Der THW Kiel steht im
Finale des DHB-Pokals!
Mit einer souveränen Vorstellung machten die Kieler am Samstag
Nachmittag den Einzug ins Endspiel klar. Gegen die Rhein-Neckar Löwen
gewannen die Zebras, für die
Dominik Klein und
Nikola Karabatic
achtmal ins Schwarze trafen,
am Ende mit 38:34 (24:19). Zwischenzeitlich hatte der THW in der ausverkauften Colorline-Arena
in Hamburg schon mit acht Toren geführt.
Am Sonntag treffen die Zebras nun auf den gastgebenden HSV
Hamburg, der sich im zweiten Halbfinale mit 34:32 (16:14)
knapp gegen die HSG Nordhorn durchsetzte. Das DHB-Pokalfinale
wird am Sonntag um 14.05 Uhr angepfiffen, das NDR Fernsehen
überträgt live. Das Spiel um den dritten Platz wird hingegen nicht
stattfinden, die Rhein-Neckar Löwen sagten dieses ab.
Erwartungsgemäß musste
Noka Serdarusic
neben
Christian Zeitz auch die beiden
angeschlagenen
Filip Jicha und
Viktor Szilagyi ersetzen, dafür stand
aber
Daniel Wessig erstmals auf dem
Spielberichtsbogen.
Beide Teams begannen die Partie engagiert und mit viel Tempo. Keine der
beiden Abwehrreihen - der THW spielte mit Marcus Ahlm
an der Seite von Nikola Karabatic im
Mittelblock, während die Löwen den vorgezogenen Uwe Gensheimer als
Sonderbewachung für Karabatic abstellten -
konnte sich zunächst auszeichnen, da aber Kim Andersson
mit seinem ersten Wurf an Szmal scheiterte, hatten die Mannheimer zunächst
einen kleinen Vorteil. Diese sammelten zunächst viele Siebenmeter, die
Mariusz Jurasik souverän verwandelte - sein dritter erfolgreicher Strafwurf
bedeutete das 6:4 für die Badener. Auf Kieler Seite genoss
vor allem Stefan Lövgren, der nach langer Zeit
auch in der Abwehr mal wieder zupacken musste, die Freiheiten, die
sich ihm ob der offensiven Deckung Kronaus boten. Doch auch die beiden
Außen, Vid Kavticnik und vor allem
Dominik Klein, der sich ein unglaubliches direktes
Torjägerduell mit Mariusz Jurasik lieferte, blühten auf.
Nach Jurasiks bereits vierten Treffer zum 7:5 für die Löwen legten die Zebras
endlich auch in der Abwehr den Hebel um:
Omeyer
parierte nun mehrere Würfe von u.a. Klimovets und Bielecki, die Mannschaft
von Iouri Chevtsov erlaubte sich nun auch einige Abspielfehler. Trotz
Unterzahl -
Nikola Karabatic musste für zwei
Minuten auf die Bank - drehten die Zebras nun auf, behielten ihre
unglaubliche Abschlussstärke bei und gingen durch
Lund,
Lövgren und drei tolle Treffer von
Dominik Klein mit 11:8 (12.) in Führung.
Kurios:
Kleins schneller Gegenstoßtreffer
zum 7:7 wurde zunächst vom Schiedsgericht übersehen und erst nach dem
Pausenpfiff dem Kieler Torkonto gutgeschrieben. Auch ein Indiz für eine
unglaublich rasante Partie.
Und die Torjagd setzte sich weiter fort: Während die Rhein-Neckar Löwen
besonders durch die rechte Seite um den starken Sergiy Shelmenko und den flinken
Mariusz Jurasik im Spiel gehalten wurden, war es auf Kieler Seite der
überragende Stefan Lövgren, der nicht nur mit
seinen Ideen, sondern auch mit seiner eigenen Torgefährlichkeit den
Unterschied ausmachte. Fast jeder Kieler Angriff führte zum Torerfolg,
weder Slawomir Szmal noch Henning Fritz konnten
sich auszeichnen. Auf der anderen Seite bekam Thierry Omeyer
den Ball immer mal wieder zu fassen. Logische Konsequenz: Die Kieler
bauten den Vorsprung weiter leicht aus, nach einem frechen Heber von
Dominik Klein gegen Fritz
stand es 20:14 für die Zebras - nach gerade einmal 21 gespielten Minuten.
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Dominik Klein erzielte acht Treffer und
spielte vor allem im Angriff eine sensationelle Partie.
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Bis zum 22:16 - erneut waren
Lövgren und
Klein erfolgreich gewesen - lief das Kieler
Angriffsspiel weiter wie geschmiert. Erst in der Schlussphase des ersten
Durchgangs schlichen sich die ersten Fehler ein:
Karabatic
scheiterte an
Fritz,
Klein
warf bei angezeigtem Zeitspiel aus der Not heraus vorbei. Schwarzer,
Gensheimer und Jurasik verkürzten wieder auf 19:23, ehe
Stefan Lövgren
mit einem famosen Dreher vom Siebenmeterpunkt den Halbzeitstand markierte -
bereits der siebte Treffer des Kapitäns.
Auch zu Beginn der zweiten Hälfte hatten die Zebras immer die
besseren Antworten auf wütende Angriffe der Löwen.
Kim Andersson,
Klein per Tempogegenstoß und
Karabatic mit einem
108 km/h-Wurf durch die Beine Henning Fritz' schraubten die Kieler
Fünf-Tore-Halbzeitführung binnen drei Minuten auf 27:19. Als
Dominik Klein, im Angriff heute mit einer
sensationellen Leistung, den Ball aus dem Rückraum zum 28:20
in die Maschen drosch, hatte man nicht mehr das Gefühl, dass der
Finaleinzug noch einmal in Gefahr geraten könnte.
Doch nur wenige Momente später folgte eine Schrecksekunde für
die Zebrafans: Bei einem Zusammenprall Jurasiks mit
Klein
humpelte dieser vom Parkett, während Jurasik den für diesen Zweikampf
zugesprochenen Siebenmeter zum 21:28 verwertete. Es kam nun zu einem
kleinen Bruch im Kieler Spiel, der selbst vor
Stefan Lövgren
nicht Halt machte: Sein Siebenmeter-Heber gegen
Henning Fritz
war eher eine Rückgabe, ein für
Lundström
vorgesehener Gegenstoßpass landete genau in den Pranken von Karol Bielecki.
Ein Glück für die Kieler, dass auf
Thierry Omeyer
in dieser Phase Verlass war, der gegen Klimovets und Tkaczyk parierte
und die Führung des THW zunächst hielt -
Lunds
Treffer zum 30:22 nach schönem
Andersson-Anspiel
schien auch nach vierzig Minuten einen klaren Kieler Sieg zu versprechen.
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Andrej Klimovets am Boden: Auch bei der dritten Final Four Teilnahme
der Rhein-Neckar Löwen wird es nichts mit dem Pokalsieg.
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Aber die Rhein-Neckar Löwen witterten noch immer ihre Chance, zumal sich
auch
Henning Fritz nun mehr und mehr zu steigern
wusste. Shelmenko, zweimal Jurasik und ein Treffer von Weltmeister Klimovets -
plötzlich war der Kieler Vorsprung beim 30:26 auf vier Treffer zusammengeschmolzen.
Als dann auch noch bei einem
Lund-Pfostenknaller Pech
hinzukam, schien es noch einmal spannend zu werden. Nur gut, dass der THW
einen
Nikola Karabatic in den Reihen hat: Nachdem
sich der Franzose 45 Minuten lang vornehm zurückgehalten hatte, trumpfte er nun
auf, eine Energieleistung seinerseits ermöglichte das 31:26. Bielecki verkürzte
wieder, doch
Kavticnik mit einem Rückraumtreffer
und eine 115 km/h-Granate erneut von
Karabatic
brachten dem THW beim 33:27 wieder einen Sechs-Tore-Vorsprung.
Kein Wunder, dass am Ende dieser umkämpften und rasanten Partie die Kräfte
ein wenig nachließen und damit auch die Konzentration. Die "Big Points"
bei Abprallern, beim Kampf um freie Bälle sammelten aber stets die Zebras.
So verhinderten die Kieler, dass die Rhein-Neckar Löwen dichter als vier
Tore herankommen konnten, nach einem Treffer von Karabatic
bei angezeigtem Zeitspiel und einem Siebenmetertor von Kavticnik
zum 36:30 (56.) war das Spiel endgültig entschieden, die Party auf den Rängen
im Kieler Block nahm noch einmal größere Ausmaße an. Am Ende stand ein
hochverdientes 38:34 für den THW zu Buche, aber auch die Erkenntnis, dass
die Abwehr sich beim Endspiel gegen den HSV Hamburg noch ein wenig steigern
muss, wenn man den Titel verteidigen möchte.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Im Sport gibt es kein Rechnen. Wir wussten vorher, dass Kronau eine tolle Truppe hat. Für uns war die Frage
wichtig, ob wir unsere erste und zweite Welle vortragen können. Das hat in der ersten Hälfte und Anfang der
zweiten gut funktioniert, dann zeigten die Löwen aber, wie gefährlich sie sind. Wir werden immer weniger
- aber Kräfte sparend zu spielen, ist nicht unser Ding. Wir geben Gas, und wenn dabei einer unserer Spieler
auf der Strecke bleibt. Solange wir sieben Spieler auf der Platte haben, spielen wir auf Tempo.
Löwen-Trainer Iouri Chevtsov:
Unser Rückzugsverhalten und die Abstimmung in der ersten Halbzeit waren nicht gut. Gegen Kiel muss eben
alles passen, wenn man gewinnen möchte. Nun muss ich erst einmal in die Kabine, mein Team aufbauen.
In der ersten Halbzeit haben wir ein hohes Tempo vorgelegt und sehr gut gespielt. In der zweiten Hälfte
lief es dann nicht mehr ganz so gut, am Ende hatten wir trotzdem die größere Kraft, um zu gewinnen. Den
Siebenmeter-Heber, den Henning gehalten hat, habe ich nicht gut geworfen. Aber wir haben gewonnen - da kann
ich auch über diesen Versuch lachen. Bei den Siebenmetern haben wir ein kleines Problem, vielleicht
trainieren wir die auch zuviel. Aber wenn der Wurm erst einmal drin ist, ...
Wir hatten heute keinen schlechten Tag, der THW hat uns einfach überrollt. In der zweiten Halbzeit konnte
Kiel das Tempo nicht mehr so hoch halten, weshalb wir dichter heran kamen. Aber der THW hat viel Routine -
daran hapert es bei uns stellenweise noch.
RNL-Abwehrspieler Oliver Roggisch zur Pause:
Ich komme als Abwehrchef überhaupt nicht ins Spiel, weil Kiel soviel Tempo macht.
Stefan Lövgren hat eine überragende erste Halbzeit gespielt.
THW-Rückraumspieler Filip Jicha vor dem Spiel:
Ich will unbedingt schnell wieder fit werden. Wenn ich sehe, was hier für eine
Atmosphäre ist, tut es weh, dass ich nicht dabei sein kann.
THW Kiel:-
Omeyer (1.-60., 16 Paraden),
M. Andersson (n.e.);
Lund (2),
Wessig (n.e.),
K. Andersson (4),
Lundström,
Kavticnik (6/1),
Anic (n.e.),
Lövgren (7/2),
Ahlm (3),
Szilagyi (n.e.),
Karabatic (8),
Klein (8);
Trainer: Serdarusic
Rhein-Neckar-Löwen:-
Szmal (1.-13., 2 Paraden),
Fritz (13.-60., 14/2 Paraden);
Buday (n.e.),
Gensheimer (3),
Bielecki (3),
Tkaczyk (3),
Harbok (3),
Schwarzer (3),
Shelmenko (7),
Jurasik (10/5),
Klimowets (2),
Szlezak,
Groetzki (n.e.);
Trainer: Chevtsov
- Schiedsrichter:
-
Lemme / Ullrich (Magdeburg)
- Zeitstrafen:
-
THW: 3 (2x Karabatic (8., 35.), Kavticnik (43.));
RNL: 4 (Jurasik (20.), Shelmenko (28.), Klimovets (40.), Harbok (42.))
- Siebenmeter:
-
THW: 5/3 (Fritz hält Lövgren (36.) und Karabatic (42.));
RNL: 5/5
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:2, 2:2, 2:4, 3:5 (6.), 4:6, 5:7 (7.), 7:7 (8.), 8:8, 11:8 (12.), 13:9 (13.), 15:11 (16.), 16:13 (18.), 18:13 (19.), 20:14 (21.), 22:16 (23.), 22:18 (26.), 24:19;
2. Hz.: 27:19 (33.), 29:21 (38.), 30:22 (40.), 30:26 (46.), 33:27 (49.), 33:29 (52.), 36:30 (56.), 36:32 (58.), 38:34
- Spielgrafik:
-
- Zuschauer:
-
12800 (ausverkauft) (Colorline-Arena, Hamburg)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSV Hamburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2008:
"Zebras" zu schnell für die "Löwen"
Tatsächlich war das Halbfinale zwischen Kiel und den Rhein-Neckar
Löwen ein Handballspiel. Doch besonders in der ersten Halbzeit erinnerte
die Partie an Tischtennis. Tore im Sekundentakt und ein atemberaubendes
Tempo, das auch für das Kampfgericht zu hoch war. So fiel
das Gegenstoßtor des überragenden
Dominik Klein
zum 7:7 unter den Tisch und wurde erst in der Pause
addiert. Da führten die Kieler bereits mit 23:19. Das Phantomtor und
ein rasanter Start der "Zebras" nach dem Wechsel sorgten für eine
schnelle Vorentscheidung - 27:19 in der 32. Minute. Die "Löwen", in dieser
Saison den Kielern bereits dreimal unterlegen, ließen die Köpfe hängen.
"Kiel war geistig einfach beweglicher und schneller als wir", ärgerte
sich Manager Thorsten Storm. "Wir haben heute
gegen die Besten gespielt und zu viele Fehler gemacht."
Bescheiden nahm Klein, der einen
Sahnetag erwischte, anschließend die Gratulationen entgegen. "Matchwinner?
Das sind wir alle. Trainer, Physios und die ganze Mannschaft."
(von Tamo Schwarz und Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 31.03.2008)