Gleich drei Bundesligisten stehen am kommenden Wochenende
in den Europacup-Finals und wollen in den jeweiligen
Rückspielen den Triumph des vergangenen Jahres wiederholen,
als alle drei Europapokale in deutsche Vereinsvitrinen
wanderten. Die Aussichten sind unterschiedlich: Während
der THW Kiel in der
Champions League mit einem
29:27-Erfolg aus Ciudad Real zurückkehrte,
müssen die Rhein-Neckar Löwen daheim gegen den ungarischen
Vertreter aus Veszprem einen Fünf-Tore-Rückstand wettmachen.
Im
EHF-Cup reist die
HSG Nordhorn mit einem Vier-Tore-Polster nach Kopenhagen.
Arnulf Beckmann sprach mit den Managern der drei Klubs.
- Frage:
-
Wie schätzen Sie die Chancen Ihres Teams ein,
den Pokal zu gewinnen zu können?
- Uwe Schwenker:
-
Mit verhaltenem Optimismus kann ich nur sagen: Wir haben
glänzende Perspektiven, den Titel in der Champions League
zu verteidigen. Dennoch erfordert das Match am Sonntag
allerhöchste Konzentration. Der Sieg in Ciudad ist nämlich
zugleich auch ein sehr gefährliches Ergebnis. Die
Erwartungshaltung ist groß, die Jungs haben das Gefühl,
schon eine Hand am Pott zu haben. Ciudad Real ist eine
Weltklassemannschaft, die auch in der Lage ist, in Kiel
zu gewinnen.
- Thorsten Storm:
-
Wenn die Ungarn uns daheim mit fünf Treffern besiegen
können, dann können wir das umgekehrt auch. Schließlich
spielen wir ja nicht gegen Kiel. Ich sehe die Chancen
nach wie vor 50:50. Wichtig wird sein, dass wir vor
13.000 Zuschauern in der SAP-Arena einen guten Start
erwischen. Die Halle war übrigens in weniger als drei
Tagen restlos ausverkauft.
- Bernd Rigterink:
-
Wir haben es im Hinspiel Minuten vor Schluss versäumt,
uns eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen, als
wir bereits mit sechs Toren führten. Dennoch glaube ich,
dass ein Vorsprung von vier Treffern durchaus ein
schönes Polster ist. Vor der Atmosphäre in der engen
und kleinen Halle in Kopenhagen hat die Mannschaft
keine Angst. Sie hat schon andernorts bewiesen, dass
sie mit hitziger Stimmung gut zurecht kommt. Alle sind
heiß auf den ersten Titel, deshalb bin ich fest davon
überzeugt, ein Ergebnis zu erreichen, dass uns zum
EHF-Cup-Sieger macht.
- Frage:
-
Was könnte ein Erfolg für Ihren Klub und für Ihre
künftige Arbeit bedeuten?
- Uwe Schwenker:
-
In erster Linie müsste ein solcher Erfolg höher bewertet
werden als der Titelgewinn im vergangenen Jahr. Damals
sind wir ohne Druck und mit einem Rumpfkader Sieger
geworden - diesmal gehörten wir zum engsten Favoritenkreis.
Ein neuerlicher Erfolg wäre das größte Kompliment für alle,
die daran mitgearbeitet haben. Wir haben nicht alles
beherrscht, aber wir haben uns alles erarbeitet.
- Thorsten Storm:
-
Wenn wir in der Liga Vierter werden und dazu den Europacup
gewinnen, dann war das die beste Saison der Löwen überhaupt.
Der erste Titel ist sicher immer der Schönste, und deshalb
bedeutet er auch viel. Für alle, die dabei mitgeholfen haben,
ist es eine schöne Belohnung, für die Region und für unsere
Fans eine Wahnsinns-Geschichte. Unsere Arbeit wird aber
ungeachtet des Ausgangs weitergehen wie gehabt. Wir haben
unseren Plan, und die Zuschauerentwicklung in dieser Saison
zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.
- Bernd Rigterink:
-
Wer gesehen hat, welche Euphorie die Finalteilnahme in Nordhorn
und in der gesamten Grafschaft ausgelöst hat, der kann ermessen,
welchen Stellenwert ein Europacup-Triumph für die Leute hier
hätte. Für unsere Kleinstadt in der Provinz und für unsere Fans
könnte ein solcher Erfolg viel zu einem neuen Selbstverständnis
beitragen. Als Manager der HSG erhoffe ich mir künftig eine
erhöhte Medienaufmerksamkeit und damit verbunden neue Partner,
die mit frischem Geld das Arbeiten mit der Mannschaft ein wenig
leichter machen. Wir könnten den Kader dann entsprechend der
gewachsenen Ansprüche verstärken.
- Frage:
-
Wie wichtig wären die Europacup-Triumphe der anderen beiden Teams?
- Uwe Schwenker:
-
Ich gönne es allen deutschen Teams, den Europacup zu gewinnen.
Das ist gut für die Liga und für den Handball hierzulande. Es
ist aber auch so bereits ein großartiger Nachweis der Klasse,
wenn gleich drei deutsche Teams in die Finals einziehen.
- Thorsten Storm:
-
Der THW Kiel ist gegenwärtig die beste Mannschaft und hätte
es verdient, wieder alle drei Titel zu gewinnen.
Uwe Schwenker und
Noka Serdarusic machen einen Riesenjob.
Die Kieler werden auch im kommenden Jahr eine dominierende Rolle
spielen. Für die HSG Nordhorn würde mich der Titelgewinn deshalb
freuen, weil der Klub mit wenigen Mitteln eine Riesensaison
spielt und schon jetzt viel erreicht hat.
- Bernd Rigterink:
-
Ich mache da keine Unterschiede. Ein Kieler Triumph in der
Champions League wäre nicht nur ein weiterer Beleg für die
Ausnahmestellung der Bundesliga, sondern ermöglichte einer
vierten Mannschaft die Teilnahme an der europäischen
Königsklasse. Ein Europacup-Gewinn der Löwen wird das
Handball-Projekt im Rhein-Neckar-Raum weiter befeuern und
dafür Sorge tragen, den Standort Mannheim zu festigen. Ich
drücke beiden die Daumen.
(Das Gespräch führte Arnulf Beckmann)