Am Sonntag endlich ist es soweit: Erstmals treffen der THW Kiel,
Champions League Sieger von 2007, und Ciudad Real, Sieger von 2006,
in der Königsklasse aufeinander - und der "Showdown" der beiden
weltbesten Handballteams findet ausgerechnet im Finale statt!
In der Quichote-Arena des spanischen Meisters geht es für die
Zebras um 19 Uhr zunächst darum, sich eine gute Ausgangsposition
für das am 11. Mai in der Sparkassen-Arena-Kiel stattfindende,
alles entscheidende Rückspiel zu erarbeiten. Eurosport überträgt
die Partie live, Kieler Fans haben die Möglichkeit, das
Final-Hinspiel beim "Public Viewing" im CinemaxX, der Forstbaumschule
oder im Trafo gemeinsam zu verfolgen (siehe
Extra-Bericht).
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Der Schwede in den Reihen von Ciudad: Jonas Källman.
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Ciudad Real |
Weltauswahl, Übermannschaft, teuerstes Handballteam der Welt - es sind
diese Attribute, die seit Anfang des Jahrtausends mit einem Verein aus
der spanischen Provinz La Mancha in Verbindung gebracht werden.
"Ciudad Real ist sportlich und finanziell die Nummer eins im
Handball", zollt THW-Geschäftsführer
Uwe Schwenker
dem Gegner der Zebras im Kampf um Europas Krone Respekt. "Es war nicht
nur mein Wunsch, endlich einmal in der Champions League auf Ciudad Real
zu treffen." In der Tat ist die erste Begegnung in einem hochklassigen
internationalen Wettbewerb so etwas wie das Treffen der Giganten: 43
nationale und internationale Titel spielen mit, wenn es für den
THW Kiel darum geht, den zweiten Schritt in Richtung Triple-Verteidigung
zu gehen. 13 Mal gewann der THW Kiel die deutsche Meisterschaft, fünfmal
den DHB-Pokal. Sein Gegenüber war zwar erst zweimal spanischer Meister
und viermal spanischer Pokalsieger, doch in der kurzen Vereinsgeschichte
des erst 1981 gegründeten Klubs lesen sich vor allem die letzten Jahre
wie eine einzige Erfolgsgeschichte: 2004 und 2007 Meister; 2003, 2006 und
2007 Pokalsieger; 2002 und 2003 Europapokalsieger der Pokalsieger;
Champions-Trophy-Gewinner 2005 und 2006. Und natürlich die Krönung: 2006
gewann das Team aus der spanischen 70.000-Einwohner-Stadt vor den Toren
Madrids die Champions League.
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Starker Rückhalt: Arpad Sterbik, Welthandballer des Jahres 2005.
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Ciudad Real |
Und auch in dieser Saison hamstert Ciudad Real weiter fleißig,
muss seinen Briefkopf erneut mit Titel auffüllen. Im spanischen Pokal siegten
die Stars aus der Region La Mancha bereits zum dritten Mal in Folge: Das
31:30 gegen den FC Barcelona war hart umkämpft, doch am Ende hatte Ciudad Real
einmal mehr das glücklichere Händchen in der Schlussphase. Auch im spanischen
Ligapokal (25:23 gegen Ademar Leon) und im Supercup (32:30 gegen Barcelona)
triumphierte Ciudad Real. In der Meisterschaft siegte Ciudad Real am Mittwoch
nach 12:15-Halbzeitrückstand noch mit 29:25 gegen den FC Barcelona und
sicherte damit den Titel für die Mannen von Trainer Talant Dujshebaev.
Den Aufschwung in der Provinz La Mancha, die vor allem durch den
legendären Kampf Don Quijotes auf der nahegelegenen Campo de Criptana
gegen die Windmühlen berühmt wurde, machte eine Person möglich: Präsident
Domingo Diaz de Mera. Der allmächtige Mäzen machte Ciudad Real mit seinen
Millionen zum reichsten Handballklub der Welt - und schuf damit den neuen
Mythos der "Übermannschaft". Denn die Weltauswahl aus sieben Nationen,
in der sich die Erfahrung von weit über 1.500 Länderspielen tummelt,
wurde erst durch die Einkaufstouren ihres Präsidenten zum gefürchteten
Gegner. Seit 1993 unterstützt der Milliardär den Klub - zunächst nur als
Sponsor. Anfangs gab es noch Spötter, die seine regelmäßigen Finanzspritzen
mit dem Kampf der Romanfigur Don Quijote verglichen. So ungleich der Kampf
des Heldens mit den Windmühlen, so ungleich schien auch die Herausforderung
des ruhmreichen FC Barcelona durch den Provinz-Klub zu sein.
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Trainer Talant Dujshebaev.
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Ciudad Real |
Als sich die Spötter im Jahr 2000 durch die schlechte Saison Ciudad Reals bestätigt
sahen, fühlte sich Domingo Diaz de Mera provoziert. Er nahm das Heft in
die Hand und ließ sich zum Klubpräsidenten wählen, wechselte den Trainer
aus und lockte die Stars des Handballs mit wohlwollenden Gehaltsversprechen,
Häusern und der Aussicht auf viele nationale und internationale Titel.
"Von Tag zu Tag wird der Name unserer Stadt und unseres Vereins in der
Sportwelt klangvoller", sprach der Präsident - und ließ Taten folgen. So
ließ er nicht nur einen Flughafen in der "königlichen Stadt" errichten,
sondern baute "seinem" Team mit der "Quichote-Arena" auch eine der
modernsten Handball-Arenen Europas. Als diese 2003 übergeben wurde, waren
die Spötter von einst längst verstummt.
Denn Ciuad Real und Domingo Diaz
de Mera hatten binnen kürzester Zeit für Aufruhr auf dem europäischen
Transfermarkt gesorgt. Für fürstliche Gehälter kamen Jose Javier Hombrados
und Alberto Entrerrios im Jahr 2002, 2003 folgten Olafur Stefansson und
Didier Dinart, 2004 Arpad Sterbik und schließlich 2005 Siarhei Rutenka und
Petar Metlicic. Talant Dujshebaev, ehemaliger Olympiasieger und
Bundesliga-Akteur, formte aus diesen Stars eines der besten Teams in Europa.
Mehr als 12 Millionen Euro stehen Dujshebaev hierfür pro Jahr zur Verfügung
- beinahe doppelt soviel Geld wie im Etat des THW Kiel.
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Siarhei Rutenka, mittlerweile Spanier, ist mit 81 Treffern bester
Torschütze für Ciudad Real in der Champions League.
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Ciudad Real |
Der Trainer galt zu seiner aktiven Zeit als einer der besten Mittelmänner
der Welt. Nicht nur deshalb fordert Dujshebaev Spieler, die zu den besten der
Welt gehören. Und er fordert Leistung bis zur letzten Sekunde. Vor allem von
seinem Halbrechten Olafur Stefansson. Der 34-jährige Isländer, der mit dem SC
Magdeburg 2002 die Champions League gewann und ein Jahr später dem Ruf Ciudad
Reals folgte, ist der unbestrittene Denker und Lenker des Angriffsspiels.
Seine Position teilt sich der 243-fache isländische Nationalspieler, der bisher
78 Tore in der Champions League erzielte, mit dem kroatischen Olympiasieger
Petar Metlicic. Auf der halblinken Angriffseite wirbelt das wohl gefürchtetste
Rückraumduo der Welt: Siarhei Rutenka, gebürtiger Weißrusse, zwischenzeitlich
Slowene und nun eingebürgerter Spanier, ist mit bisher 81 Treffern der sicherste
Schütze der Spanier in der Königsklasse. Auf 43 Tore kommt bisher Alberto
Entrerrios. 2005 mit Spanien Weltmeister. Ebenfalls im Weltmeisterteam von 2005:
Torhüter Javier Hombrados, der mit dem "Welthandballer 2005", Arpad Sterbik aus
Serbien-Montenegro, ein kongeniales Duo bildet. Sterbik wurde von Domingo Diaz
de Mera 2004 mit einem 10 (!)-Jahres-Vertrag ausgestattet. Aber auch die
Abwehrrecken Didier Dinart im Zentrum, der von Oktober bis Dezember noch beim
THW spielende
Ales Pajovic und der in der von Dujshebaev gespielten
5-1-Deckung vorgezogene David Davis gehören zur Weltklasse. Von besonderer
Wichtigkeit für das Positionsspiel der Spanier ist 113-Kilo-Koloss Rolando Urios,
der am Kreis die Lücken für die Rückraumschützen und die Spielmacher Uros Zorman
und Chema Rodriguez aufreißt - oder Siebenmeter für sein Team heraus holt.
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David Davis spielt häufig an der Spitze einer 5-1-Abwehr.
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Ciudad Real |
Doch auch die Kieler
sind kein Team der Namenlosen - und so erwartet der Handball mit dem
Champions-League-Finale 2008 ein Fest für den Sport. "Wir verfügen über das
bessere Kollektiv, Ciudad Real hat die stärkeren Individulisten", blickt
Nikola Karabatic auf die entscheidenden 120
Minuten, "ich bin guter Dinge, dass wir unseren Titel verteidigen können."
Und nicht nur die Fans und Verantwortlichen freuen sich auf die Partie.
"Ein schöneres Spiel gibt es nicht", frohlockt der französische Starspieler.
Recht hat er, denn so viele Stars wie im diesjährigen Champions League Endspiel
sieht man sonst nicht einmal während eines WM-Finales auf einmal um den
Ball streiten. Die beiden besten Vereinsmannschaften der Welt stehen zurecht
im Endspiel - und können ihre bisher erfolgreiche Saison mit dem Titel
aller Titel krönen. Auch wenn Dujshebaev den THW Kiel in einer Favoritenrolle
sieht: Das Finale 2008 wird eines der ausgeglichensten der letzten Jahre.
Stars treffen auf Stars, der Champions-League-Sieger 2006 auf seinen
Nachfolger, der spanische "Copa del Rey"-Gewinner auf den deutschen
DHB-Pokalsieger.
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Olafur Stefansson ist beim Hinspiel nun doch mit dabei.
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Ciudad Real |
Der durchweg mit Weltklasse-Akteuren besetzte Kader marschierte analog
zum THW Kiel ins Finale. Beide Teams gewannen alle sechs Partien der
ersten Gruppenphase, beide Mannschaften verloren jeweils ein Spiel
in der Hauptrunde (THW in Leon, Ciudad in Montpellier), siegten
jeweils in ihren Halbfinal-Heimspielen und verloren auswärts.
In der Vorschlussrunde allerdings mussten die Spanier deutlich
mehr um den Finaleinzug zittern als die Zebras: Guillaume Gille hatte
rund 20 Sekunden den für den HSV Hamburg entscheidenden Treffer auf
der Hand, scheiterte aber an Arpad Sterbik. Und auch danach zeigte
Ciudad nochmals Nerven: Olafur Stefansson schloss zu früh und zu
unplatziert ab, hätte dabei dem HSV beinahe noch einen letzten
Angriff ermöglicht. Doch der Isländer unterband einen weiten Pass
von HSV-Keeper Johannes Bitter auf unfaire Weise - Rote Karte für den
Linkshänder, zugleich die Sperre fürs Final-Hinspiel. Dies hatte
zumindest die Handballwelt nach dem Foul Stefanssons erwartet, die
"EHF Competitions Commission" aber sprach den Schlüsselspieler Ciudads
frei. Grund für diese Entscheidung sei, dass Johannes Bitter zum
Zeitpunkt des Wurfes sich nicht in einer regelgerechten Position
befunden haben soll und daher eine weitere Bestrafung nicht angemessen
sei. Eine Entscheidung, die auch bei
Noka Serdarusic
auf Unverständnis traf: "Im Handball gibt es keinen Videobeweis,
hier gilt die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter. Es gab noch
nie die Situation, dass sich die EHF mit einer Roten Karte im Nachhinein
beschäftigte. Dies ist vollkommen unverständlich - aber wer soll
daran etwas ändern?"
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Für Ales Pajovic ist das Finale
ein Aufeinandertreffen mit Freunden.
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Ciudad Real |
Dagegen stehen hinter dem Einsatz von Uros Zorman und Torsten Laen
noch kleine Fragezeichen. Der hauchdünne Pokalerfolg der "Königlichen"
hatte einen leicht bitteren Beigeschmack, zog sich doch der slowenische
Spielmacher rechtsseitig eine Adduktorenzerrung zu. Schon beim
Halbfinalsieg der Copa del Rey gegen Arrate hatte Torsten Laen eine
linksseitige Adduktorenzerrung erlitten. Nachdem sich der Däne im
Endspiel gegen Barcelona mit der Zuschauerrolle begnügen mußte, soll
ihn ein physiotherapeutisches Spezialprogramm aber rechtzeitig wieder
eingeschränkt trainingsbereit machen. Eine Reihe weiterer Akteure -
darunter insbesondere Siarhei Rutenka - mussten gegen Barca Schläge
einstecken, die Blessuren erwiesen sich aber als relativ harmlos.
Es ist also alles angerichtet für das "Duell der Giganten".
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass der THW Kiel
und Ciudad Real zumindest einmal zuvor in einem Pflichtspiel aufeinander
trafen. Bei der Vereins-EM im Oktober 2002 verloren der ersatzgeschwächte
EHF-Pokalsieger aus Kiel und der Pokalsieger-Cupgewinner Ciudad Real
ihre Halbfinalspiele in Dessau und traten am Folgetag im unwichtigen
Spiel um Platz 3 aufeinander. Ciudad Real gewann diese Partie mit
32:20, beste Toschützen beim THW waren
Piotr Przybecki (5), Nicolaj Jacobsen
und Staffan Olsson (4), einzig
Mattias Andersson war aus dem heutigen
Kieler Kader bei der Niederlage dabei. Viel ist also passiert
in den letzten fünfeinhalb Jahren...
Schiedsrichter des Hinspiels, das am Sonntag um 19.00 Uhr angepfiffen
wird, sind die Serben Slobodan Visekruna und Zoran Stanojevic. Als
EHF-Delegierter wird der Portugiese Rui Coelho in der
Quichote-Arena erwartet.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski / Dr. Oliver Schulz)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Ganz Handball-Deutschland hofft auf die Wiederholung des Dreifach-Triumphs
aus dem Vorjahr, denn erneut stehen in allen Finals - mit Ausnahme
des
Challenge-Cups, in dem sich
Alpla HC Hard (AUT) und Titelverteidiger UCM Sport Resita (ROM) gegenüberstehen -
Bundesligaclubs.
Im EHF-Pokal hofft die HSG Nordhorn beim ersten
Finale der Vereinsgeschichte auf den großen Wurf. Gegner ist der dänische
Spitzenclub FCK Handbold A/S Kopenhagen um die drei Ex-Zebras
Steinar Ege, Martin Boquist
und Pelle Linders. Das Hinspiel steigt am
Sonntag um 15.45 Uhr im Nordhorner Euregium, das Rückspiel dann am 11. Mai
um 15.30 Uhr in Kopenhagen. Das DSF überträgt beide Partien live.
Im Pokalsieger-Cup treffen die Rhein-Neckar Löwen
auf die Ungarn von MKB Veszprem KC. Die Mannheimer treten zunächst am Samstag
ab 16.30 Uhr auswärts an, das Rückspiel steigt letztlich am 10. Mai um 16.00 Uhr.
Der SWR überträgt die zweite Halbzeit aus Ungarn sowie das gesamte Rückspiel
live.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008:
Erster Akt im Treffen der Handball-Giganten
Champions-League-Finale: THW Kiel selbstbewusst zum Hinspiel nach Ciudad Real
Ciudad Real/Kiel - Es ist das Treffen der Giganten.
Im Finale der Champions League treffen die derzeit
besten Handballteams der Welt aufeinander. Morgen
Abend erwartet Ciudad Real im Hinspiel in seiner
Quijote-Arena (ab 18.45 Uhr live auf Eurosport) den
THW, das Rückspiel steigt eine Woche später in Kiel.
Der reichste Klub der Welt fordert den Titelverteidiger
heraus. Das Star-Ensemble aus Spanien gegen die "Zebras",
die ihrer Sportart ein neues Tempo geschenkt haben.
Die Aufzählung der Superlative ließe sich beliebig
fortsetzen. Doch dieses Spiel lässt sich auch auf einen Satz
reduzieren. "Es geht darum, wer die Nummer eins ist."
Meint Nikola Karabatic, der
mit Montpellier HB und zuletzt mit Kiel den Titel in der
Königsklasse gewonnen hat. "Sicher, Ciudad hat viele gute
Spieler", sagt der 24-jährige Franzose, der mit seinen Kollegen
heute Vormittag die 2500 Kilometer lange Reise
antreten wird. "Aber sind es wirklich die besten?" Er ist
davon überzeugt, dass die noch besseren Handballer
derzeit im THW-Trikot stecken. Die Müdigkeit, die ihn
in den vergangenen Wochen immer stärker überfiel, sei vor
so einem Finale kein Problem. "Ich spiele die beste Saison
meines Lebens. Deshalb bin ich gerne so müde." Das Finale
und zwei Spiele in der Bundesliga, dann sei sowieso alles
vorbei. "Da gebe ich noch einmal 200 Prozent, schließlich
will ich mit meinen Freunden noch weitere Titel feiern."
Ähnlich optimistisch gibt sich Kollege Kim Andersson,
der wie Karabatic auf der
Wunschliste des Ciudad-Präsidenten Domingo Diaz de
Mera ganz oben steht. "Sie haben Angst vor uns. Schließlich
haben sie gesehen, wie wir gegen Barcelona gespielt
haben", meint der Linkshänder. "Sie wissen, dass sie zu
Hause sehr gut spielen müssen." Aus Ciudad Real kehrten
in der laufenden Saison mit dem VfL Gummersbach
(23:25), HSV Hamburg (27:34) und der SG Flensburg-Handewitt
(29:24) allerdings bereits drei Bundesligisten mit
leeren Händen zurück. Zu heimstark ist die Weltauswahl,
die Bauunternehmer und Milliardär de Mera jährlich
angeblich mit 13 Millionen Euro subventioniert. Den
Grundstein für den Erfolg legt das Team des zweimaligen
Welthandballers Talant Duschebajew ("Für mich ist
Kiel der Favorit") mit seiner aggressiven Abwehr um den
247-fachen französischen Auswahlspieler Didier Dinart.
Der 31-jährige Wellenbrecher ist ein enger Freund von
Karabatic: "Er spielt hart,
aber ein Schläger ist er nicht." Hinter dem bulligen Glatzkopf
steht Arpad Sterbik, ein Zwei-Meter-Hüne, der mit
Kiels Thierry Omeyer derzeit
um den Titel "bester Torhüter der Welt" wetteifert. Der gebürtige
Serbe, inzwischen spanischer Staatsbürger, unterschrieb
kürzlich einen Vertrag bis 2014, kassiert jährlich
330 000 Euro netto und wurde 2005 zum Welthandballer gekürt.
"Sterbik? Warum sollte ich mich vor ihm fürchten",
meinte Kiels Linksaußen Dominik Klein
nach dem 34:24-Sieg gegen Nordhorn. "Ich
habe gerade gegen Peter Gentzel gespielt und auch
meine Tore geworfen." Zeichen für ein gesundes Selbstbewusstsein
des THW. Eines, das in den vergangenen Jahren
gewachsen ist. Nur einmal trafen die Klubs bislang aufeinander.
Im Spiel um Platz drei bei der Vereins-EM im Oktober 2002.
Kiel verlor mit 20:32. Ein Omen ist das nicht.
"Ciudad ist gespickt mit Einzelkönnern", weiß THW-Trainer
Noka Serdarusic und
denkt dabei an den 113-Kilo-Klotz Rolando Urios am
Kreis, Rückraumspieler wie Olafur Stefansson oder Siarhei
Rutenka, ein gebürtiger Weißrusse, der zuletzt ein Slowene
war und nun einen spanischen Pass besitzt. "Aber",
so Serdarusic weiter, "wir
sind der Titelverteidiger und werden uns nicht verstecken."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008:
"THW Kiel spielt schneller und besser"
Barcelona/Kiel - Demetrio Lozano (32) spielte drei Jahre
lang für den THW Kiel, verlor zuletzt mit dem FC Barcelona
im Halbfinale der Champions League gegen die "Zebras"
und am Mittwoch nun das entscheidende Meisterschaftsspiel
bei Ciudad Real mit 25:29. Der Spanier ist ein
profunder Kenner des heimischen und deutschen Handballs.
Die Kieler Nachrichten sprachen mit dem "Barca"-Star.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie lagen mit Ihrer Mannschaft 18:13 in Führung. Was ist passiert?
- Demetrio Lozano:
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Uns ging die Kraft aus. Ciudad hat jeweils nach einer
Viertelstunde immer die ganze Mannschaft ausgewechselt
und uns fehlt für so eine Rotation das Personal. Leider
habe ich schon in der 9. Minute die Rote Karte nach einer
Rangelei mit Metlicic gesehen. Ich hatte den Ball in der
Hand und habe mich nur gewehrt, das war höchstens eine
Zeitstrafe. Bitter, das war meine erste Rote Karte.
- Kieler Nachrichten:
-
Was erwartet den THW am Sonntag?
- Demetrio Lozano:
-
Am Mittwoch herrschte ein unglaublicher Lärm in der
Halle. Zwischen uns und Ciudad Real gibt es aber auch eine
große Rivalität. Höflich war das Publikum also nicht.
Auch der Sprecher hat ein unglaubliches Spektakel veranstaltet,
da hast du auf dem Feld nichts mehr verstanden.
Es war auch kein schönes Spiel, es ging sehr hart zur Sache.
Ich denke, das wird gegen Kiel auch so sein.
- Kieler Nachrichten:
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Welche Chancen hat der THW?
- Demetrio Lozano:
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Kiel ist Favorit, sie spielen schneller und besser. Aber in
Ciudad Real kann alles passieren. Die Mannschaft hat
zwar jetzt alle vier nationalen Titel gewonnen und wir keinen,
aber sie spielen im Moment nicht besonders gut. Sie
machen immer die gleichen Spielzüge, die Angriffe werden
meistens über Urios abgeschlossen. Entrerrios auf
Urios, so geht das 60 Minuten lang. Aus großer Distanz, so
wie beim THW, wirft kaum einer. Zudem wechseln sie zwischen
Angriff und Abwehr immer mindestens zwei Spieler
aus. Wir haben viele Tore durch Konter gemacht, also
mit dem klassischen THW-Spiel. Und wir können das
nicht so gut wie die Kieler.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008:
"Das ist einfach nicht gerecht"
Kiel - Olafur Stefansson, Weltklasse-Linkshänder von
Ciudad Real, ist für das Hinspiel nicht gesperrt. Vollkommen
unverständlich, wie THW-Trainer Noka Serdarusic
findet. Einen Videobeweis, so der 57-Jährige, gibt es im
Handball nicht. Es gelte die Tatsachenentscheidung der
Schiedsrichter. "Es gab noch nie die Situation, dass sich die
EHF im Nachhinein mit einer Roten Karte beschäftigt hat."
Im Fall Stefansson machte die Europäische Handball-Föderation
(EHF) davon eine Ausnahme.
Stefansson hatte im Halbfinal-Rückspiel in Hamburg
in den letzten Sekunden nach einem Foul an HSV-Torhüter
Johannes Bitter die Rote Karte gesehen. Laut Regelwerk
hätte der 34-jährige Isländer für ein Spiel gesperrt
werden müssen, weil er die Tätlichkeit in der 60. Minute
beging und das Foul spielentscheidenden Einfluss hatte.
Hamburg wurde die Chance verbaut, das 33:26 zu erzielen.
Ein Ergebnis, das zum Finaleinzug gereicht hätte. Die
EHF hob die Tatsachenentscheidung der Unparteiischen
allerdings auf. Begründung: Bitter befand sich bei dem
Foul nicht in seinem eigentlichen Arbeitsbereich.
"Eine Sperre wäre angemessen gewesen", meinte
THW-Linksaußen Dominik Klein.
Schließlich seien die Regeln eindeutig. "Das gibt es
eben nur im Handball", schimpfte auch Vereinskollege
Nikola Karabatic und erinnerte
an das Foul des Tunesiers Tej (Montpellier HB), der
ihm in einem Vorrundenspiel eine schwere Schulterverletzung
zugefügt hatte. "Tej durfte mich ungestraft kaputt
machen. Einen Videobeweis haben die Herren der EHF damals
abgelehnt. Das ist einfach nicht gerecht."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008:
CL-Splitter
Quijote-Arena
Ciudad Real (übersetzt "königliche Stadt") ist die Hauptstadt der
gleichnamigen Provinz in der Autonomen Region Kastilien-La Mancha.
Ungefähr 200 Kilometer südlich von der Hauptstadt Madrid gelegen,
wurde dieses Gebiet in Zentralspanien durch die Romanfigur
Don Quijote berühmt, der die Windmühlen dieser Landschaft für Riesen hielt
und sie erfolglos bekämpfte. Geschichte schrieb der wackere
Kämpfer in der 70 000-Einwohner Stadt Ciudad Real
dennoch - die moderne Quijote-Arena wurde nach ihm benannt.
Der Klub wurde 1981 als ADC Cesario Vigon gegründet,
seit 1992 heißt er Balonmano Ciudad Real.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Ciudad Real - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV- und Radio-Tips:
-
TV: Eurosport:
So., ab 19.00 Uhr: Ciudad Real - THW Kiel
live aus der Quichote-Arena
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
So., ab 19.00 Uhr: Liveeinblendungen
(mehrere Einblendungen zwischen 19.00 Uhr und 21.00 Uhr, Reporter ist Rudi Dautwiz)
Weitere Informationen zur Vor- und Nachberichterstattung von NDR 1 Welle Nord finden Sie in
diesem Extra-Bericht
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
-
Radio: NDR 2:
So., nachmittags: Vorberichte zum Spiel
So., ab 19.00 Uhr: Liveeinblendungen
(mehrere Einblendungen während der "NDR 2 Bundesliga-Show", Reporter ist
Thomas Koos)