20./21.02.2009 - Letzte Aktualisierung: 21.02.2009 | Champions League |
Update #1 | Diverse KN-Berichte ergänzt... |
Das Team von Ciudad Real: Zweiter Gegner des THW in der
Hauptrunde der Champions League.
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Olafur Stefansson in seiner letzten Saison bei Ciudad Real -
ab Juli spielt er bei den Rhein-Neckar Löwen.
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Am Sonntag gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Kurzzeit-Zebra
Ales Pajovic.
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Kurz vor Saisonbeginn schlug Ciudad Real dann noch einmal auf dem Transfermarkt zu: Vom Erzrivalen FC Barcelona wechselte der Halblinke und französische Olympiasieger Jerome Fernandez in die 200 Kilometer von der Hauptstadt Madrid entfernte Universitätsstadt Ciudad Real. Fernandez bildet jetzt mit dem Ex-Kurzzeit-Kieler Ales Pajovic, der unlängst seinen Vertrag um weitere zwei Jahre verlängerte, Siarhei Rutenka und Alberto Entrerrios den wohl besten linken Rückraum der Welt. Hinzu kommt mit Didier Dinart derjenige, der in der französichen Nationalmannschaft die wohl beste Verteidigung aller Nationalteams organisiert: Wer an Didier Dinart vorbeikommen möchte, sollte sich auf heftige Gegenwehr gefasst machen. Dass hinter Dinart nicht viel anbrennt, dafür sorgt ein exquisites Torhütergespann: Urgestein Javier Hombrados, 2005 mit Spanien Weltmeister, bildet mit dem "Welthandballer 2005", Arpad Sterbik aus Serbien-Montenegro, ein kongeniales Duo. Sterbik wurde von Domingo Diaz de Mera 2004 mit einem 10 (!)-Jahres-Vertrag ausgestattet.
Olympiasieger und Weltmeister Luc Abalo verstärkt die rechte Seite Ciudad Reals.
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Wurfgewalt auf der Königsposition: Siarhei Rutenka ist
mittlerweile spanischer Staatsbürger.
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Während die Zebras am Mittwochabend den Ligazwölften GWD Minden überlegen mit 39:30 in die Schranken wiesen, stand den "manchegos" eine weite Busreise nach Andalusien zum Tabellenschlusslicht Almeria bevor. "Es ist wichtiger, in Almeria zu gewinnen als in Kiel", warnte Raul Gonzalez, seines Zeichens Co-Trainer der Spanier, gegenüber "La Tribuna de Ciudad Real" davor, den Vergleich
Spielmacher Chema Rodriguez ist rechtzeitig wieder fit.
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Die Königlichen hatten mit Almeria denn auch keine Gnade und gewannen mit 20 Toren, 19:39. Bis zur Pause (10:13) hielten die Gastgeber noch einigermaßen dagegen, verloren dann aber die zweite Halbzeit mit sage und schreibe 9:26! Zwischen der 40. und 50. Minute gelang ihnen kein einziger Treffer, während Ciudad Real elfmal einnetzte. Trotz hoher Führungen ließ die Gefährlichkeit der "manchegos" vor allem bei Gegenstößen bis zum Ende nicht nach und sorgte gar für Applaus des gegnerischen Publikums. Jonas Källman (7) und Jerome Fernandez (6) trafen für die physisch hochüberlegenen Gäste am häufigsten, während Hombrados 46 % der auf sein Tor geworfenen Bälle hielt. Urios' erstem Ligaeinsatz in der laufenden Saison nach fünf weiteren entmutigenden Monaten Reha wurde angesichts des verletzten Dinart und des gegen Barcelona an der Schulter angeschlagenen künftigen Berliners Laen besonderer Wert beigemessen. Gegen die Andalusier spielte er von Beginn an, trug aus vier Versuchen ebensoviele Tore bei und war vor der Pause gar bester Spieler der Gäste. Trainer Dujshebaev verzichtete bei der Generalprobe auf den ebenfalls angeschlagenen Mittelmann Chema, der gegen Barcelona eine Hüftblessur erlitten hatte und gönnte zudem Olafur Stefansson eine Pause. Durch den Sieg bei Almeria verteidigte Ciudad Real die Tabellenführung mit nun 32 Punkten vor Barcelona (30).
Auch Kreisläufer-"Ungetüm" Rolando Urios ist wieder fit.
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Wenn am Sonntag alle Augen auf Kiel gerichtet sind, steht das "vorgezogene Endspiel" mit schwedischen Spielern auf beiden Seiten auch unter schwedischer Leitung. Klar, dass sich Patrick Hakansson und Maths Nilsson über die Berufung besonders freuen. "Ich bin stolz und riesig glücklich über diese Aufgabe. Es kann nicht viel Größeres geben als ein Spiel der beiden weltbesten Mannschaften, die beide die maximale Anzahl Punkte in der Gruppe angesammelt haben, vor über 10.000 Zuschauern pfeifen zu dürfen", ließ Hakansson gegenüber dem schwedischen Ligaportal "Herr Elit Handboll" durchblicken. Als EHF-Delegierter wird Roland Bürgi aus der Schweiz die Reise nach Kiel antreten.
(Christian Robohm / Dr. Oliver Schulz / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aktualisierung vom 21.02.
Laut der "Tribuna de Ciudad Real" verzichtet Talant Dujshebaev in Kiel
auf drei Spieler, nämlich wie erwartet auf den seit der
WM verletzten Abwehrrecken Didier Dinart,
etwas überraschend nun doch auf Rolando Urios sowie auf David Davis.
Der Linksaußen erlitt gegen Almeria einen Schlag auf den Finger und
muss eine Woche pausieren.
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Ciudad Real - die königliche Stadt. Doch man muss schon ein wenig Geduld mitbringen, wenn man die Hauptstadt der gleichnamigen Region mit dem Auto erreichen möchte. Ist man dem Straßengewirr und dem Trubel Madrids erst einmal entronnen, folgen knapp zwei Stunden Autobahnfahrt - und die bringen wenig Abwechslung. Unwirklich präsentiert sich die Region Kastilien-La Mancha, ein wenig fühlt man sich angesichts der steinigen Felder, auf denen allenfalls Olivenbäume und ab und an ein paar Weinreben für farbige Akzente sorgen, in die Kulisse eines TV-Westerns hineinversetzt. Der Landstrich - menschenleer. Die Natur - wenig abwechslungsreich. Beinahe bereut man, dass man den Weg mit dem Auto zurück legt. Denn der Express-Zug fegt mit über 200 Stundenkilometern in nicht einmal einer Stunde ohne Zwischenhalt von Madrid nach Ciudad Real.
Doch kommt man der königlichen Stadt näher, so freut man sich, den einen oder anderen Abstecher machen zu können. Denn "Don Quichote" scheint hier allgegenwärtig. Auf den Bergen links und rechts der Autobahn stehen die Windmühlen, mit denen sich der spanische Nationalheld im immerwährenden Clinch befunden haben soll. Die Erhebungen lassen einen Blick zu auf die Region, die urplötzlich grün schimmert. Mithilfe gigantischer Bewässerungsanlagen haben die Landwirte rund um Ciudad Real das Land fruchtbar gemacht, den staubig-felsigen Untergrund in Boden, auf dem Getreide, Gras und Mohnblumen wachsen, verwandelt. Die Schönheit der "La Mancha" offenbart sich in den vielen kleinen Orten auf dem Weg nach Ciudad Real, die einen Blick auf das "echte" Spanien fernab der touristischen Reiseführer gewähren lassen.
Ciudad Real hingegen erscheint dem Betrachter dann schon wieder wie eine andere Welt. Eine moderne Stadt, deren Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert zurück reichen. Die Relikte der Vergangenheit fügen sich in ein Stadtbild ein, das in der jüngeren Vergangenheit auch vom bekanntesten Mann der Stadt, Multimilliardär Domingo Diaz de Mera, mitgestaltet wurde. Er half mit seinem Mäzenatentum, dass Ciudad Real zum Hauptsitz der Universität Kastilien-La Mancha wurde. Stattete die Uni mit tollen Räumlichkeiten aus, die allen Ansprüchen an moderne Forschung und Lehre genüge tun. Er ließ Parks errichten, deren Brunnenkonstruktionen an die in Madrid erinnern. Und er schob das bisher ehrgeizigste Projekt an - den Bau eines Regionalflughafens, der im vergangenen Jahr eingeweiht wurde. Denn mit dem Aufstieg der städtischen Aushängeschilder, der Handballer Ciudad Reals, stiegen auch die Ansprüche an die Stadt. Spieler, Fans und Verantwortliche wollten nicht mehr durch die unwirkliche Region nach Madrid reisen, um die Welt zu erobern. Sie wollten dies von einem Flughafen vor ihrer Haustür tun.
Gleichzeitig soll die boomende Wirtschaft Ciudad Reals durch den Flughafen nun einen neuerlichen Schub erhalten - damit im Stadtzentrum die Menschen noch entspannter die spanische Lebensart zelebrieren können. Tapas und Wein - wenn die Sonne langsam untergeht und die Temperaturen unter die 30-Grad-Marke fallen, erwacht Ciudad Real zum Leben. Kinder tollen auf dem Marktplatz bis spät in die Nacht herum, Studenten feiern in den Cafes, Handballfans blicken auf die riesigen Plakate, die in der ganzen Stadt von den Heldentaten der berühmtesten Einwohner künden. Ciudad Real und der Handball - sie bringen Abwechslung und Farbe in die triste La-Mancha-Region.
(von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Ebenfalls bereits am Mittwoch waren die Rhein-Neckar Löwen im Einsatz und kassierten dabei ihre allererste Niederlage in der Königsklasse: Beim französischen Spitzenclub Chambery Savoie HB unterlag man mit 23:25 (12:11), hat mit 4:4 Punkten und zwei noch ausstehenden Heimspielen das Weiterkommen in eigener Hand. Für den Gruppensieg benötigte man allerdings nun Schützenhilfe aus Zagreb, denn Chambery liegt mit 8:0 Zählern in der Gruppe 2 vorne.
Die SG Flensburg-Handewitt benötigt am Sonntag unbedingt einen Sieg, um in der sehr ausgeglichenen Gruppe 3 weiterhin ein Wörtchen um die beiden vorderen Plätze mitzureden. Gegner in der Campushalle ist der spanische Club Ademar Leon, Eurosport überträgt die Partie ab 16.00 Uhr live.
Im Pokal der Pokalsieger hat die Mannschaft von EHF-Cupsieger HSG Nordhorn-Lingen trotz drohender Insolvenz und bevorstehendem "Ausverkauf" bereits das Viertelfinale erreicht. Die Grafschafter kauften den Isländern das Heimrecht ab und spielten daher beide Partien bereits an diesem Wochenende: Das Hinspiel am Freitag in Lingen gewann die HSG mit 34:21 (18:12), beim Rückspiel am Sonntag in Nordhorn gewann man zum Abschied von Holger Glandorf mit 38:31 (15:18).
Glandorfs neuer Club, der TBV Lemgo, hat im EHF-Pokal hingegen denkbar knapp das Viertelfinale verpasst. Nach der 23:26-Auswörtsniederlage beim dänischen Club Bjerringbro-Silkeborg gewannen die Lipperländer am Mittwoch zwar das Rückspiel mit 28:25 (11:12), schied aufgrund der mehr kassierten Heimtore aber gegen den Club von Milutin Dragicevic aus.
Damit wird nur ein deutscher Club ins Viertelfinale einziehen. Welcher es sein wird, entscheidet sich am Samstag um 15.00 Uhr in Magdeburg, wenn der SCM und der VfL Gummersbach aufeinandertreffen. Das Hinspiel gewannen die Oberbergischen dank 10/8 Treffern von Adrian Wagner mit 26:24.
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2009:
Die Sparkassen-Arena meldet mit 10 250 abgesetzten Tickets seit Tagen: ausverkauft. Dabei ist der europäische Handball-Gipfel nur Teil eins im Kampf um den Gruppensieg der Hauptrunde, der das Heimrecht für das Rückspiel im Viertelfinale garantiert. Die Qualifikation für die Runde der letzten Acht haben beide Mannschaften so gut wie in der Tasche. "Trotzdem ein sehr wichtiges Spiel", sagt Alfred Gislason, "allein, weil es gegen Ciudad Real geht." Der Isländer ist erst seit Sommer 2008 Trainer beim THW, kennt das Team seines spanischen Kollegen Talant Duschebajew aber fast aus dem Effeff. "Mit meinen bisherigen Vereinen, Magdeburg und Gummersbach, bin ich mehrfach auf die Spanier getroffen." Seine Lehren aus der Vergangenheit: "Das ist eine Mannschaft gespickt mit Weltklasseleuten, sehr routiniert, nicht ausrechenbar. Selbst, wenn Ciudad schlecht spielt, reichen fünf Minuten, und alles ist aus."
Schlecht spielten auch die Kieler am Pfingstsonntag 2008, als der Traum von der Titelverteidigung mit der 25:31-Rückspielniederlage gegen Stefansson, Sterbik und Co. platzte, das Final-Hinspiel hatte der THW nach großem Kampf mit 29:27 für sich entschieden. "Neues Spiel, neues Glück, an diese Niederlage denken wir nicht mehr", sagt Gislason. Auch Ciudad-Coach Duschebajew wiegelt ab: "Das ist ein ganz anderes Spiel unter anderen Vorzeichen." Während Gislason weiterhin auf Börge Lund (Achillessehne) verzichten muss, Nikola Karabatic nach seiner Knöchelverstauchung aber wieder im Aufgebot hat, fehlen Duschebajew mit Abwehrchef Didier Dinart und Kreisläufer-Koloss Rolando Urios zwei Säulen. Sorgen muss sich der spanische Coach trotzdem nicht. Sein Kader umfasst 23 Spieler, die dem Handballverband EHF gemeldet worden sind. Nahezu alles Hochkaräter.
Marcus Ahlm, Weltklassekreisläufer beim THW, glaubt, dass das Kräftemessen durch die bessere Abwehrarbeit entschieden wird. "Das ist so bei Mannschaften auf Augenhöhe." Den besonderen Stellenwert zieht er aus diesem Spiel, "weil wir erst dann wissen, auf welchem Niveau wir zur Zeit wirklich stehen. Am Sonntag werden wir für alles bestraft, für jeden kleinen Fehler." Erst danach wisse die Mannschaft, so Ahlm, wo sie wirklich stehe. "Das ist eine gute Sache." Entscheidenden Anteil am Spielausgang dürften vor allem die Torhüterleistungen haben. Kiels Olympiasieger und Weltmeister Thierry Omeyer trifft dabei auf Arpad Sterbik, unter Fachleuten die geteilte Nummer eins mit dem Kieler Schlussmann. Sterbik sei ein sehr guter Torhüter, lobt Omeyer, "für mich ist es aber nicht wichtig, ob ich als der bessere von uns beiden gelte. Wichtig ist nur, dass ich meinen Jungs helfen kann, Handball ist Mannschaftssport." Der Weg zum Sieg führt für Omeyer nur über das Zusammenspiel mit der eigenen Abwehr. "Wir müssen von Beginn an konzentriert agieren, unser Spiel spielen, dann können wir Ciudad Real schlagen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2009:
Anreise: Ciudad Real ist eine 70 000-Einwohner-Stadt 200 km vor den Toren Madrids, verfügt dank BM-Sponsor und Milliardär Domingo Diaz de Mera über eine eigene Universität und seit kurzem über einen Flughafen. So reisen die Handballer direkt an. In Hamburg wurde das Team vom THW-Bus abgeholt und mit Speisen und Getränken versorgt.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 21.02.2009)
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