Aus den Kieler Nachrichten vom 08.05.2009:
Kiel - Im Schrank von
Tobias Reichmann in Magdeburg
liegt ein Trikot von
Magnus Wislander. Größe
"small", zehn Jahre alt, passt nicht mehr. Der heute 20-Jährige war neun Jahre
alt und Fan. Und heute spricht er von einer "großen Ehre". Denn der THW
Kiel wollte ihn haben, den Rechtsaußen, Junioren-Nationalspieler und
Vize-Europameister. "Das kam wirklich unerwartet", sagt der Blondschopf, der am
Mittwoch einen Dreijahresvertrag bis zum 30. Juni 2012 unterschrieb.
Ein bisschen schüchtern sitzt
Reichmann bei einer Tasse
Kaffee in der Russeer Sporthalle, während im Hintergrund die großen "Zebras"
trainieren. Würde er am liebsten auch, ist jedoch durch einen Kreuzbandriss, der gestern
von Mannschaftsarzt
Frank Pries operiert wurde,
noch bis November außer Gefecht gesetzt.
Reichmann ist
zurückhaltend. Einer, der nicht nachtragend ist, obwohl er Grund dazu hätte. Vor einem
Jahr wechselte er vom LHC Cottbus, wo er mit 17 Jahren seinen ersten Profi-Vertrag
bekommen hatte, zum SC Magdeburg. Als dann schnell sein Wechsel 2009 zum
THW Kiel bekannt wurde, sortierte SCM-Coach Michael Biegler ihn sofort aus.
Reichmann spielte fortan nur noch in der zweiten Mannschaft in
der Zweiten Bundesliga. Der "Abgeschobene" verkneift sich heute aber zumindest eine
kleine Bemerkung nicht: "Auf das erste Spiel gegen Bieglers Mannschaft - dann
TV Großwallstadt - freue ich mich ein bisschen."
Reichmann schluckte den Kummer hinunter und machte
bei den "Youngsters" seinen Job, warf in 24 Spielen 102 Tore. In Kiel beginnt für
ihn ein neues Leben - Freundin Angie an seiner Seite, die ihr Sportstudium von Jena
nach Kiel verlegt. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar, haben - Achtung! -
Sport als gemeinsames Hobby. "Wir gehen oft Schwimmen oder spielen
Badminton", sagt Angie, die zur Wohnungssuche mit nach Kiel gereist ist. Entschieden
hat sich das junge Paar allerdings noch nicht. "Ich will Spielanteile bekommen, mich
weiterentwickeln, mir irgendwann einen Stammplatz erkämpfen", sagt
Reichmann, der von seinem Vater Thomas Lapawczyk in
geschäftlichen Dingen betreut wird. "Das Ziel ist, dass Tobias länger als
drei Jahre in Kiel bleibt, das war schon früher sein Traum", sagt Lapawczyk. Am
1. Juli tritt Reichmann seinen "Dienst" als "Zebra"
in Kiel an, wird mit ins Trainingslager reisen, in der Reha so hart
wie möglich an seiner Genesung arbeiten. Er hat große Hoffnungen:
"Alfred setzt mehr als Noka
auch auf die Jugend." Tobias habe ein
Riesen-Potenzial - Sprung, Bewegung, Größe, sagt Alfred Gislason.
"Er kann ein richtig guter Außen werden."
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 08.05.2009)