|
Die Handball-Woche.
|
Von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 23/2008:
Aus der Traum. Nach dem Aufwärtstrend der letzten Monate ließ
sich das Tre-Kronor-Team weit unter Normalform am "schwarzen
Sonntag" in Breslau das ersehnte Olympiaticket aus der Hand
reißen. Wie schon auf dem Weg nach Deutschland zwei Jahre zuvor
erwies sich erneut Island auf der Ziellinie als Spielverderber.
Wie bei der
EM 2006 und der
WM 2007 bleibt den Blau-Gelben ein
drittes Mal bei einem großen Turnier nur die Zuschauerrolle.
Ein Unentschieden gegen Island hätte gereicht, und nach 40 Minuten
lag der erhoffte Punkt auch in Reichweite. Dann jedoch zerschlugen
sich die schwedischen Reiseplanungen Richtung Fernost, und auch
Argentinien konnte gegen Polen keine Schützenhilfe leisten. Wenig
später wies die IHF Schwedens Protest ab - ein Tor kurz vor der Pause
(11:13) war nicht berücksichtigt worden. Nach drei Finalteilnahmen
in Folge zwischen 1992 und 2000 werden die blau-gelben Farben also
bei Olympia - wie schon in
Athen 2004 -
definitiv fehlen.
Krokodilstränen zwischen Ystad und Kiruna
Die 4000 Zuschauer in der Stulecia-Halle sahen überschwängliche
Freude auf der einen und hängende Köpfe auf der anderen Seite. Tags
darauf mischte sich in ganz Handball-Schweden Traurigkeit angesichts
der verpassten Chance mit Ärger über das Versehen der Protokollanten.
Die Angriffsleistung sei unter aller Kritik und der Anspruch der
Truppe an sich selbst zu groß gewesen, berichtete Tomas Svensson SVT
seine ganze Enttäuschung. Dabei sprach er wohl die Phase an, in der
seine Mitspieler gemäß "DN" angesichts des hohen auf dem Spiel stehenden
Zieles unsicher wurden und verkrampften. Trainer Ingemar Linnell war
gegenüber "Expressen" auch Tage nach der Niederlage noch geknickt,
dass sein Team nach zwei Jahren kontinuierlichen gemeinsamen Aufschwungs
eine derart schlechte Partie gezeigt habe.
Linnell legt Ruder aus der Hand
Linnell wird seinen im Herbst auslaufenden Vertrag nicht verlängern. In
seiner vierjährigen Amtszeit hatte der mutige Nachfolger Bengt Johanssons
die frühere Handballgroßmacht mit viel Ausdauer in die europäische Beletage
zurückgeführt. Zuletzt brachte der fünfte Platz bei der
EM
die direkte Qualifikation für die WM 2009 in Kroatien ein.
Der Verband SHF arbeitet nun am Anforderungsprofil für den Nachfolger
des 53-jährigen. Ob jemand aus der goldenen 64-er Generation der "Bengans Boys"
das Steuer übernimmt, steht noch in den Sternen. Allerdings drängt die Zeit.
Schon Ende Oktober steht die Qualifikation zur EM 2010 in Österreich an.
(Von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 23/2008)