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03.07.2009 Interview

HBL-Interview mit Klaus-Dieter Petersen

"Es ist immens wichtig, mal ein großes Turnier gespielt zu haben"

Klaus-Dieter Petersen:  "Wir haben die 1. Liga keineswegs aus den Augen verloren."
Klicken Sie zum Vergrößern! Klaus-Dieter Petersen: "Wir haben die 1. Liga keineswegs aus den Augen verloren."
So oft wie er wurde niemand Deutscher Meister. Gleich neun Mal durfte Klaus-Dieter Petersen die Schale in Empfang nehmen. Dazu kommen noch zahlreiche andere Erfolge mit dem THW und der Nationalmannschaft, mit der er 2004 erst Europameister wurde, später im Sommer olympisches Silber gewann. Seit 2005 trainiert Pitti - so nennen ihn alle - die Jugend-Nationalmannschaft des DHB. Mit großem Erfolg: Im vergangenen Jahr gewann der 40-Jährige mit seinen Jungs den Titel des Europameisters. Jetzt soll der einstige Abwehrstratege, der seit Januar 2008 auch den Wilhelmshavener HV coacht, bei der Jugend-WM in Tunesien (Beginn 20. Juli) eben jene Jugend-Mannschaft auch zum WM-Titel führen.
HBL:
Seit ein paar Tagen befinden Sie sich mit der Jugend-Nationalmannschaft in der WM-Vorbereitung. Da fällt der Urlaub in diesem Jahr wohl aus, oder?
Klaus-Dieter Petersen:
So wie in jedem Jahr.
HBL:
Waren Sie überhaupt fort?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich bin mit dem Auto zum Finale der Champions League nach Ciudad Real gefahren. Eine Woche hin, eine Woche zurück - mit diversen Zwischenstationen an der Loire, an der Atlantikküste, im Baskenland und auf dem Rückweg auch am Mittelmeer. Das muss jetzt reichen.
HBL:
Mit welchen Perspektiven reist die DHB-Jugend zu ihrer ersten WM-Teilnahme?
Klaus-Dieter Petersen:
Wir haben im vergangenen Jahr mit dieser Mannschaft eine überaus erfolgreiche Europameisterschaft gespielt und am Ende gewonnen. Nun müssen wir allerdings auf zwei Spieler verzichten. Wir haben uns dazu entschlossen, Steffen Fäth bei den Junioren mitspielen zu lassen. Und wir haben auf eine Nominierung von Christof Steiner verzichtet, weil er lange am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt war. Aber das bietet andererseits eine große Chance für andere, die bislang nur in der zweiten Reihe standen.
HBL:
Dann ist das Erfolgskollektiv der EM auseinandergerissen?
Klaus-Dieter Petersen:
Ich bin dennoch guten Mutes, dass wir diese Ausfälle kompensieren können. Ich bin sehr gespannt, was dort passieren wird. Als Jugendspieler trittst du schließlich nicht einmal pro Woche in Afrika an. Es wird eine interessante Erfahrung für meine Mannschaft sein, mit den veränderten Bedingungen klar zu kommen, unterschiedliche, teils exotische Spielsysteme kennenzulernen und nicht nur auf die in Europa üblichen 6:0-Deckungen zu treffen.
HBL:
Heiner Brand und viele andere beklagen immer wieder, dass der Nachwuchs nur schwer den Sprung in die Bundesliga schafft. Ist dabei eine WM-Teilnahme hilfreich?
Klaus-Dieter Petersen:
Es ist immens wichtig, mal ein großes Turnier gespielt zu haben. Hier müssen die Jungs Verantwortung übernehmen, während das in ihren Klubteams meistens die erfahreneren Spieler machen. Bei dieser WM kann sich keiner der jungen Leute verstecken. Wir werden erleben, wie meine Jungs in speziellen Situationen Lösungen finden.
HBL:
Immerhin verpassen einige Spieler die Vorbereitung ihres Klubs auf die neue Saison.
Klaus-Dieter Petersen:
Das stimmt, aber die Saison ist im Folgenden lang genug, um das zu kompensieren. Wenn die Trainer intensiv genug und nicht nur ergebnis-, sondern auch ausbildungsorientiert arbeiten, wird die fehlende Saisonvorbereitung im Klub kein Hindernis sein.
HBL:
Die TOYOTA HBL veranstaltete jüngst ein Jugendtrainer-Symposium für die Klubs der HBL, an dem auch Sie teilnahmen. Ist das ein möglicher Weg, die Qualität der Ausbilder zu verbessern, um damit auch die Qualität der Ausbildung zu verbessern?
Klaus-Dieter Petersen:
Natürlich ist die Qualität der Jugendtrainer äußerst wichtig. Aber wir haben doch schon ein erstaunlich gutes Niveau und sind mit der Rahmentrainingskonzeption schon seit vielen Jahren auf einem guten Weg. Wie gut, das haben die Erfolge in der jüngeren Vergangenheit gezeigt. Wenn ich mir meine Mannschaft der Jahrgänge 1990 und 1991 anschaue, dann ist mir nicht bange. Da gibt es rund 15 Spieler, die schon Zweitligaerfahrung gesammelt haben.
HBL:
Gibt es Spieler in Ihrem Team, die sich für die 1. Liga aufdrängen?
Klaus-Dieter Petersen:
Steffen Fäth hat es ja bereits bei den Rhein-Neckar Löwen bewiesen, dass er erstliga-tauglich ist. Auch Kreisläufer Hendrik Pekeler wird im kommenden Jahr sicher mal beim THW Kiel auftauchen. Alexander Becker ist mit einem Doppelspielrecht für die TSG Friesenheim und für die Rhein-Neckar Löwen ausgestattet. Und Felix König wird in Balingen für Furore sorgen. Ich bin sicher, dass da noch der eine oder andere hinzukommen wird. Man darf nicht vergessen: Das sind im Grunde ja noch A-Jugendspieler.
HBL:
Sie selbst trainieren den Wilhelmshavener HV. Geht das auf Sicht gut mit der Doppelbelastung?
Klaus-Dieter Petersen:
Mir machen beide Aufgaben einen Riesenspaß. Ich habe mit den Jungs nun vier Jahre gearbeitet, war mit denen Europameister und spiele nun eine WM mit ihnen. Wenn ich dann beim Final Four in Hamburg ein paar meiner Spieler sehe, die schon voll in ihr Team integriert sind, dann erfüllt mich das mit Stolz und Dankbarkeit. Und deshalb werde ich mit dem WHV in die neue Saison gehen und gemeinsam mit meinem Kollegen Christof Armbruster ab Herbst die Mannschaft der Jahrgänge 1994/95 übernehmen und ein neues Team aufbauen.
HBL:
Wie sehen Ihre Perspektiven für die kommende Spielzeit aus?
Klaus-Dieter Petersen:
Wir sind im vergangenen Jahr abgestiegen, haben danach einen Umbruch vollziehen müssen und die Mannschaft auch für diese Saison erneut umbauen müssen. Unsere Zielstellung lautet daher zunächst einmal, sich für die eingleisige 2. Liga zu qualifizieren.
HBL:
Langfristig möchte der WHV doch sicher wieder in die Bundesliga zurück, oder?
Klaus-Dieter Petersen:
Wir haben die 1. Liga keineswegs aus den Augen verloren. Aber das ist mit den gegenwärtigen Gegebenheiten nicht zu realisieren. Wir haben uns dazu entschieden, das Team von unten aufzubauen und diesen Weg konsequent zu gehen. Daher wissen wir, dass wir erst einmal in die eingleisige 2. Liga gehören.
(Das Interview führte die HBL)


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