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14./15.08.2008 - Letzte Aktualisierung: 15.08.2008 Olympia 2008 / Nationalmannschaft

Deutschland gewinnt gegen Ägypten

Update #4 Spielbericht und Ergebnisse und Spielbericht der KN ergänzt ...

Deutschland ist beim olympischen Turnier wieder auf Kurs: zwei Tage nach dem 29:33 gegen Island schlug die DHB-Auswahl in einer spannenden Partie den Afrikameister aus Ägypten verdient mit 25:23 (14:14). In einem engen Spiel waren Torhüter Johannes Bitter mit 21 Paraden und Holger Glandorf mit sieben Treffern die Garanten für den Erfolg - mit einem Sieg am Samstag gegen Russland kann die deutschen Mannschaft nun bereits den Viertelfinaleinzug klar machen.
Bundestrainer Heiner Brand setzte nach der Verletzung von Pascal Hens im letzten Spiel auf Michael Kraus im linken Rückraum, Oliver Köhrmann rückte dafür auf die Spielmacherposition. Christian Zeitz, Henning Fritz, der nachnominierte Sven-Sören Christophersen und Michael Haaß kamen nicht zum Einsatz.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase zur frühen Anwurfzeit von 9 Uhr war es einmal mehr die deutsche Mannschaft, die zuerst das Heft des Handelns in die Hand nahm. Einige schöne Bitter-Paraden hinter einer fest zupackenden Abwehr sowie Tore von Glandorf, Jansen und Kraus brachten nach 9 Minuten die ersten Drei-Tore-Führung, die beim Stand von 9:6 und 11:8 noch Bestand hatte. Doch Ägypten hielt dagegen. Nakib im Tor des Afrikameisters vereitelte zahlreiche Chancen der heute kaum überzeugenden Jansen und Kehrmann, auch Schwarzer fand häufig seinen Meister im Schlussmann der Ägypter, die mit Zaky auch einen überragenden Torschützen in ihren Reihen wussten: Mit seinem fünften Treffer glich er in der 22. Minute zum 12:12 aus. Unentschieden ging es dann mit 14:14 in die Pause - Zaky hatte zum sechsten und siebten Mal getroffen.

Damit hatte Ägyptens Superstar dann aber auch sein Pulver verschossen. Immer besser bekam die deutsche Abwehr nun den gegnerischen Rückraum in den Griff, der zudem kaum noch den immer stärker werdenden Johannes Bitter im Tor des DHB-Team überwinden konnte. In der Offensive machte Glandorf beim 18:15 (35.) den deutschen Fans Hoffnung, nicht wieder um einen Sieg zittern zu müssen. Doch eine schlechte Chancenverwertung, zum Teil auch in Überzahl, machten diesen Traum zunichte. Ägypten konnte verkürzen, beim 21:21 elf Minuten vor dem Ende sogar wieder ausgleichen.

Eine spannende Schlussphase begann, vier Minuten vor dem Ende stand es noch immer unentschieden. Klimowets holte dann einen umstrittenen Siebenmeter heraus, den Kraus sicher verwandelte. Als Dominik Klein nach einem Stürmerfoul per Tempogegenstoß das 25:23 (58.) erzielte und Bitter, der Schlussmann hielt nahezu die Hälfte der ägyptischen Würfe, gegen Zaky und Hussein halten konnte, war der Widerstand des Afrikameisters gebrochen. Ein hart erkämpfter Sieg, der zwar von den Fans ausgelassen gefeiert wurde, jedoch die Schwächen der deutschen Mannschaft im Angriff schonungslos offenlegte. "Es ist zu früh, um von einem Befreiungsschlag zu sprechen. Aber wir haben uns gute Chancen auf das Viertelfinale erhalten und das ist ein gutes Gefühl", freute sich Brand deshalb auch nur verhalten über den Sieg. Auch ihm waren die Schwächen im deutschen Angriffsspiel aufgefallen. "Auch wenn wir gewonnen haben: Uns fehlt Pommes. Der Rückraum ist das Herzstück. Dort entscheidet sich, ob man Torchancen bekommt oder nicht." Wesentlich optimistischer ging da schon Johannes Bitter vor die Presse: "Jetzt sind wir drin im Turnier. Wir wissen, dass wir fast im Viertelfinale sind. Dann geht das Turnier erst richtig los."

Im zweiten Spiel des Tages schlug Südkorea die favorisierten Isländer mit 22:21 (10:9). In der letzten Partie in Gruppe B bezwang Dänemark Russland mit 25:24 (10:10).

(Christian Robohm)

Gruppe B, 3. Spieltag: 14.08.08, Do., 09.00: Deutschland - Ägypten: 25:23 (14:14)

Flagge GER Deutschland:
Fritz (n.e.), Bitter (1.-60., 21 Paraden); Roggisch, Klein (1), Schwarzer (1), Köhrmann (1), Glandorf (7), Christophersen (n.e.), Zeitz, Jansen (2/1), Klimovets (1), Kraus (6/1), Kehrmann (6), Haaß (n.e.); Trainer: Brand
Flagge EGY Ägypten:
Nakib (57 Minuten, 16 Paraden), Walid (3 Minuten, 0 Paraden); Hu. Mabrouk, Hussein (2), El Ahmar (4), Ramadan (1), Abdelrazek (2), Hassaballah, Ha. Mabrouk, Elsalam (3), B. Mabrouk (2), El Fakharany (1), Yousry (1), Hu. Zaky (7)
Siebenmeter:
Deutschland: 2/1 (Jansen verwirft);
Ägypten: 0
Zeitstrafen:
Deutschland: 5 (Jansen, Köhrmann, 2x Klimowets, Roggisch);
Ägypten: 8 (2x Zaky, 2x Hussein, 2x Hu. Mabrouk, B. Mabrouk, Ramadan)
Schiedsrichter:
Krstic / Ljubic (SLO)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 2:1, 3:2, 4:3 (5.), 4:4, 7:4 (9.), 7:6 (11.), 9:7, 10:8 (16.), 11:9, 12:10 (22.), 12:12 (25.), 14:14;
2. Hz.: 16:14 (32.), 16:15, 18:15 (35.), 19:17 (40.), 19:19 (42.), 21:19 (46.), 21:21 (49.), 22:22, 23:23 (56.), 25:23 (58.), 25:23
Zuschauer:
3000 (Olympic Sports Center Gymnasium, Peking)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 15.08.2008:

Allein Jogi Bitter stoppte Ägypter

25:23 - Handballer quälten sich zu früher Stunde
Peking - Frühes Aufstehen fällt manchem schwer. Die deutschen Handballer quälten sich gestern um 5.15 Uhr aus ihren Federn und um 9 Uhr zu einem mühsamen 25:23 (14:14) über Ägypten. Nun fehlt noch ein Sieg morgen gegen Russland (9.45 Uhr MESZ), um das Viertelfinale nicht zu verschlafen.

Die Vorbereitung auf das Duell mit den Ägyptern fiel Heiner Brand nicht schwer. Vor acht Jahren in Sydney hatte die DHB-Auswahl ebenfalls einmal zur Frühstückszeit auf die Platte gemusst. "Damals war die Mannschaft problematischer besetzt, da musste man immer über den Zeitpunkt des Weckens diskutieren", erinnert sich der Bundestrainer. Vergleichsweise pflegeleicht ist das aktuelle Team. "Um Viertel nach Fünf sind wir aufgestanden, um Viertel vor Sechs gab es Frühstück", erzählt Dominik Klein. Anschließend sei noch ein Video des Gegners gezeigt worden, ein relativ kurzes. "Um diese Zeit", sagt der Kieler, "ist man halt noch nicht so aufnahmefähig."

Hellwach war der Weltmeister ab dem Anpfiff, startete konzentriert und führte nach 13 Minuten 9:6. Nach dem 14:14 zur Pause sorgten Holger Glandorf und Michael Kraus zu Beginn der zweiten Halbzeit beim 18:15 erneut für ein kleines Polster, das jedoch schnell verspielt war. Nach 55 Minuten stand es 23:23, und fortan wurde es bitter für die Ägypter. Kraus traf per Siebenmeter, Klein nutzte einen Tempogegenstoß, und als Andrej Klimovets 114 Sekunden vor Schluss eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt, nagelte Johannes Bitter seine Kiste zu. Schon beim Auftaktsieg gegen Südkorea hatte der Hamburger Torhüter 52 Prozent aller Bälle gemeistert, gestern waren es 48 Prozent - erneut ein Weltklasse-Wert.

Weitaus weniger weltklasse war, was seine Vorderleute boten. Aber das Bemühen, das Fehlen des nach seinem Schienbeinkopf-Bruch gut in Hamburg gelandeten Pascal Hens zu kompensieren, verdiente Respekt. Mit Kraus für Hens im halblinken Rückraum und Oliver Köhrmann auf der Mittelposition, der nur zwei Würfe wagte, fehlt es dem deutschen Angriff gleichwohl an Durchschlagskraft. Die Bewältigung dieser Aufgabe übernahm allein Holger Glandorf, mit sieben Toren bester deutscher Schütze.

"Wir wollten die Ägypter müde spielen, das hat zum Glück geklappt, weil wir noch enger zusammengerückt sind. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter gezeigt", resümierte Torwart-Titan Bitter. Und das Fehlen von Hens wäre womöglich gar nicht mehr besonders thematisiert worden, wenn eine chinesische Journalistin den Bundestrainer nicht um dessen Meinung zu Hens' Leistung gebeten hätte. "Fehlerfrei, ich war mit ihm zufrieden", antwortete Brand, ohne eine Miene zu verziehen, der offenbar noch nicht ganz ausgeschlafenen Dame.

(von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 15.08.2008)


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