Aus den Kieler Nachrichten vom 24.07.2008:

Tobias Reichmann wird spätestens 2009 ein "Zebra". © LHC Cottbus

Aufmerksam auf den 189 Zentimeter langen und 90 Kilogramm schweren Junioren-Nationalspieler wurde der Deutsche Rekordmeister durch den Hinweis seines ehemaligen Co-Trainers Klaus-Dieter Petersen, der beim Deutschen Handball-Bund als Jugendtrainer tätig ist. "Pitti" schickte dem ehemaligen THW-Coach Noka Serdarusic ein Video, und der lud den jungen Mann, damals noch für LHC Cottbus auf Torejagd, zu einem dreitägigen Training nach Kiel ein. Reichmann überzeugte und Manager Uwe Schwenker legte dem damals 19-Jährigen gleich ein vorläufiges Vertragswerk vor, das dieser auch unterschrieb.

"Tobias bringt alle Voraussetzungen mit und ist für sein Alter sehr weit entwickelt", urteilte auch THW-Kapitän Stefan Lövgren. Der Haken bei der Geschichte: Wenige Tage zuvor hatte Reichmann bereits einen Zwei-Jahresvertrag bei den "Youngstern", der Zweitliga-Mannschaft des SC Magdeburg, unterschrieben, mit Zweitspielrecht für das Bundesligateam. Allerdings beinhaltet der Vertrag eine Ausstiegsklausel, die dem Noch-Magdeburger bei Zahlung einer Ablöse von 12 000 Euro gestattet, schon 2009 zu wechseln. Diese Option nahm der THW wahr. Reichmann unterschrieb einen Drei-Jahresvertrag ab Juli 2009 bis zum Sommer 2012. Magdeburg sei eine super Adresse, Kiel aber immer schon der große Traum von Tobias, sagt Thomas Lapawczyk, Stiefvater und sportlicher Berater des kommenden THW-Rechtsaußen. Schon als Zehnjähriger habe sein Sohn das "Zebra"-Trikot mit der Nummer 2, die Sportkleidung von Jahrhunderthandballer Magnus Wislander, stolz durch die Hallen getragen. "Tobias geht mit einem weinenden und einem lachenden Auge", so Lapawczyk.

Aber wann? Und wie schätzt Reichmanns Berater die Möglichkeiten eines vorzeitigen Wechsels ein? Das sei Sache des THW, sagt er. Er wisse nur, dass sein Sohn, der sich zur Zeit mit der Junioren-Auswahl in Rumänien auf die EM einwirft (25. Juli bis 3. August), liebend gern sofort nach Kiel wechseln würde. Als Bollwerk steht allerdings die Ablösesumme im Weg. Die Magdeburger haben zwar noch keine Summe aufgerufen, aber von "unverkäuflich" gesprochen, also den Handel mit dem üblichen Vokabular eingeleitet.

Kiels Trainer Alfred Gislason hätte das "Sprungwunder" (Lövgren) lieber heute als morgen in seinem Kader, verweist indes auf die finanzielle Situation beim THW ("Schwenker bekommt schon beim Wort Ablöse Hautausschlag"). Ganz muss Gislason die Hoffnung allerdings nicht aufgeben. Wie sagte sein Manager doch vor kurzem? "Eigentlich geht gar nichts mehr, aber manchmal gibt es Überraschungen."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.07.2008)