28.-30.04.2008 - Letzte Aktualisierung: 30.04.2008 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Vorbericht ergänzt... |
Das Team der HSG Nordhorn.
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HSG |
Mit dem slowakischen Spielmacher Peter Kukucka hat
die HSG Nordhorn einen weiteren Glücksgriff getätigt.
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HSG |
Heiß begehrt: Rückraumspieler Holger Glandorf erzielte
in dieser Saison bislang 154/11 Treffer.
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HSG |
Bester Torschütze der HSG: Rechtsaußen Jan Filip erzielte
bislang 158/45 Tore.
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HSG |
An der Kieler Förde gab es für die HSG allerdings in den letzten Jahren nichts mehr zu holen: Seit dem 30:29-Auswärtssieg vom 13. April 2000, der eine THW-Serie von 870 Tagen ohne Heimniederlage beendete, gab es für die Grafschafter nichts mehr in der Ostseehalle zu ernten: Unvergessen bleibt vor allem das Duell in der letzten Saison, als die Nordhorner dem THW am letzten Bundesliga-Spieltag noch einmal alles abverlangten, am Ende aber den Kielern beim 34:28 keine Steine in den Triple-Weg legen konnten (siehe auch Gegnerdaten Nordhorn).
Die Schiedsrichter der Partie am Mittwoch sind Lars Geipel (Steuden) und Marcus Helbig (Landsberg).
(Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra" von living sports:
Als die Kollegen der Nationalmannschaft sich nach dem WM-Triumph des vergangenen Jahres noch ausgelassen feierten, war er bereits auf dem Weg nach Hause zu seiner Freundin, mit der er seit Anfang des Jahres verheiratet ist. Sieht man ihn jedoch bei der Arbeit, wirkt er wie ausgewechselt. Betritt er die Bretter, die für ihn die Welt bedeuten, hat der stille, unscheinbare Holger Pause. Auf dem Handball-Parkett wird er zu "Holger dem Zugpferd", das Kollegen und Publikum zu gleichen Teilen mitreißt und kaum zu stoppen scheint.
Kein Wunder also, dass der 25-Jährige, der zu der im Handball eher seltenen Spezies kompromissloser, unzähmbar dynamischer Linkshänder gehört, von den Spitzenklubs aus ganz Europas gejagt wurde. Aus der Entscheidung, wo er nach Auslaufen seines Vertrages im Sommer 2008 die Sportschuhe schnüren werde, wurde ein Medienspektakel, das in der beschaulichen Stadt Nordhorn für viel Aufregung sorgte. Hamburg, Flensburg, Gummersbach oder vielleicht sogar Spanien? Die Angst um den Verlust des "Mister HSG" war groß.
Doch wollten die Bewohner des 50.000-Einwohner-Städtchens "ihren" Holger nicht kampflos ziehen lassen. T-Shirts mit Glandorfs Konterfei wurden bedruckt, Plakate bemalt. Die Fans der Rot-Weißen mobilisierten alle Kräfte, um den Publikumsliebling zu halten. Mit Erfolg. Glandorf, der für seine Heimatverbundenheit bekannt ist, entschied sich gegen lukrative Angebote von der dänischen Grenze, aus der Hansestadt oder dem Rheinland. "Das Wunder von Nordhorn", rauschte es nach der Entscheidung im Blätterwald der Fachmagazine. Trotz bereits erwähnter Vereinstreue hatte man die Entscheidung für die Provinz und gegen die große, weite Handball-Welt mit Überraschung vernommen.
"Ich wollte ein Signal setzen", so der Nordhorner mit der Rückennummer elf klar. "Ich habe meine Vertragsverlängerung daran gekoppelt, dass auch eine Entwicklung im Verein erkennbar sein muss. Wenn ich sehe, dass diese nicht vollführt wird und wir nicht die Mannschaft haben, die oben mitspielen kann, dann sehe ich mich auch gezwungen zu wechseln - klar. Ich möchte auch einen Entwicklungsschritt machen." Und diese Entwicklung scheint bei der HSG Nordhorn vonstatten zu gehen. Im Europapokal steht man im Finale, in der Bundesliga ist man auf der Lauer auf einen Startplatz für die Champions League. "Ich weiß, was ich an Nordhorn habe. Und Nordhorn weiß, was es an mir hat. Wir haben eine Riesenstimmung in der Mannschaft. Die Unterstützung stimmt." Und nebenbei hat Nordhorn den entscheidenden Pluspunkt: "Ich kenne mich hier aus und habe viele Freunde. Und die Leute haben mir vor allem im Januar den Rücken gestärkt, das hat meine Entscheidung im Nachhinein bestätigt."
Doch weiß man auch in der Grafschaft, wie schnelllebig das Handball-Geschäft ist. Hat man bei den großen Klubs ein Team mit lauter bekannten Namen, ist in Nordhorn nur ein Name über die Grenzen hinaus bekannt: Holger Glandorf. Angst, dass der Superstar vielleicht doch schon im Sommer wechselt, müssen die HSG-Verantwortlichen und -Fans aber nicht haben. "Erst einmal spiele ich die Saison zu Ende, danach geht es zu den Olympischen Spielen. Mein Vertrag mit der HSG läuft bis 2010 mit der Option, ein Jahr früher aussteigen zu können. Aber vor 2009 gerät da nichts in Wallung."
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra" von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2008:
Seitdem ließen die Kieler im Liga-Alltag eine Serie von 31:1 Punkten folgen. Eine Bilanz, die auch bei den Gästen Eindruck hinterlassen hat. So ließ HSG-Trainer Ola Lindgren durchblicken, dass für ihn das EHF-Pokal-Finale gegen den FC Kopenhagen (4./11. Mai) die deutlich höhere Priorität besitzen würde. "Wir sollten nicht nach mehr greifen, als wir kriegen können. Sonst haben wir am Ende gar nichts."
Nordhorn steht erstmals in einem Endspiel und die 50 000-Einwohner-Stadt ist im Fieber. Das heimische Euregium war innerhalb von zwei Tagen ausverkauft, das Rückspiel wird live auf dem Rathausplatz übertragen, der Bürgermeister hat bereits zum Empfang geladen - neue Dimensionen bei den Handballern aus der Grafschaft Bentheim, die auch in der Liga (5./46:16 Punkte) bislang eine hervorragende Vorstellung gegeben haben. Trotz der guten Ausgangslage glaubt Lindgren aber nicht daran, die punktgleichen Rhein-Neckar Löwen im Rennen um Platz vier noch abfangen zu können. "Wir haben mit Kiel, Hamburg und Lemgo das schwerere Restprogramm und das schlechtere Torverhältnis", sagt der 44-Jährige. "Das ist fast unmöglich für uns." Zudem genügt Platz vier als Qualifikation für die Königsklasse nur, wenn der THW seinen Titel in den Finalspielen gegen Ciudad Real (4./11. Mai) verteidigen kann.
"Wir haben nicht so einen breiten Kader wie die Kieler", meint der Schwede Lindgren, der als Spieler viermal Europameister und zweimal Weltmeister wurde. "Wir können nur noch in einem Wettbewerb etwas gewinnen. Deshalb müssen wir uns entscheiden." Lindgren hatte auch schon vor dem Halbfinale gegen die Spanier aus Aragon eine Wahl getroffen, und das vorherige Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt (27:36) nahezu widerstandslos abgegeben. Die Sympathie zu SG-Trainer Kent-Harry Andersson, als dessen Nachfolger Lindgren (beide Vertrag bis 2010) gehandelt wird, hätte dabei keine Rolle gespielt. Er habe seinen Rückraum-Assen Holger Glandorf und Erlend Marmelund entsprechende Schonzeiten geben müssen. Heute, so Lindgren, werde das nicht anders sein. "Es macht keinen Sinn, beide gegen Kiel 60 Minuten lang zu quälen."
Der HSG werden mit dem Ex-Kieler Piotr Przybecki (Knieprobleme) und dem starken Kreisläufer Bjarte Myrhol (Rippenprellung) zwei Leistungsträger fehlen. Der Norweger, der zuletzt im Training einen vergeblichen Test mit einem schützenden Brustpanzer unternahm, gilt auch im Mittelblock als unverzichtbar. Mit dem Körper in Kiel und dem Kopf in Kopenhagen? Eine Antwort gibt es heute Abend im Wohnzimmer des THW, in dem Nordhorn zuletzt vor acht Jahren siegen konnte.
Dass die HSG nur anreist, um zwei Punkte in Geschenkpapier zu wickeln, darf aber bezweifelt werden. Schließlich gewann das Team um die 39-jährige Torwart-Ikone Peter Gentzel in dieser Spielzeit bereits in Flensburg (31:30) und bei den "Löwen" (34:31). Auch Kapitän Stefan Lövgren geht nicht davon aus, dass dem THW nur ein Spaziergang bevorsteht. "Nordhorn ist ein harter Brocken. Um zu gewinnen, brauchen wir die Hilfe von 10 000 Kielern."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.04.2008)
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