ausnahmestellung der Bundesliga, sondern ermöglichte einer vierten Mannschaft die Teilnahme an der europäischen Königsklasse. Ein Europacup-Gewinn der Löwen wird das Handball-Projekt im Rhein-Neckar-Raum weiter befeuern und dafür Sorge tragen, den Standort Mannheim zu festigen. Ich drücke beiden die Daumen.
(Das Gespräch führte Arnulf Beckmann)


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