28.04.2009 | Mannschaft |
In der Heimat, bei seinem Verein FH Hafnarfjördur, der in der isländischen Liga erfolgreich junge Talente fördert und sich momentan auf Platz fünf der Tabelle befindet, ist es hingegen eher ruhig. "Im Vergleich zur TOYOTA Handball-Bundesliga ist es bei uns nahezu entspannt", erzählt er, "wir trainieren einmal am Tag und haben auch nur ein Spiel pro Woche". Beim THW Kiel, und das weiß Palmarsson bereits, bittet Alfred Gislason zweimal am Tag zu Trainingseinheiten in die Halle - und meist gibt es "englische Wochen" im deutschen Handball. "Im isländischen Spielbetrieb gibt es wenig Profi-Sportler. So gut wie alle arbeiten nebenbei oder gehen wie ich zur Schule."
Der 1,92-Meter-Mann wird sich also ab Sommer umstellen müssen. Nicht nur, dass er dann allein in einem fremden Land zuhause sein wird, sondern auch der Handballalltag ändert sich. "Es ist sicherlich nicht einfach für mich, meine Familie, meine Freunde und meinen Verein, bei dem ich aufgewachsen bin, zurückzulassen", beschreibt er mit ernster Miene seine Gefühle, wenn er an den Juli dieses Jahres denkt. Schnell allerdings weicht die Skepsis, denn "es war schon immer mein Traum für den größten Klub der Welt spielen zu dürfen". Sein Landsmann und zukünftiger Trainer Alfred Gislason hätte eine entscheidende Rolle bei seiner Wahl des THW Kiel gespielt, ausschlaggebend waren aber auch das Ansehen und die Position, die der Verein besitzt. "Außerdem sieht Kiel fast so aus wie Hafnarfjördur", versucht der Teenager Parallelen zu ziehen. Die Stadt sei nicht zu klein und nicht zu groß, nur mit dem Unterschied, dass in seiner Heimatstadt rund 25.000 Menschen leben und in Kiel knapp 245.000.
Angst vor dem großen Sprung nach Kiel hat er trotzdem nicht. Mutig, könnte man doch meinen, dass ein neues Land, eine neue Sprache, eine andere Mentalität und eine starke Mannschaft einen 18-Jährigen einschüchtern könnten. Nicht so bei Palmarsson. "Ich bin schon ein wenig aufgeregt", versucht Palmarsson das in Worte zu fassen, was ihn ab kommendem Sommer erwartet. Denn dann wird er mit dem THW Kiel auf dem gleichen Niveau spielen, wie es ihm die Zebras gegen Zagreb vorgemacht haben. Selbstbewusst tritt er auf. Der junge Isländer weiß, was er will, seine Vertragsunterschrift im vergangenen Winter hat er nicht bereut. "Es geht bei mir momentan zwar alles ziemlich schnell und ich habe kaum Zeit, über das Geschehene ein wenig nachzudenken, aber das ist doch alles nur ein Zeichen dafür, dass ich genau das Richtige tue und andere Leute mit meiner Leistung überzeuge." Und da hat er wohl auch nicht so ganz unrecht. In seinem Team spielt er im linken Rückraum eine starke Saison, und auch in der isländischen Nationalmannschaft hat Palmarsson sich zuletzt einen Namen gemacht.
Dass er in Kiel wieder bei null anfangen und sich die Fan-Sympathien erarbeiten muss, weiß er. "Aber wenn man sich hier so umschaut in der Sparkassen-Arena, ist es eine tolle Atmosphäre, die einen Spieler nur beflügeln kann."
Und damit er seine neuen Kollegen so schnell es geht auch verstehen kann, büffelt er neben Training und Schule fleißig die deutsche Sprache. Seitdem der Vertrag in trockenen Tüchern ist, belegt der Blondschopf einen Deutschkurs. "Ich übe zweimal die Woche mit einem Lehrer, so dass ich perfekt vorbereitet bin, wenn es Mitte Juli für mich nach Kiel geht - ein Abenteuer." Palmarsson spricht oft von Abenteuer, wenn man mit ihm über die Zukunft redet. Je näher der Zeitpunkt seines Umzuges rückt, desto mehr steigt in ihm aber auch die Vorfreude. "In der nächsten Saison sitze ich bei solchen Spielen nicht mehr auf der Tribüne." Jetzt fehlt ihm nur noch eine Wohnung zum Glück. "Aber auch die werde ich noch finden." Optimismus ist eben auch eine der vielen Stärken von Aron Palmarsson.
(Von Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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