30.04./02.05.2008 - Letzte Aktualisierung: 02.05.2008 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Berichte, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt... |
Filip Jicha erzielte fünf Treffer. |
Erlend Mamelund war zunächst einziger Aktivposten im Angriffsspiel von Nordhorn. |
Zwar hatten die Zebras zunächst leichte Vorteile, weil Filip Jicha seine Strafwürfe verwandelte und Marcus Ahlm zweimal vom Kreis traf. Besonders Jicha zeigte bei seinen Vorstößen bei der ersten und zweiten Welle einen starken Auftakt mit sehenswerten Anspielen und Treffern. Und auch als der Tscheche vom Punkt am eingewechselten Peter Gentzel scheiterte und wenig später nach Mamelunds dritten Treffer zum 5:7 eine Zeitstrafe kassierte, lief es im Kieler Aufbauspiel noch passabel - Dominik Klein und Kim Andersson erhöhten in Unterzahl gar auf 9:5 (17.).
Stefan Lövgren wurde nur im Angriff eingesetzt. |
Nikola Karabatic erzielte fünf seiner sechs Treffer im zweiten Durchgang. |
Nun waren die Zebras wieder obenauf, im Angriffsspiel lief nun wieder mehr zusammen, während die Abwehr wieder so sicher stand wie im ersten Durchgang. Ahlm, Lund und der in den zweiten dreißig Minuten aufdrehende Karabatic erhöhten auf 23:18 (43.), als Gästetrainer Ola Lindgren die Felle davonschwimmen sah und seine Auszeit nahm. Danach verkürzte zwar Kukucka auf 19:23, danach aber spielte neun Minuten lang nur noch der THW. Zweimal Karabatic, ein wunderbarer Heber von Vid Kavticnik sowie ein sicher vom Slowenen verwandelter Siebenmeter schraubten das Ergebnis auf 27:19 (51.), während Glandorf, Weinhold und Mickal am guten Omeyer scheiterten und Jan Filip nicht einmal mehr vom Siebenmeterpunkt traf - das Spiel war entschieden.
Christian Zeitz erzielte bei seinem Kurzeinsatz einen großartigen Treffer. |
Dieser Zehn-Tore-Vorsprung hatte auch am Ende der Partie Bestand. Nur noch zwei Bundesliga-Partien in Göppingen (14.5.) und zu Hause gegen Wetzlar müssen gewonnen werden, um zum 14. Mal Deutscher Meister zu werden. Allerdings gilt nun erstmal die volle Konzentration der Champions League, am Sonntag steht das erste Finalspiel beim spanischen Titelträger Ciudad Real an. Und trotz des souveränen Sieges sollten die Kieler dann noch eine Schippe drauflegen.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch folgende Berichte der Kieler Nachrichten:
Wir hatten uns vorgenommen, mit der 5:1-Deckung Holger Glandorf nicht ins Spiel kommen zu lassen. Unser Beginn war engagiert und motiviert, zur Pause haben wir nur mit fünf Toren geführt. Wären wir in der ersten Viertelstunde nicht zu hektisch vorgegangen, hätten wir bereits zur Halbzeit höher führen müssen.In der zweiten Hälfte hatten wir eine schlechte Phase, in der Nordhorn auch zeigte, wie gefährlich es ist. Die HSG hat uns sofort für unsere Fehler bestraft. Dann haben wir uns mehr Zeit in der Offensive gelassen und in der Abwehr energischer zugepackt - letztlich bin ich froh, dass wir gewonnen haben. Ein Sieg mit zehn Toren gegen Nordhorn ist ein tolles Ergebnis. Ich möchte Ola beglückwünschen, dass er es geschafft hat, sein Team so zu motivieren, dass es hier mit einhundert Prozent gespielt hat. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass wir nicht sechzig Minuten lang voll gefordert worden wären. Der zweite Gang wäre natürlich besser gewesen, dann wären wir fitter für das Spiel am Sonntag gewesen.
Die Experten sagen, dass am Sonntag die zwei besten Mannschaften der Welt gegeneinander spielen. Ciudad Real ist gespickt mit Einzelkönnern und Individualisten, vielleicht den besten der Welt. Aber wir sind Champions-League-Sieger und werden uns nicht verstecken, wir werden versuchen, unser Spiel zu machen.
[Zu Olafur Stefansson:]
Im Handball gibt es keinen Videobeweis, hier gilt die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter. Es gab noch nie die Situation, dass sich die EHF mit einer Roten Karte im Nachhinein beschäftigte. Dies ist vollkommen unverständlich - aber wer soll daran etwas ändern? Ich habe bisher nicht protestiert - ich bin zwar noch jung (lacht), aber so etwas habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt.[Zu den Siebenmetern:]
Ich glaube nicht, dass andere Teams mehr Siebenmeter trainieren als meine Jungs. Wenn Sie fragen, ob wir einen Spezialisten für Strafwürfe verpflichten sollen, höre ich immer Uwe Schwenker, der mir von seinen leeren Taschen erzählt. Wir müssen keinen Nicolaj Jacobsen verpflichten, unsere Mannschaft bleibt so, wie sie ist.[Zu Nikola Karabatic, Marcus Ahlm, Christian Zeitz und Kim Andersson:
Normalerweise protestiert Nikola, wenn man ihn rausnimmt. Heute ist er ohne zu Murren auf die Bank gekommen - das sagt alles über seinen momentanen Fitnessstand. Er ist ausgepowert, hat die letzten zwei Wochen nur die Spiele gespielt und nicht trainiert. Sein Fuß macht große Probleme - und jeder sieht, dass Nikola nicht mehr der Alte ist.
Wer einen Karabatic hat, freut sich, dass er einen hat. Er gibt selbst in jedem Training 150 Prozent, hat Spaß am Trainieren und saugt Hinweise wissbegierig auf. Momentan ist es für ihn aber schwierig, sich weiter zu entwickeln, da er in jedem Spiel sechzig Minuten lang durchspielen muss. Erst wenn er wieder Pausen bekommen kann, wird man ihn wieder in seiner alten Verfassung sehen.Marcus Ahlm hat große Probleme mit seinem Rücken. Ich habe versucht, ihn ein bisschen vor der Abwehrarbeit zu schonen. Aber so ein Typ ist Marcus nicht. Er ist ein Kämpfer - da muss mehr passieren, bis er pausiert.
Ich sehe im Training, wie Kim Andersson und Christian Zeitz arbeiten. Christian ist noch nicht wieder der, der er einmal war. Er braucht nach seiner langen Pause einfach Zeit. Wenn Kim auch eine schlechte Phase hat, so zwingt er die Abwehr durch sein Spiel noch immer, weit rauszugehen. So hilft er den anderen.
[gegenüber dem DSF:]
100 Prozent war das heute nicht, was wir gegeben haben. Wir haben die erste und zweite Welle überhastet gespielt, sechs, sieben Bälle verloren - das war schon sehr ungewöhnlich.In der Abwehr aber standen wir gut, daher führten wir zur Pause auch mit fünf Toren. In der zweiten Halbzeit haben wir dann im Angriff nichts getan und Bälle verschenkt. Das Nordhorn plötzlich so heran kam, lag weniger an ihnen als an uns. Später haben wir dann wieder besser Abwehr gespielt und Nordhorn gezwungen, lange auszuspielen und dann mit zehn Toren - vielleicht zu hoch - gewonnen.
[Frage: War da etwas Nervosität im Spiel?]
Man sagt, Kiel zeigt Nerven. Ich weiß nicht, wo das herkommt, aber ich weiß, wo die Nerven blank liegen...[Zum CL-Finale:]
Das CL-Finale an den kommenden beiden Wochenende ist natürlich für uns ein absoluter Höhepunkt - da spielen wir gegen eine Mannschaft, die mit den besten Individualisten gespickt ist. Wir sind aber immer noch der Champions-League-Sieger und werden uns auch in Spanien nicht verstecken. Eine Leistung wie heute reicht dort allerdings nicht.
Der THW Kiel hat verdient gewonnen - keine Frage. Wir hatten Probleme im Angriff, keinen wirklichen Lauf bekommen. Das Spiel ist für uns nicht optimal gelaufen, dennoch haben wir versucht, uns mit unseren Mitteln zu wehren. Wir hatten eine gute Phase, in der wir zum Ausgleich kamen. Dann hat unserem kleinen Kader aber die Kraft gefehlt, um dagegen zu halten. Es ist natürlich bitter, mit zehn Toren zu verlieren, aber so ist nun einmal der Sport. Es war uns von Anfang an klar, dass es schwer werden würde, hier etwas zu holen, auch weil Kiel in Berlin nicht so gut gespielt hat. Nun konzentrieren wir uns auf das erste EHF-Pokal-Finale der Vereinsgeschichte, das wird Motivation genug für meine Spieler sein. Wir werden alles geben, um das zu erreichen, was der THW bereits gewonnen hat. Ich wünsche den Kielern für die Champions League und den weiteren Meisterschaftsverlauf viel Glück.
Als wir in der zweiten Halbzeit den Ausgleich schafften, waren wir zu heiß und der THW bekam drei Abpraller. Da waren die Kieler dann wieder mit drei, vier Toren vorne und dann wird es in Kiel natürlich schwer.Für das EC-Finale wäre es natürlich besser gewesen, heute eine anständige Leistung zu zeigen, aber ab morgen schauen wir nur noch auf Kopenhagen und denken nicht mehr an Kiel. Das sind die beiden wichtigsten Spiele der Saison für uns.
Aus Flensburg haben wir immer gehört, dass wir nervös sein sollen. Heute haben wir die richtige Antwort gegeben.
Die Nordhorner wollten wohl gar nicht gewinnen, aber sie haben zu Beginn gemerkt, dass etwas gehen könnte, weil wir im Angriff zu viele Fehler gemacht haben. Aber in der Abwehr haben wir gut gestanden. Große Sorgen, zu verlieren, habe ich mir nicht gemacht.
Es stimmt nicht, dass wir nicht gewinnen wollten, aber um in Kiel zu bestehen, muss alles klappen, das war leider nicht so.
Dieser Sieg bedeutet noch nicht den Titelgewinn, wir spielen noch einmal auswärts in Göppingen, und in Berlin hat man gesehen, was alles passieren kann.
Wir haben 100 Prozent gegeben, aber Kiel war einfach besser. Zwischenzeitlich gab es eine Chance für uns, das Spiel zu kippen, aber es hat dann nicht gereicht.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Dominik Klein.
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2008:
Allerdings täuschte der Zehn-Tore-Erfolg über die wahren Kräfteverhältnisse hinweg und war nur am Ende locker. Erst als die Gäste den 11:16-Halbzeitrückstand zwischenzeitlich auf 17:17 ausgeglichen hatten, danach aber erneut mit drei Toren in Rückstand gerieten, weil die Kieler bei Abprallern hellwach waren, schalteten sie einen Gang zurück. Im Hinterkopf hatte sich wohl doch das bevorstehende EHF-Pokalfinale gegen Kopenhagen eingenistet. "Nordhorn steht Kopf, das sind die beiden wichtigsten Ereignisse der Saison", bekannte Spielmacher Maik Machulla. Und: Um in Kiel bestehen zu können, müsse man 100 Prozent in die Waagschale werfen, ergänzte Holger Glandorf. Dazu wollten sich die Handballer von der niederländischen Grenze ganz offensichtlich nicht mehr aufraffen. Trainer Ola Lindgren wechselte seinen Kader jedenfalls fortan munter durch, die "Zebras" sagten "danke schön" und zogen Tor um Tor davon.
Schlüssel zum Kieler Sieg war die gute 5:1-Deckung, in der Linksaußen Dominik Klein seinen Nationalmannschaftskollegen Glandorf als vorgezogene Spitze aggressiv und aufmerksam komplett aus dem Spiel nahm. Sein einziges Tor erzielte der HSG-Linkshänder erst, als Klein eine Zeitstrafe abbrummen musste. Dass Abwehrarbeit kein freudloser Frondienst sein muss, erläuterte Kiels Linksaußen später gut gelaunt. Wenn man in der Defensive Verantwortung aufgebürdet bekomme und das Vertrauen des Trainers bestätige, so Klein, "dann macht das richtig Spaß." Spaß hatte Klein auch in der Offensive. Sechs Mal traf der 24-Jährige, blieb ohne Fehlversuch, läutete mit seinen Toren vom 17:17 auf 19:17 die Wende zum Guten ein und wurde zum "Spieler des Tages" gekürt.
Die Fans quittierten es mit Jubel, stehende Ovationen gab es gar, als THW-Coach Noka Serdarusic kurz vor dem Schlusspfiff seine Berliner "Helden", Mattias Andersson und Viktor Szilagyi, aufs Parkett beorderte. Andersson nur für ein paar Sekunden, um den guten Thierry Omeyer im Tor bei einem Siebenmeter zu vertreten, Szilagyi durfte immerhin fünf Minuten mitmischen. Der Österreicher bedankte sich mit einem feinen Anspiel auf Marcus Ahlm, der mit seinem vierten Tor zum 33:23 vollendete. Nur von kurzer Dauer war auch der Auftritt von Christian Zeitz, obwohl Kim Andersson auf der Linkshänder-Position erneut gehemmt und ohne Mumm spielte. Andersson sei für gegnerische Abwehrreihen immerhin noch eine Bedrohung und ziehe die Abwehr raus, außerdem sei Zeitz nach seiner Verletzung noch nicht so weit, begründete Serdarusic. "Ich sehe meine Spieler schließlich tagtäglich im Training." Gestern allerdings nicht, denn Kiels Trainer verordnete seinem Team ausnahmsweise trainingsfrei. Die letzte Verschnaufpause vor den vier finalen Saisonspielen, den Spielen der Wahrheit in der Champions League und um die Deutsche Meisterschaft.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2008:
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