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03.04.2008 Champions League / Mannschaft

Kieler Nachrichten: "Barcelona - dieser Klub ist ein Mythos"

Stefan Lövgren, Kapitän des THW Kiel, freut sich auf sein fünftes Duell

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.04.2008:

Kiel - Dreimal trafen der THW Kiel und der FC Barcelona in der Champions League der Handballer aufeinander. Dreimal scheiterten die "Zebras". Einer war immer dabei: Stefan Lövgren, inzwischen 37 Jahre alt, nimmt am Sonntag einen vierten Anlauf: "Barca" ist im Halbfinal-Hinspiel (17 Uhr) zu Gast in Kiel.
"Die Niederlage im Finale 2000 war einer der bittersten Momente für mich", erinnert sich Stefan Lövgren noch heute an einzelne Szenen aus den Spielen gegen "Barca". Eine weitere war das unglaubliche Tor von Magnus Wislander, der auf Rechtsaußen mit der "falschen Hand", der rechten, den Triumph im EHF-Cup-Finale perfekt machte. Vor sechs Jahren, als Kiel sich in Hin- und Rückspiel zum einzigen Mal gegen den 17-fachen spanischen Meister durchsetzen konnte.

"Ich beschäftigte mich heute aber nicht mehr mit diesen Spielen", sagt der Kapitän des THW Kiel, der als Einziger alle vier Duelle mit den Katalanen miterlebte. "Verpassten Chancen werde ich erst nachtrauern, wenn ich nach meiner Karriere mit einem Bier in der Hand auf dem Sofa sitze und mir alte Videos ansehe." Revanche - dieser Gedanke ist dem Schweden fremd. "Das haben wir nicht nötig. Wir haben unsere Klasse inzwischen oft genug bewiesen."

Auch bei dem 268-fachen Nationalspieler steigt allmählich der Pulsschlag. "Barcelona ist ein Mythos, eine Legende. Gegen diesen Klub zu spielen, ist für jeden ein besonderes Erlebnis." Am Sonntag wird er den Titelverteidiger wieder als Erster in die Halle führen. In das Dunkel, in eine Geräuschkulisse, die schon beim letzten Gruppenspiel gegen Ademar Leon Spitzenwerte erreichte. "Ich denke, dass es diesmal noch lauter werden wird. Und auch eine erfahrene Mannschaft wie diese lässt eine solche Kulisse nicht unbeeindruckt." Er selbst wird beide Fäuste nach oben reißen, jeden seiner Mitspieler abklatschen und tief in die Augen blicken. "Leider bekomme ich von der Einlaufzeremonie nie viel mit. Ich bin total darauf fokussiert, meine Nebenleute heiß zu machen."

Beim "Final Four" am vergangenen Wochenende hatte der Spielmacher, der kürzlich seinen Vertrag bis Sommer 2009 verlängerte, großen Anteil am Triumph im DHB-Pokal.

Siege gegen Hamburg (32:29) und die Rhein-Neckar Löwen (38:34), die dem THW Rückenwind verschafften. Lövgren: "Wir haben ohne Top-Leute wie Zeitz, Jicha und Szilagyi zwei solch starke Spiele abgeliefert. Das ist ungemein wichtig für das Selbstbewusstsein."

Nach der erneuten Verletzung von Filip Jicha (Bänderanriss), mit dem er sich zuletzt einen Arbeitsplatz geteilt hatte, war der "Löwe" in Hamburg auch in der Abwehr gefordert. "Das hat Spaß gemacht", meint der gebürtige Göteborger. "So konnte ich auch mal wieder die erste Welle mitlaufen." Grundsätzlich habe er aber kein Problem damit, nur im Angriff eingesetzt zu werden. "Dieses reduziertere Programm hatten wir vor der Saison verabredet. Aber da wir wieder so viele Verletzte haben, ist es anders gekommen." Im Training tritt Lövgren mittlerweile kürzer, macht nicht mehr jede Übung mit, gönnt sich längere Pausen und auch unverletzt intensivere Reha-Maßnahmen. "Ich bin ein älterer Herr und muss deshalb ein wenig geschont werden." Ein für ihn typisches Understatement. Seine Fitness ist noch immer vorbildlich.

Derzeit fühlt er sich so wohl, dass es auch nicht ausgeschlossen ist, noch einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen. Zweimal gewann Lövgren, der im August 2006 seinen Rücktritt erklärt hatte, olympisches Silber. Ende Mai können seine Schweden sich bei einem Turnier mit Polen, Island und Argentinien für Peking qualifizieren. Eine Anfrage des Nationaltrainers Ingemar Linell hat es bereits gegeben. Eine Zusage aus Kiel noch nicht. Lövgren: "Ich werde Ende Mai hören, was mein Körper dazu sagt."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.04.2008)


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