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09.11.2008 Handball international

Zebra: Bei Johan steht Handball auf dem Stundenplan

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Hier steht Handball auf dem Stundenplan: Auf dem schwedischen John Bauer Gymnasium in Jonköping dreht sich alles um den Sport. Trainiert werden die Jugendlichen von einem Ex-Zeba: Johan Pettersson ist Handball-Lehrer.
Hausaufgaben werden in die Ecke geschmissen und gegen die Trainingsschuhe getauscht, gleich nach dem Unterricht geht es für die Jugendlichen des "John Bauer Gymnasiums" ab in die Sporthalle zur nächsten Trainingseinheit. Handball - das ist ihre Leidenschaft, das ist ihr Traum. "Ohne die Liebe zum Sport geht es nicht", stellt Johan Pettersson, ehemaliger THW-Spieler und Lehrer am Handballgymnasium klar. Unter seiner Aufsicht und mit Hilfe seiner Tipps trainieren die Talente meist sechs bis sieben Mal pro Woche. "Wir haben vier Handballeinheiten, machen Kraftübungen und legen inzwischen auch viel Wert auf individuelles Taktik- und Techniktraining", erklärt Pettersson das schwedische Konzept, junge Sportler auf eine eventuelle Profi-Karriere vorzubereiten.

Viele wüssten nicht, was es wirklich bedeute, Profi zu sein. "Sie wollen alle nur die Vorzüge eines solchen Lebens genießen, doch dass dahinter eine ganze Menge Arbeit steckt, sehen viele nicht", so Pettersson, der sehr wohl weiß, wovon er spricht. Denn er lebte einst seinen Handballtraum. In der Jugend begann seine Karriere bei IK Sävehof. Dann führte ihn sein Weg schnell in die Bundesliga zu GWD Minden, nach Nordhorn und schließlich zum THW Kiel. Seit 2005 läuft er nun für den schwedischen Zweitligisten IF Hallby Handboll auf. Als Spielertrainer lernt er jeden Tag noch eine Menge dazu.

Dass die Deutschen in Sachen Jugendarbeit noch eine Menge dazu lernen könnten, da ist er sich sicher. "Der Handball ist nicht ausreichend in den normalen Alltag der Jugendlichen integriert. An den deutschen Schulen werden Sprachkurse oder Arbeitsgemeinschaften angeboten, für den Handball fehlt dieses jedoch", weiß Pettersson. So solle es den Schülern schon möglich gemacht werden, während der Schulzeit zu trainieren, sich einem Verein anzuschließen und so auch bei Hausaufgaben und Leistungen für die Schule mehr Freiraum bekommen zu können.

Für solch eine Förderung stehen allerdings nicht genügend Hallenzeiten zur Verfügung - ein Problem, das es aber nicht nur in Deutschland gibt. "Auch wir in Schweden kämpfen mit diesen Hindernissen." Deshalb bauten sich in Schweden einige Schulen eine eigene Halle, so Pettersson. Andere suchten nach Alternativen. "Bisher haben wir es immer geschafft, den Kindern Hallenzeiten fürs Training zu organisieren", so der Schwede.

Die Verknüpfung der Schule mit dem Handball sei ein Schlüssel zum Erfolg der skandinavischen Nachwuchs-Konzeptes. "Wir bieten den Jungs sowohl einen guten Schulabschluss, der zweifelsohne wichtig ist, als auch eine perfekte handballerische Ausbildung", bescheinigt Pettersson dem schwedischen System eine Struktur, die so in Deutschland fehle.

Von Ystad bis Skelleftea, von Stockholm bis Göteborg - insgesamt 28 John-Bauer-Gymnasien gibt es in Schweden - viele davon locken beliebte Stars als Handball-Lehrer in ihre Räumlichkeiten, die ihr eigenes Wissen und ihre Erfahrungen weitergeben, der Jugend als Vorbild dienen und ihr so beim Sprung in die Zukunft helfen. So wie Johan Pettersson im Jahre 2005 dort anheuerte, plant Stefan Lövgren für seine Zukunft Ähnliches.

"Bei der Förderung der Jugendlichen helfen uns ungemein die umliegenden Handballvereine", erklärt der Blondschopf Pettersson weiter das System. Für die Besten der Handballgymnasien gäbe es Lehrgänge, nationale Trainingseinheiten und die Vereinstrainer haben ein Auge auf ihre Schützlinge. "Ab und zu werde ich von Trainern angerufen und nach Talenten aus unserer Schule gefragt, oder sie vermitteln mir Jungs, die unbedingt zu uns kommen sollten", freut Pettersson sich über die gute Zusammenarbeit. Es bestehe ein enger Kontakt zwischen den Vereinen und dem Gymnasium.

Der Erfolg des skandinavischen Nachwuchses berge aber auch Gefahren für die Jugendlichen. "Sie sehen immer früher und immer schneller das große Geld und stolpern deshalb in der Maschinerie des Sports", spricht Pettersson angesichts der vielen Angebote für junge schwedische Handballer sogar von "Verheizen". Aber die schwedischen Vereine hätten meist gar keine andere Möglichkeit, als auf die Jugend zu bauen, schildert Pettersson die "Problematik" der EIiteserien. "Die guten Spieler gehen irgendwann ins Ausland, und der jeweilige Klub muss sehen, wo er den Nachwuchs hernimmt." Deshalb sei man in Schweden beinahe gezwungen, eine gute Nachwuchsarbeit zu leisten. "Einzig IK Sävehof ist in der Lage, fertige Spieler zu verpflichten. Dort herrscht aber auch ein großer Erfolgsdruck." Allen anderen Klubs würde dafür das Geld fehlen, so Pettersson. "Also investieren die Vereine das, was sie haben, in eine anständige Jugendhandballer-Ausbildung."

(Von Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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