24.-26.05.2009 - Letzte Aktualisierung: 26.05.2009 | Champions League |
Update #3 | Spanische Pressestimmen, KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Spielbericht, Fotos und Statistik ergänzt... |
Zufriedene Gesichter bei den Zebras nach dem 39:34-Hinspielsieg. |
Jonas Källman erzielte sieben Treffer für Ciudad Real und war gerade in der Anfangsphase auffälligster Akteur bei den Spaniern. |
Doch so schnell der Vorsprung da war, so schnell schmolz er auch wieder davon: Zeitstrafen gegen Ahlm und Karabatic, die ersten Paraden Sterbiks und einige Unkonzentriertheiten im Aufbauspiel bedeuteten sieben Minuten ohne Kieler Treffer, die der Titelverteidiger dank des nun im Rückraum auftrumpfenden Jerome Fernandez bis zum 7:7-Ausgleich nutzte.
Christian Zeitz war zweimal erfolgreich. |
Doch so stark die Deckung des THW in den ersten 30 Minuten agierte, so wackelig war sie plötzlich nach Wiederanpfiff: Ciudad Real erhöhte die Schlagdistanz, blies zur Aufholjagd und setzte nun im Minutentakt Wirkungstreffer insbesondere durch die beiden aufdrehenden Franzosen Fernandez und Abalo. In der 36. Minute verkürzte Fernandez bereits auf zwei Treffer, doch Karabatic und Kavticnik beantworteten in der Folge jedes Gegentor mit einer postwendenden Antwort. Als Karabatic ein weiteres Mal Marcus Ahlm am Kreis fand und der Schwede das 25:21 markierte, schien die erste Aufholjagd Ciudads gestoppt.
Marcus Ahlm sah in der 40. Minute die rote Karte. |
Nun kam der große Auftritt von Henrik Lundström: Der Schwede auf Linksaußen, der erst Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, erzielte postwendend die erneute Kieler Führung und erhöhte per Gegenstoß gar wieder auf 34:32. Källman konterte, doch danach spielte nur noch der THW: Ein feiner Sprunghüftwurf Karabatic' bedeutete das 35:33, und nun stand auch die Kieler Deckung und dahinter der zwischenzeitlich völlig machtlose Thierry Omeyer wieder sicher. Ein Block gegen Källman, eine Parade gegen Stefansson, ein weiterer Lundström-Treffer - 36:33. Weitere Paraden Omeyers gegen Stefansson und Rodriguez, "Fackeln" von Jicha, Zeitz und nochmals Jicha - 39:33. Plötzlich war der alte Vorsprung vom Seitenwechsel wieder da, Stefansson gelang in letzter Sekunde aber noch die Ergebniskosmetik.
Am Ende also stand ein 39:34-Erfolg für die Zebras zu Buche. Wie viel dieser Fünf-Tore-Vorsprung wert ist, wird sich aber erst am nächsten Sonntag herausstellen, wenn es darum geht, diesen in der Quijote-Arena zu verteidigen.
(Sascha Krokowski)
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spanischen Pressestimmen sowie den KN-Bericht
"Man wird im Rückspiel sehen, was noch passiert".
Ich bin zufrieden, dass wir gewonnen haben. Wir haben vor dem Spiel natürlich gewusst, dass es eng werden würde. Der Fünf-Tore-Sieg war am Ende etwas glücklich. Wir haben super angefangen, aber dann phasenweise die Linie verloren - besonders nach der Pause. Solch ein Klasseteam wie Ciudad Real bestraft so etwas sofort. Zwischen der 30. und 50. Minute haben wir alles andere als gut gedeckt, darunter hat auch Titi gelitten. In den letzten fünf Minuten haben wir dann wieder so wie in der ersten Hälfte in der Abwehr gestanden, dadurch konnten wir dann noch einige schnelle Gegenstöße setzen. Auch wenn wir mit dem Ergebnis heute sehr gut leben können: Die Entscheidung fällt in Ciudad Real, und da höchstwahrscheinlich auch erst in den letzten Sekunden.[zu Marcus Ahlm und Igor Anic]:
Es war meine Entscheidung, dass Marcus auch in der zweiten Halbzeit und trotz seiner zwei Zwei-Minuten-Strafen in der Abwehr spielen sollte. Ich habe es riskiert, dass er die Rote Karte bekommt.Mit Igor bin ich seit Wochen zufrieden. Gegen eine offensive Abwehr ist er mit seiner Beweglichkeit gut einsetzbar, außerdem fängt er inzwischen jeden Ball, und auch in der Abwehr hat er sich heute gesteigert, obwohl er anfangs gegen Stefansson große Probleme hatte.
[gegenüber den KN:]
Mein Wunschergebnis waren zwei Tore Vorsprung. Ab jetzt gehört natürlich auch Psychoarbeit dazu. Die Ciudad-Spieler teilen gut aus, jammern aber extrem viel und legen sich gern lange hin.
Wir haben nicht gut angefangen, waren schwach im Angriff. In der zweiten Halbzeit sind wir dann rangekommen, wir waren bis zum Unentschieden im Spiel. Dass wir dann am Ende fünf Tore Rückstand noch kassiert haben, ist viel zu viel. Aber man wird sehen, was kommenden Sonntag in Ciudad Real passiert. Zu den Schiedsrichtern habe ich mich nur einmal nach dem Halbfinale gegen Hamburg im vergangenen Jahr geäußert. Bevor ich lügen muss, sage ich besser nichts zu deren Leistung.
Heute hat jeder gesehen, dass wirklich die beiden besten Teams der Welt gegeneinander gespielt haben. Man hat aber auch gesehen, wie schnell ein Vorsprung aufgebraucht sein kann. Alles kann sich schnell ändern, deshalb müssen wir am kommenden Sonntag genauso gut oder sogar noch besser spielen.Dass wir am Ende noch einen Vorsprung herausgearbeitet haben, lag auch daran, dass wir zum Schluss noch einmal richtig hart gearbeitet haben. Dann hat Titi zweimal gehalten, Hendrik hat einen Billard-Abpraller von Abalo bekommen - ja, vielleicht war da auch ein bisschen Glück dabei. Das hatten wir im Spielverlauf zuvor eher weniger, deshalb gleicht sich so etwas immer aus.
Kiel hat stark begonnen und zur Pause einen großen Vorsprung herausgeworfen. In die zweite Halbzeit sind wir dann besser gestartet, Sterbik hat ein paar Bälle gehalten, die wir zu Tempogegenstößen verwandeln konnten. Bis zum Unentschieden waren wir da - die letzten fünf Minuten waren dann schade für uns.
Was heute unser größtes Problem war? Ciudad hat eine ziemlich gute Mannschaft. 20 Minuten von außen beobachten zu müssen, macht einen wahnsinnig.
Wir wollen den großen Pott mit nach Hause bringen. Die Lautstärke der Fans von heute müssen wir Spieler speichern und uns dann in Ciudad Real immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Fünf Tore sind nichts im Handball. Ab jetzt geht es um Konzentration pur, um kleinste Kleinigkeiten. Aber wir wollen dort nicht bloß den Vorsprung verteidigen - das ist nicht unser Stil. Im Kopf muss es so sein, als hätten wir heute mit fünf Toren verloren. Es wird fast alles erlaubt sein, wir können auch hart spielen.
Es war hart, zuschauen zu müssen. Ich habe schöne Erinnerungen an Kiel und stehe ständig mit Vid in Kontakt.
In den letzten Minuten haben wir uns zu viele Fehler geleistet. Trotzdem haben wir Hoffnung. Es wird sehr laut in unserer Halle und für Kiel komplizierter als heute werden.
Das Ergebnis geht in Ordnung. Kiel hat ein hohes Tempo gespielt. Das müssen wir am Sonntag unterbinden. Gut für uns wäre, wenn sich die Leistungen der Schiedsrichter zu unseren Gunsten ausgleichen würden.
Kiel hat klasse gespielt. Trotzdem sehe ich gute Chancen, den Titel zu holen. Der THW wird sich von unseren Fans nicht nervös machen lassen. Das sind die doch alles schon gewöhnt.
Zu den Schiedsrichtern sage ich jetzt lieber nichts. Ich weiß nur, dass wir Kiels Rückraum am Sonntag besser in den Griff bekommen müssen.
Im Pokalsieger-Cup hofft die insolvente und daher in der nächsten Spielzeit in der zweiten Bundesliga antretende HSG Nordhorn-Lingen auf den zweiten Europapokalsieg in Folge. Die Mannschaft um die Ex-Zebras Tobias Karlsson und Piotr Przybecki sowie den im nächsten Jahr für den THW Kiel auflaufenden Kult-Keeper Peter Gentzel gewann am Samstag das Hinspiel gegen den spanischen Vertreter Pevafersa Valladolid im Euregium allerdings nur knapp mit 31:30 (20:17). Ob dieses hauchdünne Polster reicht, entscheidet sich im Rückspiel am Sonntag, den 30. Mai ab 17.30 Uhr in Valladolid.
Auch im EHF-Pokal greifen zwei Ex-Zebras für einen Bundesligisten nach dem Titel: Viktor Szilagyi, Adrian Wagner und Co. sind dabei die einzigen, die in Deutschland den Titelgewinn feiern könnten. Das Hinspiel beim slowenischen Spitzenclub RK Velenje gewannen die Oberbergischen am Samstag mit 29:28 (13:11), das Rückspiel in der Köln-Arena steigt am Montag, den 1. Juni um 18.30 Uhr.
Aus den Kieler Nachrichten vom 25.05.2009:
"Das ist ein tolles Resultat. Die letzten fünf Minuten waren perfekt. Ich hoffe, dass das Ergebnis für das zweite Spiel reicht", sagte Rechtsaußen Vid Kavticnik, der zwar mit einer Knieprellung ins Spiel gegangen war, aber auf die Zähne biss und an seinem 25. Geburtstag gemeinsam mit Filip Jicha bester Kieler Schütze war, neun Tore zum Sieg beisteuerte.
Lange vor der Partie schon hatten sich THW-Fans auf dem Europaplatz versammelt, machten sich "warm" für die erste Halbzeit im "Spiel des Jahres". So mussten die Spanier wie schon in der Hauptrunde am 22. Februar gegen eine brutal laute Halle, vor allem aber gegen die mit unbeugsamem Willen ausgestatteten "Zebras" um Kapitän Stefan Lövgren ankämpfen. Im Winter wurde der Titelverteidiger von einer wie aufgedreht spielenden THW-Mannschaft mit 33:26 gnadenlos überrollt. Nach gerade mal zehn Minuten und dem 7:2-Zwischenstand drohte ihnen gestern eine ähnliche Abfuhr. Doch dieses Mal schlug der spanische Meister eiskalt zurück und hatte nach 16 Minuten ausgeglichen. Die Fans spürten: Hier standen sich zwei Teams auf absoluter Augenhöhe gegenüber.
So entwickelte sich eine Partie von ungemeiner Dichte, Mosaiksteinchen aus taktischen Feinheiten und individuellen Fähigkeiten. Salz in der Suppe waren erneut auch kleine Fehden unter Weltklasseleuten. Die Rolle des "bad boy" füllte Siarhei Rutenka am trefflichsten aus. Der gebürtige Weißrusse mit spanischem Pass legte sich vor allem mit Nikola Karabatic an, verteilte Ellenbogen-Checks, gefiel sich als "sterbender Schwan" und war schnell Buhmann der Fans. Gut, dass die überaus dramatische Partie mit dem dänischen Paar Per Olesen/Lars Pedersen Schiedsrichter hatte, die ebenfalls auf ganz hohem Niveau mitspielten.
Die Wucht von Filip Jicha und Nikola Karabatic aus dem Rückraum und Kavticniks Treffsicherheit ließen Kiel wieder davonziehen. 13:8 stand es nach 22 Minuten, der unwiderstehliche Jerome Fernandez und "Mister 100-Prozent", Jonas Källman, brachten Ciudad erneut auf 13:10 heran.
Als THW-Kreisläufer und Abwehr-Riese Marcus Ahlm früh seine zweite Zeitstrafe kassierte, ging ein Raunen durch die Arena, der THW aber stürmte weiter. Filip Jicha wischte einen Nachwurf an Sterbik vorbei, Igor Anic, zweimal Kavticnik und noch einmal Jicha: Halbzeitstand 18:12. Auf der Ciudad-Bank wurde es still, nur Trainer Talant Duschebajew rastete aus, legte sich mit Spielern und Schiedsrichtern an. Fünf schwache THW-Minuten nach dem Wechsel ließen den Vorsprung dann schmelzen wie Butter in der Sonne. Als Ahlm unmittelbar nach seinem Tor zum 25:21 die dritte Zeitstrafe und "Rot" kassierte, kamen die Gäste endgültig auf Tuchfühlung. "Da haben wir phasenweise unsere Linie verloren", gestand Trainer Alfred Gislason.
Abalo, Stefansson, Fernandez: Wie Nadelstiche bohrten sich die Tore der Ciudad-Angreifer ins "Zebra"-Fell. Schlag auf Schlag ging es. Das Torefestival schmerzte vor allem die Weltklasse-Torhüter. Weder Thierry Omeyer auf Kieler, noch Arpad Sterbik auf Ciudad-Seite bekamen kaum einen Ball zu fassen. Beim 32:32 hatten die Spanier in der 55. Minute den Gleichstand erreicht, die Kieler Träume vom zweiten Triple nach Meisterschaft und Pokalsieg schienen zu platzen.
Sein Team dürfe keine Schwächen zeigen, das bestrafe der Gegner sofort, "aber wir können es auch", hatte Gislason vor der Partie prophezeit. Als hätte Kiels Trainer das furiose THW-Finale erahnt. Plötzlich war Omeyer da, hielt zweimal gegen Fernandez und Rodriguez. Auf der anderen Seite trafen Lundström (3), Karabatic, Jicha, die Fans standen Kopf. Duschebajew wollte den Rhythmus mit einer Auszeit stören. Vergebens. Zeitz und Jicha erhöhten im Sekundentakt auf 39:33, erst mit dem Schlusspfiff schwächte Olafur Stefansson auf 34:39 ab. Ein Spiel wie ein Orkan war beendet, "aber die Entscheidung fällt erst im Rückspiel", sagte Gislason. Wer gestern dabei war, glaubt es aufs Wort.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 25.05.2009)
Ciudad Real hatte eine Niederlage in dieser Höhe nicht verdient. Aber diese unglaubliche Gier nach Toren führte zu einem Finale, das so niemand erwarten konnte. Selbst die größten Kieler Optimisten nicht.
Kiel hat das Schiff der "Manchegos" angeschlagen, aber nicht zum Kettern gebracht. Ciudad Real schien die bessere Mannschaft, aber die letzten Minuten haben Kiel einen zu hohen Sieg beschert. Es wird Zeit, dass das Reglement dahin geändert wird, dass die Schiris das Schicksal eines solchen Spiels nicht mehr allein in ihren Händen haben.
Kiel spielte stark, doch Ciudad Real hatte immer eine Antwort parat. Aber in den letzten fünf Minuten ging alles den Bach runter. Der Ärger über die dänischen Schiris ist sehr groß.
Die erste Schlacht des Finales ist verloren, der Krieg aber nicht. Die Schiri-Entscheidungen waren mehr als kritisierbar.
Die Schiedsrichter haben Ciudad Real die ganz Partie hinterherlaufen lassen. Wenn eine Mannschaft wie Kiel, gegen die wegen Manipulation ermittelt wird, so bevorteilt wird, darf man sich schon wundern. Niemals wurde im Angriff so gegen ein Team gepfiffen wie gegen Ciudad Real in den ersten Minuten.
Kiel hat eine Gala mit einem Mix aus großer Effektivität in den Gegenstößen und schnellen Übergängen demonstriert. Stefanssons finales Tor könnte aber noch einmal Gold wert sein.
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