Der THW Kiel hat sich eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel
nächsten Sonntag in der Sparkassen-Arena-Kiel erarbeitet: Im Hinspiel
des Champions League-Finals siegten die Zebras beim spanischen Meister
Ciudad Real nach einer sensationellen und abgeklärten Leistung mit 29:27 (14:13). Bester
Torschütze bei den Kielern war
Nikola Karabatic
mit neun Treffern, bei den Gastgebern verhinderte Torhüter Arpad Sterbik
mit 18 Paraden einen höheren Sieg des deutschen Rekordmeisters.
Bereits lange vor dem Anpfiff sorgten die Fans von Ciudad Real dank
zuvor verteilter "Lärmklatschen" für einen Höllenlärm - und das,
obwohl sich die Quijote-Arena erst nach und nach füllte. Die Kieler
begannen mit der gleichen Aufstellung wie beim
34:24-Sieg
am Mittwoch gegen die HSG Nordhorn, also mit
Kim Andersson
und
Stefan Lövgren im Angriff,
Filip Jicha und
Börge Lund
in der Abwehr. Allerdings ließ
Noka Serarusic
sein Team mit einer 6:0-Deckung beginnen, die von Experten vermutete
Sonderbewachung Rutenkas durch
Dominik Klein
fand nicht statt - zumal der gebürtige Weißrusse beim spanischen Meister
gar nicht begann, sondern von
Ales Pajovic
ersetzt wurde.
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Dominik Klein wird nach der Attacke
von David Davis in die Kabine geführt.
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In den ersten Minuten entwickelte sich - trotz der vielen "Spezialistenwechsel"
- eine rasante Partie, ähnlich wie beim
Halbfinalspiel in Barcelona
übernahmen die Zebras die Initiative. Nach drei Minuten führte der THW bereits
mit 4:2, besonders
Dominik Klein zeigte sich
mit zwei Treffern - einen vom Kreis, einen per Gegenstoß - in zuletzt bekannter
Spiellaune. Bei Ciudad Real war es ausgerechnet die ehemalige "Leihgabe"
Ales Pajovic, der mit seinen Treffern für die Gastgeber
verkürzte. Doch nach dem 3:4 durch den auf der Mitte beginnenden Entrerrios
gab es den ersten großen Aufreger: Ciudads vorgezogen agierender David Davis
langte mit flacher Hand gegen den anstürmenden
Dominik Klein
hin, traf den zu Boden fallenden Weltmeister genau im Gesicht. Der Linksaußen
wurde sofort behandelt, mit einem bereits blutgetränkten Handtuch wurde er
in die Kabine gebracht. Als Strafe für diese Attacke gaben die serbischen Schiedsrichter
Visekruna und Stanojevic "nur" zwei Minuten...
 |
Vid Kavticnik traf aus allen Lagen
und erzielte insgesamt sechs Treffer.
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Die Kieler aber ließen sich nicht von der aufkeimenden Hektik anstecken, blieben
auch in der Folge spielbestimmend. Indes: Die Führung ausbauen konnten die Zebras
nicht. Denn während sich Ciudad Real viele Fehler im Aufbauspiel leistete, warfen
die Kieler Angreifer langsam aber sicher Arpad Sterbik warm. Der Welthandballer von
2005 parierte glänzend gegen
Jicha und
Ahlm, besonders auch der auffällige und das Spiel an sich
reißende
Nikola Karabatic scheiterte zunächst
häufiger an dem Torhüter, als dass er ihn überwinden konnte. Stark im Kieler
Angriffsspiel präsentierte sich hingegen
Vid Kavticnik,
der äußerst variabel wirbelte und mal von außen, mal aus dem Rückraum, beim
8:6 mit einem Heber vom Kreis verwandelte. Schade nur, dass
Thierry Omeyer einen rabenschwarzen Start erwischte,
der THW hätte sonst schon deutlicher führen können.
Nach dem Anschlusstreffer von Pajovic zum 7:8
reagierte Noka Serdarusic folgerichtig und brachte
Mattias Andersson für den Franzosen. Der Schwede
konnte aber auch nichts dagegen tun, dass Ciudad Real - nun mit Zorman und
Rutenka im Angriff - die Initiative
ergriff: Angetrieben vom weiterhin stark parierenden Sterbik gingen die
Spanier durch einen Siebenmeter von Stefansson beim 9:8 erstmals in
Führung, bauten diese durch erneut Stefansson und den am Kreis starken
Torsten Laen auf 11:9 aus. Gerade in dieser schwierigen Phase wuchs
Nikola Karabatic wieder einmal über sich hinaus,
erzielte den neunten und zehnten Kieler Treffer selbst und bediente
Marcus Ahlm mustergültig zum 11:11-Ausgleich
(21.) - die erste Attacke des spanischen Meisters wurde erfolgreich abgewehrt.
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Arpad Sterbik verdiente sich besonders im ersten Durchgang
das Prädikat "weltklasse".
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War es in den Anfangsminuten ein Duell der Angriffsreihen, so standen nun
vermehrt die Deckungsformationen im Vordergrund. Beide Mannschaften hatten
es nun schwer, Tore zu erzielen. Die manchmal überhart reagierende 5:1- oder
3:2:1-Abwehr der Spanier war nur schwer zu knacken, andererseits packten
auch die Kieler aufmerksam zu, zudem konnte sich
Mattias Andersson
nun mit einigen guten Paraden auszeichnen. Einzig Olafur Stefansson - ausgerechnet
den Isländer, der unter normalen Umständen gar nicht hätte spielen dürfen -
bekam die Kieler Abwehr nicht so recht in den Griff, er glich die
Führungstreffer von
Karabatic und
Ahlm
wieder aus. Bei angezeigtem Zeitspiel blieben die Kieler Angreifer anschließend
cool,
Kim Andersson bediente erneut
Ahlm, der eine Minute vor dem Pausenpfiff das 14:13 für den
THW markierte. Erneut hätte Stefansson per Siebenmeter ausgleichen können,
sein Heber gegen
Omeyer traf aber nur den Innenpfosten
- daher ging es mit dieser knappen Kieler Führung, aber nach Zeitstrafe für
Kavticnik in Unterzahl, in die zweite Halbzeit.
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Filip Jicha erzielte im zweiten Durchgang
drei wichtige Treffer für den THW.
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Bei nur fünf Angreifern vertraute
Noka Serdarusic
nach Wiederanpfiff auf
Christian Zeitz, der
sich auch gleich gut einführte: Ein Fehlanspiel von Ciudad landete bei
dem Linkshänder, der sofort
Börge Lund auf die
Reise schickte - das 15:13. Wieder in der Deckung bekam der Norweger
allerdings eine Zeitstrafe aufgebrummt, nur noch vier Kieler sahen dabei
zu, wie Siarhei Rutenka den fälligen Siebenmeter gegen
Omeyer
zum 14:15 verwandelte - der erste Treffer des Halblinken, der nun zu
großer Form auflaufen sollte. Doch noch hielten die Zebras trotz
Unterzahl das Heft in der Hand,
Kavticnik
traf frisch von der Bank zum 16:14,
Zeitz
mit unorthodoxem Unterarmwurf zum 17:15.
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Bärenstarker zweiter Durchgang: Thierry Omeyer
parierte in den letzten 22 Minuten gleich 11 Bälle.
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Drei Treffer von Rutenka und ein gehaltener Siebenmeter von Sterbik
aber weckten die zuvor merklich ruhiger gewordene Halle wieder auf. Noch
einmal brachte
Vid Kavticnik den THW, der
nach einem dummen Zusammenprall von
Pajovic
mit
Karabatic einige Minuten auf den
benommen wirkenden Franzosen verzichten musste, in
Front, dann aber folgte die wohl stärkste Phase der Spanier: Mit
Parrondo und Källman trafen nun endlich die Außen, zweimal Zorman
und ein Siebenmeter von Stefansson brachten das 23:20 für Ciudad
Real. Der THW lief Gefahr, sich abhängen zu lassen, immerhin verhinderte
der wieder ins Spiel genommene
Thierry Omeyer
mit einigen Paraden einen noch höheren Rückstand.
Doch der THW kämpfte sich tatsächlich zurück. Sowohl
Dominik Klein als auch
Nikola Karabatic waren wieder
spielbereit, der Franzose verkürzte mit seinem fünften
Treffer auf 21:23. Kurz darauf folgte dann ein Schicksalsschlag
für die Spanier: Nach einem Duell mit Börge Lund
fiel Siarhei Rutenka unglücklich auf seine Schulter und
für den Rest der Partie aus. Die Kieler indes spürten, dass
in der Quijote-Arena noch immer mehr als nur eine knappe
Niederlage drin sein könnte, Jicha
und Karabatic bliesen zur
Aufholjagd. Symptomatisch für den hohen kämpferischen Einsatz
der Zebras dann eine Szene aus der 48. Minute: Ein ungenauer
Pass auf Kim Andersson landete
beinahe im Aus, der Schwede aber hechtete hinterher, "schaufelte"
den Ball zurück zu Thierry Omeyer,
dieser spielte bei angezeigtem Zeitspiel seinen Landsmann
Nikola Karabatic an, der aus
13 Metern Arpad Sterbik überwand. Dies war zugleich der
umjubelte Ausgleich zum 24:24, auch die zweite Attacke
Ciudads konnte erfolgreich abgewehrt werden.
 |
Am Ende jubelten in der Quijote-Arena nur noch die
rund 100 mitgereisten Kieler Schlachtenbummler.
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Und die Kieler wollten nun mehr: Zorman überwand zwar noch
einmal
Thierry Omeyer,
dann aber übernahm der THW wieder die Kontrolle über das
Spiel: Erneut war es
Nikola Karabatic,
der zum 25:25 ausglich, der dann
Kavticnik
am Kreis bediente, das 27:25 wieder selbst erzielte. Diese
Führung möglich machte auch eine nun sensationelle Leistung
von
Thierry Omeyer, der nun sein
Tor verbarrikadierte und reihenweise Großtaten gegen Källman,
Zorman und Stefansson vollbrachte. Auch eine Auszeit Dujshebaevs
brachte die Zebras nicht mehr aus dem Spiel, zwei Tore
von
Marcus Ahlm schraubten die
Führung gar auf 29:26.
Am Ende stand ein kaum für möglich
gehaltener 29:27-Sieg für den Titelverteidiger zu Buche, der
die Kieler vom zweiten Champions League Sieg in Folge
träumen lässt. Allerdings wartet im Rückspiel noch ein
hartes Stück Arbeit auf den THW, denn gegen die Weltklasse-Truppe
von Ciudad Real darf man sich nächste Woche auch vor heimischem
und mindestens ebenso euphorischem Publikum keine Schwächephase
erlauben.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch
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Ich bin froh, das wir hier gewonnen haben. Bereits zur Pause
hätten wir höher führen können, wenn Sterbik nicht sieben oder
acht Hundertprozentige entschärft hätte. Unsere Torhüter
hingegen bekamen in der ersten Hälfte keinen Ball. In der
zweiten Halbzeit haben wir diszipliniert gespielt und in der
Abwehr gut gestanden. Ein bisschen Glück war heute aber auch
dabei, denn Ciudad Real war nicht so gut, wie ich diese
Mannschaft schon hab spielen sehen. Richtige Freude kommt
deshalb auch nicht auf, weil ich weiß, wie stark Ciudad
spielen kann. Wenn es nächsten Sonntag umgekehrt läuft, Ciudad
einen guten und wir einen schlechten Tag haben, dann sieht
alles anders aus.
Ciudads Trainer Talant Dujshebaev:
Glückwunsch an Kiel. Nach dem Barca-Spiel am Mittwoch haben
wir heute nicht gezeigt, was wir können. Als wir in der zweiten
Hälfte mit drei Toren führten, hat Omeyer
sechs Treffer in Eins-zu-Eins-Situationen verhindert. Ich fühle
mich verantwortlich für die Niederlage. Aber wir haben nun am
kommenden Sonntag nichts zu verlieren, ich hoffe auf ein besseres
Spiel meiner Mannschaft. Wir müssen alles besser machen. Zu den
Schiedsrichtern sage ich nichts, ich habe in Hamburg zum ersten
Mal in meinem Leben etwas zu Schiedsrichtern gesagt, das mache
ich nicht wieder. Urios hat wegen Knieproblemen nicht gespielt,
Metlicic hat nach dem Warmmachen signalisiert, dass er nicht
spielen wird können. David Davis hat sich heute ebenfalls am
Knie verletzt.
Im Sport ist aber alles möglich - wir werden uns am kommenden
Sonntag teuer verkaufen.
Es war ein sehr schwer erkämpfter Sieg. Aber wir haben den
Kampf aufgenommen und von der ersten bis zur letzten Sekunde
alles gegeben. Ciudad hat ein Team höchster Qualität - und
sie werden in der nächsten Woche noch besser als heute spielen.
Wir haben uns gut vorbereitet und Ciudad Real analysiert,
deshalb haben uns die Spanier heute auch nicht überrascht.
Überraschungen gibt es bei solchen absoluten Weltklasse-Teams
wie Ciudad eh nicht.
[gegenüber den KN:]
Wir haben das Spiel in der Abwehr gewonnen, aber auch vorne
gut gespielt. Wir haben zwar ein paar Bälle verworfen, aber wenige
taktische Fehler gemacht. Um Thierry
habe ich mir keine Sorgen gemacht, er findet schon immer
wieder zurück. Das war auch heute so.
Mattias hat anfangs auch
gut gehalten und das spricht für den THW, unseren Mannschaftsgeist.
Ciudads Linkshänder Olafur Stefansson:
Wir haben zu 90 Prozent Schuld an der Niederlage. Aber es ist
jetzt gerade einmal Halbzeit - das Finale wird erst nächste
Woche entschieden. Wir müssen nun gut arbeiten und am kommenden
Sonntag zeigen, was wir wirklich können. Dafür müssen wir aber
unsere Fehler abstellen - aber die Hoffung auf einen Sieg bleibt
natürlich.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben uns vorgenommen, hier zu gewinnen. Wir wollten
nicht taktieren. Wir hatten heute den stärkeren Willen, haben
als Team überzeugt. Das war ein typisches Spiel für diesen THW
Kiel, wir sind eine Mannschaft. Die Stimmung war nicht ganz so
schlimm wie in den anderen spanischen Höllen in Leon und Barcelona,
da sitzen die Zuschauer noch näher dran.
THW-Manager Uwe Schwenker gegenüber den KN:
Wir haben taktisch 60 Minuten lang diszipliniert
gespielt. Beeindruckend, wie wir nach dem
Drei-Tore-Rückstand wieder ins Spiel gefunden
haben. Ein tolles Ergebnis in diesem Hexenkessel,
aber auch ein gefährliches - alle erwarten jetzt, dass
wir den Titel holen. Aber Ciudad hat eine Mannschaft,
die auch auswärts gewinnen kann.
THW-Torhüter Thierry Omeyer gegenüber den KN:
Am Anfang war ich am Boden, es hat nichts geklappt. Der Trainer
hat immer zu mir gesagt, dass ich nicht nur zuschauen soll. Er
wollte sehen, dass ich lebe. Das habe ich dann auch getan. Für
das Rückspiel bedeutet das noch nichts. Wer die Champions League
gewinnen will, muss zu Hause siegen. Und das werden wir.
THW-Rückraumspieler Ales Pajovic gegenüber den KN:
Wir haben nicht unser normales Spiel gezeigt, sind gegen
diesen THW zu langsam zurück gelaufen. Wir hatten uns vorgenommen,
hier mit vier, fünf Toren Vorsprung zu gewinnen. Am Ende
sind wir nervös geworden, weil wir immer auf das Ergebnis geschaut
haben. Schade, dass Urios nicht dabei war. Er ist einer unserer
Schlüsselspieler.
BM Ciudad Real (ESP
):-
Hombrados (48.-54., keine Parade),
Sterbik (1.-48., 54.-60., 18/1 Paraden);
Laen (4),
Källman (2),
Pajovic (3),
Stefansson (6/3),
Davis,
Parrondo (1),
Metlicic,
Chema (n.e.),
Rutenka (4/1),
Zorman (4),
Entrerrios (2),
Morros,
Dinart (1);
Trainer: Dujshebaev
THW Kiel:-
Omeyer (1.-12., 38.-60. und bei 4 Siebenmetern, 12 Paraden),
M. Andersson (12.-38., 4 Paraden);
Lund (1),
K. Andersson (1),
Lundström,
Kavticnik (6),
Anic (n.e.),
Lövgren (1),
Ahlm (5),
Szilagyi (n.e.),
Zeitz (1),
Karabatic (9),
Klein (2),
Jicha (3);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Slobodan Visekruna / Zoran Stanojevic (SRB)
- Zeitstrafen:
-
Ciudad: 4 (Davis (4.), Rutenka (21.), Källman (22.), Pajovic (58.));
THW: 5 (Kavticnik (30.), 2x Lund (31.,60.),
Ahlm (37.), Lundström (39.))
- Siebenmeter:
-
Ciudad: 5/4 (Stefansson gegen Omeyer an den Pfosten (30.));
THW: 1/0 (Jicha scheitert an Sterbik (34.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:3, 2:3, 2:4, 3:4, 3:5 (4.), 4:5, 4:6, 5:6, 5:7,
6:7, 6:8 (11.), 9:8 (15.), 9:9, 11:9 (18.), 11:12 (22.), 12:12, 12:13, 13:13 (24.), 13:14 (29.);
2. Hz.: 13:15, 14:15, 14:16, 15:16, 15:17 (33.), 17:17, 17:18, 18:18, 18:19 (38.), 21:19 (41.),
21:20, 23:20 (43.), 23:22, 24:22, 24:24 (48.), 25:24, 25:27 (54.), 26:27, 26:29, 27:29.
- Zuschauer:
-
5800 (Quijote-Arena, Ciudad Real (ESP))
Die Rhein-Neckar Löwen haben ihr Finalhinspiel im
Pokalsieger-Cup beim ungarischen
Spitzenclub MKB Veszprem KC mit 37:32 (20:20) verloren,
haben damit aber noch alle Chancen, um beim Rückspiel
nächste Woche (10. Mai, 16 Uhr) den ersten Titel der
Vereinsgeschichte zu sichern (siehe
Kurzbericht).
Im EHF-Pokal hat die HSG Nordhorn
im Euregium gegen den dänischen Spitzenclub FCK Handbold A/S Kopenhagen
um die drei Ex-Zebras Steinar Ege,
Martin Boquist und
Pelle Linders einen knappen Vorsprung
heraus gearbeitet. Die HSG siegte nach einem Zwischenspurt
Mitte der zweiten Halbzeit mit 31:27 (15:15) und kann damit ebenso
auf den ersten Titel hoffen. Das Rückspiel findet in Kopenhagen
am 11. Mai um 15.30 Uhr statt, das DSF überträgt erneut live
(siehe Kurzbericht).
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2008:
THW schockte Ciudad Real
Famose Kieler fügten Spaniern beim 29:27-Triumph erste Heim-Niederlage bei - Karabatic überragend
Ciudad Real - Mit einer famosen Vorstellung stürmte der THW
Kiel gestern im Final-Hinspiel der Champions League die
Quijote-Arena, besiegte am Ende eines dramatischen Spieles BM
Ciudad Real mit 29:27 (14:13) und verschaffte sich eine hervorragende
Ausgangslage für das Rückspiel am Sonntag in Kiel (18 Uhr, live auf
Eurosport).
"Er oder wir", so hatte THW-Manager Uwe Schwenker
das Duell der Giganten reduziert. "Wir", das ist klar, sollte der
Titelverteidiger sein. "Er", das war Arpad Sterbik, der
Zwei-Meter-Riese im Tor der Spanier. "Die Außen blicken bei ihm nur
auf eine schwarze Wand", meinte Schwenker.
Doch seine Befürchtungen waren zunächst grundlos. Die
Kieler legten einen beeindruckenden Start hin. Frech, wie
Dominik Klein und der starke
Vid Kavticnik den eingebürgerten
Serben mit Drehern und Hebern narrten. 5:3 führten die "Zebras",
und auf den Rängen kehrte kurz Ruhe ein.
Unglaublich, welchen Geräuschpegel die 5000 Zuschauer erreichen
sollten. 20 Minuten vor dem Anpfiff gönnten sie sich vor den Toren noch
ganz entspannt ein Sonnenbad, doch dann kehrte in den Resonanzkörper
aus Beton und Blech der Lärm ein. Ein harmloses Plastikset auf jedem
Sitz verwandelte sich, kunstvoll zu einem Fächer gefaltet, in ein
Krachinstrument. Als die Kieler einliefen, wurden sie mit Gleichgültigkeit begrüßt,
als die Spieler von Ciudad Real das Parkett betraten, lösten sie
einen Konfettiregen aus. Zustände wie im Kölner Karneval.
Doch die "Zebras" behielten die Nerven. Auch, als
Klein nach einem
üblen Foul von David Davis und Didier Dinart bereits in der 5. Minute
das Feld räumen musste. Aus dem rechten Nasenloch strömte das Blut,
und der Linksaußen musste in der Kabine behandelt werden. "Mein
Schädel brummt immer noch", meinte der Weltmeister nach 60 intensiven
Minuten, die aus Kieler Sicht erst in der 42. Minute aus dem
Gleis gerieten. Die Spanier, die ohne den kurzfristig ausgefallenen
Kreisläufer Rolando Urios (Schulterprobleme) ihr Konzept umstellen
mussten, hatten sich um drei Tore abgesetzt (23:20). Auch, weil
Sterbik sich zum THW-Alptraum entwickelte. Ein Riese mit der Ruhe
eines Bären. Während die Kollegen vorne trafen, wischte er mit dem
Feudel den Schweiß aus dem Torkreis.
Kiel wankte, auch weil Thierry Omeyer
nicht in Schwung geriet. Mattias Andersson
hatte zwar einige Bälle pariert, konnte das Niveau aber nicht halten.
THW-Trainer Noka Serdarusic schickte den Franzosen
in der 38. Minute noch einmal auf das Feld, und Omeyer
explodierte wie ein schlafender Vulkan. Reihenweise fischte er die Bälle weg,
und vorne traf Nikola Karabatic. Er warf das 21:23,
das 23:24, das 24:24, das 25:25 und das 27:25. Tore, die den schwankenden
THW wieder einpendelten. Den Sieg auf den Schultern der Franzosen abzuladen,
wäre aber zu einfach. Gestern hat eine Mannschaft gewonnen, in der
sich auch die Neuzugänge Filip Jicha und
Börge Lund verdient machten.
Sie wurden zwar nur in der Abwehr eingewechselt, schufteten aber
dort mit unglaublichem Einsatz.
Ciudad Real liebt es, ohne störende Spielzüge zu gewinnen. Ball in
die Hand, und Kopf durch die Wand. Mit der Extraklasse dieser Weltauswahl,
die in dieser Saison alle vier nationalen Titel abgeräumt und bis
dato noch kein Heimspiel verloren hatte, funktioniert so ein System
auch. Aber nicht gegen einen THW, der Werbung für Handball als
Mannschaftssportart gemacht hat. Beispiel, 46. Minute: Es stand 25:24
für Ciudad, als Kavticnik der Ball
aus der Hand rutschte. Kim Andersson
erreichte ihn mit einem Hechtsprung wenige Zentimeter vor der
Linie, wischte ihn zu Omeyer, und
der passte zu Karabatic - Tor. In dieser
Homogenität sind die "Zebras" schwer zu schlagen. Das musste nun
auch Ciudad Real erleben.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2008:
CL-Splitter: THW Gast bei Barbesitzer Julio Fis
Party
Exklusive Einladung für den THW Kiel. Der Besitzer
der schicken Bar "Compay" im Stadtzentrum von
Ciudad Real schloss gestern Abend um zehn Uhr die Tür
extra für die "Zebras" auf. Der Gastgeber war den Kielern
kein Unbekannter:
Julio Fis.
Der gebürtige Kubaner half dem THW in der Saison
2001/2002 zur Meisterschaft und blieb den Fans mit
seiner Sprungkraft und den Hammerwürfen unvergesslich.
Zuletzt spielte
Fis, mittlerweile
ein Spanier, zwei Jahre für Ciudad Real (2005
bis 2007). Zu Saisonbeginn wechselte der 32-Jährige, den
hartnäckige Knieprobleme plagen, zum aktuellen Tabellenelften
Ciudad de Logrono.
AVE
Ciudad Real liegt mitten in der spanischen Provinz,
rund 200 Kilometer von der Hauptstadt Madrid entfernt.
Das ist allerdings eher eine mentale Hürde, denn tatsächlich
verkürzt der Schnellzug "AVE" die Distanz zwischen
den Städten auf 50 Minuten. Zeitlich also eine Entfernung
zwischen Kiel/Hauptbahnhof und Elmshorn mit der Deutschen
Bahn. Tatsächlich erinnert die Fahrt mit dem "AVE"
(Spitzengeschwindigkeit 300 km/h) auch auf Grund der
Sicherheitskontrollen, Checkin-Schalter vor den Gleisen
und TV-Bildschirmen im Abteil an Fliegen.
Geld
Im Champions-League-Finale steht neben Ruhm
und Pokal auch viel Geld auf dem Spiel. Wer das
Finale gewinnt, erhält 80 000 Euro Prämie vom
Veranstalter, der Europäischen Handball-Föderation
EHF. Dazu gibt es pro Punkt im Hin- und Rückspiel
jeweils 40 000 Euro. Bisher hat der THW Kiel in diesem
Wettbewerb 315 000 Euro Prämien verdient.
Wiedersehen
Zwei Monate spielte
Ales Pajovic
als Leihgabe von Ciudad Real in Kiel, ersetzte die
verletzten
Nikola Karabatic
und
Filip Jicha im
linken Rückraum. Der 28-Jährige hatte bei Ciudad
Real nur auf der Tribüne gesessen, weil die Spanier ihr
Ausländerkontingent ausgeschöpft hatten. Nach der
Einbürgerung von Siarhei Rutenka (erst Weißrusse,
dann Slowene) war wieder ein Platz frei für
Pajovic. "Mein Herz ist ein
bisschen schwarz-weiß geworden", bekannte der 156-fache
slowenische Nationalspieler, der zurück am alten
Arbeitsplatz aber keine Zweifel aufkommen ließ, dass er
sich wieder zu hundert Prozent für Ciudad einsetzen
wird: "Ich weiß jetzt aber aus eigener Erfahrung, wie
schwer es die Gegner in Kiel haben."
Füße hoch
Während Kiel und Ciudad Real um die Handball-Krone kämpften,
legten die Handballer des HSV Hamburg die Füße hoch.
Ausgeschieden im Halbfinale gegen die Spanier, qualifizierten
sie sich am vergangenen Mittwoch durch einen 41:28-Sieg in
der Bundesliga gegen Berlin erneut für die Königsklasse.
Als Belohnung schenkte HSV-Präsident Andreas Rudolph dem Team
einen Vier-Tages-Trip nach Mallorca. Am Freitag flogen
die Hamburger, teilweise kurios kostümiert, nach Illetas.
So hatte sich Hans Lindberg tags zuvor noch ein rosa
Kleidchen auf dem Kiez für 90 Euro gekauft.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.05.2008)