Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Mit dem Startschuss in die neue
Saison hat sich vieles verändert beim THW Kiel.
Stefan Lövgren
feierte nach zehn Jahren im Zebradress am 8. August seinen großen
Abschied aus Kiel, während sich insgesamt sieben Neuzugänge in der
Stadt an der Förde niederließen.
Neben dem Denker und Lenker des Teams -
Stefan Lövgren -
gingen zum Saisonende auch
Nikola Karabatic und
Vid Kavticnik. Gleich sieben neue Spieler kamen
indes: viel Bewegung also im Team um Trainer
Alfred Gislason,
der aber frohen Mutes in die Zukunft blickt: "Die Vorbereitung lief gut, und
ich war überrascht über die schnelle und problemlose Integration der neuen
Spieler", so der Isländer. Gleichwertig könne man die Spieler, die sich
verabschiedet haben, nicht ersetzen, und die Lücke, die
Lövgren hinterlassen habe, könne man ebenfalls
nicht von heute auf morgen schließen. "Aber meine Mannschaft ist stark genug,
um den Standard des THW Kiel zu halten."
Um dem Anspruch, weiterhin attraktiven und erfolgreichen Handball zu spielen,
gerecht zu werden, verpflichtete der THW Kiel namenhafte Spieler sowie
hoffnungsvolle, junge Talente, die auch in der Zukunft die Klasse der Zebras
demonstrieren wollen.
Der schwedische Oldie
Mit
Peter Gentzel heuerte der 224-fache
schwedische Nationaltorhüter bei den Kielern an, der eigentlich seine
sportliche Karriere bei der HSG Nordhorn-Lingen sanft ausklingen lassen
wollte. Nach einem Anruf des THW entschied
Gentzel
sich jedoch anders: Nun vertritt der Kult-Keeper seinen Landsmann, den
verletzten
Andreas Palicka, für eine Saison
zwischen den Pfosten. Und nicht nur die unbändige Motivation, die den
"Oldie" seit Jahren antreibt, immer sein Bestes zu geben, sondern auch
die unendlich lange Titelsammlung des Keepers ist beeindruckend. Schon
in Schweden wurde er mit Redbergslids Göteborg fünffacher schwedischer
Meister und dreimaliger Pokalsieger, drei Mal sicherte er sich
Europameisterschaftsgold.
Gentzel wurde im
Jahr 1999 Weltmeister, und an seiner Medaillenwand hängt die olympische
Silbermedaille von 2000. Trotz alledem kämpft er sich erneut durch eine
harte Vorbereitung und misst sich mit seinem Torhüterkollegen, dem Besten
auf dieser Position -
Thierry Omeyer. "Es macht
Spaß mit ihm zusammen zu trainieren und zu spielen. Ich versuche schon
die ganze Zeit, meine Französischkenntnisse dabei ein bisschen aufzubessern,
das ist mir allerdings noch nicht gelungen", witzelte er am Rande der
Saisoneröffnungspressekonferenz.
Das Kraftpaket im linken Rückraum
Ein weiterer Neuzugang,
Momir Ilic vom VfL
Gummersbach, bezeichnet seinen Vertrag beim THW Kiel als seinen "Traum,
der wahr geworden ist". Zwei Meter groß und 100 Kilogramm schwer - an
Momir Ilic kommt so schnell keiner auf dem
Handballparkett vorbei.
Ilic soll die Lücke
im linken Rückraum schließen, die
Nikola Karabatic
hinterlassen hat. Wenn es einer kann - dann
Ilic.
Bei der Wahl zum Spieler der Saison in der TOYOTA Handball-Bundesliga
landete der Rechtshänder hinter
Thierry Omeyer
auf Platz zwei. Eine Auszeichnung nicht zuletzt für die 233 Tore, die
Ilic im vergangenen Jahr erzielte. Die
Vorbereitung beim THW Kiel absolvierte der Serbe ebenso souverän, wie
er auch in der vergangenen Saison ins Eckige traf. "Ich bin begeistert.
Ich bin in einer tollen Mannschaft gelandet und fühle mich mit meiner
Frau Maja hier in Kiel sehr wohl", so der Rückraumspieler mit der
Trikotnummer 31. Mit dem VfL Gummersbach gelang ihm zum Ende seiner
Vertragszeit der Sieg im EHF-Pokal, ein Erfolg, der Lust auf mehr
machte. Beim THW Kiel hofft er nun, die gesteckten Ziele erreichen zu
können und dabei noch eine Menge Spaß zusammen mit dem Team und den
Fans zu haben.
Der Schnelle auf Rechtsaußen
Trainer
Alfred Gislason kennt ihn schon seit
Jahren. Bereits zu seiner Magdeburger Zeit entdeckte der heutige THW-Trainer
den damals noch jungen
Christian Sprenger und
führte ihn an die Bundesliga heran. Mit seiner Schnelligkeit und Sicherheit
bei den Siebenmetern empfahl
Sprenger sich für
den THW Kiel - so schließt sich der Kreis. "Er ist mit Abstand einer der
schnellsten Spieler in der Liga", beschreibt
Gislason
eines der herausragenden Talente
Sprengers. Er
sei nicht vergleichbar mit
Vid Kavticnik, aber
von der Außenposition unglaublich stark, so der Kieler Trainer. Mit
Freundin Beate bezog der 26-Jährige eine Wohnung in Meimersdorf und fühlte
sich in der etwas ländlicheren Gegend auf Anhieb wohl. "Im vergangenen Jahr
am Silversterabend hatte es mit einem Gespräch mit
Alfred
angefangen. Er fragte mich, ob ich mir das beim THW Kiel vorstellen könnte.
Nun aber tatsächlich hier zu sein und mit dieser Mannschaft zu spielen und
zu trainieren ist einfach toll", versucht
Sprenger
seine Begeisterung für den neuen Club in Worte zu fassen. Er sei stolz, ein
Teil dieses Teams zu sein, und gab zu, dass er beim SC Magdeburg immer
gedacht habe, es gäbe keinen professionelleren Verein, nun aber eines
Besseren belehrt wurde. "Kiel ist das Nonplusultra im Handball."
Air France
Seine Verpflichtung schlug ein wie eine Bombe. Erst wenige Tage vor dem
Saisonstart wurde bekannt, dass der von Medien wegen seiner Sprungkraft
"Air France" getaufte
Daniel Narcisse das
THW-Team in der kommenden Saison verstärken wird. Der 29-Jährige kommt
vom französischen Erstligisten Chambery HB. Von 2004 bis 2007 trug der
1,89 Meter große Handballer das Trikot des Bundesligisten VfL Gummersbach,
kennt somit die Geflogenheiten in Deutschland und viele seiner heutigen
Teamkollegen. Beim VfL avancierte
Narcisse
schnell zu einem der Publikumslieblinge und Leistungsträger in der
Mannschaft. Besonders
Momir Ilic freute sich
über den neuen Neuzugang, denn Jahre zuvor standen beide im selben Team
und kämpften schon einmal für die gleichen Ziele. Weit über 150
Länderspiele für sein Heimatland Frankreich stehen auf dem Konto von
Daniel Narcisse, über 500 Tore erzielte er
für seine Nationalmannschaft. Erst vor kurzem wurden er und sein Landsmann
und jetziger Teamkollege
Thierry Omeyer
Weltmeister und vor etwas über einem Jahr Olympiasieger von Peking.
Die Jugend greift an
Auch in dieser Saison setzt der THW Kiel auf talentierte Nachwuchsspieler.
Mit
Aron Palmarsson verpflichteten die Kieler
schon im Winter des vergangenen Jahres eines der nach Expertenansicht
größten Handballtalente der heutigen Zeit. So wurde
Palmarsson zum vielversprechendsten Spieler
und besten Angriffsspieler der isländischen Liga gewählt. Elf Jahre
spielte
Palmarsson bei seinem Heimatverein FH
Hafnarfjördur auf der Regisseursposition im mittleren Rückraum und
schaffte von dort den Sprung sowohl in die Jugend-, Junioren-, als auch
die A-Nationalmannschaft - eine Menge Erfahrung für einen jungen Mann
mit gerade einmal 19 Jahren. Dass in Deutschland jedoch ein anderer Wind
weht, das hat auch
Aron Palmarsson schnell
gemerkt. "Der Unterschied zur isländischen Liga ist enorm. Ich habe nicht
gedacht, dass es doch so schwierig sein würde, Schritt halten zu können",
so der Blondschopf, der jeden Tag hart dafür kämpft Anschluss zu finden
und mithalten zu können mit seinen Teamkollegen. "Ehrgeizig und zielstrebig
bin ich und werde hart an mir arbeiten, um möglichst schnell eine
Verstärkung für die Mannschaft sein zu können." Ein großes Problem sind
jedoch auch die Verständigungsschwierigkeiten des 1,92 Meter großen Mannes.
Als einziger Neuzugang spricht er noch kein Deutsch. Der Sprachkurs ist
aber schon gebucht, und die ersten Unterrichtsstunden stehen kurz bevor,
so dass dem sympathischen Nordeuropäer dem Scherzen mit Mitspielern und
Plaudern mit Fans bald nichts mehr im Wege stehen dürfte.
Ein bekanntes Gesicht
Nach einer Saison im Dress des TSV Altenholz ist der Kreisläufer
Hendrik Pekeler nun endgültig ein Zebra. Schon
in der vergangenen Saison trainierte der 18-jährige Jungnationalspieler
beim THW Kiel, war aber noch nicht spielberechtigt. In dieser Spielzeit
steht er hauptsächlich am Kreis des THW Junior Teams, soll dort zum
Leistungsträger werden und von den zahlreichen Trainingseinheiten mit
Marcus Ahlm und Kurzeinsätzen in der
Bundesligamannschaft profitieren. Am Kreis ist er eines der
hoffnungsvollsten deutschen Talente und bewies seine Klasse schon in der
Jugendnationalmannschaft. Auch beim TSV Altenholz in der zweiten
Handball-Bundesliga wuchs
Pekeler zu einer
echten Größe heran.
Das Sprungwunder
Ebenfalls ein Jung-Nationalspieler ist
Tobias Reichmann.
Mit seinen 21 Jahren ist er der älteste der "jungen Wilden" und machte
durch hervorragende Leistung im Juniorennationalteam auf sich aufmerksam.
"Sprungwunder" nannte
Lövgren den Handballer des
SC Magdeburg nach wenigen Probetrainingseinheiten und attestierte ihm eine
Menge Potential. Eine Weile wird es jedoch noch dauern, bis der Linkshänder
die Truppe um Trainer
Alfred Gislason verstärken
kann. Bei einem Spiel der DHB-Junioren erlitt
Reichmann
einen Kreuzbandriss und wurde im vergangenen Mai von
Dr. Frank Pries operiert. "Der Heilungsprozess
verläuft gut. Ich bin guter Dinge, dass ich zum Ende des Jahres hin wieder
spielen kann", gab sich der Rechtsaußen optimistisch. Er trainiere jetzt
schon hart für sein Comeback und freue sich auf die ersten Trainingseinheiten
mit dem neuen Team. "In Kiel ist alles so riesig und imposant", schildert er
seine Eindrücke. "Aber hier kann sich ein Sportler voll und ganz auf seinen
Sport konzentrieren." Auch er möchte bald sich bald nur noch auf den Sport
konzentrieren und mit dem THW Kiel ganz oben stehen.
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)