So oft wie er wurde niemand Deutscher Meister. Gleich neun Mal
durfte
Klaus-Dieter Petersen die Schale
in Empfang nehmen. Dazu kommen noch zahlreiche andere Erfolge mit
dem THW und der Nationalmannschaft, mit der er 2004 erst Europameister
wurde, später im Sommer olympisches Silber gewann. Seit 2005 trainiert
Pitti - so nennen ihn alle - die
Jugend-Nationalmannschaft des DHB. Mit großem Erfolg: Im vergangenen
Jahr gewann der 40-Jährige mit seinen Jungs den Titel des Europameisters.
Jetzt soll der einstige Abwehrstratege, der seit Januar 2008 auch den
Wilhelmshavener HV coacht, bei der Jugend-WM in Tunesien (Beginn 20.
Juli) eben jene Jugend-Mannschaft auch zum WM-Titel führen.
- HBL:
-
Seit ein paar Tagen befinden Sie sich mit der Jugend-Nationalmannschaft
in der WM-Vorbereitung. Da fällt der Urlaub in diesem Jahr wohl aus, oder?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
So wie in jedem Jahr.
- HBL:
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Waren Sie überhaupt fort?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich bin mit dem Auto zum Finale der Champions League
nach Ciudad Real gefahren. Eine Woche hin, eine Woche zurück - mit diversen
Zwischenstationen an der Loire, an der Atlantikküste, im Baskenland und auf
dem Rückweg auch am Mittelmeer. Das muss jetzt reichen.
- HBL:
-
Mit welchen Perspektiven reist die DHB-Jugend zu ihrer ersten WM-Teilnahme?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Wir haben im vergangenen Jahr mit dieser Mannschaft eine überaus erfolgreiche
Europameisterschaft gespielt und am Ende gewonnen. Nun müssen wir allerdings
auf zwei Spieler verzichten. Wir haben uns dazu entschlossen, Steffen Fäth
bei den Junioren mitspielen zu lassen. Und wir haben auf eine Nominierung
von Christof Steiner verzichtet, weil er lange am Pfeifferschen Drüsenfieber
erkrankt war. Aber das bietet andererseits eine große Chance für andere, die
bislang nur in der zweiten Reihe standen.
- HBL:
-
Dann ist das Erfolgskollektiv der EM auseinandergerissen?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Ich bin dennoch guten Mutes, dass wir diese Ausfälle kompensieren können. Ich
bin sehr gespannt, was dort passieren wird. Als Jugendspieler trittst du
schließlich nicht einmal pro Woche in Afrika an. Es wird eine interessante
Erfahrung für meine Mannschaft sein, mit den veränderten Bedingungen klar zu
kommen, unterschiedliche, teils exotische Spielsysteme kennenzulernen und nicht
nur auf die in Europa üblichen 6:0-Deckungen zu treffen.
- HBL:
-
Heiner Brand und viele andere beklagen immer wieder, dass der Nachwuchs nur
schwer den Sprung in die Bundesliga schafft. Ist dabei eine WM-Teilnahme hilfreich?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Es ist immens wichtig, mal ein großes Turnier gespielt zu haben. Hier müssen
die Jungs Verantwortung übernehmen, während das in ihren Klubteams meistens die
erfahreneren Spieler machen. Bei dieser WM kann sich keiner der jungen Leute
verstecken. Wir werden erleben, wie meine Jungs in speziellen Situationen Lösungen
finden.
- HBL:
-
Immerhin verpassen einige Spieler die Vorbereitung ihres Klubs auf die neue Saison.
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Das stimmt, aber die Saison ist im Folgenden lang genug, um das zu kompensieren.
Wenn die Trainer intensiv genug und nicht nur ergebnis-, sondern auch
ausbildungsorientiert arbeiten, wird die fehlende Saisonvorbereitung im Klub
kein Hindernis sein.
- HBL:
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Die TOYOTA HBL veranstaltete jüngst ein Jugendtrainer-Symposium für die Klubs
der HBL, an dem auch Sie teilnahmen. Ist das ein möglicher Weg, die Qualität
der Ausbilder zu verbessern, um damit auch die Qualität der Ausbildung zu
verbessern?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Natürlich ist die Qualität der Jugendtrainer äußerst wichtig. Aber wir haben
doch schon ein erstaunlich gutes Niveau und sind mit der Rahmentrainingskonzeption
schon seit vielen Jahren auf einem guten Weg. Wie gut, das haben die Erfolge
in der jüngeren Vergangenheit gezeigt. Wenn ich mir meine Mannschaft der
Jahrgänge 1990 und 1991 anschaue, dann ist mir nicht bange. Da gibt es rund
15 Spieler, die schon Zweitligaerfahrung gesammelt haben.
- HBL:
-
Gibt es Spieler in Ihrem Team, die sich für die 1. Liga aufdrängen?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Steffen Fäth hat es ja bereits bei den Rhein-Neckar Löwen bewiesen, dass
er erstliga-tauglich ist. Auch Kreisläufer Hendrik Pekeler
wird im kommenden Jahr sicher mal beim THW Kiel auftauchen. Alexander Becker
ist mit einem Doppelspielrecht für die TSG Friesenheim und für die Rhein-Neckar
Löwen ausgestattet. Und Felix König wird in Balingen für Furore sorgen. Ich
bin sicher, dass da noch der eine oder andere hinzukommen wird. Man darf
nicht vergessen: Das sind im Grunde ja noch A-Jugendspieler.
- HBL:
-
Sie selbst trainieren den Wilhelmshavener HV. Geht das auf Sicht gut
mit der Doppelbelastung?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Mir machen beide Aufgaben einen Riesenspaß. Ich habe mit den Jungs nun vier
Jahre gearbeitet, war mit denen Europameister und spiele nun eine WM mit
ihnen. Wenn ich dann beim Final Four in Hamburg ein paar meiner Spieler sehe,
die schon voll in ihr Team integriert sind, dann erfüllt mich das mit Stolz
und Dankbarkeit. Und deshalb werde ich mit dem WHV in die neue Saison gehen
und gemeinsam mit meinem Kollegen Christof Armbruster ab Herbst die Mannschaft
der Jahrgänge 1994/95 übernehmen und ein neues Team aufbauen.
- HBL:
-
Wie sehen Ihre Perspektiven für die kommende Spielzeit aus?
- Klaus-Dieter Petersen:
-
Wir sind im vergangenen Jahr abgestiegen, haben danach einen Umbruch vollziehen
müssen und die Mannschaft auch für diese Saison erneut umbauen müssen. Unsere
Zielstellung lautet daher zunächst einmal, sich für die eingleisige 2. Liga
zu qualifizieren.
- HBL:
-
Langfristig möchte der WHV doch sicher wieder in die Bundesliga zurück, oder?
- Klaus-Dieter Petersen:
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Wir haben die 1. Liga keineswegs aus den Augen verloren. Aber das ist mit den
gegenwärtigen Gegebenheiten nicht zu realisieren. Wir haben uns dazu entschieden,
das Team von unten aufzubauen und diesen Weg konsequent zu gehen. Daher wissen
wir, dass wir erst einmal in die eingleisige 2. Liga gehören.
(Das Interview führte die HBL)