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02.06.2009 Mannschaft

Kieler Nachrichten: 5500 Spanier wetterten gegen Thierry Omeyer

Talant Duschebaew heizte Stimmung gegen THW-Torwart an

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2009:

Ciudad Real - Der erbitterte Kampf um Europas Handball-Krone bedeutete nicht nur das Duell zwischen den beiden besten Teams des Globus, er mutierte auch zum Dauer-Zoff zwischen THW-Torhüter Thierry Omeyer und Ciudad-Trainer Talant Duschebaew. Hatten die heißblütigen "Aficionados" die Kieler Spieler ohnehin schon ab der 15. Spielminute lautstark und kollektiv als "Hijos de puta" (Hurensöhne) und "EHF-Robbers" beschimpft und mit Geldscheinen gewedelt, brachte Duschebaew die spanischen Fan-Gemüter erst richtig zum Kochen.
Die Schlüsselszene ereignete sich im zweiten Durchgang, als Jerome Fernandez frei vor dem Kieler Tor auftauchte. Außerhalb des Feldes einer der besten Freunde Omeyers, drosch der Franzose seinem Kumpanen das Leder derart knapp am Kopf vorbei ins Netz, dass Omeyer sich wild beschwerte und Fernandez einen Schubser mit auf den Weg gab. Für Duschebaew ein gefundenes Fressen. Im Sekundentakt provozierte er den Kieler Torwart wild gestikulierend mit Drohungen und Sprüchen und munterte die Masse emsig zum Mitmachen auf. Die ließ sich nicht lange bitten, suchte sich zudem mit Bruno Martini gleich den nächsten Kieler als Adressaten für ihre Schimpftiraden.

Was Duschebaew sich als Trainer einer gegnerischen Mannschaft in einen wilden Stier verwandeln ließ, erschloss sich Omeyer nicht. "Vielleicht hatte er zu viel Adrenalin im Blut", rätselte der 32-Jährige, mit 15 Paraden in Halbzeit eins der Albtraum der Spanier. "Vielleicht war er sauer, dass ich am Anfang so gut drauf war." Kein Verständnis hatte er auch für das Verhalten der Fans. "Ich kann nachvollziehen, dass alle ihr Team anfeuern wollen und dann auch mal unüberlegte Sachen tun. Aber es sitzen Kinder in der Halle, auch meine Tochter, und wenn die diese Beschimpfungen hören, ist das nicht sehr schön. Das gehört nicht zum Sport."

In Ciudad Real am Sonntag leider schon. Gott sei dank ist Omeyers kleine Manon des Spanischen nicht mächtig. "Hijo de puta" war noch das Galanteste was die hinter der Halle wartenden Spanier ihrem Vater auch noch auf dem Weg zum Mannschaftsbus zuriefen. Der Franzose solle sich endlich verziehen, hallte es nach unten. Omeyer verschwand. Zurück in die Halle, wo er kurz mit seiner Tochter spielte und - sich seelenruhig mit spanischen Fans fotografieren ließ. Bis wieder einer anfing, ihn zu bepöbeln. Dann wurde es auch Omeyer zuviel, lächelte kurz und suchte das Weite.

(von Frank Molter und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.06.2009)


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