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03.04.2008 Champions League

Doppelinterview mit Uwe Schwenker und Christian Fitzek

Im Halbfinale der Champions League kommt es gleich zwei Mal zum Duell der spanischen gegen die deutsche Liga. Debütant HSV Hamburg hat es mit Ciudad Real, dem Gewinner von 2006, zu tun, Titelverteidiger THW Kiel trifft im Europacup-Evergreen auf den FC Barcelona, insgesamt sieben Mal Gewinner der europäischen Königsklasse. Insgesamt kommt es in drei Europacup-Wettbewerben zu vier deutsch-spanischen Duellen. Warum das so ist, beantworten Uwe Schenker, Manager des THW Kiel, und Christian Fitzek, Sportdirektor des HSV Hamburg, in einem Doppelinterview.
Frage:
In den am Wochenende anstehenden Halbfinals der drei großen Europacup-Wettbewerbe treffen gleich vier Mal deutsche Vertreter auf spanische Teams. Spiegelt das die Kräfteverhältnisse im europäischen Handball korrekt wieder?
Uwe Schwenker:
Das ist unbestritten so. Deutschland und Spanien haben die beiden stärksten Ligen der Welt. Ich würde allerdings nicht behaupten, dass nicht auch der eine oder andere Verein aus einer anderen Liga in diese Phalanx einbrechen kann. Dazu müssen wir die Konstellation der Finalspiele abwarten.
Christian Fitzek:
So oder ähnlich hatten wir es doch schon in den vergangenen Jahren. Ob es dabei im Finale zu einem rein spanischen, deutsch-spanischen oder rein deutschen Duell kommt, wie wir es bereits im vergangenen Jahr hatten, hängt von der Tagesform ab. Natürlich kann auch mal eine französische Mannschaft ins Halbfinale vorstoßen, aber die spanische und die deutsche Liga überzeugen gegenwärtig durch Dominanz und Konstanz.
Frage:
In der Champions League besteht noch immer die Möglichkeit, dass es - wie im Vorjahr - zu einem rein deutschen Duell im Finale kommt. Aus Sicht der TOYOTA HBL ist das großartig, aber ist so etwas auch gut für einen Wettbewerb wie die Champions League?
Uwe Schwenker:
Schauen Sie doch einmal auf den Fußball. Da stehen gleich vier englische Teams im Viertelfinale der Champions League. Und entwertet das den Wettbewerb? Überhaupt nicht. Ich befürchte da keinerlei Imageverlust für die Champions League der Handballer. Im Gegenteil: Durch diese Konstellation werden selbst die Halbfinals noch mehr Beachtung finden.
Christian Fitzek:
Die beiden Teams, die das Finale erreichen, werden es auch verdient haben. Da spielt die Nationalität keine Rolle. Europa ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr zusammengewachsen, und auch die Teams sind durch und durch europäisch geprägt. Außerdem: Es lässt sich schließlich nicht steuern, wer das Finale erreicht.
Frage:
Begegnen sich die spanischen und die deutschen Klubs auch finanziell auf gleicher Augenhöhe?
Uwe Schwenker:
Das tun sie, aber sie sind in ihren Strukturen unterschiedlich aufgestellt. Die Handballer Barcelonas sind eingebunden in einen gewaltigen Gesamtverein, Ciudad Real darf sicher als Team eines einzigen Mäzens gelten, und Portland San Antonio versteht sich fast wie eine Betriebssportgemeinschaft. Diese drei sind sicher die Vereine mit den größten Etats. Aber erfreulich ist vor diesem Hintergrund die Entwicklung in Dänemark, wo in den vergangenen zwei Jahren viel passiert ist. Und die Entwicklung ist dort noch lange nicht am Ende.
Christian Fitzek:
Ganz sicher ist Ciudad Real allen anderen Vereinen noch etwas voraus. Aber das Geld im Handball wird in Deutschland und in Spanien verdient.
Frage:
Werden Sie eigentlich von vielen Fans zu den Auswärtsspielen im Europacup begleitet? Immerhin ist Spanien doch ein attraktives Ziel für eine solche Reise.
Uwe Schwenker:
Barcelona ist ganz sicher eine faszinierende Stadt. Im Moment sieht es so aus, dass 200 THW-Fans die Reise antreten werden. Die Hälfte reist in unserem eigenen Charterflieger mit, die anderen Fans haben ihre Reise in irgendeiner Form selbst organisiert.
Christian Fitzek:
Wir sind sehr angetan, was unsere Fanklubs auf sich nehmen, um trotz schwieriger Anreise und finanziellen Aufwands bei den Auswärtsspielen dabei sein zu können. Nicht selten spart sich das einer vom Munde ab. Aber auch vom HSV aus kümmern wir uns um die Fans, organisieren ihnen die Reise, besorgen die Tickets - und das alles zum Sonderpreis. Die 50 nach Pamplona mitgereisten Fans haben wir nach dem Spiel zum Essen eingeladen. Das hat allerdings schon seit dem vergangenen Jahr Tradition und wird ganz sicher auch in Ciudad Real nicht anders sein.
Frage:
Ein Wort noch zu Ihren Gegnern?
Uwe Schwenker:
Der FC Barcelona hat ein Jahrzehnt die dominierende Rolle im europäischen Handball gespielt. Nachdem sie in den vergangenen Jahren einige Spieler ausgetauscht und den Umbruch vollzogen haben, sind sie wieder richtig gut dabei. Ich gehe davon aus, dass letztlich die Tagesform ausschlaggebend sein wird - und wer mit weniger Verletzten in die beiden Spiele geht. Doch davon abgesehen: Alle vier Halbfinalisten sehe ich in der Lage, in diesem Jahr die Champions League zu gewinnen.
Christian Fitzek:
Ciudad Real darf gegenwärtig als die nominell beste Mannschaft der Welt gelten - eine absolute Topadresse im Welthandball. Nicht nur deshalb geht der HSV Hamburg als Außenseiter in dieses Halbfinalduell. Aufgrund unserer Verletztenmisere können wir froh sein, wenn wir acht gesunde Feldspieler zusammenbekommen. Mit Bertrand Gille, Oleg Velyky, Torsten Jansen und Stefan Schröder - also mit der kompletten Kombo - wäre das Unterfangen, ins Finale zu kommen, sicher sehr viel leichter zu verwirklichen.
(Das Gespräch führte Arnulf Beckmann)


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