06./07.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 07.04.2008 | Champions League |
Update #4 | KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos, Europacup-Ergebnisse und Spielbericht ergänzt ... |
Unbändiger Siegeswille: Marcus Ahlm und der THW Kiel. |
Freundschaftliche Umarmung von Andrei Xepkin und Dominik Klein beim Aufwärmen. |
Kam nach einer starken Anfangsviertelstunde verletzt nur noch zu einem Siebenmeter zurück: Nikola Karabatic |
Hatte viel Grund zum Jubeln: Thierry Omeyer entnervte den Barca-Angriff. |
Ließ sich auch von Demetrio Lozano und Laszlo Nagy nicht in seinem Tordrang stoppen: Filip Jicha |
Enttäuscht verlässt Demetrio Lozano das Spielfeld |
Im zweiten Halbfinale siegte Ciudad Real (ESP) gegen den HSV Hamburg mit 34:27 (18:14, siehe Spielbericht). Trotz der Niederlage können die Hamburger weiterhin auf einen Finaleinzug hoffen. Das Rückspiel findet am kommenden Freitag um 19.15 Uhr in der Color Line Arena statt
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten und den
Nachbericht der KN mit Pressestimmen aus Spanien vom 08.04..
Nach so einem Spiel möchte ich nicht über Schwächen reden. Es war ein tolles Ergebnis gegen eine tolle Truppe - unter einer tollen Atmosphäre. So eine Stimmung hab ich in meinen 15 Jahren hier ganz selten erlebt. Thierry Omeyer hat sehr stark gehalten, Börge Lund hat in der Abwehr super gespielt. Und Filip Jicha hat einen tollen Tag erwischt, ich hoffe, dass bei ihm nun der Knoten geplatzt ist. Jetzt hoffe ich, dass wir in einer Woche erneut gut spielen und eine Runde weiterkommen.[zu Demetrio Lozano:]
In der ersten Halbzeit hatten wir mit Iker Romero einige Probleme, in der zweiten Halbzeit war Deme der einzige, der sich gegen die Niederlage gewehrt hat. Ich habe mir vorher 15 Spiele von Barcelona angeguckt, da war er nie so gut wie heute. Das lässt aber auch hoffen, dass er nächste Woche nicht wieder so stark spielt.[zu Nikola Karabatic:]
Ich habe vorhin mit dem Arzt gesprochen, der mir natürlich sagte, dass er morgen eine Computer-Tomographie machen wird. Nikola hatte ja auch vor dem Spiel nur einmal leicht mittrainiert. Immerhin konnte er heute eine Viertelstunde spielen, und diese war auch gar nicht schlecht.[gegenüber den KN:]
Ganz Deutschland denkt doch, ohne Karabatic sind wir nicht so gut. Aber man hat gesehen, dass wir auch nach seiner Verletzung großartig aufgetrumpft haben. Für ihn kam Filip Jicha, und der hat überragend gespielt. Wenn man nach so vielen Verletzungen wiederkommt, ist das eine tolle Sache. Ich freue mich für ihn. Trotzdem sind wir noch nicht durch.
Wir wollten hier gewinnen, wollten besser spielen, dies haben wir aber nicht getan. Der THW Kiel spielt den besten Handball der Welt, wir hingegen hatten nur im Angriff zum Teil unsere Leistung gebracht. Das ist natürlich nicht genug.[zum Rückspiel:]
Ich mache mir noch keine Gedanken übers Rückspiel. Erst einmal haben wir am Mittwoch ein sehr wichtiges Ligaspiel gegen Portland San Antonio.[gegenüber den KN:]
Wir wussten, dass der THW den besten Handball der Welt spielt, aber mit solch einer Abfuhr hatte ich nicht gerechnet. Mir erscheint es unmöglich, dass wir noch das Finale erreichen können.
Ich freue mich, dass ich heute überhaupt spielen konnte. Ich wollte heute unbedingt gewinnen, ich bin ja hierher gekommen, damit ich in der Champions League spielen kann. Es ist schön, dass ich meinen Teil zum Sieg beitragen konnte, aber es ist viel wichtiger, dass es eine großartige Mannschaftsleistung war. Hätte mir vor dem Spiel jemand gesagt, dass wir heute mit zehn Toren Vorsprung gewinnen, hätte ich ihm das nicht geglaubt. Aber wir wollen bodenständig bleiben und noch nicht vom Finale sprechen, uns steht noch ein sehr schweres Rückspiel bevor.
Hatte allen Grund zum Jubeln: Filip Jicha [zu Nikola Karabatic:]
Wir wissen, wie wichtig Nikola für uns ist - vorne wie hinten. Ich hoffe, dass er bald wieder dabei ist, am besten schon am Dienstag. Nach seiner Verletzung mussten wir auf dem Spielfeld alle 100 Prozent geben, das haben wir auch gezeigt.
Es war ein tolles Gefühl, in die Halle einzulaufen - speziell mit Barcelona, besonders in einem Halbfinale der Champions League. Zehn Tore Rückstand sind natürlich sehr viel, ich hoffe, dass wir nächste Woche besser spielen.[gegenüber den KN:]
Zehn Tore sind für das Rückspiel wohl zu viel. Kiel hat die besten Zuschauer der Welt. Dass gegnerische Spieler so positiv empfangen werden, das gibt es nirgendwo.
[gegenüber dem NDR:]
13 oder 14 Tore Vorsprung wären heute auch möglich gewesen. Aber wir sollten die Kirche mal im Dorf lassen, zehn Tore sind auch schon Wahnsinn. Barcelona könnte im Rückspiel im großen Fußballstadion Camp Nou vor 100.000 Zuschauern spielen - die würden es nicht schaffen, solch eine Atmosphäre wie in der Sparkassen-Arena-Kiel zu entfachen. Momentan können wir aber noch nicht feiern - hätten wir heute das Rückspiel gehabt, hätten wir und unsere Fans Kiel einmal platt gemacht und wieder aufgebaut. So müssen wir nächsten Sonntag noch einmal Leistung zeigen.[gegenüber den KN:]
Wir waren hoch motiviert und haben vieles von dem, was uns der Trainer vorgegeben hat, auf dem Parkett umgesetzt. Es wäre sogar ein Vorsprung mit 13 oder 14 Toren möglich gewesen. Wir wissen aber, dass in Barcelona noch die Hölle auf uns wartet.
Mein Empfang war total beeindruckend. Wir geben uns nicht auf, ich glaube an unsere Chance im Rückspiel.
Ein unglaubliches Spiel meiner Mannschaft. Ich hoffe, dass ich einen kleinen Teil zum Gelingen beigetragen habe.
Ob ich heute das beste Spiel meiner THW-Zeit miterlebt habe? Nein, es gab schon andere sehr gute, aber man vergisst so schnell. Sicher war es aber ein besonders gutes.
Die Stimmung beim Warmmachen war schon eine ganz besondere. Wir haben uns auf Barcelona gefreut und die Emotionen umgesetzt.
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Im EHF-Pokal verschaffte sich die HSG Nordhorn bei CAI BM. Aragon in Spanien eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel, das am kommenden Sonntag um 18.30 Uhr im Euregium zu Nordhorn steigen wird. In Spanien verloren die Grafschafter nur mit 25:26 (10:11) - bereits mit einem Zwei-Tore-Erfolg können sie den Finaleinzug perfekt machen.
Schwer wird es hingegen im Pokalsieger-Cup für die Rhein-Neckar Löwen. In Eppelheim reichte es für die Löwen gegen BM Valladolid (ESP) nur zu einem 27:27 (10:14)-Remis. Das Rückspiel findet am kommenden Samstag um 20 Uhr in Valladolid statt.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2008:
Dreimal trafen die Kieler in der Königsklasse bislang auf den sechsfachen Champion. Dreimal scheiterten sie. Zwar gewann das Team von Noka Serdarusic stets das Heimspiel. Doch die bange Frage in den Jahren 2000, 2001 und 2005 war immer "wie viele Tore Vorsprung brauchen wir?" Eine Frage aus der Froschperspektive. Das fragt sich David, wenn Goliath zu Besuch kommt. Eine Frage, die gestern auch die Fans beschäftigte. Die Mannschaft aber nicht.
Die jüngsten Erfolge haben ihr Selbstbewusstsein wachsen lassen. Sie weiß, dass sie die Klasse hat, auch in der Höhle der Katalanen zu gewinnen. Sie weiß, dass sie derzeit kein Gegner auf diesem Planeten stoppen kann, wenn sie erst einmal einen Fuß in der Tür hat. So wie gestern. Mit seiner besten Saisonleistung fegte der Gastgeber einen FC Barcelona von der Platte, der am Ende rat- und kraftlos aus der Halle schlich.
Großen Anteil an dem höchsten Sieg der Kieler gegen den 17-fachen spanischen Meister hatten der überragende Torhüter Thierry Omeyer und der neunfache Torschütze Filip Jicha. Hätte dem Tschechen vor dem Anpfiff jemand erzählt, er würde einen solchen Abend erleben, er hätte ihn für verrückt erklärt. Der 25-Jährige, im Sommer aus Lemgo gekommen, musste nach einer Knieoperation monatelang pausieren. Den Pokalsieg in Hamburg hatte er mit einem Bänderanriss im Knöchel verpasst. Eine bislang sehr durchwachsene Saison und dann dieser Abend!
Serdarusic hatte ihn ins kalte Wasser geworfen, als Nikola Karabatic in der 15. Minute vom Feld gehumpelt war. Der Franzose schüttelte kurz den Kopf, es ging nicht mehr. Am Mittwoch war er im Training umgeknickt, die Schmerzen waren zu groß. Kiel ohne Karabatic - eine neue Situation. Und das im Halbfinale der Champions League. Als der 23-Jährige ging, führte Kiel mit 14:11. Das Publikum, das die "Zebras" von der ersten Minute an bedingungslos unterstützte, rechnete und zitterte. Doch ihre Helden nicht. Sie hatten den DHB-Pokal ohne Christian Zeitz, Viktor Szilagyi und Filip Jicha gewonnen. Warum also nicht "Barca" ohne Karabatic schlagen? Jicha kam, und bevor sich seine Anwesenheit in der Deckung der Gäste herumgesprochen hatte, wurde er von einer hochmotivierten Kulisse schon für seinen fünften Treffer gefeiert. Ärger bekam er dennoch - von Serdarusic, der mit seiner Abwehrleistung nicht zufrieden war. So teilten sich Jicha und Börge Lund einen Arbeitsplatz. Ein gelungener Schachzug.
Einfach unglaublich war einmal mehr Thierry Omeyer. 20 Paraden. Eine großartige Quote, aber auch nur eine nackte Zahl. Einfach famos diese Szenen, als er im direkten Duell die Oberhand behielt. Nur er und der frei auf ihn zulaufende Gegner: Romero, Nagy, Garcia und auch der bärenstarke Ex-Kieler Demetrio Lozano (neun Tore) perlten an der französischen Wand ab. Fehlwürfe, die Wirkung zeigten. Die völlig losgelösten Zuschauer feierten "Titi" mit stehenden Ovationen. Verdient hatte er sie.
Mit dreizehn Toren führten die Kieler (40:27/56.), als ein fassungsloser FC-Trainer Manuel Cadenas seine Schar zur Auszeit bat. Mit geballten Fäusten tigerte Torhüter Kasper Hvidt eine Minute lang im Kreis seiner Kollegen herum, doch der dänische Europameister blickte in leere Augen und auf gesenkte Häupter: Der stolze FC Barcelona hatte eine denkwürdige Lehrstunde erhalten. Und das, obwohl die Kieler die Siebenmeter 79, 80 und 81 in dieser Saison verwarfen. "Nach so einem Spiel möchte ich nicht über solche Dinge reden", meinte Serdarusic. "Ich bin seit 15 Jahren in Kiel, aber so eine tolle Atmosphäre habe ich noch nie erlebt."
Zeit für eine Party blieb nicht. Morgen erwartet der THW Kiel bereits das Bundesliga-Kellerkind TuS N-Lübbecke (20.15 Uhr). Die Ostwestfalen können entspannt anreisen. Schlimmer, als den ruhmreichen "Rot-Blauen" aus Spanien kann es ihnen an der Förde auch nicht ergehen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 07.04.2008)
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