29./30.03.2009 - Letzte Aktualisierung: 30.03.2009 | Champions League |
Update #2 | KN-Bericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt... |
Zeigte eine Weltklasseleistung: Thierry Omeyer. |
Höllenstimmung im ausverkauften Dom Sportava in Zagreb. |
Igor Vori war mit neun Treffern bester Schütze der Partie. |
Ein Schlüsselmoment für die Zebras war sicherlich, dass Marcus Ahlm im nächsten Kieler Angriff zwar erneut an Gorazd Skof scheiterte, der Ball aber hinter dem Rücken des Slowenen doch noch ins Tor sprang zum 4:7-Anschlusstreffer. Karabatic und erneut Ahlm verkürzten dann sogar auf 6:7 und brachten den THW wieder auf Kurs. RK Zagreb konnte im Positionsspiel weiterhin nicht überzeugen, auch mit Jungstar Duvnjak änderte sich dies nicht. Besonders der Mazedonier Kiril Lazarov ließ seine gewohnte Torgefährlichkeit komplett vermissen und scheiterte im ersten Durchgang mit allen seinen vier Wurfversuchen. Dies war sogar für Trainer Maglajlija irgendwann zu viel, der zwischenzeitig mit drei Rechtshändern im Rückraum spielen ließ.
Halbrechte unter sich: Weder Kim Andersson (links) noch Kiril Lazarov gelang in der ersten Halbzeit ein Tor. |
Bis zur 27. Spielminute betrug der Vorsprung Zagrebs in einer bislang recht torarmen Partie daher nur einen Treffer - 12:11 stand es bis dahin. Mittlerweile war auch Stefan Lövgren im Spiel, ohne allerdings ein Mittel gegen die Abwehr Zagrebs zu finden. Als Mirza Dzomba dann erstmals aufs Parkett zum Siebenmeterpunkt schritt und das 13:11 markierte und Ahlm an Skof scheiterte, war kurz vor der Pausensirene doch noch die Möglichkeit für die Gastgeber gekommen, ein wenig davonzuziehen. Der überragende Vori wurde von Valcic gefunden und konnte nur durch ein Foul gestoppt werden, für Dzomba die Möglichkeit, mit einem weiteren verwandelten Strafwurf den Vorsprung auf drei Tore auszubauen. Doch er scheiterte am bärenstarken Thierry Omeyer, dem allein zehn Paraden vor dem Pausenpfiff gelangen. Die verbleibenden Sekunden nutzte der THW dann in Weltklasse-Manier: eine wunderschöne Ballstafette über Zeitz und Kavticnik nutzte Kreisläufer Marcus Ahlm mit seinem vierten Treffer zum 12:13-Halbzeitstand.
Ivano Balic war nach einem rüden Foul an Nikola Karabatic mit einer Zeitstrafe noch gut bedient. |
Zwar gelang anschließend Kiril Lazarov ausgerechnet in Unterzahl sein erster Treffer, doch die Kieler blieben in dieser Phase spielbestimmend. Thierry Omeyer parierte drei weitere Male glänzend gegen Valcic, Vori und Balic, Lundström, Ahlm und erneut Kavticnik vom Siebenmeter-Punkt erhöhten für die Gäste auf 18:15. Als Lundström einen von Stefan Lövgren initiierten Gegenstoß erfolgreich zum 19:16 (41.) abschloss, war es mittlerweile merklich ruhiger geworden im Dom Sportova.
Henrik Lundström erzielte zu Beginn der zweiten Halbzeit zwei wichtige Tore. |
Nikola Karabatic musste in der 50. Minute das Spielfeld verletzt verlassen. |
Für den THW ist dieses Unentschieden sicherlich eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Samstag (Anpfiff: 17.00 Uhr in der Sparkassen-Arena). Gegen die gefährliche Mannschaft von RK Zagreb benötigen die Zebras aber erneut eine starke Leistung über 60 Minuten, um die Startruppe in Schach zu halten. Zunächst aber wird Alfred Gislason seine Konzentration auf den Mittwoch richten, wenn seine Mannschaft in der Stuttgarter Porsche-Arena bei den aktuell stark auftrumpfenden Göppingern zwei weitere Punkte auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft einsammeln will.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie
den KN-Bericht über das Debüt von Bruno Martini.
Ich bin alles andere als zufrieden mit den Schiedsrichtern. So wie Karabatic immer gefoult wird, ist es kein Wunder, dass er schon wieder verletzt ist. Ich gehe davon aus, dass er am Mittwoch gegen Göppingen nicht spielen kann. Und es gab nicht einmal "zwei Minuten" für das Foul, bei dem er sich verletzt hat. Gegen die 3:2:1-Deckung haben wir uns teilweise zu langsam bewegt. Wir hätten einen Sieg mit vier bis sechs Toren verdient gehabt.
Gegen Kiel können wir uns einfach nicht erlauben, dass drei, vier Spieler einen schlechten Tag haben. Das waren nicht einmal 50 Prozent unserer Möglichkeiten. Ich erwarte in einer Woche ein viel besseres Spiel.
Mit dem Endergebnis können wir zufrieden sein. Jetzt geht es bei Null los. Dabei brauchen wir die Hilfe der Fans.
Dort, wo es am lautesten ist, will man unbedingt spielen. Beide Mannschaften konnten weniger mit dem Angriff als mit der Abwehr zufrieden sein. Für das Rückspiel erwarte ich jetzt Kampf ohne Ende.
Ein schweres Spiel vor einer tollen Kulisse. Eigentlich hatten wir das Spiel auf unserer Seite, haben aber leider nur Unentschieden gespielt. Aber die zweite Halbzeit in Kiel kommt ja erst noch. Ich bin optimistisch.
Unsere Chancen in Kiel stehen Fifty-fifty.
Immerhin haben wir nicht 40 Tore kassiert, wie es sonst üblich ist, wenn Mannschaften gegen Kiel spielen.
Denn mit der SG Flensburg-Handewitt und dem HSV Hamburg treffen im Viertelfinale zwei Bundesligisten direkt aufeinander. Dabei haben die Hanseaten momentan die besseren Karten, denn das Hinspiel in der Campushalle gewann der HSV am Mittwoch mit 28:25 (14:12). Somit ist die Mannschaft von Martin Schwalb klarer Favorit aufs Weiterkommen, wenn am Freitag, den 3. April, um 19 Uhr das Rückspiel in der Color-Line-Arena angepfiffen wird. Eurosport überträgt das Derby live.
Die Rhein-Neckar Löwen verloren am Samstag ihr Hinspiel beim russischen Meister Chekhovskie Medvedi Moskau knapp mit 31:33 (15:21). Nachdem man schnell mit 3:10 hinten lag, konnte sich die Mannschaft von Wolfgang Schwenke besonders im zweiten Durchgang steigern und hat mit dem Ergebnis gute Möglichkeiten, das Halbfinale zu erreichen. Die Entscheidung fällt am nächsten Sonntag, den 5. April, um 17.15 Uhr, Eurosport überträgt erneut.
Im Viertelfinale des EHF-Pokals erarbeitete sich der VfL Gummersbach am Sonntag eine sehr gute Ausgangsposition: Beim französischen Club US Ivry siegten die Oberbergischen durch 13 Ilic-Tore mit 33:27 (19:12). Das Rückspiel wird am Samstag, den 4. April um 15.00 Uhr angepfiffen.
Und auch die Rumpftruppe der HSG Nordhorn mischt trotz Insolvenz und feststehendem Zwangsabstieg aus der Bundesliga nach Ende dieser Saison weiter im Europacup mit. Im Pokal der Pokalsieger gewannen die Grafschafter ihr Hinspiel am Sonntag im Euregium überraschend deutlich mit 34:25 (18:12) und haben damit beste Karten auf den Halbfinaleinzug. Das Rückspiel in Ungarn steigt am Samstag, den 4. April um 17.30 Uhr.
Aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2009:
Schon mittags harren die Fans des kroatischen Abonnement-Meisters vor dem "Dom Sportova" aus. Dann öffnen sich die Tore. Die Fans stapeln sich bis unter die vergilbte Beton-Decke des 1972 errichteten ehemaligen sozialistischen Prachtbaus. Sieht aus wie eine DDR-Simulation für Nostalgiker, hört sich aber an wie ein WM-Finale vor 100 000. Besonders Kiels Franzosen Nikola Karabatic und Thierry Omeyer bekommen die Abneigung der 7500 zu spüren.
Von der Kulisse zeigen sich die "Zebras" jedoch unbeeindruckt, gehen mit 3:1 in Führung (8.), erleben dann aber doch das, wovor so ziemlich jeder im THW-Ensemble vorher gewarnt hatte. Den Kielern gehen die Rezepte gegen die unangenehme 3:2:1-Deckung des Gegners aus. An deren Spitze nimmt stets der baumlange und in seiner Präsenz irgendwie einzigartige Igor Vori die Spieler von Alfred Gislason in Empfang. Das schwarz-weiße Positionsspiel kommt zum Erliegen. "Die sind die einzigen auf der Welt, die diese Abwehr spielen. Wir kamen nicht richtig in Bewegung", erkennt Gislason und bringt Vid Kavticnik (15.) auf Rechtsaußen für Christian Zeitz (und mit ihm Impulse in Richtung Mitte), Stefan Lövgren in der Rückraum-Mitte (und mit ihm Ideen) und Henrik Lundström für Dominik Klein.
Nicht mehr nur Marcus Ahlm, der am Kreis Phänomenales leistet, soll treffen, sondern auch vermehrt der Rückraum. Ein Rezept, das nur bedingt aufgeht. Ahlm trifft zunächst weiter, später auch Filip Jicha, der auch für den verletzt ausgeschiedenen Nikola Karabatic (50., Innenbanddehnung) Verantwortung übernimmt. Kim Andersson indes bleibt über weite Strecken harmlos. Ein Zustand, den der Linkshänder mit dem viel gelobten Rückraum des Gegners gemein hat. Auch dort ein ähnliches Bild: Vori erzielt neun Tore vom Kreis (Gislason: "Mindestens fünfmal stand er aber auch im Kreis"). Die Superstars Ivano Balic und Kiril Lazarov bleiben indes unter ihren Möglichkeiten. Zagrebs Trainer Senjanin Maglajlija zürnt nach dem Abpfiff sogar: "Lazarov war heute so schlecht wie noch nie."
Lazarov, Andersson, Balic - Opfer einer wechselseitigen Hemmung, deren Schauspiel sich im Viertelfinalhinspiel der Königsklasse bietet. Ein anderer Begriff dafür wäre "Abwehr-Schach", in dem beide Mannschaften sich immer wieder schrittweise Vorteile erarbeiten. Ein starker Thierry Omeyer im Kieler Tor legt nach der Pause (41.) den Grundstein zur 19:16-Führung (später noch einmal zum 24:21, 52.). Ein nicht ganz so starker Gorazd Skof im Tor des Gastgebers ermöglicht Zagreb das 21:21 (47.) und 24:24 (54.). Die Halle tobt in Rot-Weiß mit allem, was Klang erzeugt. Hin und her und hin und her. Die Antwort auf die Tore des genesenen Vid Kavticnik geben abermals Vori und Tonci Valcic. Pfeifen, Kreischen, Klatschen, Trommeln. Was wie Tokio Hotel begann, endet wie Led Zeppelin. Handball für Erwachsene auf höchstem taktischen Niveau, voller Kraft und Leidenschaft. "In allen Spielen von Zagreb, die ich gesehen habe, waren die auswärts besser als zu Hause." Alfred Gislason beschäftigt sich sofort nach dem Spiel mit aufkeimenden Sorgen. Auch Kiel muss jetzt 'mal Hölle sein.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 30.03.2009)
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