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04./06.04.2009 - Letzte Aktualisierung: 06.04.2009 Champions League

Champions League: THW bezwingt Zagreb und zieht ins Halbfinale ein

CL, Viertelfinale, Rückspiel: 04.04.2009, Sa., 17.00: THW Kiel - RK Zagreb: 31:27 (17:11)
Update #4 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Jubel bei den Zebras: Zum dritten Mal hintereinander hat der THW Kiel das Halbfinale der Champions League erreicht.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel bei den Zebras: Zum dritten Mal hintereinander hat der THW Kiel das Halbfinale der Champions League erreicht.
Der THW Kiel hat zum dritten Mal in Folge das Halbfinale der Champions League erreicht. Mit einer sehr konzentrierten Leistung gewannen die Zebras am späten Samstagnachmittag in der Sparkassen-Arena mit 31:27 gegen RK Zagreb, nachdem das Hinspiel in der Vorwoche 28:28 unentschieden endete. Den Grundstein legte der deutsche Rekordmeister bereits in der ersten Halbzeit, als man gegen den kroatischen Titelträger bereits auf 17:11 davonzog. Thierry Omeyer war hinter einer starken Abwehr erneut ein verlässlicher Rückhalt, vorne trafen Filip Jicha und Dominik Klein mit je sechs Treffern am besten.
Schon beim Einlaufen der Mannschaften war Feuer unter dem Dach der Sparkassen-Arena, 10.250 Zuschauer peitschten ihren THW nach vorne. Alfred Gislason startete ohne Nikola Karabatic, dafür aber mit Stefan Lövgren und Filip Jicha neben Kim Andersson im Rückraum, welcher in der Abwehr durch den frisch rasierten Börge Lund ersetzt wurde.

Thierry Omeyer war  erneut ein starker Rückhalt für den THW.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer war erneut ein starker Rückhalt für den THW.
Man merkte dem wild entschlossenen THW von Beginn an an, dass man gegen Zagreb nichts anbrennen lassen wollte, Lövgren traf bereits nach wenigen Sekunden gegen Skof zum 1:0. Nach Anspiel von Lazarov knüpfte Igor Vori mit seinem Treffer zum 1:1 zunächst nahtlos an seine starke Leistung aus dem Hinspiel an, zeigte dann aber eine rüde Attacke gegen Dominik Klein in der Abwehr. Bei dem Schlag ins Gesicht konnte der kroatische Kreisläufer noch froh sein, dass das ungarische Schiedsrichtergespann Kekes/Kekes ihm "nur" eine Zeitstrafe verpasste.

Ahlm nach schönem Anspiel von Lövgren und Lazarov per Siebenmeter sorgten für die nächsten Treffer, ehe der im Hinspiel glücklose Dominik Klein auch diesmal wieder seinen ersten Wurf am Tor vorbeisetzte und Tonci Valcic Zagreb erstmals in Führung brachte. Doch der deutsche Nationalspieler machte seinen Fehler postwendend wieder gut: Nach Anspiel von Jicha glich er von Linksaußen wieder aus, ehe er nur wenige Sekunden drauf einen Gegenstoß zum 4:3 verwandelte. Dies war der Auftakt von fantastischen 25 Minuten für Dominik Klein - und für die gesamte Mannschaft von Alfred Gislason.

Dominik Klein spielte eine sagenhafte erste Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein spielte eine sagenhafte erste Halbzeit.
Denn nachdem Marcus Ahlm für zwei Minuten auf die Bank musste, verteidigten fünf Kieler bravourös ihr Tor, blockten Würfe, hechteten dazwischen und konnten sich auf Thierry Omeyer verlassen, der erneut früh Goalgetter Kiril Lazarov entnervte. Als der THW dann wieder vollzählig war, traf zunächst Jicha zum 5:3, ehe Klein in der Abwehr ein Steal gelang, aber auf dem Weg zum gegnerischen Tor äußerst unsanft von Lazarov gestoppt wurde. Wiederum Glück für Zagreb, dass der Mazedonier - nach zwei Minuten Pause - überhaupt noch weiterspielen durfte.

Als Ahlm, Jicha und ein weiteres Mal der überragende Klein den THW sogar mit 8:4 (13.) in Führung warfen, hatte Gäste-Trainer Maglajlija bereits Somic für Skof ins Tor gestellt. Doch Zagrebs Problem war eher die fehlende Kreativität gegen die starke Kieler Deckung: Lazarov konnte nur vom Siebenmeterpunkt treffen, von Balic war ebenfalls nicht viel zu sehen, und selbst Igor Vori war völlig abgemeldet. Lediglich Jungstar Domagoj Duvnjak hielt seine Mannschaft im Spiel. Die Kieler hingegen wirkten frischer und spielten sich früh in einen Rausch, bei dem jeder Treffer sehenswert war: Dominik Kleins Sololauf nach eigenem Steal zum 9:5, Karabatics Anspiel auf den am Kreis eingelaufenen Klein zum 10:6, Filip Jicha mit einem grandiosen Dreher zum 12:7 oder Vid Kavticnik aus dem Rückraum zum 13:7 (24.) - alles lief zusammen bei den Zebras, die gegen die unangenehme, sich aber immer weiter zurückziehende Deckung der Kroaten immer wieder eine passende Antwort parat hatten. In diese Phase fiel auch der zweite große Auftritt von Bruno Martini, der - wie schon im Hinspiel - einen Siebenmeter von Kiril Lazarov entschärfte.

Torgarant Filip Jicha war erneut sechsmal erfolgreich.
Klicken Sie zum Vergrößern! Torgarant Filip Jicha war erneut sechsmal erfolgreich.
Während bereits die ersten "Schwarz und weiß"-Gesänge durch die Arena hallten, verkürzten Duvnjak und Balic mit seinem ersten Treffer auf 9:13, doch danach ging die große THW-Show weiter: Mit einem wundervollen Spielzug, den Dominik Klein mit tollem Pass auf Marcus Ahlm zum 14:9 vergoldete, spielten die Zebras ihren Gegner schwindlig, ein akrobatischer Dreher Kleins aus spitzem Winkel ins kurze Eck bedeutete das 15:9. Als Thierry Omeyer ein weiteres Mal Sieger gegen Balic war, demütigten die Kieler RK Zagreb bei einem Gegenstoß zum 17:10 regelrecht: Über Karabatic und Klein durfte letztlich der Kapitän höchstpersönlich einnetzen. Nach einem verwandelten Strafwurf Lazarovs mit dem Pausenpfiff zum 17:11 ging es in die Kabinen, die Kieler wurden bereits jetzt mit Standing Ovations bedacht.

Nach Wiederanpfiff aber zeigten die Gäste, dass man sie noch lange nicht abschreiben durfte: Als Valcic und Horvat auf 13:17 verkürzten und Dominik Klein nur die Latte traf, witterte Zagreb schnell noch einmal Morgenluft. Doch Lövgren gelang per Gegenstoß der erste Kieler Treffer im zweiten Durchgang, Omeyer parierte einen weiteren Lazarov-Wurf, der weiterhin auf seinen ersten Feldtreffer wartete, und die Achse Lövgren/Ahlm stellte den alten Sechs-Tore-Abstand wieder her. Spätestens als Kim Andersson einen weiteren Valcic-Treffer postwendend beantwortete und sein erstes Tor bejubelte und Kavticnik und Lövgren per Doppelpass die gesamte Abwehr der Gäste düpierten, schien alles weiter nach Plan zu laufen beim THW.

Die Kieler Abwehr hatte Ivano Balic zumeist bestens im Griff.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Kieler Abwehr hatte Ivano Balic zumeist bestens im Griff.
Doch nach diesem Treffer zum 21:15 kam etwas Sand ins Kieler Angriffsgetriebe: Klein scheiterte am wieder eingewechselten Skof, Lövgren warf übers Tor. Der nun nicht mehr zu bremsende Tonci Valcic nutzte dies eiskalt zu zwei Treffern aus, und auch Igor Vori war plötzlich zur Stelle. Der einst komfortable Kieler Vorsprung war beim 21:18 (42.) auf drei Tore geschmolzen. In genau dieser engen Phase aber konnten sich die Zebras auf Nikola Karabatic verlassen, der den Ball mit 103 km/h zum 22:18 ins Tor wuchtete. Selbst durch einige umstrittene Schiedsrichterentscheidungen ließ sich der Gastgeber nicht aus dem Konzept bringen, und als Jicha und Kavticnik auf 24:19 erhöhten, sah es nach 48 Minuten wieder besser aus für den THW.

Kim Andersson erzielte seine  beiden Treffer im zweiten Durchgang.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte seine beiden Treffer im zweiten Durchgang.
Nun allerdings gelang Kiril Lazarov sein erster Feldtreffer, und als der Mazedonier nur wenige Sekunden später einen zweiten folgen ließ, Anderssons Lattenkracher nicht in vollem Umfang hinter der Linie war und Linksaußen Vukic auf Omeyer zuraste, hätte es noch einmal ganz eng werden können - wenn der Kroate den Ball am starken Franzosen vorbei gebracht hätte. So gelang Andersson im Gegenzug das 25:21 für den THW, und nach Zeitstrafe gegen Vori wuchtete Karabatic den Ball mit sogar 105 km/h in die Maschen, bevor er einen Kempa-Trick auf Kavticnik zum 27:22 mit einem famosen Bodenpass einleitete.

Horvat verkürzte noch einmal, doch als Kavticnik aus dem Rückraum seinen vierten Treffer zum 28:23 markierte, fehlten den Kroaten noch immer fünf Tore zum Halbfinale. Maglajlija nahm nun seine Auszeit und stellte auf offene Manndeckung um. Als der gerade eingewechselte Hrvatin noch einmal verkürzte, hofften die mitgereisten Schlachtenbummler aus Kroatien noch einmal. Doch spätestens die postwendende Antwort von Karabatic, der immer dann auftrumpfte, wenn es eng zu werden drohte, beendete die letzten rot-weiß-blauen Träume. Unter "Oh wie ist das schön"-Gesängen und Standing Ovations siegten die Zebras letztlich hochverdient mit 31:27 und können damit weiter aufs Triple hoffen.

Die Halbfinal-Auslosung erfolgt am Dienstag um 11 Uhr in Wien. Als mögliche Gegner kommen der HSV Hamburg, Titelverteidiger Ciudad Real sowie der Gewinner der Partie am Sonntag zwischen Chehovski Medvedi Moskau und den Rhein-Neckar Löwen in Frage.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin sehr zufrieden, dass wir gegen solch ein Superteam wie Zagreb das Halbfinale erreicht haben. In der ersten Halbzeit haben wir beinahe perfekten Handball gespielt, waren schnell, beweglich und im Angriff gefährlich. Zudem haben wir gut in der Abwehr gestanden und hatten einmal mehr einen herausragenden Titi. Wir haben uns in der ersten Hälfte einen Vorsprung herausgespielt, der letztlich entscheidend war. Nach der Pause waren wir etwas zu langsam, wie insgesamt das Spiel langsamer wurde, was Zagreb entgegen kam. In der letzten Viertelstunde konnten wir dann allerdings wieder etwas drauflegen. Ich bin froh, dass wir gegen einen extrem guten, schweren Gegner so gespielt haben.
Zagrebs zweiter Trainer Mirko Basic:
Wir haben gegen einen besseren Gegner verloren. Nach einem nicht so guten Anfang haben wir es nicht geschafft, ins Spiel zu kommen. Für solch ein Spiel braucht man auch einen super Torhüter, den hatten wir heute nicht.
THW-Torhüter Thierry Omeyer:
Wir haben gut angefangen, die Abwehr stand richtig, richtig gut. So konnten wir uns einen guten Vorsprung bis zur Halbzeit herausspielen. Aber wir wussten, dass Zagreb bis zuletzt an seine Chance glauben würde. Als sie dann aber zurück kamen, haben wir uns gesteigert. Es ist toll, wieder im Halbfinale zu stehen!
Zagrebs Rückraumspieler Ivano Balic:
Die erste Hälfte hat das Spiel entschieden. Kiel hat gut begonnen und einen Vorsprung herausgespielt. Der THW kam besser mit unserer Abwehr zurecht als im Hinspiel, wir standen defensiver und haben unseren Torhütern nicht helfen können. Letztlich haben wir dann alles versucht, die Taktik und Spieler gewechselt, aber es hat einfach nichts geklappt. In Zagreb waren wir es, die das Tempo bestimmten, heute hat der THW dies getan.
THW-Kapitän Stefan Lövgren gegenüber den KN:
Wir waren heute verdammt gut. Einen Wunschgegner für das Halbfinale habe ich nicht. Wir haben ja die meisten in dieser Saison schon geschlagen.
THW-Rückraumspieler Nikola Karabatic gegenüber den KN:
Das Spielfeld ist eben der einzige Ort, wo man nicht über die Geschehnisse spricht. Aber wir wollen nur an Handball denken.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Das waren Kampf pur, Leidenschaft und Spaß.
THW-Kreisläufer Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Ein solider Auftritt - vom Anfang bis zum Ende. Omeyer hatte einen "Sahnetag", aber den hat er ja oft. Wir hatten immer ein gutes Gefühl.
Zagrebs Kreisläufer Igor Vori gegenüber den KN:
Kiel hat uns einfach nichts erlaubt. So einfach ist das.

 


Champions League, Viertelfinale, Rückspiel: 04.04.09, Sa., 17.00: THW Kiel - RK Zagreb (CRO): 31:27 (17:11)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-18., 19.-60., 13 Paraden), Martini (18. Minute und bei einem Siebenmeter, 1/1 Parade); Lund, Wessig (n.e.), Andersson (2), Lundström, Kavticnik (4), Anic, Lövgren (4), Ahlm (5), Zeitz (n.e.), Karabatic (4), Klein (6), Jicha (6); Trainer: Gislason
Logo Zagreb RK Zagreb (CRO Flagge CRO):
Skof (1.-12., 40.-55., 2 Paraden), Somic (12.-40., 55.-60., 3 Paraden); Hravtin (1) Duvnjak (4), Lazarov (7/4), Spoljaric, Vori (2), Dzomba, J. Valcic (n.e.), Kopljar (1), Horvat (3), Vukic (1), T. Valcic (6), Balic (2); Trainer: Maglajlija
Schiedsrichter:
Csaba Kekes / Pal Kekes (Ungarn)
Zeitstrafen:
THW: 4 (Ahlm (7.), Lund (29.), Lundström (52.), Karabatic (55.));
Zagreb: 3 (2x Vori (2., 53.), Lazarov (10.))
Siebenmeter:
THW: 0;
Zagreb: 5/4 (Martini hält Lazarov (18.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3 (6.), 6:3 (11.), 6:4, 8:4, 8:5, 9:5 (17.), 9:6, 11:6 (22.), 11:7, 13:7, 13:9 (25.), 15:9, 15:10, 17:10, 17:11;
2. Hz.: 17:13 (34.), 19:13, 19:14, 20:14, 20:15, 21:15, 21:18 (42.), 22:18, 22:19, 24:19 (49.), 24:21, 25:21, 25:22, 27:22 (54.), 27:23, 28:23, 28:24, 29:24, 29:25, 30:25, 30:26, 31:26, 31:27.
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Neben dem THW Kiel kämpfen auch die restlichen drei deutschen Starter in der Champions League um den Halbfinaleinzug.

Die SG Flensburg-Handewitt ist dabei allerdings im Duell mit dem HSV Hamburg auf der Strecke geblieben. Nachdem die Hanseaten das Viertelfinal-Hinspiel in der Flensburger Campushalle mit 28:25 (14:12) für sich entschieden hatten, entwickelte sich am Freitag im Rückspiel ein Handballkrimi: Flensburg führte über die gesamte Spielzeit und hatte noch in den Schlusssekunden die Chance auf den goldenen Treffer ins Halbfinale. Doch ein Steal von HSV-Rechtsaußen Hans Lindberg bedeutete "nur" einen 31:29 (15:13)-Auswärtssieg in der Color-Line-Arena, was den Gastgebern aber zum Weiterkommen reichte (siehe auch KN-Bericht).

Die Rhein-Neckar Löwen gewannen am Sonntagnachmittag in Karlsruhe souverän mit 36:28 (16:13) gegen den russischen Meister Chekhovskie Medvedi Moskau. Damit machte die Mannschaft von Wolfgang Schwenke die 31:33-Hinspielniederlage mehr als wett und zieht ebenfalls ins Halbfinale ein (siehe auch KN-Bericht).

Im EHF-Pokal hat der letzte deutsche Vertreter, der VfL Gummersbach, nach einem Schützenfest die Vorschlussrunde erreicht. Nachdem die Oberbergischen am vergangenen Wochenende durch 13 Ilic-Tore bereits einen 33:27-Auswärtssieg beim französischen Club US Ivry feiern konnte, kam man in eigener Halle am Samstag zu einem deutlichen 41:24 (21:10)-Erfolg (siehe auch KN-Bericht).

Und auch die Rumpftruppe der HSG Nordhorn mischt trotz Insolvenz und feststehendem Zwangsabstieg aus der Bundesliga nach Ende dieser Saison weiter im Europacup mit. Im Pokal der Pokalsieger verloren die Grafschafter zwar ihr Viertelfinal-Rückspiel beim ungarischen Spitzenclub Pick Szeged mit 26:31 (13:15), doch dies reichte der HSG nach dem deutlichen 34:25 (18:12)-Heimsieg in der Vorwoche zum Halbfinaleinzug (siehe auch KN-Bericht).

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 06.04.2009:

Ein Tanz der Meisterklasse

THW zeigte beim 31:27 gegen RK Croatia Zagreb phasenweise perfekten Handball - 15 Omeyer-Paraden
Kiel - Eine bemerkenswerte Qualität des THW Kiel ist es, immer wieder neu zu verblüffen. Die Mannschaft sich selbst, den Gegner, die Fans. Das Publikum verblüfft - gemessen in Dezibel - sich selbst, den Gegner, die Mannschaft. So war es auch am Sonnabend in der ausverkauften Sparkassen-Arena. Zum dritten Mal in Folge hat der THW Kiel das Halbfinale der Handball-Champions-League erreicht.

Im Viertelfinal-Rückspiel zelebrierten die "Zebras" phasenweise Handball wie aus dem Lehrbuch und ließen RK Croatia Zagreb beim 31:27 (17:11) keine Chance. Dominik Klein und Filip Jicha mit je sechs Treffern sowie der fünfmal erfolgreiche Marcus Ahlm avancierten zu den besten Kieler Schützen. Wieder einmal herausragend: die starken Reflexe des Kieler Torwarts Thierry Omeyer.

"In der ersten Halbzeit haben wir beinahe perfekten Handball gespielt", schwärmte THW-Coach Alfred Gislason, dessen Team in Halbzeit eins sicher in der Deckung agierte, das Tempo diktierte und einen mit sechs Treffern bis zur 28. Minute (15:9) wie entfesselt auftrumpfenden Dominik "der Blitz" Klein in seinen Reihen wusste. Börge Lund, Ahlm, Jicha verdichteten hinten, was vorn in enthemmter Spielfreude ausbrach und Zagrebs Deckung (defensiver als noch im Hinspiel) immer wieder düpierte. Symptomatisch war Kleins 8:4 (13.), ein Spielzug wie ein Teilchenbeschleuniger mit den Stationen Omeyer, Lund, Kavticnik, dem der Zuschauer kaum zu folgen vermochte. Der THW hatte immer eine Antwort, einen Kniff, eine verrückte Idee oder schlicht den nahe liegenden Pass parat. Stefan Lövgren und Nikola Karabatic wechselten sich in der Rückraum-Mitte zunächst ab, wobei sich der Franzose einer Manndeckung durch Kiril Lazarov gegenüber sah. Auf der anderen Seite blieb stets festzuhalten, dass der namhafte Gäste-Rückraum mit Ivano Balic oder Lazarov nach viel klang und ebenso viel schuldig blieb. Herrlich anzusehen war, wie Alfred Gislason und Zagrebs Superstar Balic kurz vor der Pause gemeinsam lachten in einem kurzen Gespräch an der Seitenlinie. Der Kieler Trainer hatte sich über einen Schrittfehler beschwert, und Balic' Antwort umriss mit wenigen Worten den ganzen Nachmittag: "Warum beschwerst Du dich? Wir liegen mit sechs Toren zurück und sind doch sowieso schon tot."

Zwar schmolz der komfortable 17:11-Pausenvorsprung noch einmal. Tonci Valcic auf Halblinks und Jungstar Domagoj Duvnjak in der Mitte warfen zuweilen ihr Individual-Pfund in die Waagschale. Nachdem Valcic auf 18:21 verkürzte (42.), setzte Nikola Karabatic jedoch späte Akzente, "kaufte" Omeyer dem frei vor ihm auftauchenden Ljubo Vukic den vielleicht entscheidenden Ball des Tages ab (51.), traf Vid Kavticnik aus unmöglichem Winkel (27:22, 54.) sowie in Unterzahl (28:23, 56.) - nach einem Ensemble aus Kreuzen und Verschieben der Kategorie Meisterklasse.

Die Sparkassen-Arena tanzte. Sie sollte Hölle sein - so wie es der "Dom Sportova" in Zagreb vor einer Woche gewesen war. Die Fans erfüllten ihre Aufgabe, wenn auch nicht immer nach den Maßstäben der Fairness. Als der robuste Igor Vori an der Hand verletzt vom Feld geleitet wurde, schallte ihm ein Pfeifkonzert entgegen (43.). Am Ende schlichen die kroatischen Athleten demoralisiert vom Feld. Ihre Torhüter Skof (im Hinspiel bärenstark) und Somic hatten sie im Stich gelassen. Nur vier Paraden standen 15 von Omeyer und einem glänzend parierten Siebenmeter (Lazarov) von Bruno Martini gegenüber. Man habe sich, so Dominik Klein, eine Woche lang auf dieses Spiel gefreut. "Im Halbfinale werden wir sehen, ob es noch besser geht." Wenn ja, wäre das nicht weniger als verblüffend.

(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 06.04.2009)


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